Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 2. Stuttgart, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn.
vertrag von 1742, Art. 20, fordert, dass der Eingang des
Hafens wenigstens durch zwei Schiffe, oder durch eine mit
Canonen besetzte Batterie gesperrt sey. Wenck cod. jur.
gent. I. 613. Eine Sperrung auf der Seeseite, durch wenig-
stens sechs Kriegsschiffe, in einer Entfernung von etwas mehr
als CanonenschussWeite von dem Hafen oder der Stadt, oder
auf der Landseite durch solche Batterien und andere Wer-
ke, dass man anders nicht als unter den Canonen der Be-
lagerer dahin gelangen kann, verlangt der holländisch-si-
cilianische Handelsvertrag v. 1753, Art. 22. Moser's Ver-
such, VII. 588. Eine Sperrung von zwanzig Schiffen, fordert
der preussisch-dänische Handelsvertrag von 1818, Art. 18.
b) Eine, besonders in facto, sehr bestrittene Materie. Vergl.
F. F. L. Pestel diss. selecta capita juris gentium maritimi,
§. 11. Die (Note a) angeführten Verträge Russlands mit
Schweden, Dänemark und Preussen, fordern ausdrücklich,
dass ein nach einem bloquirten Hafen fahrendes neutrales
Schiff, von dem Commandanten der Bloquade benachrich-
tigt seyn müsse von dem BloquadeZustand des Hafens, und
dass es erst dann als Uebertreter des Vertrags anzusehen
sey, wenn es hierauf durch Gewalt oder List in den Hafen
einzulaufen trachte.
c) Vorzüglich seit 1792, haben etliche kriegführende Mächte
ein sehr ausgedehntes BloquadeSystem aufgestellt, nach wel-
chem ganze Länder und Küsten in BloquadeStand erklärt
werden. Schon seit 1775, als Frankreich Theil genommen
hatte an dem nordamerikanischen Krieg gegen Grossbritan-
nien, stellte der brittische AdmiralitätsHof den Grundsatz
auf: que les ports de France etaient, par leur position, te-
nus naturellement en etat de blocus par les ports d'Angle-
terre. Dawider s. man das oben §. 291 angef. pariser Me-
moire von 1812, p. 11. sq. -- Dem englischen Bloquade-
System (Jacobsen a. a. O. I. 556--665.), ward seit 1806 das
französische ContinentalSystem von Napoleon entgegengesetzt
(§. 311 ff.).
§. 298.
Nachtheilige Wirkung desselben.

Der bloquirenden Macht ist Selbsthülfe er-
laubt, gegen diejenigen Neutralen, welche, ih-

II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn.
vertrag von 1742, Art. 20, fordert, daſs der Eingang des
Hafens wenigstens durch zwei Schiffe, oder durch eine mit
Canonen besetzte Batterie gesperrt sey. Wenck cod. jur.
gent. I. 613. Eine Sperrung auf der Seeseite, durch wenig-
stens sechs Kriegsschiffe, in einer Entfernung von etwas mehr
als CanonenschuſsWeite von dem Hafen oder der Stadt, oder
auf der Landseite durch solche Batterien und andere Wer-
ke, daſs man anders nicht als unter den Canonen der Be-
lagerer dahin gelangen kann, verlangt der holländisch-si-
cilianische Handelsvertrag v. 1753, Art. 22. Moser’s Ver-
such, VII. 588. Eine Sperrung von zwanzig Schiffen, fordert
der preussisch-dänische Handelsvertrag von 1818, Art. 18.
b) Eine, besonders in facto, sehr bestrittene Materie. Vergl.
F. F. L. Pestel diss. selecta capita juris gentium maritimi,
§. 11. Die (Note a) angeführten Verträge Ruſslands mit
Schweden, Dänemark und Preussen, fordern ausdrücklich,
daſs ein nach einem bloquirten Hafen fahrendes neutrales
Schiff, von dem Commandanten der Bloquade benachrich-
tigt seyn müsse von dem BloquadeZustand des Hafens, und
daſs es erst dann als Uebertreter des Vertrags anzusehen
sey, wenn es hierauf durch Gewalt oder List in den Hafen
einzulaufen trachte.
c) Vorzüglich seit 1792, haben etliche kriegführende Mächte
ein sehr ausgedehntes BloquadeSystem aufgestellt, nach wel-
chem ganze Länder und Küsten in BloquadeStand erklärt
werden. Schon seit 1775, als Frankreich Theil genommen
hatte an dem nordamerikanischen Krieg gegen Groſsbritan-
nien, stellte der brittische AdmiralitätsHof den Grundsatz
auf: que les ports de France étaient, par leur position, te-
nus naturellement en état de blocus par les ports d’Angle-
terre. Dawider s. man das oben §. 291 angef. pariser Mé-
moire von 1812, p. 11. sq. — Dem englischen Bloquade-
System (Jacobsen a. a. O. I. 556—665.), ward seit 1806 das
französische ContinentalSystem von Napoleon entgegengesetzt
(§. 311 ff.).
§. 298.
Nachtheilige Wirkung desselben.

