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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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thum unterhalten/ nichts kan dasselbe mehr
erfreuen/ als eine gute Disposition des Lei-
bes und Geistes. Ein Mensch/ der sich wohl
auf befindet und Hunger hat/ der vergnügt
sich mit den gemeinesten Speisen/ und be-
findet sie vor gar gut.

LIII.

Die Nüchterkeit erwecket den Appetit/
und macht/ daß man die Speisen besser
kostet. Ein lasterhaffte Lust hinterläst lau-
ter Bitterkeit und Sorgen/ da hergegen
Ergetzlichkeit/ die der Tugend nicht zu wi-
der ist/ weiß/ was vor eine Süßigkeit sie in
dem Gemüth außgiesst/ welches dann lange
von derselben versüsset bleibet. Die Aller-
grösseste Mühe und Arbeit wird durch das
Zeugnüß eines guten Gewissens gelindert
und leicht gemacht.

LIV.

Ein Feind ist allezeit zu fürchten/ wie ver-
ächtlich er auch zu seyn scheinet. Es giebet
keine Leute/ welche fertiger sind einen bösen
Streich zu thun/ als diejenige/ die weder
Ehr noch Muth haben. Es mangelt niemals
an Ursachen/ wann man etwas abschlagen
oder andern Ubels thun will. Eine verachte-
te Gefahr kehret meistentheils bald wieder-
um.

LV.
B

thum unterhalten/ nichts kan daſſelbe mehr
erfreuen/ als eine gute Diſpoſition des Lei-
bes und Geiſtes. Ein Menſch/ der ſich wohl
auf befindet und Hunger hat/ der vergnuͤgt
ſich mit den gemeineſten Speiſen/ und be-
findet ſie vor gar gut.

LIII.

Die Nuͤchterkeit erwecket den Appetit/
und macht/ daß man die Speiſen beſſer
koſtet. Ein laſterhaffte Luſt hinterlaͤſt lau-
ter Bitterkeit und Sorgen/ da hergegen
Ergetzlichkeit/ die der Tugend nicht zu wi-
der iſt/ weiß/ was vor eine Suͤßigkeit ſie in
dem Gemuͤth außgieſſt/ welches dann lange
von derſelben verſuͤſſet bleibet. Die Aller-
groͤſſeſte Muͤhe und Arbeit wird durch das
Zeugnuͤß eines guten Gewiſſens gelindert
und leicht gemacht.

LIV.

Ein Feind iſt allezeit zu fuͤrchten/ wie ver-
aͤchtlich er auch zu ſeyn ſcheinet. Es giebet
keine Leute/ welche fertiger ſind einen boͤſen
Streich zu thun/ als diejenige/ die weder
Ehr noch Muth haben. Es mangelt niemals
an Urſachen/ wann man etwas abſchlagen
oder andern Ubels thun will. Eine verachte-
te Gefahr kehret meiſtentheils bald wieder-
um.

LV.
B
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[25/0036] thum unterhalten/ nichts kan daſſelbe mehr erfreuen/ als eine gute Diſpoſition des Lei- bes und Geiſtes. Ein Menſch/ der ſich wohl auf befindet und Hunger hat/ der vergnuͤgt ſich mit den gemeineſten Speiſen/ und be- findet ſie vor gar gut. LIII. Die Nuͤchterkeit erwecket den Appetit/ und macht/ daß man die Speiſen beſſer koſtet. Ein laſterhaffte Luſt hinterlaͤſt lau- ter Bitterkeit und Sorgen/ da hergegen Ergetzlichkeit/ die der Tugend nicht zu wi- der iſt/ weiß/ was vor eine Suͤßigkeit ſie in dem Gemuͤth außgieſſt/ welches dann lange von derſelben verſuͤſſet bleibet. Die Aller- groͤſſeſte Muͤhe und Arbeit wird durch das Zeugnuͤß eines guten Gewiſſens gelindert und leicht gemacht. LIV. Ein Feind iſt allezeit zu fuͤrchten/ wie ver- aͤchtlich er auch zu ſeyn ſcheinet. Es giebet keine Leute/ welche fertiger ſind einen boͤſen Streich zu thun/ als diejenige/ die weder Ehr noch Muth haben. Es mangelt niemals an Urſachen/ wann man etwas abſchlagen oder andern Ubels thun will. Eine verachte- te Gefahr kehret meiſtentheils bald wieder- um. LV. B

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/36>, abgerufen am 30.04.2024.