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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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eine Zeitlang in Epidauros gewohnt, und den dort
früher bestehenden Asklepiosdienst sich angeeignet hatte,
ehe sie nach Asien überging. Und da wir ferner in Knidos
und in Rhodos den Asklepiosdienst ebenfalls herrschend
finden 1, so werden wir auch von diesen voraussetzen,
daß ihre Bevölkerung zum Theil über Epidauros ge-
kommen. Welches von Rhodos noch dazu der Redner
Aristeides aus der Landestradition angiebt, "von Alters
seid ihr Dorier und habt Herakliden und Asklepiaden
zu Fürsten gehabt" 2. So existirten auch in Kos
Asklepiadische und Heraklidische Familien, und Hippo-
krates gehörte von Vaterseite zu den ersten, von müt-
terlichem Geschlecht zu den andern 3. -- Gleichzeitig
mit dieser Argivisch-Epidaurischen Wanderung war
die Argivisch-Troezenische 4, die Halikarnas-
sos
, die Meerburg (ali-karenon), gründete, welches
auch hier die Verwandtschaft der Religionen bestätigt 5.
Und zwar scheint es, daß es nur eine Dorische Phyle,
die Dymanen, war, welche diese Stadt bevölkerte 6,
die erst durch Ansichziehn der früheren Einwohner, Le-
leger und Karer, bedeutend wurde 7.


1 Sprengels Gesch. der Med. 1. S. 343. 356. neue Ausg.
2 An die Rhodier 2, 396. Von den Asklepiaden in Knidos s.
besonders Theopomp. bei Phot. 176.
3 Sprengel S. 554.
4 Vitruv. 2, 8, 12. cum Melas et Areuanius ab Argis et
Troezene coloniam communem eo loco induxerunt, barba-
ros Caras et Lelegas ejecerunt
. -- Tacitus 1200 Jahre von
der Gründung bis Tiberius Zeit, muß man als runde Zahl nehmen.
5 Halikarnaß Religionen, wie sie die Münztypen zeigen, lassen sich
vollständig ableiten. Georgoneion, Pallaskopf, Trident, Poseidonsk.
gehn auf Trözenisch-Attischen Pallas- und Poseidonkult; Dreifuß,
Lyra, Apollon- und Demeterkopf auf die sacsa Triopia. In Kos
herrschen Insignien des Asklepios, daneben des Herakles als Va-
ters des Pheidippos.
6 Kallimach. bei Steph. s. v. Alikarn.
vgl. Aegin. p. 140.
7 Vitruv. a. O.

eine Zeitlang in Epidauros gewohnt, und den dort
fruͤher beſtehenden Asklepiosdienſt ſich angeeignet hatte,
ehe ſie nach Aſien uͤberging. Und da wir ferner in Knidos
und in Rhodos den Asklepiosdienſt ebenfalls herrſchend
finden 1, ſo werden wir auch von dieſen vorausſetzen,
daß ihre Bevoͤlkerung zum Theil uͤber Epidauros ge-
kommen. Welches von Rhodos noch dazu der Redner
Ariſteides aus der Landestradition angiebt, “von Alters
ſeid ihr Dorier und habt Herakliden und Asklepiaden
zu Fuͤrſten gehabt” 2. So exiſtirten auch in Kos
Asklepiadiſche und Heraklidiſche Familien, und Hippo-
krates gehoͤrte von Vaterſeite zu den erſten, von muͤt-
terlichem Geſchlecht zu den andern 3. — Gleichzeitig
mit dieſer Argiviſch-Epidauriſchen Wanderung war
die Argiviſch-Troezeniſche 4, die Halikarnaſ-
ſos
, die Meerburg (ἁλι-κάρηνον), gruͤndete, welches
auch hier die Verwandtſchaft der Religionen beſtaͤtigt 5.
Und zwar ſcheint es, daß es nur eine Doriſche Phyle,
die Dymanen, war, welche dieſe Stadt bevoͤlkerte 6,
die erſt durch Anſichziehn der fruͤheren Einwohner, Le-
leger und Karer, bedeutend wurde 7.


