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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 149. Köln, 22. November 1848.

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so werden wir mit frischem Muth das Schwert ziehen. Nicht auf uns wird die Verantwortung des Blutes kommen, das vergossen wird. Nichts ist heiliger als der Anblick eines Volkes das für sein Recht kämpft. Freudig werden wir als freie Männer den letzten Tropfen unseres Blutes in diesen Kampf vergießen. Wehrmänner! Alle Tage kann der Aufruf des Nationalversammlung ergehen, alle Tage der Angriff auf uns erfolgen. Dann werde ich Sie aufrufen, meine Herren, und Schande über den, der da fehlt in unsern Reihen. Er ist ein Verräther an der Sache der Freiheit und des Gesetzes!

Schwören Sie mir, mein Herren, wie ich es Ihnen hier schwöre, daß Sie lieber fallen wollen bis auf den letzten Mann als weichen in der Vertheidigung unsres guten Rechtes.

In gleichem Sinne sprach darauf der Oberbürgermeister Dietze. Nach der Musterung wurde von den sämmtlichen Chefs der Bürgarden in der Oberbürgermeisterei Düsseldorf folgende Adresse an die Nationalversammlung beschloßen und dieselbe noch heute Abend durch eine aus zwei Hauptleute der hiesigen Bürgerwehr bestehende Deputation nach Berlin gesandt:

Die Bürgerwehre der Oberbürgermeisterei Düsseldorf an die hohe National-Versammlung.

Der Erklärungen sind genug gegeben. Die Mißhandlungen, die Verbrechen die gegen unsre hochherzige National-Versammlung verübt worden sind, empören das Land. Im Namen der Bürgerwehren der Oberbürgermeisterei Düsseldorf erklären wir Ihnen: Knirschend erwarten wir den Ruf der National-Versammlung zu den Waffen. Der passive Widerstand ist erschöpft. Wir beschwören die National-Versammlung: erlassen Sie den Ruf zu den Waffen, den Ruf zur Pflicht! Schauen Sie auf Wien, zögern Sie nicht länger oder die Freiheit ist verloren, Ihre Köpfe geächtet und die Nacht des Absolutismus wird wieder das Land umfangen. Auf Ihren Aufruf ist das ganze Land bereit sich zu erheben und zu kämpfen mit dem Muthe des Rechtes, mit der Kraft der Verzweiflung bis auf den letzten Mann. Erlassen Sie den Aufruf, wir beschwören Sie!

Die Landwehrmänner und Reservisten des Kreises Düsseldorf 500 an der Zahl haben heute gleichfalls an eine Adresse an die National-Versammlung gerichtet, aus der ich Ihnen den Schluß mittheilte:

"Wir Landwehrmänner und Reservisten des Kreises Düsseldorfs als die ächten Söhne unsrer Väter, welche in dem ruhmwürdigen Jahre 1813 das Joch der Sklaverei durch die Kraft ihrer Begeisterung gebrochen haben, fühlen uns verpflichtet der National-Versammlung folgende Erklärung abzulegen: Von dem Augenblick an, wo die Krone mit Hohn den Boden des Gesetzes, den Boden der Vereinbarung von sich gestoßen, auf den sie sich im März gestellt hat, von dem Augenblick an, wo unsre heldenmüthigen Vertreter durch die rohe Gewalt der Bajonette zersprengt worden und die Krone somit an die Stelle des Gesetzes das Faustrecht gesetzt hat, von diesem Augenblicke kennen wir keine andere gesetzliche Regierungsgewalt im Staat als die National-Versammlung. Wir haben dem König geschworen, aber der Meineid der Krone, der Bruch alles dessen, was sie im März uns zugeschworen, entbindet uns nicht nur unsres Eides gegen sie, er macht es uns zur Pflicht keinem hochverrätherischen und eidbrüchigen Banner zu folgen. Nicht Neuerungssucht ist der Charakter des deutschen Volkes. Aber an der bestehenden Verfassung wird der Deutsche festhalten, fest wie die Eichen die in seinem Boden wurzeln. Das Attentat gegen die gesetzliche Freiheit wird der Deutsche sühnen unnachsichtig, schonnungslos.

Wir schwören der National-Versammlung uns mit Gut und Blut unter ihr Banner zu stellen. Wir schwören der National-Versammlung daß wir gerüstet ihren Aufruf erwarten, um zu zeigen daß die Kraft noch nicht gewichen ist aus den Söhnen des Vaterlandes."

Die Adresse wurde, nachdem die Unterschriften von der Oberbürgermeisterei beglaubigt worden waren, sofort abgesandt.

Berlin.

Es wird der k. Regierung schon bekannt geworden sein, daß von Seiten desjenigen Theils der zur Verfassungsvereinbarung einberufenen Versammlung, welcher, die Botschaft des Königs wegen der Verlegung nach Brandenburg unbeachtet lassend, ohne Theilnahme der Vertreter der Krone ihre Zusammenkünfte hier fortgesetzt hat, nächst Anderem auch der Beschluß gefaßt worden ist, daß bis zur Zurücknahme der von der Regierung getroffenen Maßregeln alle und jede Steuerzahlung zu verweigern sei.

Wenn auch vorauszusetzen ist, daß dem gesunden Sinne des Landes die formelle und materielle Ungültigkeit eines Schrites wohl einleuchten wird, der in seinen weiteren Folgen das ganze Land in einen Zustand völliger Gesetzlosigkeit und in unabsehbare Verwirrung stürzen würde, so halten wir uns dennoch verpflichtet, die k. Regierung darauf aufmerksam zu machen, daß, wenn und wo sich wider Verhoffen irgend eine Verwirklichung des vorgedachten Aufrufs kundgeben sollte, hiergegen ohne Verzug und nöthigenfalls, wenn eine vorgängige Belehrung über die schweren strafrechtlichen Folgen einer solchen Widersetzlichkeit fruchtlos bleibt, mit Anwendung der strengsten Zwangsmittel einzuschreiten ist. Die sämmtlichen Truppenbefehlshaber sind angewiesen, den desfallsigen Requisitionen der k. Regierung und der von ihr für diesen Zweck zu bezeichnenden Kommissarien zu genügen.

Dabei aber bleibt der k. Regierung ganz besonders empfohlen, dafür zu sorgen, daß die wegen eingetretener Widersetzlichkeit anzuordnenden Zwangsmaßregeln nicht auf die Beitreibung solcher Steuerbeiträge ausgedehnt werden, welche nur wegen des Unvermögens der Steuerpflichtigen in Rückstand geblieben sind, indem es, wenngleich die dermaligen bedeutenden Ausgaben der Staatskasse den pünktlichen und unverkürzten Eingang der Steuern sehr wünschenswerth erscheinen lassen, dennoch ganz außer der Absicht liegt, die Rücksichten der Schonung und Milde gegen bedrängte oder durch Unglücksfälle betroffene Steuerpflichtige außer Augen gesetzt zu sehen. Diesem entsprechend, werden daher auch die durch anzuordnende außergewöhnliche Zwangsmaßregeln verursachten Kosten nur auf diejenigen Steuerpflichtigen zu vertheilen sein, welche die schuldigen Steuerzahlungen aus Widersetzlichkeit nicht geleistet haben.

