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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Nymphe mit schwarzen Augen und blühenden Wan-
gen, und halb ein ungeheurer Drache; mit dieser
erzeugte Typhaon, ein heulender Sturmwind:

Den dreiköpfigten Hund Cerberus;

Den zweiköpfigten Hund Orthrus;

Die Lernäische Schlange;

Die feuerspeiende Chimära, mit dem Ant-
litz des Löwen, dem Leib der Ziege, und dem
Schweif des Drachen, -- und zuletzt gebahr die
Echidna, nachdem sie sich mit dem Orthrus be-
gattet hatte,

Den nemäischen Löwen, und

Die räthselhafte Sphinx mit dem jungfräuli-
chen Antlitz und den Löwenklauen.

Dieß ist die Nachkommenschaft des Phorkys
und der schönen Ceto. -- Die Erzeugung der Un-
geheuer endigt sich mit der Geburt des Geheim-
nißvollen
und Räthselhaften, worin die alten
Aussprüche und dunkeln Sagen der Vorzeit gehül-
let sind. --

Und so wie die Nacht die Mutter des Ver-
borgenen, Unbekannten ist, wie z. B. der Hespe-
riden, die an den entferntesten Ufern des Oceans
die goldnen Aepfel bewahren; so läßt die Phan-
tasie die Ungeheuer, wie z. B. den Drachen, der
diese goldene Frucht bewacht, dem Meer ent-
stammen.

Nymphe mit ſchwarzen Augen und bluͤhenden Wan-
gen, und halb ein ungeheurer Drache; mit dieſer
erzeugte Typhaon, ein heulender Sturmwind:

Den dreikoͤpfigten Hund Cerberus;

Den zweikoͤpfigten Hund Orthrus;

Die Lernaͤiſche Schlange;

Die feuerſpeiende Chimaͤra, mit dem Ant-
litz des Loͤwen, dem Leib der Ziege, und dem
Schweif des Drachen, — und zuletzt gebahr die
Echidna, nachdem ſie ſich mit dem Orthrus be-
gattet hatte,

Den nemaͤiſchen Loͤwen, und

Die raͤthſelhafte Sphinx mit dem jungfraͤuli-
chen Antlitz und den Loͤwenklauen.

Dieß iſt die Nachkommenſchaft des Phorkys
und der ſchoͤnen Ceto. — Die Erzeugung der Un-
geheuer endigt ſich mit der Geburt des Geheim-
nißvollen
und Raͤthſelhaften, worin die alten
Ausſpruͤche und dunkeln Sagen der Vorzeit gehuͤl-
let ſind. —

Und ſo wie die Nacht die Mutter des Ver-
borgenen, Unbekannten iſt, wie z. B. der Heſpe-
riden, die an den entfernteſten Ufern des Oceans
die goldnen Aepfel bewahren; ſo laͤßt die Phan-
taſie die Ungeheuer, wie z. B. den Drachen, der
dieſe goldene Frucht bewacht, dem Meer ent-
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[75/0101] Nymphe mit ſchwarzen Augen und bluͤhenden Wan- gen, und halb ein ungeheurer Drache; mit dieſer erzeugte Typhaon, ein heulender Sturmwind: Den dreikoͤpfigten Hund Cerberus; Den zweikoͤpfigten Hund Orthrus; Die Lernaͤiſche Schlange; Die feuerſpeiende Chimaͤra, mit dem Ant- litz des Loͤwen, dem Leib der Ziege, und dem Schweif des Drachen, — und zuletzt gebahr die Echidna, nachdem ſie ſich mit dem Orthrus be- gattet hatte, Den nemaͤiſchen Loͤwen, und Die raͤthſelhafte Sphinx mit dem jungfraͤuli- chen Antlitz und den Loͤwenklauen. Dieß iſt die Nachkommenſchaft des Phorkys und der ſchoͤnen Ceto. — Die Erzeugung der Un- geheuer endigt ſich mit der Geburt des Geheim- nißvollen und Raͤthſelhaften, worin die alten Ausſpruͤche und dunkeln Sagen der Vorzeit gehuͤl- let ſind. — Und ſo wie die Nacht die Mutter des Ver- borgenen, Unbekannten iſt, wie z. B. der Heſpe- riden, die an den entfernteſten Ufern des Oceans die goldnen Aepfel bewahren; ſo laͤßt die Phan- taſie die Ungeheuer, wie z. B. den Drachen, der dieſe goldene Frucht bewacht, dem Meer ent- ſtammen.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/101>, abgerufen am 30.04.2024.