jeder Rückkehr zur Sonne etwas von seiner Ath- mosphaere verleurt, so wenig es auch seyn mag.
Ungeacht ich nicht glaube, daß er dadurch an Stoff merklich ärmer werden sollte, so wünsch- te ich doch Mittel zu der Ersetzung zu finden. Ich vermuthe nicht, daß die Sonnen-Athmo- sphaere aus zurückgelassenen Schweifen der Come- ten bestehe. Die Materie dieser Schweife mag bleiben, wo sie will, so werde ich sie doch nicht aus dem Sonnen-System weglassen. Sie bleibt noch im- mer schwer gegen die Sonne, und mag irgendwo ein Gleichgewicht finden. Es könnte seyn, daß eine Maße von solcher Materie durch die Him- melsluft vertheilt ist, da die Cometen im Durch- fahren, und besonders im Wiedererkälten sich neuen Vorrath sammeln. Diese Möglichkeit lehrt uns wenigstens die Erfahrung auf unserer Erde. Die Veränderung in den Dünsten richtet sich ungleich mehr nach den Abwechslungen, als nach den wirk- lichen Graden der Wärme und Kälte. So wird der Schweif eines Cometen fürnemlich alsdenn länger, wenn er sich geräder gegen die Sonne senkt. Fährt er aber durch sein Perihelium, so ändert sich sein Abstand von der Sonne nicht so merklich, der Schweif wird kürzer, und vertheilt sich in Aeste, und der Comet würde zu seinem Beharrungsstande kommen, wenn er sich vom Pe- rihelio an nicht wieder von der Sonne aufs neue
entfernte.
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uͤber die Einrichtung des Weltbaues.
jeder Ruͤckkehr zur Sonne etwas von ſeiner Ath- moſphære verleurt, ſo wenig es auch ſeyn mag.
Ungeacht ich nicht glaube, daß er dadurch an Stoff merklich aͤrmer werden ſollte, ſo wuͤnſch- te ich doch Mittel zu der Erſetzung zu finden. Ich vermuthe nicht, daß die Sonnen-Athmo- ſphære aus zuruͤckgelaſſenen Schweifen der Come- ten beſtehe. Die Materie dieſer Schweife mag bleiben, wo ſie will, ſo werde ich ſie doch nicht aus dem Sonnen-Syſtem weglaſſen. Sie bleibt noch im- mer ſchwer gegen die Sonne, und mag irgendwo ein Gleichgewicht finden. Es koͤnnte ſeyn, daß eine Maße von ſolcher Materie durch die Him- melsluft vertheilt iſt, da die Cometen im Durch- fahren, und beſonders im Wiedererkaͤlten ſich neuen Vorrath ſammeln. Dieſe Moͤglichkeit lehrt uns wenigſtens die Erfahrung auf unſerer Erde. Die Veraͤnderung in den Duͤnſten richtet ſich ungleich mehr nach den Abwechslungen, als nach den wirk- lichen Graden der Waͤrme und Kaͤlte. So wird der Schweif eines Cometen fuͤrnemlich alsdenn laͤnger, wenn er ſich geraͤder gegen die Sonne ſenkt. Faͤhrt er aber durch ſein Perihelium, ſo aͤndert ſich ſein Abſtand von der Sonne nicht ſo merklich, der Schweif wird kuͤrzer, und vertheilt ſich in Aeſte, und der Comet wuͤrde zu ſeinem Beharrungsſtande kommen, wenn er ſich vom Pe- rihelio an nicht wieder von der Sonne aufs neue
entfernte.
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uͤber die Einrichtung des Weltbaues.
jeder Ruͤckkehr zur Sonne etwas von ſeiner Ath-
moſphære verleurt, ſo wenig es auch ſeyn mag.
Ungeacht ich nicht glaube, daß er dadurch
an Stoff merklich aͤrmer werden ſollte, ſo wuͤnſch-
te ich doch Mittel zu der Erſetzung zu finden.
Ich vermuthe nicht, daß die Sonnen-Athmo-
ſphære aus zuruͤckgelaſſenen Schweifen der Come-
ten beſtehe. Die Materie dieſer Schweife mag
bleiben, wo ſie will, ſo werde ich ſie doch nicht aus dem
Sonnen-Syſtem weglaſſen. Sie bleibt noch im-
mer ſchwer gegen die Sonne, und mag irgendwo
ein Gleichgewicht finden. Es koͤnnte ſeyn, daß
eine Maße von ſolcher Materie durch die Him-
melsluft vertheilt iſt, da die Cometen im Durch-
fahren, und beſonders im Wiedererkaͤlten ſich neuen
Vorrath ſammeln. Dieſe Moͤglichkeit lehrt uns
wenigſtens die Erfahrung auf unſerer Erde. Die
Veraͤnderung in den Duͤnſten richtet ſich ungleich
mehr nach den Abwechslungen, als nach den wirk-
lichen Graden der Waͤrme und Kaͤlte. So wird
der Schweif eines Cometen fuͤrnemlich alsdenn
laͤnger, wenn er ſich geraͤder gegen die Sonne
ſenkt. Faͤhrt er aber durch ſein Perihelium, ſo
aͤndert ſich ſein Abſtand von der Sonne nicht ſo
merklich, der Schweif wird kuͤrzer, und vertheilt
ſich in Aeſte, und der Comet wuͤrde zu ſeinem
Beharrungsſtande kommen, wenn er ſich vom Pe-
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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/122>, abgerufen am 21.05.2024.
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