Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.Caput XIV. theilhafftigen Conditionibus ein junger Mensch/der zuvor nichts gehabt/ leichtlich zu einem stattli- chen Vermögen gelangen könne/ er wird auch wohl von seinem Patron mit in die Handlung genommen/ und ihme jährlich ein gewisser Theil vom überschies- senden Gewinn zugeeignet; da es sich dann wohl zu- trägt/ daß/ wann der Patron indessen stirbt/ die Erben den schon einen Fuß in der Handlung haben den Die- ner dieselbe gantz zuschlagen/ und vor ein billiges überlassen. Wie man nun die neu-aufgehende Son- ne allezeit mehr/ als die niedergehende/ zu verehren pfleget; also lauffet einem solchen neuen Principali, in einer berühmten und lang-gestandenen Hand- lung/ auch alles um so viel mehr zu/ als man sich sei- ner bißher bezeigten guten Conduite, Fleisses und Verstandes wegen/ alles Gutes zu ihm versiehet. Und wann gemeiniglich ein Handels-Diener/ von seinem Patron mit in Compagnie genommen/ oder von denen Erben/ ihren gewesenen Diener die Hand- lung vor ein Gewisses überlassen/ auch wohl gar eine Tochter von dem Haus/ ihme zugleich zur Ehe mitgegeben wird/ so ist der Braut-Schatz/ und was sie ihm sonsten von ihrem Vermögen zubringet/ schon ein stattliches Mittel/ seine Handlung fortzu- setzen. Es kommt auch dar zu der Credit, die Ehre und das Ansehen/ welche ein solcher Mensch durch seine getroffene Heyrath/ und der vornehmen Freundschafft halber/ in welche er getretten/ zu ge- niessen hat/ so/ daß ihm dieselbe allen Vorschub thut/ und wann er auch gleich manchmal in seinen Negotiis Anstoß leiden sollte/ (wie es dann bey Kauffleuten gar vielmals geschiehet/) ihn mit Rath und
Caput XIV. theilhafftigen Conditionibus ein junger Menſch/der zuvor nichts gehabt/ leichtlich zu einem ſtattli- chen Vermoͤgen gelangen koͤnne/ er wird auch wohl von ſeinem Patron mit in die Handlung genommen/ und ihme jaͤhrlich ein gewiſſer Theil vom uͤberſchieſ- ſenden Gewinn zugeeignet; da es ſich dann wohl zu- traͤgt/ daß/ wann der Patron indeſſen ſtirbt/ die Erben den ſchon einen Fuß in der Handlung haben den Die- ner dieſelbe gantz zuſchlagen/ und vor ein billiges uͤberlaſſen. Wie man nun die neu-aufgehende Son- ne allezeit mehr/ als die niedergehende/ zu verehren pfleget; alſo lauffet einem ſolchen neuen Principali, in einer beruͤhmten und lang-geſtandenen Hand- lung/ auch alles um ſo viel mehr zu/ als man ſich ſei- ner bißher bezeigten guten Conduite, Fleiſſes und Verſtandes wegen/ alles Gutes zu ihm verſiehet. Und wann gemeiniglich ein Handels-Diener/ von ſeinem Patron mit in Compagnie genommen/ oder von denen Erben/ ihren geweſenen Diener die Hand- lung vor ein Gewiſſes uͤberlaſſen/ auch wohl gar eine Tochter von dem Haus/ ihme zugleich zur Ehe mitgegeben wird/ ſo iſt der Braut-Schatz/ und was ſie ihm ſonſten von ihrem Vermoͤgen zubringet/ ſchon ein ſtattliches Mittel/ ſeine Handlung fortzu- ſetzen. Es kommt auch dar zu der Credit, die Ehre und das Anſehen/ welche ein ſolcher Menſch durch ſeine getroffene Heyrath/ und der vornehmen Freundſchafft halber/ in welche er getretten/ zu ge- nieſſen hat/ ſo/ daß ihm dieſelbe allen Vorſchub thut/ und wann er auch gleich manchmal in ſeinen Negotiis Anſtoß leiden ſollte/ (wie es dann bey Kauffleuten gar vielmals geſchiehet/) ihn mit Rath und
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Caput XIV.
theilhafftigen Conditionibus ein junger Menſch/
der zuvor nichts gehabt/ leichtlich zu einem ſtattli-
chen Vermoͤgen gelangen koͤnne/ er wird auch wohl
von ſeinem Patron mit in die Handlung genommen/
und ihme jaͤhrlich ein gewiſſer Theil vom uͤberſchieſ-
ſenden Gewinn zugeeignet; da es ſich dann wohl zu-
traͤgt/ daß/ wann der Patron indeſſen ſtirbt/ die Erben
den ſchon einen Fuß in der Handlung haben den Die-
ner dieſelbe gantz zuſchlagen/ und vor ein billiges
uͤberlaſſen. Wie man nun die neu-aufgehende Son-
ne allezeit mehr/ als die niedergehende/ zu verehren
pfleget; alſo lauffet einem ſolchen neuen Principali,
in einer beruͤhmten und lang-geſtandenen Hand-
lung/ auch alles um ſo viel mehr zu/ als man ſich ſei-
ner bißher bezeigten guten Conduite, Fleiſſes und
Verſtandes wegen/ alles Gutes zu ihm verſiehet.
Und wann gemeiniglich ein Handels-Diener/ von
ſeinem Patron mit in Compagnie genommen/ oder
von denen Erben/ ihren geweſenen Diener die Hand-
lung vor ein Gewiſſes uͤberlaſſen/ auch wohl gar
eine Tochter von dem Haus/ ihme zugleich zur Ehe
mitgegeben wird/ ſo iſt der Braut-Schatz/ und
was ſie ihm ſonſten von ihrem Vermoͤgen zubringet/
ſchon ein ſtattliches Mittel/ ſeine Handlung fortzu-
ſetzen. Es kommt auch dar zu der Credit, die Ehre
und das Anſehen/ welche ein ſolcher Menſch durch
ſeine getroffene Heyrath/ und der vornehmen
Freundſchafft halber/ in welche er getretten/ zu ge-
nieſſen hat/ ſo/ daß ihm dieſelbe allen Vorſchub
thut/ und wann er auch gleich manchmal in ſeinen
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Zitationshilfe: | Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/510>, abgerufen am 17.06.2024. |