Der bloquirenden Macht ist Selbsthülfe er-
laubt, gegen diejenigen Neutralen, welche, ih-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <note place="end" n="a)"><pb facs="#f0112" n="480"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn.</hi></fw><lb/>
vertrag von 1742, Art. 20, fordert, da&#x017F;s der Eingang des<lb/>
Hafens wenigstens durch zwei Schiffe, oder durch eine mit<lb/>
Canonen besetzte Batterie gesperrt sey. <hi rendition="#k">Wenck</hi> cod. jur.<lb/>
gent. I. 613. Eine Sperrung auf der Seeseite, durch wenig-<lb/>
stens <hi rendition="#i">sechs</hi> Kriegsschiffe, in einer Entfernung von etwas mehr<lb/>
als Canonenschu&#x017F;sWeite von dem Hafen oder der Stadt, oder<lb/>
auf der Landseite durch solche Batterien und andere Wer-<lb/>
ke, da&#x017F;s man anders nicht als unter den Canonen der Be-<lb/>
lagerer dahin gelangen kann, verlangt der holländisch-si-<lb/>
cilianische Handelsvertrag v. 1753, Art. 22. <hi rendition="#k">Moser</hi>&#x2019;s Ver-<lb/>
such, VII. 588. Eine Sperrung von <hi rendition="#i">zwanzig</hi> Schiffen, fordert<lb/>
der preussisch-dänische Handelsvertrag von 1818, Art. 18.</note><lb/>
                <note place="end" n="b)">Eine, besonders in facto, sehr bestrittene Materie. Vergl.<lb/>
F. F. L. <hi rendition="#k">Pestel</hi> diss. selecta capita juris gentium maritimi,<lb/>
§. 11. Die (Note a) angeführten Verträge Ru&#x017F;slands mit<lb/>
Schweden, Dänemark und Preussen, fordern ausdrücklich,<lb/>
da&#x017F;s ein nach einem bloquirten Hafen fahrendes neutrales<lb/>
Schiff, von dem Commandanten der Bloquade benachrich-<lb/>
tigt seyn müsse von dem BloquadeZustand des Hafens, und<lb/>
da&#x017F;s es erst dann als Uebertreter des Vertrags anzusehen<lb/>
sey, wenn es hierauf durch Gewalt oder List in den Hafen<lb/>
einzulaufen trachte.</note><lb/>
                <note place="end" n="c)">Vorzüglich seit 1792, haben etliche kriegführende Mächte<lb/>
ein sehr ausgedehntes BloquadeSystem aufgestellt, nach wel-<lb/>
chem ganze Länder und Küsten in BloquadeStand erklärt<lb/>
werden. Schon seit 1775, als Frankreich Theil genommen<lb/>
hatte an dem nordamerikanischen Krieg gegen Gro&#x017F;sbritan-<lb/>
nien, stellte der brittische AdmiralitätsHof den Grundsatz<lb/>
auf: que les ports de France étaient, par leur position, te-<lb/>
nus naturellement en état de blocus par les ports d&#x2019;Angle-<lb/>
terre. Dawider s. man das oben §. 291 angef. pariser Mé-<lb/>
moire von 1812, p. 11. sq. &#x2014; Dem englischen Bloquade-<lb/>
System (<hi rendition="#k">Jacobsen</hi> a. a. O. I. 556&#x2014;665.), ward seit 1806 das<lb/>
französische ContinentalSystem von Napoleon entgegengesetzt<lb/>
(§. 311 ff.).</note>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 298.<lb/><hi rendition="#i">Nachtheilige Wirkung desselben</hi>.</head><lb/>
                <p>Der bloquirenden Macht ist Selbsthülfe er-<lb/>
laubt, gegen diejenigen Neutralen, welche, ih-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[480/0112] II. Th. II. Tit. Bedingte Rechte; in feindl. Verhältn. a⁾ vertrag von 1742, Art. 20, fordert, daſs der Eingang des Hafens wenigstens durch zwei Schiffe, oder durch eine mit Canonen besetzte Batterie gesperrt sey. Wenck cod. jur. gent. I. 613. Eine Sperrung auf der Seeseite, durch wenig- stens sechs Kriegsschiffe, in einer Entfernung von etwas mehr als CanonenschuſsWeite von dem Hafen oder der Stadt, oder auf der Landseite durch solche Batterien und andere Wer- ke, daſs man anders nicht als unter den Canonen der Be- lagerer dahin gelangen kann, verlangt der holländisch-si- cilianische Handelsvertrag v. 1753, Art. 22. Moser’s Ver- such, VII. 588. Eine Sperrung von zwanzig Schiffen, fordert der preussisch-dänische Handelsvertrag von 1818, Art. 18. b⁾ Eine, besonders in facto, sehr bestrittene Materie. Vergl. F. F. L. Pestel diss. selecta capita juris gentium maritimi, §. 11. Die (Note a) angeführten Verträge Ruſslands mit Schweden, Dänemark und Preussen, fordern ausdrücklich, daſs ein nach einem bloquirten Hafen fahrendes neutrales Schiff, von dem Commandanten der Bloquade benachrich- tigt seyn müsse von dem BloquadeZustand des Hafens, und daſs es erst dann als Uebertreter des Vertrags anzusehen sey, wenn es hierauf durch Gewalt oder List in den Hafen einzulaufen trachte. c⁾ Vorzüglich seit 1792, haben etliche kriegführende Mächte ein sehr ausgedehntes BloquadeSystem aufgestellt, nach wel- chem ganze Länder und Küsten in BloquadeStand erklärt werden. Schon seit 1775, als Frankreich Theil genommen hatte an dem nordamerikanischen Krieg gegen Groſsbritan- nien, stellte der brittische AdmiralitätsHof den Grundsatz auf: que les ports de France étaient, par leur position, te- nus naturellement en état de blocus par les ports d’Angle- terre. Dawider s. man das oben §. 291 angef. pariser Mé- moire von 1812, p. 11. sq. — Dem englischen Bloquade- System (Jacobsen a. a. O. I. 556—665.), ward seit 1806 das französische ContinentalSystem von Napoleon entgegengesetzt (§. 311 ff.). §. 298. Nachtheilige Wirkung desselben. Der bloquirenden Macht ist Selbsthülfe er- laubt, gegen diejenigen Neutralen, welche, ih-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821/112
Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 2. Stuttgart, 1821, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821/112>, abgerufen am 30.04.2024.