Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XVII. Capitel
zwar durch seine Correspondentes, zu übermachen fordern müsse; Ob
man nun einem solchen Credit oder Vorstand manglenden Kauffmann
die Qualität eines Banquiers beylegen könne/ gebe ich einem ieden zu be-
dencken/ es wäre dann/ daß der Juristen ihre Regul hierbey statt fände/
quod quis per alium facit, ac sr ipse fecisset, videtur, was iemand
durch einen andern thut/ das wird angesehen/ als wann ers selber ge-
than hätte/ in welchen Fall dann ein solcher Kauffmann/ der durch ande-
re Wechsel übermachen läst/ auch ein Banquier kan genennet werden.
Zwar ist es nicht ohne/ daß schwerlich ein Banquier in der Welt werde
gefunden werden/ welcher in allen Handels-Plätzen Europae seine Cor-
respondentes
und bey denenselbigen allen und ieden auch vollen Cre-
dit
haben solte/ oder wann dieser auch gleich wäre/ dieselbige alle und
iede so beschaffen seyn solten/ daß sie seine a droiture auff sie geschehene
Tratten solten prompte abführen können/ da sie/ wann sie es gleich
gern thun wolten und könten/ hernach keine Gelegenheit haben ihres
Remboursements halber sich wieder auf ihn zu praevaliren/ dahero
dann nothwendig dergleichen Wechsel-Tratten und Remisen durch die
dritte und vierdte Hand vielmahls müssen negociiret werden/ indessen
kan es doch vor einen grossen Banquier schon genug seyn/ wann er nur
in den vornehmsten Europaeischen Handels-Plätzen seine Correspondenz
und Credit hat/ weil alsdenn von daraus die Neben-Plätze schon besor-
get werden können/ also kan ein zu Paris und Lyon etablirte Corre-
spondenz
schon das übrige von Franckreich/ die zu Venedig und Genua
von Jtalien und auch denen Türckischen See-Plätzen/ die zu Amsterdam
von gantz Holland und Braband zu Londen das übrige von Groß Bri-
tanni
en versorgen; Hamburg und Amsterdam/ als zwey der considera-
blest
en Wechsel-Plätze von Europa auch offtmahls dasjenige allein thun/
was vermittelst der in andern Plätzen habenden Correspondenz a
droiture
nicht so vortheilhafftig hätte geschehen können/ daß also ver-
hoffentlich hieraus zur Gnüge erkläret worden/ welches diejenigen seyn/
die in dem Wechsel-Negocio den Nahmen der Banquiers führen wol-
len. Denen Höfen/ Rent-Cammern und vornehmen Passagiern fliesset hier-
aus diese Lehre/ daß sie in ihren Geld- und Wechsel-Bedürffnissen vor die
rechte Schmiede gehen/ und sich von den Vermögen/ Credit, Ansehen/
und habender Praxin desjenigen/ mit welchen sie sich solcher gestalt in
ein considerables Geld-Negocium einlassen/ erst wohl erkundigen/ ob

er

Das XVII. Capitel
zwar durch ſeine Correſpondentes, zu uͤbermachen fordern muͤſſe; Ob
man nun einem ſolchen Credit oder Vorſtand manglenden Kauffmann
die Qualitaͤt eines Banquiers beylegen koͤnne/ gebe ich einem ieden zu be-
dencken/ es waͤre dann/ daß der Juriſten ihre Regul hierbey ſtatt faͤnde/
quod quis per alium facit, ac ſr ipſe feciſſet, videtur, was iemand
durch einen andern thut/ das wird angeſehen/ als wann ers ſelber ge-
than haͤtte/ in welchen Fall dann ein ſolcher Kauffmann/ der durch ande-
re Wechſel uͤbermachen laͤſt/ auch ein Banquier kan genennet werden.