Berlin, den 18. November 1848.

Das Staats-Ministerium.

Graf v. Brandenburg. Ladenberg. Manteuffel. v. Strotha. v. Ninteln.

An sämmtliche königl. Regierungen.

* Berlin, 19. Nov.

Es wird von Seiten der Ministerial-Partei die möglichste Vorbereitung eines Plakats durch das ganze Land vorbereitet, welches in der Form eines Gesprächs zwischen dem Abgeordneten Kirchmann und dem Abgeordneten der Frankfurter Versammlung, Bassermann, die Bedingungen mittheilt, unter denen die Nationalversammlung geneigt sei, mit der Krone sich auszusöhnen.

Das Volk wird vor diesem Plakate gewarnt, da einmal die Aeußerungen des Abgeordneten Kirchmann nur rein persönliche gewesen sein können, welche die Ansichten der Versammlung nicht aussprechen, andrerseits, wie aus glaubwürdiger Quelle versichert werden kann, die Worte des Abgeordneten Kirchmann in dem Plakate vielfach entstellt, in einen falschen Sinn verkehrt und mit durchaus falschen Zusätzen vermischt worden sind.

Diese verfälschte Darstellung ist den Soldaten Berlin's bereits durch Plakate mitgetheilt worden. Gleichzeitig wird ihnen erzählt, daß die Nationalversammlung das Land an die Franzosen verrathen wolle, und es sei schon mehreremale meuchelmörderisch auf den König geschossen worden.

* Berlin.

Rheinländer und Westphalen! Unermeßlich wichtige Begebenheiten drängen uns, Eure Landsleute, ernste Worte an Euch zu richten. Das Schicksal hat uns, fern von Euch, in die Hauptstadt des Landes geführt, um Zeugen von Ereignissen zu sein, wie sie bis jetzt in den Annalen eines Volkes kaum zu finden sind. Bedarf es mehr, um Eure Herzen unsern Worten zu erschließen! -- Wir können nicht Mittheilungen über die Thatsachen zu Euch tragen; mehr als eine Feder wird bemüht sein, dies zu thun. Wir bitten und beschwören Euch nun: festzuhalten an den Errungenschaften einer blutig erkauften Freiheit, an den heiligsten Rechten eines Volkes. Ihr werdet dann einstimmen in den Weheruf, den wir über ein treuloses Regiment ausstoßen, über ein Regiment, gegängelt von einer schändlichen Kamarilla, verblendet von einem hochmüthigen Adel, über ein Regiment, welches Verrath auf Verrath häuft, um über unsere Nationalvertretung und mit ihr über das ganze Land, Unheil und Knechtschaft zu bringen. -- Wir bitten und beschwören Euch, verschaffet, so viel auch an Euch ist, durch Wort und That, durch alle Euch zu Gebot stehenden Mittel unserer Nationalvertretung die ihr gebührende Geltung! Sie ist derer würdig!!! -- Nachdem Sie in Ihrer hohen Autorität auf's schnödeste gekränkt, durch die Uebermacht der Waffen ihres hohen Sitzes beraubt, das Heiligthum ihrer fernern Versammlungen durch schamlose Gewalt entweihet worden ist, fährt sie mit unerschütterlichem Muthe fort, die kostbaren Waffen des Geistes zu schwingen, um mit ihnen die elenden Feinde der freien Entwicklung des preußischen, des deutschen Volkes niederzuschmettern.

Auf, Ihr Millionen in Westphalen und am Rheine, erhebet Euch wie Ein Mann, und bekundet es vor der ganzen Welt, daß auch Ihr bereit seiet zur nachdrücklichsten Bekämpfung des uns höhnenden Despotenspiels! -- Berlin, das lang verkannte, das viel verdächtigte Berlin, vermag allein nicht der ungeheuren Wucht bewaffneter Uebermacht dauernd zu trotzen, durch welche es erdrückt zu werden in Gefahr steht. Tausend und abermals Tausende Feuerschlünde sind gefüllt, in das Herz seiner braven Bewohner den Tod, über ihre Wohnungen das Verderben zu senden! Seit mehreren Tagen in immer neuen Gestalten zur Fehde herausgefordert, hat das Berliner Volk bis jetzt in stolzer Haltung sich zu beherrschen, den Aufreizungen zu widerstehen gewußt. -- Wer kann bestimmen, wie lange es noch Gleiches vermag?! --

Auf, auf, Ihr Millionen am Rheine und in Westphalen, erhebet Euch wie Ein Mann, ehe in wenigen Tagen mit den Leibern von zahllosen Erschlagenen unsere Freiheit zu Grabe getragen. Euer Beispiel wird, so weit die deutsche Zunge klingt, die Herzen entflammen, und dann die Morgenröthe der Freiheit herrlicher über alle deutsche Gauen strahlen.

Auf, auf, mit Gott für das Vaterland!!! --

Berlin, in der Sitzung vom 14. November 1848.

Der demokratische Rheinländer- und Westphalen-Verein.

* Erfurt.

Etwa 50,000 Menschen, die größtentheils bewaffnet sind, haben sich hier und in der Umgegend für die National-Versammlung erklärt. Alle Offiziere des 27. Landwehrregiments sind diesem Beschlusse beigetreten.

* Posen, 15. November.

Durch die kritische Lage des Vaterlandes und durch die Berufung Sr. Majestät des Königs und der Preußischen National-Versammlung auf die Stimmen des Volks veranlaßt, erklären hierdurch die unterzeichneten Rechtskundigen:

daß der Krone das Recht nicht zusteht, einseitig die Nationalversammlung in Berlin zu verlegen oder zu vertagen, und daß alle darauf zielenden Schritte des Ministerii Brandenburg inconstitutionell und ungesetzlich sind.

Posen, den 15. November 1848

B[unleserliches Material]rndt, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. E. Brachvogel, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. von Crousaz, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Donniges, Justizrath. Fränzel, Ober-Landes-Gerichtsrath. Gäde, Ober-Landes-Gerichts-Rath. Grave, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Guderian, Justizrath. Hausleutner, Ober-Appellationsgerichts-Rath. Heising, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Henke, Oberlandes-Gerichts-Assessor. H[unleserliches Material]itemeyer, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. von Hundt, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Lebenheim, Land- und Stadtgerichts-Assessor. Lehmann, Ober-Appellations-Gerichtsrath. Leviseur, Ober-Landesgerichts Auskultator. Messerschmidt, Assessor. Meyer, Land- und Stadtgerichts-Rath. Moritz, Justiz-Commissarius. Muller, Land- und Stadtgerichtsrath. Pokorny, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Schmidt, Ober-Landes-Gerichts-Auskultator. Scholtz, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Seger, Land- und Stadtgerichts-Direktor. v. Sieghardt, Geheimer Justiz-Rath. Suttinger, Assessor. Steltzer, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Tschuschke, Land- und Stadtgerichts-Rath. Welst, Ober-Landes-Gerichts-Assessor.

Aus Schlesien.

