keinen Stolz geben könne der wirklichen Liebe gegenüber. --
Sein Herz hoffte aber zuversichtlich, sie werde diesen Abend in der Gesellschaft erscheinen, er werde sie sehen und sprechen.
Da trat Manasse in sein Zimmer, eine unerwar- tete Erscheinung. Valerius hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er in Warschau war, und es kam ihm vor, als sei der alte Mann in dieser kurzen Zeit auffallend gealtert, seine Züge erschienen ihm noch spitzer, die Augen noch tiefer, dem Grabe immer näher sich zukehrend. "Herr," sprach der Alte, "mein Sohn Joel ist krank, und sein Herz sehnt sich nach Jhnen, lassen Sie sich hernieder, unter das Dach eines armen Juden zu treten, vielleicht können Sie helfen meinem armen Joel, ich kann es nicht." Seine Arme, die er während des Re- dens erhoben hatte, sanken schlaff zurück, der Kopf neigte sich auf die Brust, der lange Bart zitterte und das blaßgelbe Gesicht ward von jenem zerbroch- nen Ausdruck des Schmerzes überzogen, der einer völligen Gefühllosigkeit ähnlich sieht.
keinen Stolz geben könne der wirklichen Liebe gegenüber. —
Sein Herz hoffte aber zuverſichtlich, ſie werde dieſen Abend in der Geſellſchaft erſcheinen, er werde ſie ſehen und ſprechen.
Da trat Manaſſe in ſein Zimmer, eine unerwar- tete Erſcheinung. Valerius hatte ihn nicht mehr geſehen, ſeit er in Warſchau war, und es kam ihm vor, als ſei der alte Mann in dieſer kurzen Zeit auffallend gealtert, ſeine Züge erſchienen ihm noch ſpitzer, die Augen noch tiefer, dem Grabe immer näher ſich zukehrend. „Herr,“ ſprach der Alte, „mein Sohn Joel iſt krank, und ſein Herz ſehnt ſich nach Jhnen, laſſen Sie ſich hernieder, unter das Dach eines armen Juden zu treten, vielleicht können Sie helfen meinem armen Joel, ich kann es nicht.“ Seine Arme, die er während des Re- dens erhoben hatte, ſanken ſchlaff zurück, der Kopf neigte ſich auf die Bruſt, der lange Bart zitterte und das blaßgelbe Geſicht ward von jenem zerbroch- nen Ausdruck des Schmerzes überzogen, der einer völligen Gefühlloſigkeit ähnlich ſieht.
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keinen Stolz geben könne der wirklichen Liebe
gegenüber. —
Sein Herz hoffte aber zuverſichtlich, ſie werde
dieſen Abend in der Geſellſchaft erſcheinen, er werde
ſie ſehen und ſprechen.
Da trat Manaſſe in ſein Zimmer, eine unerwar-
tete Erſcheinung. Valerius hatte ihn nicht mehr
geſehen, ſeit er in Warſchau war, und es kam ihm
vor, als ſei der alte Mann in dieſer kurzen Zeit
auffallend gealtert, ſeine Züge erſchienen ihm noch
ſpitzer, die Augen noch tiefer, dem Grabe immer
näher ſich zukehrend. „Herr,“ ſprach der Alte,
„mein Sohn Joel iſt krank, und ſein Herz ſehnt
ſich nach Jhnen, laſſen Sie ſich hernieder, unter
das Dach eines armen Juden zu treten, vielleicht
können Sie helfen meinem armen Joel, ich kann
es nicht.“ Seine Arme, die er während des Re-
dens erhoben hatte, ſanken ſchlaff zurück, der Kopf
neigte ſich auf die Bruſt, der lange Bart zitterte
und das blaßgelbe Geſicht ward von jenem zerbroch-
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/240>, abgerufen am 17.06.2024.
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