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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
der Schrift Mosis vorzunehmen, denn ausser dem, daß
ich dazu viel zu ungeschickt bin, glaube ich, daß dieses
keine Sache sey, welche man von mir fordern könne, ich
werde mich daher blos begnügen lassen, dasjenige von der
Meinung des Herrn Whistons zu beurtheilen, was in die
Naturlehre gehöret. Ein mit so vielen Witze geschriebe-
nes Buch als das seinige ist, verdienet dasselbige, und ist
zu bedauren, daß es in der zu Frankfurt Anno 1713. her-
ausgekommenen deutscheu Auflage so schlecht übersetzt ist.
Laßt uns sehen, was sich Whiston vor eine Vorstellung
von Hervorbringung der Welt macht.

§. 23.

Whiston ist mit Burneten darinnen einig, daß die
Hervorbringung der Erde eine blose Versetzung derselben
in gegenwärtigen Zustand gewesen sey. Sie hätte nem-
lich vorher ein wüstes Chaos vorgestellet, und wäre oh-
ne sich um die Axe zu drehen, beynahe in einen Jahre
um die Sonne herum gelaufen. Sechs solcher Jahre wä-
ren nöthig gewesen aus einen verwirrten Klumpen einen
solchen Planeten zu machen, wie wir ihn vor uns sehen.
Jm ersten Jahre hätte die Erde einen ausgebrannten Co-
meten vorgestellt, und wäre also wüste und leer gewesen,
weil sich aber die gröbsten Theilgen ihrer Dunstkugel nach
dem Kerne des Cometen herunter gesenkt hätten, so wäre
er mit Wasser umgeben, und folglich die Luft dergestalt
von Dünsten gereiniget worden, daß es die Sonne auf
der Erde helle machen können, ob sie schon noch wegen
der in der Atmosphäre befindlichen Dünste, wie es bey
trüben Wetter zu geschehen pfleget, selbst nicht hätte kön-
nen gesehen werden. Jm andern Jahre wären noch im-
mer mehr Dünste herunter gefallen, doch aber noch so viel
zurücke geblieben, daß man die Sterne nicht hätte sehen
können. Jm dritten Jahre wäre das auf die Erde ge-
fallene Wasser gegen die niedrigsten Oerter herabgelaufen,

wor-

in den alleraͤlteſten Zeiten.
der Schrift Moſis vorzunehmen, denn auſſer dem, daß
ich dazu viel zu ungeſchickt bin, glaube ich, daß dieſes
keine Sache ſey, welche man von mir fordern koͤnne, ich
werde mich daher blos begnuͤgen laſſen, dasjenige von der
Meinung des Herrn Whiſtons zu beurtheilen, was in die
Naturlehre gehoͤret. Ein mit ſo vielen Witze geſchriebe-
nes Buch als das ſeinige iſt, verdienet daſſelbige, und iſt
zu bedauren, daß es in der zu Frankfurt Anno 1713. her-
ausgekommenen deutſcheu Auflage ſo ſchlecht uͤberſetzt iſt.
Laßt uns ſehen, was ſich Whiſton vor eine Vorſtellung
von Hervorbringung der Welt macht.

§. 23.

Whiſton iſt mit Burneten darinnen einig, daß die
Hervorbringung der Erde eine bloſe Verſetzung derſelben
in gegenwaͤrtigen Zuſtand geweſen ſey. Sie haͤtte nem-
lich vorher ein wuͤſtes Chaos vorgeſtellet, und waͤre oh-
ne ſich um die Axe zu drehen, beynahe in einen Jahre
um die Sonne herum gelaufen. Sechs ſolcher Jahre waͤ-
ren noͤthig geweſen aus einen verwirrten Klumpen einen
ſolchen Planeten zu machen, wie wir ihn vor uns ſehen.
Jm erſten Jahre haͤtte die Erde einen ausgebrannten Co-
meten vorgeſtellt, und waͤre alſo wuͤſte und leer geweſen,
weil ſich aber die groͤbſten Theilgen ihrer Dunſtkugel nach
dem Kerne des Cometen herunter geſenkt haͤtten, ſo waͤre
er mit Waſſer umgeben, und folglich die Luft dergeſtalt
von Duͤnſten gereiniget worden, daß es die Sonne auf
der Erde helle machen koͤnnen, ob ſie ſchon noch wegen
der in der Atmoſphaͤre befindlichen Duͤnſte, wie es bey
truͤben Wetter zu geſchehen pfleget, ſelbſt nicht haͤtte koͤn-
nen geſehen werden. Jm andern Jahre waͤren noch im-
mer mehr Duͤnſte herunter gefallen, doch aber noch ſo viel
zuruͤcke geblieben, daß man die Sterne nicht haͤtte ſehen
koͤnnen. Jm dritten Jahre waͤre das auf die Erde ge-
fallene Waſſer gegen die niedrigſten Oerter herabgelaufen,

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[45/0053] in den alleraͤlteſten Zeiten. der Schrift Moſis vorzunehmen, denn auſſer dem, daß ich dazu viel zu ungeſchickt bin, glaube ich, daß dieſes keine Sache ſey, welche man von mir fordern koͤnne, ich werde mich daher blos begnuͤgen laſſen, dasjenige von der Meinung des Herrn Whiſtons zu beurtheilen, was in die Naturlehre gehoͤret. Ein mit ſo vielen Witze geſchriebe- nes Buch als das ſeinige iſt, verdienet daſſelbige, und iſt zu bedauren, daß es in der zu Frankfurt Anno 1713. her- ausgekommenen deutſcheu Auflage ſo ſchlecht uͤberſetzt iſt. Laßt uns ſehen, was ſich Whiſton vor eine Vorſtellung von Hervorbringung der Welt macht. §. 23. Whiſton iſt mit Burneten darinnen einig, daß die Hervorbringung der Erde eine bloſe Verſetzung derſelben in gegenwaͤrtigen Zuſtand geweſen ſey. Sie haͤtte nem- lich vorher ein wuͤſtes Chaos vorgeſtellet, und waͤre oh- ne ſich um die Axe zu drehen, beynahe in einen Jahre um die Sonne herum gelaufen. Sechs ſolcher Jahre waͤ- ren noͤthig geweſen aus einen verwirrten Klumpen einen ſolchen Planeten zu machen, wie wir ihn vor uns ſehen. Jm erſten Jahre haͤtte die Erde einen ausgebrannten Co- meten vorgeſtellt, und waͤre alſo wuͤſte und leer geweſen, weil ſich aber die groͤbſten Theilgen ihrer Dunſtkugel nach dem Kerne des Cometen herunter geſenkt haͤtten, ſo waͤre er mit Waſſer umgeben, und folglich die Luft dergeſtalt von Duͤnſten gereiniget worden, daß es die Sonne auf der Erde helle machen koͤnnen, ob ſie ſchon noch wegen der in der Atmoſphaͤre befindlichen Duͤnſte, wie es bey truͤben Wetter zu geſchehen pfleget, ſelbſt nicht haͤtte koͤn- nen geſehen werden. Jm andern Jahre waͤren noch im- mer mehr Duͤnſte herunter gefallen, doch aber noch ſo viel zuruͤcke geblieben, daß man die Sterne nicht haͤtte ſehen koͤnnen. Jm dritten Jahre waͤre das auf die Erde ge- fallene Waſſer gegen die niedrigſten Oerter herabgelaufen, wor-

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/53>, abgerufen am 30.04.2024.