Die Allg. O.-Ztg schreibt unter'm 18. Nov.: Gerüchte, welche uns noch so spät zukommen, daß wir deren Richtigkeit nicht prüfen können, melden einen ernsthaften Aufstand in Reichenbach. Aus Oels wird berichtet, daß heut die Bürger im Verein mit einem vom Lande eingetroffenen Zuzug von etwa 1000 Bauern sich des dortigen Zeughauses und der darin befindlichen Vorräthe an Waffen, Munition etc., womit morgen die Landwehr ausgerustet werden sollte, bemächtigt haben.

Wien, 15. Nov.

Ein hiesiger Kartenmaler hat östreich. Erinnerungskarten auf das Jahr 1848 verfertigt, welche sehr interessant aussehen. Die vier Könige stellen gut getroffen die Feldherrn Radetzky, Windischgrätz, Jelachich und Cordon vor. Die vier Aß[unleserliches Material]enthalten die Namen der vier im Belagerungszustand befindlichen Städte Wien, Lemberg, Pesth und Mailand. Die vier Damen stellen solche vor, welche sich im Jahre 1848 auszeichneten u. s. w. Jede Karte ist mit einer kurzen Erklärung versehen.

Die Noth der ärmeren Volksklassen ist sehr im Steigen -- das Proletariat im Wachsen -- die Preise aller Lebensmittel gehen sehr in die Höhe; nach den neuesten Satzungen wiegt pohl. Brot zu 1 Kr. neun Loth, während 1 Pfund Rindfleisch 12 Kr. C.-M. kostet. Mangel an Zufuhr wird als Ursache dieser seit Jahren nicht erlebten Theurung bezeichnet; dem Gemeinderathe fehlen alle Mittel, um den Bedarf im außerordentlichen Wege zu decken, und eine wachsende Theurung mit ihren Folgen wird daher schwer von Wien fern zu halten sein. Der Getreidevorrath ist im ganzen Lande sehr gering, und Zwangsmaßregeln, denselben zu Markt zu bringen, wären ganz ohne Erfolg. Dazu kommen die fortwährenden Requisitionen für die Militärverpflegungsmagazine, welche in dieser Beziehung das Schicksal der Städter in Kürze auch auf das Landvolk ausdehnen dürfen.

Zum Kriegsminister wurde General Cordon, für Bach zum Justizminister Hr. v. Ghequier, Hofrath der obersten Justizstelle, ernannt. Beide sind bereits nach Olmütz abgereist. Die Bildung des Ministeriums dürfte nun endlich zu Stande gekommen sein.

Die Operationen der Armee gegen Ungarn sollen nach der vorausgegangenen nochmaligen Aufforderung zur Unterwerfung sogleich beginnen. Offiziere versichern uns, daß 14 Tage vollkommen genügen, um mit der k. k. Armee in Pesth einrücken zu können. Die Vertheidigungsanstalten bei Raab und Comorn werden von Kossuth selbst geleitet. General Bem soll sich in Pesth befinden. Der Banus Jelachich wird in Kroatien nicht verbleiben, sondern nach einigen dort getroffenen nöthigen Vorkehrungen das Oberkommando der gegen Ungarn stehenden Armee übernehmen.

(A. O. Z.)
Wien, 16. Nov.

Die finanzielle Lage unseres Staates bietet uns so auffallende Reminiscenzen aus Metternich'scher Regierung, daß wir uns nicht mehr entblöden, unsere finanzielle Lage mit der zur Zeit der beiden durch Metternich glorreich durchgeführten Staatsbankerotte zu vergleichen. -- Binnen 11 Monaten (darunter 8 Monate glorreicher konstitutioneller Regierung) ein Defizit von 111 Millionen Gulden, welche täglich durch den enormen Bedarf für das Militär steigen. Man erzählt, die Erhaltung der Armee koste jetzt wöchentlich an 3 Millionen Gulden und das Alles zur Erhaltung der Ordnung und Freiheit! In den letzten sechs Monaten Vernichtung des Nationalwohlstandes! wodurch? dadurch, daß dem Ackerbau so viele Kräfte entzogen wurden, um sie zu Werkzeugen der Mordpolitik zu machen. Lähmung des Handels! wodurch? durch die verderblichste Handelspolitik. Nicht unter der politischen Bewegung, nein, unter den Bestrebungen der Fürsten, die errungene Freiheit zu unterdrücken, haben Handel und Gewerbe in Oesterreich, wie an andern Orten so furchtbar gelitten.

Oesterreichs finanzielle Lage ist so zerrüttet, wie man dies in einem Lande kaum für möglich halten sollte, welches nach zweimaligem Staatsbankerotte so immense Steuern erhebt, daß nach einer gewissenhaften Berechnung, dieselben das dreifache der englischen Steuern (natürlich im Verhältniß auf die Bevölkerung) übersteigen. -- Das in Oesterreich emittirte Papiergeld basirt sich auf den Kredit der Bank; diese aber ruht, vermöge der sie bildenden Bankaktien auf dem Bericht der Börsenmänner. Diese erachten es nun bis jetzt noch im Interesse ihres Geldbeutels, den Cours derselben auf 1085 zu halten; wie aber, wenn der papierne Kredit durch einen Windstoß ruinirt wird? -- Nun, dann macht der Staat bankerott; was hat der Kaiser, denn Ferdinand der Allgütige ist der österreichische Kaiserstaat, dabei für einen Verlust? Das Volk allein hat den Schaden. -- Daß aber dieser Sturm hereinbrechen wird, ist bei unserm unverantwortlichen Staatshaushalt kaum zu bezweifeln. Die Silbernoth ist in einem Maße da, wie man es im Auslande kaum für möglich halten wird. Bäcker, Fleischer, Kaufleute verkaufen lieber nicht, als daß sie ihren Kunden Silbergeld wiedergeben. Dem zu steuern hat das Finanzministerium den Kaufleuten die Ausgabe von Zwanzig-Kreuzer-Scheinen erlaubt, und es ist kaum abzusehen, was bei einem Bankerotte eines Kaufmanns geschieht, der mehrere Tausende solcher Papierchen den Kunden angeschmiert hat. Das Agio im Umtausch von Papier zu Silber ist bis auf 7 Prozent gestiegen und muß täglich steigen, da kein Silber eingeführt wird, und die Bank außer Stande ist, Opfer zu bringen, wie sie jetzt nothwendig sind, um gegen österreichische Papiere klingendes Geld zu erhalten. Der Wechselverkehr mit dem Auslande ist fast auf Null reduzirt, da durch kaiserlichen Erlaß die ausdrückliche Verpflichtung, in Zwanzigern zahlen zu wollen, nicht bindend ist. Der Kredit unserer Kaufleute im Auslande ist unsäglich geschwächt und keine Aussicht auf Hülfe. So sehen wir denn nur im Staatsbankerott unsere einzige Hülfe!

Das hiesige Haus Rothschild hat, in Folge der zu Wien und Paris erlittenen Verluste, den Entschluß gefaßt, seine Geschäfte ganz aufzugeben. Eine Liquidation hat bereits begonnen, Bankgeschäfte sind sistirt.

Die Ausweisung der Fremden von hier dauert fort, auch werden noch immer einzelne Verhaftungen vorgenommen, welche die Gemüther fortwährend beunruhigen. Der Reichstagsdeputirte Füster, welcher in Mödling verhaftet wurde, befindet sich wieder auf freiem Fuß, mußte aber mit seinem Ehrenworte angeloben, Wien ohne Erlaubniß nicht zu verlassen.

