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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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tensammlungen von mir: sogar suchte er Herrn
Semler wider mich einzunehmen, das ihm aber
nicht gelang.

Ueber die Syrische Sprache hörte ich ein Kol-
legium bei Herrn Professor Schulze, dem jetzigen
Direktor unsers Waisenhauses, und profitirte wenig-
stens so viel, daß ich die Michaelische Chrestomathie,
nebst dem syrischen neuen Testamente ziemlich verste-
hen konnte. Ich fing auch an, in den Werken des
Ephraem zu grübeln, und kam mit Hülfe der Ueber-
setzung so halb und halb zu rechte. Ich habe die
orientalischen Sprachen immer sehr leicht gefunden,
und wundre mich eben darum sehr über den Unfleiß
unsrer Studenten auf allen Akademien in diesem
Stück. Die Herren begehren gelehrte Religion ken-
nen zu lernen, und lernen die Sprachen ihrer hei-
ligen Bücher nicht! Das kommt mir vor, als wenn
ein Pandektenkauer das Latein, oder eine Hofdame
das Französische versäumen wollte.

Das waren nun so meine gelehrten Arbeiten
den Winter über; aber meine Leser werden sich jetzt
auch wieder gefallen lassen, dumme Streiche von
mir zu hören! Also überschreibe ich mein




Zweiter Theil. M

tenſammlungen von mir: ſogar ſuchte er Herrn
Semler wider mich einzunehmen, das ihm aber
nicht gelang.

Ueber die Syriſche Sprache hoͤrte ich ein Kol-
legium bei Herrn Profeſſor Schulze, dem jetzigen
Direktor unſers Waiſenhauſes, und profitirte wenig-
ſtens ſo viel, daß ich die Michaeliſche Chreſtomathie,
nebſt dem ſyriſchen neuen Teſtamente ziemlich verſte-
hen konnte. Ich fing auch an, in den Werken des
Ephraem zu gruͤbeln, und kam mit Huͤlfe der Ueber-
ſetzung ſo halb und halb zu rechte. Ich habe die
orientaliſchen Sprachen immer ſehr leicht gefunden,
und wundre mich eben darum ſehr uͤber den Unfleiß
unſrer Studenten auf allen Akademien in dieſem
Stuͤck. Die Herren begehren gelehrte Religion ken-
nen zu lernen, und lernen die Sprachen ihrer hei-
ligen Buͤcher nicht! Das kommt mir vor, als wenn
ein Pandektenkauer das Latein, oder eine Hofdame
das Franzoͤſiſche verſaͤumen wollte.

Das waren nun ſo meine gelehrten Arbeiten
den Winter uͤber; aber meine Leſer werden ſich jetzt
auch wieder gefallen laſſen, dumme Streiche von
mir zu hoͤren! Alſo uͤberſchreibe ich mein




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[177/0179] tenſammlungen von mir: ſogar ſuchte er Herrn Semler wider mich einzunehmen, das ihm aber nicht gelang. Ueber die Syriſche Sprache hoͤrte ich ein Kol- legium bei Herrn Profeſſor Schulze, dem jetzigen Direktor unſers Waiſenhauſes, und profitirte wenig- ſtens ſo viel, daß ich die Michaeliſche Chreſtomathie, nebſt dem ſyriſchen neuen Teſtamente ziemlich verſte- hen konnte. Ich fing auch an, in den Werken des Ephraem zu gruͤbeln, und kam mit Huͤlfe der Ueber- ſetzung ſo halb und halb zu rechte. Ich habe die orientaliſchen Sprachen immer ſehr leicht gefunden, und wundre mich eben darum ſehr uͤber den Unfleiß unſrer Studenten auf allen Akademien in dieſem Stuͤck. Die Herren begehren gelehrte Religion ken- nen zu lernen, und lernen die Sprachen ihrer hei- ligen Buͤcher nicht! Das kommt mir vor, als wenn ein Pandektenkauer das Latein, oder eine Hofdame das Franzoͤſiſche verſaͤumen wollte. Das waren nun ſo meine gelehrten Arbeiten den Winter uͤber; aber meine Leſer werden ſich jetzt auch wieder gefallen laſſen, dumme Streiche von mir zu hoͤren! Alſo uͤberſchreibe ich mein Zweiter Theil. M

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/179>, abgerufen am 30.04.2024.