Zwar iſt es nicht ohne/ daß ſchwerlich ein Banquier in der Welt werde
gefunden werden/ welcher in allen Handels-Plaͤtzen Europæ ſeine Cor-
reſpondentes
und bey denenſelbigen allen und ieden auch vollen Cre-
dit
haben ſolte/ oder wann dieſer auch gleich waͤre/ dieſelbige alle und
iede ſo beſchaffen ſeyn ſolten/ daß ſie ſeine a droiture auff ſie geſchehene
Tratten ſolten prompte abfuͤhren koͤnnen/ da ſie/ wann ſie es gleich
gern thun wolten und koͤnten/ hernach keine Gelegenheit haben ihres
Rembourſements halber ſich wieder auf ihn zu prævaliren/ dahero
dann nothwendig dergleichen Wechſel-Tratten und Remiſen durch die
dritte und vierdte Hand vielmahls muͤſſen negociiret werden/ indeſſen
kan es doch vor einen groſſen Banquier ſchon genug ſeyn/ wann er nur
in den vornehmſten Europæiſchen Handels-Plaͤtzen ſeine Correſpondenz
und Credit hat/ weil alsdenn von daraus die Neben-Plaͤtze ſchon beſor-
get werden koͤnnen/ alſo kan ein zu Paris und Lyon etablirte Corre-
ſpondenz
ſchon das uͤbrige von Franckreich/ die zu Venedig und Genua
von Jtalien und auch denen Tuͤrckiſchen See-Plaͤtzen/ die zu Amſterdam
von gantz Holland und Braband zu Londen das uͤbrige von Groß Bri-
tanni
en verſorgen; Hamburg und Amſterdam/ als zwey der conſidera-
bleſt
en Wechſel-Plaͤtze von Europa auch offtmahls dasjenige allein thun/
was vermittelſt der in andern Plaͤtzen habenden Correſpondenz a
droiture
nicht ſo vortheilhafftig haͤtte geſchehen koͤnnen/ daß alſo ver-
hoffentlich hieraus zur Gnuͤge erklaͤret worden/ welches diejenigen ſeyn/
die in dem Wechſel-Negocio den Nahmen der Banquiers fuͤhren wol-
len. Denen Hoͤfen/ Rent-Cammern und vornehmen Paſſagiern flieſſet hier-
aus dieſe Lehre/ daß ſie in ihren Geld- und Wechſel-Beduͤrffniſſen vor die
rechte Schmiede gehen/ und ſich von den Vermoͤgen/ Credit, Anſehen/
und habender Praxin desjenigen/ mit welchen ſie ſich ſolcher geſtalt in
ein conſiderables Geld-Negocium einlaſſen/ erſt wohl erkundigen/ ob

er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0360" n="340"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XVII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
zwar durch &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Corre&#x017F;pondentes,</hi> zu u&#x0364;bermachen fordern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e; Ob<lb/>
man nun einem &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Credit</hi> oder Vor&#x017F;tand manglenden Kauffmann<lb/>
die <hi rendition="#aq">Qualit</hi>a&#x0364;t eines <hi rendition="#aq">Banquiers</hi> beylegen ko&#x0364;nne/ gebe ich einem ieden zu be-<lb/>
dencken/ es wa&#x0364;re dann/ daß der <hi rendition="#aq">Juri&#x017F;t</hi>en ihre Regul hierbey &#x017F;tatt fa&#x0364;nde/<lb/><hi rendition="#aq">quod quis per alium facit, ac &#x017F;r ip&#x017F;e feci&#x017F;&#x017F;et, videtur,</hi> was iemand<lb/>
durch einen andern thut/ das wird ange&#x017F;ehen/ als wann ers &#x017F;elber ge-<lb/>
than ha&#x0364;tte/ in welchen Fall dann ein &#x017F;olcher Kauffmann/ der durch ande-<lb/>
re Wech&#x017F;el u&#x0364;bermachen la&#x0364;&#x017F;t/ auch ein <hi rendition="#aq">Banquier</hi> kan genennet werden.<lb/>