Die Bürger von Brünn haben den nothleidenden Bürgern von Wien eine große Quantität Lebensartikel übersendet.

(Allg. O.-Z.)

* Die Wiener Zeitung veröffentlicht in ihren Nummern v. 15. und 16. Nov. wieder die folgenden standrechtlichen Urtheile:

Zu Folge Kriegsrechtsurtheils v. 11., kund gemacht am 14. d. M. ist Ignaz Porsch, aus Widin in Böhmen gebürtig, katholisch, ledig, 38 Jahre alt, Dr. der Rechte und Privatdocent durch Zusammentreffen der Umstände überwiesen, einen Versuch unternommen zu haben, mehrere k. k. Soldaten zum Treubruche zu verleiten, und für die Zwecke des Aufruhrs zu gewinnen, zufolge Proklamation Sr. Durchlaucht des Hrn. General-Feldmarschalls Fürsten zu Windischgrätz, vom 20., 23. Oktbr., dann 1. Novbr. 1848, in Verbindung mit dem 34. Art. des Militär-Strafgesetzbuches §. 2, zur sechsjährigen Schanzarbeit in schweren Eisen verurtheilt, diese Strafe jedoch in Berücksichtigung seiner persönlichen Eigenschaft auf Befehl Sr. Durchl. d. d. 13. d. M. in jene des sechsjährigen Festungsarrestes ohne Eisen gemildert worden.

Wien am 14. November 1848.

Durch standrechtliche Sentenz vom 14. d. M. ist:

1) Johann Horvath aus Sagh in Ungarn gebürtig, 33 Jahre alt, katholisch, verheiratet, Schuhmacher und Unterlieutenant der zu Hernals bestandenen Nationalgarde, wegen Theilnahme an dem Verbrechen des Aufruhrs, thätiger Aufreizung zu einem bewaffneten Ausfalle gegen die k. k. Truppen und persönlicher Leitung dieser Unternehmung zu einer Zeit, als die Nationalgarde zu Hernals die Waffen bereits abgelegt hatte;

2) Joseph Dangel, Gemeiner der 18. Füsilierkompagnie des Linieninfanterie-Reg. Ritter v. Heß, und

3) Anton Riklinski, Gemeiner der 6. Compagnie des 1. Landwehr-Bataillons vom Inf.-Reg. Herzog von Nassau, wegen treulosen und meineidigen Abfalls von ihren Truppen, Uebergang zu den hiesigen Insurgenten und Theilnahme an dem bewaffneten Aufstande, in Folge der Proklamation Sr. Durchl. des Hrn. General-Feldmarschalls Fürsten zu Windischgrätz vom 20. und 23. Okt, dann 1. Nov. d. J., zum Tode durch den Strang verurtheilt; die Strafe jedoch durch Erschießen mit Pulver und Blei an demselben Tage um 4 1/2 Uhr Nachmittags in dem hiesigen Stadtgraben vollzogen worden.

Wien am 15. Nov. 1848.

So folgen sich die Schreckens-Bülletins aus dem k. k. Blutlager von Tage zu Tage.

* Crefeld, 18. Novbr. (Verspätet.)

'S wird besser gehn. Selbst in unsrem Heulernest, ist eine mit 2870 Unterschriften bedeckte Adresse für die Nationalversammlung zu Stande gekommen.

Bonn.

In der heute den 13. November zu Bonn in der Militärreitbahn abgehaltenen allgemeinen Volksversammlung wurde nachstehende Adresse an die Nationalversammlung in Berlin vorgelesen, einstimmig angenommen und Abends an den stellvertretenden Abgeordneten, von Bonn, Herrn Mülhaus, durch Post abgesendet:

Hohe Versammlung!

Der unverantwortliche Eingriff in die Rechte des Volks, die würdige Haltung der hohen Versammlung der brutalen Gewalt gegenüber, haben dem ganzen Volk bewiesen, was es an den Räthen der Krone zu verachten, was es an der Vertretung des Landes zu halten habe!

Nicht hätte es der Aufforderung der hohen Versammlung bedurft, um uns zur offenen Anerkennung Ihrer gerechten Schritte zu bewegen, denn wir verstehen diesen welthistorischen Augenblick, wo Nationalversammlung und Volk zeigen können, wie sehr sie ihre gegenseitigen Pflichten erkennen und ihnen gewachsen sind! Mit Gut und Blut sind wir Ihre Sicherheit zu verfechten, jeden Augenblick bereit, aber wir leben auch in der gewissen Hoffnung, daß die hohe Versammlung sich des Volkes würdig zeige, und das Volk nicht in seinem Stolze und seinen Hoffnungen täusche!!

Wir sind der festen Ueberzeugung, daß ein starkmüthiges Wort der hohen Versammlung den mächtigsten Nachhall in allen Herzen finden werde, und sprechen den Wunsch aus, es möge die hohe Versammlung durch eine unzweideutige Proklamation an das Heer den durch lügenhafte Darstellungen umnebelten Geist der Soldaten aufklären, und zum unbedingten Abfall von der ungesetzlichen Gewalt auffordern!!

so werden wir mit frischem Muth das Schwert ziehen. Nicht auf uns wird die Verantwortung des Blutes kommen, das vergossen wird. Nichts ist heiliger als der Anblick eines Volkes das für sein Recht kämpft. Freudig werden wir als freie Männer den letzten Tropfen unseres Blutes in diesen Kampf vergießen. Wehrmänner! Alle Tage kann der Aufruf des Nationalversammlung ergehen, alle Tage der Angriff auf uns erfolgen. Dann werde ich Sie aufrufen, meine Herren, und Schande über den, der da fehlt in unsern Reihen. Er ist ein Verräther an der Sache der Freiheit und des Gesetzes!

Schwören Sie mir, mein Herren, wie ich es Ihnen hier schwöre, daß Sie lieber fallen wollen bis auf den letzten Mann als weichen in der Vertheidigung unsres guten Rechtes.

In gleichem Sinne sprach darauf der Oberbürgermeister Dietze. Nach der Musterung wurde von den sämmtlichen Chefs der Bürgarden in der Oberbürgermeisterei Düsseldorf folgende Adresse an die Nationalversammlung beschloßen und dieselbe noch heute Abend durch eine aus zwei Hauptleute der hiesigen Bürgerwehr bestehende Deputation nach Berlin gesandt:

Die Bürgerwehre der Oberbürgermeisterei Düsseldorf an die hohe National-Versammlung.

Der Erklärungen sind genug gegeben. Die Mißhandlungen, die Verbrechen die gegen unsre hochherzige National-Versammlung verübt worden sind, empören das Land. Im Namen der Bürgerwehren der Oberbürgermeisterei Düsseldorf erklären wir Ihnen: Knirschend erwarten wir den Ruf der National-Versammlung zu den Waffen. Der passive Widerstand ist erschöpft. Wir beschwören die National-Versammlung: erlassen Sie den Ruf zu den Waffen, den Ruf zur Pflicht! Schauen Sie auf Wien, zögern Sie nicht länger oder die Freiheit ist verloren, Ihre Köpfe geächtet und die Nacht des Absolutismus wird wieder das Land umfangen. Auf Ihren Aufruf ist das ganze Land bereit sich zu erheben und zu kämpfen mit dem Muthe des Rechtes, mit der Kraft der Verzweiflung bis auf den letzten Mann. Erlassen Sie den Aufruf, wir beschwören Sie!

