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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
lincken Hand einen hohen rothen absonderlichen Stein gesehen.
Uff dessen Höhe ist ein Loch/ wie in einem ledern Stuhl so glat/
als wenn er eine lange Zeit were gebraucht und drauff gesessen
worden/ etwas abhengig und gehen etzliche Stuffen hinan.
Jn diesem Stuhl sol Moses gesessen seyn/ sonderlich zu der
Zeit/ wenn sie GOtt ein Opfer in der Höhe gethan. Denn
da wird auf den Felsen auch noch ein Stein gewiesen/ welcher
weiß ist/ worauff geopffert worden. Halte dafür/ daß man
ietzt schwerlich drauf sitzen könte/ weil er abhengig und sehr
glatt ist/ auch unten die Füsse wegen der Tieffe nicht ruhen kön-
ten.

Von diesem rothen Felß ist der enge Thal/ nicht wol eines
Pistol Schusses weit/ gelegen/ hat auf beiden Seiten gantz
schwartz und braunlichtes unaußsprechliches jehes steinfelsig-
tes Gebürge.

Ferner hinaus unten auf dem Thaal ist ein ander grosser
rother Stein/ in dessen Mitte ein rundes Loch: und sagen die
Mohren/ daß zur selbigen Zeit/ als Moses mit seinem Stabe
den Felß zertheilet/ er daselbst eine grosse Schlange gefun-
den/ dieselbe zerhauen und den Kopf auf das hohe Gebürge
zur rechten Hand/ wenn man in den Thal reiset/ geworffen
haben solle.

Jn diesem Thal sind wir also fortgezogen und sind noch
vor Mittage/ GOTT Lob/ nach aus gestandenem grossen
Hunger/ Durst/ Hitze/ Wachen/ Tag- und Nachts-Reisen vie-
ler Angst und Leib- und Lebens-Gefahr an den heiligen Berg
Sinai und in das Griechische Kloster dabey glücklich und mit
Freuden ankommen/ da ich denn meinem GOTT von Her-
tzen gedancket/ daß ichs mit seiner Hülffe so weit gebracht und
geseufftzet/ Er wolle mich auch noch weiter durch seinen heili-
gen Macht-Engel führen und behüten.

Das

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
lincken Hand einen hohen rothen abſonderlichen Stein geſehen.
Uff deſſen Hoͤhe iſt ein Loch/ wie in einem ledern Stuhl ſo glat/
als wenn er eine lange Zeit were gebraucht und drauff geſeſſen
worden/ etwas abhengig und gehen etzliche Stuffen hinan.
Jn dieſem Stuhl ſol Moſes geſeſſen ſeyn/ ſonderlich zu der
Zeit/ wenn ſie GOtt ein Opfer in der Hoͤhe gethan. Denn
da wird auf den Felſen auch noch ein Stein gewieſen/ welcher
weiß iſt/ worauff geopffert worden. Halte dafuͤr/ daß man
ietzt ſchwerlich drauf ſitzen koͤnte/ weil er abhengig und ſehr
glatt iſt/ auch unten die Fuͤſſe wegen der Tieffe nicht ruhen koͤn-
ten.

Von dieſem rothen Felß iſt der enge Thal/ nicht wol eines
Piſtol Schuſſes weit/ gelegen/ hat auf beiden Seiten gantz
ſchwartz und braunlichtes unaußſprechliches jehes ſteinfelſig-
tes Gebuͤrge.

Ferner hinaus unten auf dem Thaal iſt ein ander groſſer
rother Stein/ in deſſen Mitte ein rundes Loch: und ſagen die
Mohren/ daß zur ſelbigen Zeit/ als Moſes mit ſeinem Stabe
den Felß zertheilet/ er daſelbſt eine groſſe Schlange gefun-
den/ dieſelbe zerhauen und den Kopf auf das hohe Gebuͤrge
zur rechten Hand/ wenn man in den Thal reiſet/ geworffen
haben ſolle.

Jn dieſem Thal ſind wir alſo fortgezogen und ſind noch
vor Mittage/ GOTT Lob/ nach aus geſtandenem groſſen
Hunger/ Durſt/ Hitze/ Wachen/ Tag- und Nachts-Reiſen vie-
ler Angſt und Leib- und Lebens-Gefahr an den heiligen Berg
Sinai und in das Griechiſche Kloſter dabey gluͤcklich und mit
Freuden ankommen/ da ich denn meinem GOTT von Her-
tzen gedancket/ daß ichs mit ſeiner Huͤlffe ſo weit gebracht und
geſeufftzet/ Er wolle mich auch noch weiter durch ſeinen heili-
gen Macht-Engel fuͤhren und behuͤten.

Das
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[197/0203] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. lincken Hand einen hohen rothen abſonderlichen Stein geſehen. Uff deſſen Hoͤhe iſt ein Loch/ wie in einem ledern Stuhl ſo glat/ als wenn er eine lange Zeit were gebraucht und drauff geſeſſen worden/ etwas abhengig und gehen etzliche Stuffen hinan. Jn dieſem Stuhl ſol Moſes geſeſſen ſeyn/ ſonderlich zu der Zeit/ wenn ſie GOtt ein Opfer in der Hoͤhe gethan. Denn da wird auf den Felſen auch noch ein Stein gewieſen/ welcher weiß iſt/ worauff geopffert worden. Halte dafuͤr/ daß man ietzt ſchwerlich drauf ſitzen koͤnte/ weil er abhengig und ſehr glatt iſt/ auch unten die Fuͤſſe wegen der Tieffe nicht ruhen koͤn- ten. Von dieſem rothen Felß iſt der enge Thal/ nicht wol eines Piſtol Schuſſes weit/ gelegen/ hat auf beiden Seiten gantz ſchwartz und braunlichtes unaußſprechliches jehes ſteinfelſig- tes Gebuͤrge. Ferner hinaus unten auf dem Thaal iſt ein ander groſſer rother Stein/ in deſſen Mitte ein rundes Loch: und ſagen die Mohren/ daß zur ſelbigen Zeit/ als Moſes mit ſeinem Stabe den Felß zertheilet/ er daſelbſt eine groſſe Schlange gefun- den/ dieſelbe zerhauen und den Kopf auf das hohe Gebuͤrge zur rechten Hand/ wenn man in den Thal reiſet/ geworffen haben ſolle. Jn dieſem Thal ſind wir alſo fortgezogen und ſind noch vor Mittage/ GOTT Lob/ nach aus geſtandenem groſſen Hunger/ Durſt/ Hitze/ Wachen/ Tag- und Nachts-Reiſen vie- ler Angſt und Leib- und Lebens-Gefahr an den heiligen Berg Sinai und in das Griechiſche Kloſter dabey gluͤcklich und mit Freuden ankommen/ da ich denn meinem GOTT von Her- tzen gedancket/ daß ichs mit ſeiner Huͤlffe ſo weit gebracht und geſeufftzet/ Er wolle mich auch noch weiter durch ſeinen heili- gen Macht-Engel fuͤhren und behuͤten. Das

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/203>, abgerufen am 30.04.2024.