Folgender Gesang eines neuern Dichters hallt jene furchtbaren Töne wieder, und reißt den Horcher an die tragische Schaubühne der Alten hin:
Es fürchte die Götter Das Menschengeschlecht! Sie halten die Herrschaft In ewigen Händen, Und können sie brauchen, Wie's ihnen gefällt.
Der fürchte sie doppelt, Den je sie erheben! Auf Klippen und Wolken Sind Stühle bereitet Um goldene Tische.
Erhebet ein Zwist sich: So stürzen die Gäste, Geschmäht und geschändet, In nächtliche Tiefen, Und harren vergebens, Im Finstern gebunden, Gerechten Gerichtes.
Sie aber, sie bleiben In ewigen Festen An goldenen Tischen. Sie schreiten von Bergen Zu Bergen hinüber;
Folgender Geſang eines neuern Dichters hallt jene furchtbaren Toͤne wieder, und reißt den Horcher an die tragiſche Schaubuͤhne der Alten hin:
Es fuͤrchte die Goͤtter Das Menſchengeſchlecht! Sie halten die Herrſchaft In ewigen Haͤnden, Und koͤnnen ſie brauchen, Wie’s ihnen gefaͤllt.
Der fuͤrchte ſie doppelt, Den je ſie erheben! Auf Klippen und Wolken Sind Stuͤhle bereitet Um goldene Tiſche.
Erhebet ein Zwiſt ſich: So ſtuͤrzen die Gaͤſte, Geſchmaͤht und geſchaͤndet, In naͤchtliche Tiefen, Und harren vergebens, Im Finſtern gebunden, Gerechten Gerichtes.
Sie aber, ſie bleiben In ewigen Feſten An goldenen Tiſchen. Sie ſchreiten von Bergen Zu Bergen hinuͤber;
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Folgender Geſang eines neuern Dichters hallt
jene furchtbaren Toͤne wieder, und reißt den Horcher
an die tragiſche Schaubuͤhne der Alten hin:
Es fuͤrchte die Goͤtter
Das Menſchengeſchlecht!
Sie halten die Herrſchaft
In ewigen Haͤnden,
Und koͤnnen ſie brauchen,
Wie’s ihnen gefaͤllt.
Der fuͤrchte ſie doppelt,
Den je ſie erheben!
Auf Klippen und Wolken
Sind Stuͤhle bereitet
Um goldene Tiſche.
Erhebet ein Zwiſt ſich:
So ſtuͤrzen die Gaͤſte,
Geſchmaͤht und geſchaͤndet,
In naͤchtliche Tiefen,
Und harren vergebens,
Im Finſtern gebunden,
Gerechten Gerichtes.
Sie aber, ſie bleiben
In ewigen Feſten
An goldenen Tiſchen.
Sie ſchreiten von Bergen
Zu Bergen hinuͤber;
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/415>, abgerufen am 03.05.2024.
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