Die Landwehrmänner und Reservisten des Kreises Düsseldorf 500 an der Zahl haben heute gleichfalls an eine Adresse an die National-Versammlung gerichtet, aus der ich Ihnen den Schluß mittheilte:

„Wir Landwehrmänner und Reservisten des Kreises Düsseldorfs als die ächten Söhne unsrer Väter, welche in dem ruhmwürdigen Jahre 1813 das Joch der Sklaverei durch die Kraft ihrer Begeisterung gebrochen haben, fühlen uns verpflichtet der National-Versammlung folgende Erklärung abzulegen: Von dem Augenblick an, wo die Krone mit Hohn den Boden des Gesetzes, den Boden der Vereinbarung von sich gestoßen, auf den sie sich im März gestellt hat, von dem Augenblick an, wo unsre heldenmüthigen Vertreter durch die rohe Gewalt der Bajonette zersprengt worden und die Krone somit an die Stelle des Gesetzes das Faustrecht gesetzt hat, von diesem Augenblicke kennen wir keine andere gesetzliche Regierungsgewalt im Staat als die National-Versammlung. Wir haben dem König geschworen, aber der Meineid der Krone, der Bruch alles dessen, was sie im März uns zugeschworen, entbindet uns nicht nur unsres Eides gegen sie, er macht es uns zur Pflicht keinem hochverrätherischen und eidbrüchigen Banner zu folgen. Nicht Neuerungssucht ist der Charakter des deutschen Volkes. Aber an der bestehenden Verfassung wird der Deutsche festhalten, fest wie die Eichen die in seinem Boden wurzeln. Das Attentat gegen die gesetzliche Freiheit wird der Deutsche sühnen unnachsichtig, schonnungslos.

Wir schwören der National-Versammlung uns mit Gut und Blut unter ihr Banner zu stellen. Wir schwören der National-Versammlung daß wir gerüstet ihren Aufruf erwarten, um zu zeigen daß die Kraft noch nicht gewichen ist aus den Söhnen des Vaterlandes.“

Die Adresse wurde, nachdem die Unterschriften von der Oberbürgermeisterei beglaubigt worden waren, sofort abgesandt.

Berlin.

Es wird der k. Regierung schon bekannt geworden sein, daß von Seiten desjenigen Theils der zur Verfassungsvereinbarung einberufenen Versammlung, welcher, die Botschaft des Königs wegen der Verlegung nach Brandenburg unbeachtet lassend, ohne Theilnahme der Vertreter der Krone ihre Zusammenkünfte hier fortgesetzt hat, nächst Anderem auch der Beschluß gefaßt worden ist, daß bis zur Zurücknahme der von der Regierung getroffenen Maßregeln alle und jede Steuerzahlung zu verweigern sei.

Wenn auch vorauszusetzen ist, daß dem gesunden Sinne des Landes die formelle und materielle Ungültigkeit eines Schrites wohl einleuchten wird, der in seinen weiteren Folgen das ganze Land in einen Zustand völliger Gesetzlosigkeit und in unabsehbare Verwirrung stürzen würde, so halten wir uns dennoch verpflichtet, die k. Regierung darauf aufmerksam zu machen, daß, wenn und wo sich wider Verhoffen irgend eine Verwirklichung des vorgedachten Aufrufs kundgeben sollte, hiergegen ohne Verzug und nöthigenfalls, wenn eine vorgängige Belehrung über die schweren strafrechtlichen Folgen einer solchen Widersetzlichkeit fruchtlos bleibt, mit Anwendung der strengsten Zwangsmittel einzuschreiten ist. Die sämmtlichen Truppenbefehlshaber sind angewiesen, den desfallsigen Requisitionen der k. Regierung und der von ihr für diesen Zweck zu bezeichnenden Kommissarien zu genügen.

Dabei aber bleibt der k. Regierung ganz besonders empfohlen, dafür zu sorgen, daß die wegen eingetretener Widersetzlichkeit anzuordnenden Zwangsmaßregeln nicht auf die Beitreibung solcher Steuerbeiträge ausgedehnt werden, welche nur wegen des Unvermögens der Steuerpflichtigen in Rückstand geblieben sind, indem es, wenngleich die dermaligen bedeutenden Ausgaben der Staatskasse den pünktlichen und unverkürzten Eingang der Steuern sehr wünschenswerth erscheinen lassen, dennoch ganz außer der Absicht liegt, die Rücksichten der Schonung und Milde gegen bedrängte oder durch Unglücksfälle betroffene Steuerpflichtige außer Augen gesetzt zu sehen. Diesem entsprechend, werden daher auch die durch anzuordnende außergewöhnliche Zwangsmaßregeln verursachten Kosten nur auf diejenigen Steuerpflichtigen zu vertheilen sein, welche die schuldigen Steuerzahlungen aus Widersetzlichkeit nicht geleistet haben.

Berlin, den 18. November 1848.

Das Staats-Ministerium.

Graf v. Brandenburg. Ladenberg. Manteuffel. v. Strotha. v. Ninteln.

An sämmtliche königl. Regierungen.

* Berlin, 19. Nov.

Es wird von Seiten der Ministerial-Partei die möglichste Vorbereitung eines Plakats durch das ganze Land vorbereitet, welches in der Form eines Gesprächs zwischen dem Abgeordneten Kirchmann und dem Abgeordneten der Frankfurter Versammlung, Bassermann, die Bedingungen mittheilt, unter denen die Nationalversammlung geneigt sei, mit der Krone sich auszusöhnen.

Das Volk wird vor diesem Plakate gewarnt, da einmal die Aeußerungen des Abgeordneten Kirchmann nur rein persönliche gewesen sein können, welche die Ansichten der Versammlung nicht aussprechen, andrerseits, wie aus glaubwürdiger Quelle versichert werden kann, die Worte des Abgeordneten Kirchmann in dem Plakate vielfach entstellt, in einen falschen Sinn verkehrt und mit durchaus falschen Zusätzen vermischt worden sind.

Diese verfälschte Darstellung ist den Soldaten Berlin's bereits durch Plakate mitgetheilt worden. Gleichzeitig wird ihnen erzählt, daß die Nationalversammlung das Land an die Franzosen verrathen wolle, und es sei schon mehreremale meuchelmörderisch auf den König geschossen worden.

* Berlin.