1 Sprengels Geſch. der Med. 1. S. 343. 356. neue Ausg.
2 An die Rhodier 2, 396. Von den Asklepiaden in Knidos ſ.
beſonders Theopomp. bei Phot. 176.
3 Sprengel S. 554.
4 Vitruv. 2, 8, 12. cum Melas et Areuanius ab Argis et
Troezene coloniam communem eo loco induxerunt, barba-
ros Caras et Lelegas ejecerunt
. — Tacitus 1200 Jahre von
der Gruͤndung bis Tiberius Zeit, muß man als runde Zahl nehmen.
5 Halikarnaß Religionen, wie ſie die Muͤnztypen zeigen, laſſen ſich
vollſtaͤndig ableiten. Georgoneion, Pallaskopf, Trident, Poſeidonsk.
gehn auf Troͤzeniſch-Attiſchen Pallas- und Poſeidonkult; Dreifuß,
Lyra, Apollon- und Demeterkopf auf die sacsa Triopia. In Kos
herrſchen Inſignien des Asklepios, daneben des Herakles als Va-
ters des Pheidippos.
6 Kallimach. bei Steph. s. v. Ἁλικαϱν.
vgl. Aegin. p. 140.
7 Vitruv. a. O.
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[104/0134] eine Zeitlang in Epidauros gewohnt, und den dort fruͤher beſtehenden Asklepiosdienſt ſich angeeignet hatte, ehe ſie nach Aſien uͤberging. Und da wir ferner in Knidos und in Rhodos den Asklepiosdienſt ebenfalls herrſchend finden 1, ſo werden wir auch von dieſen vorausſetzen, daß ihre Bevoͤlkerung zum Theil uͤber Epidauros ge- kommen. Welches von Rhodos noch dazu der Redner Ariſteides aus der Landestradition angiebt, “von Alters ſeid ihr Dorier und habt Herakliden und Asklepiaden zu Fuͤrſten gehabt” 2. So exiſtirten auch in Kos Asklepiadiſche und Heraklidiſche Familien, und Hippo- krates gehoͤrte von Vaterſeite zu den erſten, von muͤt- terlichem Geſchlecht zu den andern 3. — Gleichzeitig mit dieſer Argiviſch-Epidauriſchen Wanderung war die Argiviſch-Troezeniſche 4, die Halikarnaſ- ſos, die Meerburg (ἁλι-κάρηνον), gruͤndete, welches auch hier die Verwandtſchaft der Religionen beſtaͤtigt 5. Und zwar ſcheint es, daß es nur eine Doriſche Phyle, die Dymanen, war, welche dieſe Stadt bevoͤlkerte 6, die erſt durch Anſichziehn der fruͤheren Einwohner, Le- leger und Karer, bedeutend wurde 7. 1 Sprengels Geſch. der Med. 1. S. 343. 356. neue Ausg. 2 An die Rhodier 2, 396. Von den Asklepiaden in Knidos ſ. beſonders Theopomp. bei Phot. 176. 3 Sprengel S. 554. 4 Vitruv. 2, 8, 12. cum Melas et Areuanius ab Argis et Troezene coloniam communem eo loco induxerunt, barba- ros Caras et Lelegas ejecerunt. — Tacitus 1200 Jahre von der Gruͤndung bis Tiberius Zeit, muß man als runde Zahl nehmen. 5 Halikarnaß Religionen, wie ſie die Muͤnztypen zeigen, laſſen ſich vollſtaͤndig ableiten. Georgoneion, Pallaskopf, Trident, Poſeidonsk. gehn auf Troͤzeniſch-Attiſchen Pallas- und Poſeidonkult; Dreifuß, Lyra, Apollon- und Demeterkopf auf die sacsa Triopia. In Kos herrſchen Inſignien des Asklepios, daneben des Herakles als Va- ters des Pheidippos. 6 Kallimach. bei Steph. s. v. Ἁλικαϱν. vgl. Aegin. p. 140. 7 Vitruv. a. O.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/134>, abgerufen am 30.04.2024.