Zwar i&#x017F;t es nicht ohne/ daß &#x017F;chwerlich ein <hi rendition="#aq">Banquier</hi> in der Welt werde<lb/>
gefunden werden/ welcher in allen Handels-Pla&#x0364;tzen <hi rendition="#aq">Europæ</hi> &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Cor-<lb/>
re&#x017F;pondentes</hi> und bey denen&#x017F;elbigen allen und ieden auch vollen <hi rendition="#aq">Cre-<lb/>
dit</hi> haben &#x017F;olte/ oder wann die&#x017F;er auch gleich wa&#x0364;re/ die&#x017F;elbige alle und<lb/>
iede &#x017F;o be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn &#x017F;olten/ daß &#x017F;ie &#x017F;eine <hi rendition="#aq">a droiture</hi> auff &#x017F;ie ge&#x017F;chehene<lb/><hi rendition="#aq">Tratten</hi> &#x017F;olten <hi rendition="#aq">prompte</hi> abfu&#x0364;hren ko&#x0364;nnen/ da &#x017F;ie/ wann &#x017F;ie es gleich<lb/>
gern thun wolten und ko&#x0364;nten/ hernach keine Gelegenheit haben ihres<lb/><hi rendition="#aq">Rembour&#x017F;ements</hi> halber &#x017F;ich wieder auf ihn zu <hi rendition="#aq">præval</hi>iren/ dahero<lb/>
dann nothwendig dergleichen Wech&#x017F;el-<hi rendition="#aq">Tratten</hi> und <hi rendition="#aq">Remi&#x017F;</hi>en durch die<lb/>
dritte und vierdte Hand vielmahls mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">negocii</hi>ret werden/ inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
kan es doch vor einen gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Banquier</hi> &#x017F;chon genug &#x017F;eyn/ wann er nur<lb/>
in den vornehm&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Europæ</hi>i&#x017F;chen Handels-Pla&#x0364;tzen &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Corre&#x017F;pondenz</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">Credit</hi> hat/ weil alsdenn von daraus die Neben-Pla&#x0364;tze &#x017F;chon be&#x017F;or-<lb/>
get werden ko&#x0364;nnen/ al&#x017F;o kan ein zu <hi rendition="#aq">Paris</hi> und <hi rendition="#aq">Lyon etabl</hi>irte <hi rendition="#aq">Corre-<lb/>
&#x017F;pondenz</hi> &#x017F;chon das u&#x0364;brige von Franckreich/ die zu Venedig und Genua<lb/>
von Jtalien und auch denen Tu&#x0364;rcki&#x017F;chen See-Pla&#x0364;tzen/ die zu Am&#x017F;terdam<lb/>
von gantz Holland und Braband zu Londen das u&#x0364;brige von Groß <hi rendition="#aq">Bri-<lb/>
tanni</hi>en ver&#x017F;orgen; Hamburg und Am&#x017F;terdam/ als zwey der <hi rendition="#aq">con&#x017F;idera-<lb/>
ble&#x017F;t</hi>en Wech&#x017F;el-Pla&#x0364;tze von <hi rendition="#aq">Europa</hi> auch offtmahls dasjenige allein thun/<lb/>
was vermittel&#x017F;t der in andern Pla&#x0364;tzen habenden <hi rendition="#aq">Corre&#x017F;pondenz a<lb/>
droiture</hi> nicht &#x017F;o vortheilhafftig ha&#x0364;tte ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnen/ daß al&#x017F;o ver-<lb/>
hoffentlich hieraus zur Gnu&#x0364;ge erkla&#x0364;ret worden/ welches diejenigen &#x017F;eyn/<lb/>
die in dem Wech&#x017F;el-<hi rendition="#aq">Negocio</hi> den Nahmen der <hi rendition="#aq">Banquiers</hi> fu&#x0364;hren wol-<lb/>
len. Denen Ho&#x0364;fen/ Rent-Cammern und vornehmen <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;agiern</hi> flie&#x017F;&#x017F;et hier-<lb/>
aus die&#x017F;e Lehre/ daß &#x017F;ie in ihren Geld- und Wech&#x017F;el-Bedu&#x0364;rffni&#x017F;&#x017F;en vor die<lb/>