Rheinländer und Westphalen! Unermeßlich wichtige Begebenheiten drängen uns, Eure Landsleute, ernste Worte an Euch zu richten. Das Schicksal hat uns, fern von Euch, in die Hauptstadt des Landes geführt, um Zeugen von Ereignissen zu sein, wie sie bis jetzt in den Annalen eines Volkes kaum zu finden sind. Bedarf es mehr, um Eure Herzen unsern Worten zu erschließen! — Wir können nicht Mittheilungen über die Thatsachen zu Euch tragen; mehr als eine Feder wird bemüht sein, dies zu thun. Wir bitten und beschwören Euch nun: festzuhalten an den Errungenschaften einer blutig erkauften Freiheit, an den heiligsten Rechten eines Volkes. Ihr werdet dann einstimmen in den Weheruf, den wir über ein treuloses Regiment ausstoßen, über ein Regiment, gegängelt von einer schändlichen Kamarilla, verblendet von einem hochmüthigen Adel, über ein Regiment, welches Verrath auf Verrath häuft, um über unsere Nationalvertretung und mit ihr über das ganze Land, Unheil und Knechtschaft zu bringen. — Wir bitten und beschwören Euch, verschaffet, so viel auch an Euch ist, durch Wort und That, durch alle Euch zu Gebot stehenden Mittel unserer Nationalvertretung die ihr gebührende Geltung! Sie ist derer würdig!!! — Nachdem Sie in Ihrer hohen Autorität auf's schnödeste gekränkt, durch die Uebermacht der Waffen ihres hohen Sitzes beraubt, das Heiligthum ihrer fernern Versammlungen durch schamlose Gewalt entweihet worden ist, fährt sie mit unerschütterlichem Muthe fort, die kostbaren Waffen des Geistes zu schwingen, um mit ihnen die elenden Feinde der freien Entwicklung des preußischen, des deutschen Volkes niederzuschmettern.

Auf, Ihr Millionen in Westphalen und am Rheine, erhebet Euch wie Ein Mann, und bekundet es vor der ganzen Welt, daß auch Ihr bereit seiet zur nachdrücklichsten Bekämpfung des uns höhnenden Despotenspiels! — Berlin, das lang verkannte, das viel verdächtigte Berlin, vermag allein nicht der ungeheuren Wucht bewaffneter Uebermacht dauernd zu trotzen, durch welche es erdrückt zu werden in Gefahr steht. Tausend und abermals Tausende Feuerschlünde sind gefüllt, in das Herz seiner braven Bewohner den Tod, über ihre Wohnungen das Verderben zu senden! Seit mehreren Tagen in immer neuen Gestalten zur Fehde herausgefordert, hat das Berliner Volk bis jetzt in stolzer Haltung sich zu beherrschen, den Aufreizungen zu widerstehen gewußt. — Wer kann bestimmen, wie lange es noch Gleiches vermag?! —

Auf, auf, Ihr Millionen am Rheine und in Westphalen, erhebet Euch wie Ein Mann, ehe in wenigen Tagen mit den Leibern von zahllosen Erschlagenen unsere Freiheit zu Grabe getragen. Euer Beispiel wird, so weit die deutsche Zunge klingt, die Herzen entflammen, und dann die Morgenröthe der Freiheit herrlicher über alle deutsche Gauen strahlen.

Auf, auf, mit Gott für das Vaterland!!! —

Berlin, in der Sitzung vom 14. November 1848.

Der demokratische Rheinländer- und Westphalen-Verein.

* Erfurt.

Etwa 50,000 Menschen, die größtentheils bewaffnet sind, haben sich hier und in der Umgegend für die National-Versammlung erklärt. Alle Offiziere des 27. Landwehrregiments sind diesem Beschlusse beigetreten.

* Posen, 15. November.

Durch die kritische Lage des Vaterlandes und durch die Berufung Sr. Majestät des Königs und der Preußischen National-Versammlung auf die Stimmen des Volks veranlaßt, erklären hierdurch die unterzeichneten Rechtskundigen:

daß der Krone das Recht nicht zusteht, einseitig die Nationalversammlung in Berlin zu verlegen oder zu vertagen, und daß alle darauf zielenden Schritte des Ministerii Brandenburg inconstitutionell und ungesetzlich sind.

Posen, den 15. November 1848

B[unleserliches Material]rndt, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. E. Brachvogel, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. von Crousaz, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Donniges, Justizrath. Fränzel, Ober-Landes-Gerichtsrath. Gäde, Ober-Landes-Gerichts-Rath. Grave, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Guderian, Justizrath. Hausleutner, Ober-Appellationsgerichts-Rath. Heising, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Henke, Oberlandes-Gerichts-Assessor. H[unleserliches Material]itemeyer, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. von Hundt, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Lebenheim, Land- und Stadtgerichts-Assessor. Lehmann, Ober-Appellations-Gerichtsrath. Leviseur, Ober-Landesgerichts Auskultator. Messerschmidt, Assessor. Meyer, Land- und Stadtgerichts-Rath. Moritz, Justiz-Commissarius. Muller, Land- und Stadtgerichtsrath. Pokorny, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Schmidt, Ober-Landes-Gerichts-Auskultator. Scholtz, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Seger, Land- und Stadtgerichts-Direktor. v. Sieghardt, Geheimer Justiz-Rath. Suttinger, Assessor. Steltzer, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Tschuschke, Land- und Stadtgerichts-Rath. Welst, Ober-Landes-Gerichts-Assessor.

Aus Schlesien.

Die Allg. O.-Ztg schreibt unter'm 18. Nov.: Gerüchte, welche uns noch so spät zukommen, daß wir deren Richtigkeit nicht prüfen können, melden einen ernsthaften Aufstand in Reichenbach. Aus Oels wird berichtet, daß heut die Bürger im Verein mit einem vom Lande eingetroffenen Zuzug von etwa 1000 Bauern sich des dortigen Zeughauses und der darin befindlichen Vorräthe an Waffen, Munition etc., womit morgen die Landwehr ausgerustet werden sollte, bemächtigt haben.

Wien, 15. Nov.

Ein hiesiger Kartenmaler hat östreich. Erinnerungskarten auf das Jahr 1848 verfertigt, welche sehr interessant aussehen. Die vier Könige stellen gut getroffen die Feldherrn Radetzky, Windischgrätz, Jelachich und Cordon vor. Die vier Aß[unleserliches Material]enthalten die Namen der vier im Belagerungszustand befindlichen Städte Wien, Lemberg, Pesth und Mailand. Die vier Damen stellen solche vor, welche sich im Jahre 1848 auszeichneten u. s. w. Jede Karte ist mit einer kurzen Erklärung versehen.

Die Noth der ärmeren Volksklassen ist sehr im Steigen — das Proletariat im Wachsen — die Preise aller Lebensmittel gehen sehr in die Höhe; nach den neuesten Satzungen wiegt pohl. Brot zu 1 Kr. neun Loth, während 1 Pfund Rindfleisch 12 Kr. C.-M. kostet. Mangel an Zufuhr wird als Ursache dieser seit Jahren nicht erlebten Theurung bezeichnet; dem Gemeinderathe fehlen alle Mittel, um den Bedarf im außerordentlichen Wege zu decken, und eine wachsende Theurung mit ihren Folgen wird daher schwer von Wien fern zu halten sein. Der Getreidevorrath ist im ganzen Lande sehr gering, und Zwangsmaßregeln, denselben zu Markt zu bringen, wären ganz ohne Erfolg. Dazu kommen die fortwährenden Requisitionen für die Militärverpflegungsmagazine, welche in dieser Beziehung das Schicksal der Städter in Kürze auch auf das Landvolk ausdehnen dürfen.

Zum Kriegsminister wurde General Cordon, für Bach zum Justizminister Hr. v. Ghequier, Hofrath der obersten Justizstelle, ernannt. Beide sind bereits nach Olmütz abgereist. Die Bildung des Ministeriums dürfte nun endlich zu Stande gekommen sein.

Die Operationen der Armee gegen Ungarn sollen nach der vorausgegangenen nochmaligen Aufforderung zur Unterwerfung sogleich beginnen. Offiziere versichern uns, daß 14 Tage vollkommen genügen, um mit der k. k. Armee in Pesth einrücken zu können. Die Vertheidigungsanstalten bei Raab und Comorn werden von Kossuth selbst geleitet. General Bem soll sich in Pesth befinden. Der Banus Jelachich wird in Kroatien nicht verbleiben, sondern nach einigen dort getroffenen nöthigen Vorkehrungen das Oberkommando der gegen Ungarn stehenden Armee übernehmen.

(A. O. Z.)
Wien, 16. Nov.

Die finanzielle Lage unseres Staates bietet uns so auffallende Reminiscenzen aus Metternich'scher Regierung, daß wir uns nicht mehr entblöden, unsere finanzielle Lage mit der zur Zeit der beiden durch Metternich glorreich durchgeführten Staatsbankerotte zu vergleichen. — Binnen 11 Monaten (darunter 8 Monate glorreicher konstitutioneller Regierung) ein Defizit von 111 Millionen Gulden, welche täglich durch den enormen Bedarf für das Militär steigen. Man erzählt, die Erhaltung der Armee koste jetzt wöchentlich an 3 Millionen Gulden und das Alles zur Erhaltung der Ordnung und Freiheit! In den letzten sechs Monaten Vernichtung des Nationalwohlstandes! wodurch? dadurch, daß dem Ackerbau so viele Kräfte entzogen wurden, um sie zu Werkzeugen der Mordpolitik zu machen. Lähmung des Handels! wodurch? durch die verderblichste Handelspolitik. Nicht unter der politischen Bewegung, nein, unter den Bestrebungen der Fürsten, die errungene Freiheit zu unterdrücken, haben Handel und Gewerbe in Oesterreich, wie an andern Orten so furchtbar gelitten.

Oesterreichs finanzielle Lage ist so zerrüttet, wie man dies in einem Lande kaum für möglich halten sollte, welches nach zweimaligem Staatsbankerotte so immense Steuern erhebt, daß nach einer gewissenhaften Berechnung, dieselben das dreifache der englischen Steuern (natürlich im Verhältniß auf die Bevölkerung) übersteigen. — Das in Oesterreich emittirte Papiergeld basirt sich auf den Kredit der Bank; diese aber ruht, vermöge der sie bildenden Bankaktien auf dem Bericht der Börsenmänner. Diese erachten es nun bis jetzt noch im Interesse ihres Geldbeutels, den Cours derselben auf 1085 zu halten; wie aber, wenn der papierne Kredit durch einen Windstoß ruinirt wird? — Nun, dann macht der Staat bankerott; was hat der Kaiser, denn Ferdinand der Allgütige ist der österreichische Kaiserstaat, dabei für einen Verlust? Das Volk allein hat den Schaden. — Daß aber dieser Sturm hereinbrechen wird, ist bei unserm unverantwortlichen Staatshaushalt kaum zu bezweifeln. Die Silbernoth ist in einem Maße da, wie man es im Auslande kaum für möglich halten wird. Bäcker, Fleischer, Kaufleute verkaufen lieber nicht, als daß sie ihren Kunden Silbergeld wiedergeben. Dem zu steuern hat das Finanzministerium den Kaufleuten die Ausgabe von Zwanzig-Kreuzer-Scheinen erlaubt, und es ist kaum abzusehen, was bei einem Bankerotte eines Kaufmanns geschieht, der mehrere Tausende solcher Papierchen den Kunden angeschmiert hat. Das Agio im Umtausch von Papier zu Silber ist bis auf 7 Prozent gestiegen und muß täglich steigen, da kein Silber eingeführt wird, und die Bank außer Stande ist, Opfer zu bringen, wie sie jetzt nothwendig sind, um gegen österreichische Papiere klingendes Geld zu erhalten. Der Wechselverkehr mit dem Auslande ist fast auf Null reduzirt, da durch kaiserlichen Erlaß die ausdrückliche Verpflichtung, in Zwanzigern zahlen zu wollen, nicht bindend ist. Der Kredit unserer Kaufleute im Auslande ist unsäglich geschwächt und keine Aussicht auf Hülfe. So sehen wir denn nur im Staatsbankerott unsere einzige Hülfe!

Das hiesige Haus Rothschild hat, in Folge der zu Wien und Paris erlittenen Verluste, den Entschluß gefaßt, seine Geschäfte ganz aufzugeben. Eine Liquidation hat bereits begonnen, Bankgeschäfte sind sistirt.

Die Ausweisung der Fremden von hier dauert fort, auch werden noch immer einzelne Verhaftungen vorgenommen, welche die Gemüther fortwährend beunruhigen. Der Reichstagsdeputirte Füster, welcher in Mödling verhaftet wurde, befindet sich wieder auf freiem Fuß, mußte aber mit seinem Ehrenworte angeloben, Wien ohne Erlaubniß nicht zu verlassen.

Die Bürger von Brünn haben den nothleidenden Bürgern von Wien eine große Quantität Lebensartikel übersendet.

(Allg. O.-Z.)

* Die Wiener Zeitung veröffentlicht in ihren Nummern v. 15. und 16. Nov. wieder die folgenden standrechtlichen Urtheile:

Zu Folge Kriegsrechtsurtheils v. 11., kund gemacht am 14. d. M. ist Ignaz Porsch, aus Widin in Böhmen gebürtig, katholisch, ledig, 38 Jahre alt, Dr. der Rechte und Privatdocent durch Zusammentreffen der Umstände überwiesen, einen Versuch unternommen zu haben, mehrere k. k. Soldaten zum Treubruche zu verleiten, und für die Zwecke des Aufruhrs zu gewinnen, zufolge Proklamation Sr. Durchlaucht des Hrn. General-Feldmarschalls Fürsten zu Windischgrätz, vom 20., 23. Oktbr., dann 1. Novbr. 1848, in Verbindung mit dem 34. Art. des Militär-Strafgesetzbuches §. 2, zur sechsjährigen Schanzarbeit in schweren Eisen verurtheilt, diese Strafe jedoch in Berücksichtigung seiner persönlichen Eigenschaft auf Befehl Sr. Durchl. d. d. 13. d. M. in jene des sechsjährigen Festungsarrestes ohne Eisen gemildert worden.

Wien am 14. November 1848.