rechte Schmiede gehen/ und &#x017F;ich von den Vermo&#x0364;gen/ <hi rendition="#aq">Credit,</hi> An&#x017F;ehen/<lb/>
und habender <hi rendition="#aq">Praxin</hi> desjenigen/ mit welchen &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;olcher ge&#x017F;talt in<lb/>
ein <hi rendition="#aq">con&#x017F;iderables</hi> Geld-<hi rendition="#aq">Negocium</hi> einla&#x017F;&#x017F;en/ er&#x017F;t wohl erkundigen/ ob<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340/0360] Das XVII. Capitel zwar durch ſeine Correſpondentes, zu uͤbermachen fordern muͤſſe; Ob man nun einem ſolchen Credit oder Vorſtand manglenden Kauffmann die Qualitaͤt eines Banquiers beylegen koͤnne/ gebe ich einem ieden zu be- dencken/ es waͤre dann/ daß der Juriſten ihre Regul hierbey ſtatt faͤnde/ quod quis per alium facit, ac ſr ipſe feciſſet, videtur, was iemand durch einen andern thut/ das wird angeſehen/ als wann ers ſelber ge- than haͤtte/ in welchen Fall dann ein ſolcher Kauffmann/ der durch ande- re Wechſel uͤbermachen laͤſt/ auch ein Banquier kan genennet werden. Zwar iſt es nicht ohne/ daß ſchwerlich ein Banquier in der Welt werde gefunden werden/ welcher in allen Handels-Plaͤtzen Europæ ſeine Cor- reſpondentes und bey denenſelbigen allen und ieden auch vollen Cre- dit haben ſolte/ oder wann dieſer auch gleich waͤre/ dieſelbige alle und iede ſo beſchaffen ſeyn ſolten/ daß ſie ſeine a droiture auff ſie geſchehene Tratten ſolten prompte abfuͤhren koͤnnen/ da ſie/ wann ſie es gleich gern thun wolten und koͤnten/ hernach keine Gelegenheit haben ihres Rembourſements halber ſich wieder auf ihn zu prævaliren/ dahero dann nothwendig dergleichen Wechſel-Tratten und Remiſen durch die dritte und vierdte Hand vielmahls muͤſſen negociiret werden/ indeſſen kan es doch vor einen groſſen Banquier ſchon genug ſeyn/ wann er nur in den vornehmſten Europæiſchen Handels-Plaͤtzen ſeine Correſpondenz und Credit hat/ weil alsdenn von daraus die Neben-Plaͤtze ſchon beſor- get werden koͤnnen/ alſo kan ein zu Paris und Lyon etablirte Corre- ſpondenz ſchon das uͤbrige von Franckreich/ die zu Venedig und Genua von Jtalien und auch denen Tuͤrckiſchen See-Plaͤtzen/ die zu Amſterdam von gantz Holland und Braband zu Londen das uͤbrige von Groß Bri- tannien verſorgen; Hamburg und Amſterdam/ als zwey der conſidera- bleſten Wechſel-Plaͤtze von Europa auch offtmahls dasjenige allein thun/ was vermittelſt der in andern Plaͤtzen habenden Correſpondenz a droiture nicht ſo vortheilhafftig haͤtte geſchehen koͤnnen/ daß alſo ver- hoffentlich hieraus zur Gnuͤge erklaͤret worden/ welches diejenigen ſeyn/ die in dem Wechſel-Negocio den Nahmen der Banquiers fuͤhren wol- len. Denen Hoͤfen/ Rent-Cammern und vornehmen Paſſagiern flieſſet hier- aus dieſe Lehre/ daß ſie in ihren Geld- und Wechſel-Beduͤrffniſſen vor die rechte Schmiede gehen/ und ſich von den Vermoͤgen/ Credit, Anſehen/ und habender Praxin desjenigen/ mit welchen ſie ſich ſolcher geſtalt in ein conſiderables Geld-Negocium einlaſſen/ erſt wohl erkundigen/ ob er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/360
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/360>, abgerufen am 30.04.2024.