Durch standrechtliche Sentenz vom 14. d. M. ist:

1) Johann Horvath aus Sagh in Ungarn gebürtig, 33 Jahre alt, katholisch, verheiratet, Schuhmacher und Unterlieutenant der zu Hernals bestandenen Nationalgarde, wegen Theilnahme an dem Verbrechen des Aufruhrs, thätiger Aufreizung zu einem bewaffneten Ausfalle gegen die k. k. Truppen und persönlicher Leitung dieser Unternehmung zu einer Zeit, als die Nationalgarde zu Hernals die Waffen bereits abgelegt hatte;

2) Joseph Dangel, Gemeiner der 18. Füsilierkompagnie des Linieninfanterie-Reg. Ritter v. Heß, und

3) Anton Riklinski, Gemeiner der 6. Compagnie des 1. Landwehr-Bataillons vom Inf.-Reg. Herzog von Nassau, wegen treulosen und meineidigen Abfalls von ihren Truppen, Uebergang zu den hiesigen Insurgenten und Theilnahme an dem bewaffneten Aufstande, in Folge der Proklamation Sr. Durchl. des Hrn. General-Feldmarschalls Fürsten zu Windischgrätz vom 20. und 23. Okt, dann 1. Nov. d. J., zum Tode durch den Strang verurtheilt; die Strafe jedoch durch Erschießen mit Pulver und Blei an demselben Tage um 4 1/2 Uhr Nachmittags in dem hiesigen Stadtgraben vollzogen worden.

Wien am 15. Nov. 1848.

So folgen sich die Schreckens-Bülletins aus dem k. k. Blutlager von Tage zu Tage.

* Crefeld, 18. Novbr. (Verspätet.)

'S wird besser gehn. Selbst in unsrem Heulernest, ist eine mit 2870 Unterschriften bedeckte Adresse für die Nationalversammlung zu Stande gekommen.

Bonn.

In der heute den 13. November zu Bonn in der Militärreitbahn abgehaltenen allgemeinen Volksversammlung wurde nachstehende Adresse an die Nationalversammlung in Berlin vorgelesen, einstimmig angenommen und Abends an den stellvertretenden Abgeordneten, von Bonn, Herrn Mülhaus, durch Post abgesendet:

Hohe Versammlung!

Der unverantwortliche Eingriff in die Rechte des Volks, die würdige Haltung der hohen Versammlung der brutalen Gewalt gegenüber, haben dem ganzen Volk bewiesen, was es an den Räthen der Krone zu verachten, was es an der Vertretung des Landes zu halten habe!

Nicht hätte es der Aufforderung der hohen Versammlung bedurft, um uns zur offenen Anerkennung Ihrer gerechten Schritte zu bewegen, denn wir verstehen diesen welthistorischen Augenblick, wo Nationalversammlung und Volk zeigen können, wie sehr sie ihre gegenseitigen Pflichten erkennen und ihnen gewachsen sind! Mit Gut und Blut sind wir Ihre Sicherheit zu verfechten, jeden Augenblick bereit, aber wir leben auch in der gewissen Hoffnung, daß die hohe Versammlung sich des Volkes würdig zeige, und das Volk nicht in seinem Stolze und seinen Hoffnungen täusche!!

Wir sind der festen Ueberzeugung, daß ein starkmüthiges Wort der hohen Versammlung den mächtigsten Nachhall in allen Herzen finden werde, und sprechen den Wunsch aus, es möge die hohe Versammlung durch eine unzweideutige Proklamation an das Heer den durch lügenhafte Darstellungen umnebelten Geist der Soldaten aufklären, und zum unbedingten Abfall von der ungesetzlichen Gewalt auffordern!!

<TEI>
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          <p><pb facs="#f0002" n="0782"/>
so werden wir mit frischem Muth das Schwert ziehen. Nicht auf uns wird die Verantwortung des Blutes kommen, das vergossen wird. Nichts ist heiliger als der Anblick eines Volkes das für sein Recht kämpft. Freudig werden wir als freie Männer den letzten Tropfen unseres Blutes in diesen Kampf vergießen. Wehrmänner! Alle Tage kann der Aufruf des Nationalversammlung ergehen, alle Tage der Angriff auf uns erfolgen. Dann werde ich Sie aufrufen, meine Herren, und Schande über den, der da fehlt in unsern Reihen. Er ist ein Verräther an der Sache der Freiheit und des Gesetzes!</p>
          <p>Schwören Sie mir, mein Herren, wie ich es Ihnen hier schwöre, daß Sie lieber fallen wollen bis auf den letzten Mann als weichen in der Vertheidigung unsres guten Rechtes.</p>
          <p>In gleichem Sinne sprach darauf der Oberbürgermeister Dietze. Nach der Musterung wurde von den sämmtlichen Chefs der Bürgarden in der Oberbürgermeisterei Düsseldorf folgende Adresse an die Nationalversammlung beschloßen und dieselbe noch heute Abend durch eine aus zwei Hauptleute der hiesigen Bürgerwehr bestehende Deputation nach Berlin gesandt:</p>
          <p>Die Bürgerwehre der Oberbürgermeisterei Düsseldorf an die hohe National-Versammlung.</p>
          <p>Der Erklärungen sind genug gegeben. Die Mißhandlungen, die Verbrechen die gegen unsre hochherzige National-Versammlung verübt worden sind, empören das Land. Im Namen der Bürgerwehren der Oberbürgermeisterei Düsseldorf erklären wir Ihnen: Knirschend erwarten wir den Ruf der National-Versammlung zu den Waffen. Der passive Widerstand ist erschöpft. Wir beschwören die National-Versammlung: erlassen Sie den Ruf zu den Waffen, den Ruf zur Pflicht! Schauen Sie auf Wien, zögern Sie nicht länger oder die Freiheit ist verloren, Ihre Köpfe geächtet und die Nacht des Absolutismus wird wieder das Land umfangen. Auf Ihren Aufruf ist das ganze Land bereit sich zu erheben und zu kämpfen mit dem Muthe des Rechtes, mit der Kraft der Verzweiflung bis auf den letzten Mann. Erlassen Sie den Aufruf, wir beschwören Sie!</p>
          <p>Die Landwehrmänner und Reservisten des Kreises Düsseldorf 500 an der Zahl haben heute gleichfalls an eine Adresse an die National-Versammlung gerichtet, aus der ich Ihnen den Schluß mittheilte:</p>
          <p>&#x201E;Wir Landwehrmänner und Reservisten des Kreises Düsseldorfs als die ächten Söhne unsrer Väter, welche in dem ruhmwürdigen Jahre 1813 das Joch der Sklaverei durch die Kraft ihrer Begeisterung gebrochen haben, fühlen uns verpflichtet der National-Versammlung folgende Erklärung abzulegen: Von dem Augenblick an, wo die Krone mit Hohn den Boden des Gesetzes, den Boden der Vereinbarung von sich gestoßen, auf den sie sich im März gestellt hat, von dem Augenblick an, wo unsre heldenmüthigen Vertreter durch die rohe Gewalt der Bajonette zersprengt worden und die Krone somit an die Stelle des Gesetzes das Faustrecht gesetzt hat, von diesem Augenblicke kennen wir keine andere gesetzliche Regierungsgewalt im Staat als die National-Versammlung. Wir haben dem König geschworen, aber der Meineid der Krone, der Bruch alles dessen, was sie im März uns zugeschworen, entbindet uns nicht nur unsres Eides gegen sie, er macht es uns zur Pflicht keinem hochverrätherischen und eidbrüchigen Banner zu folgen. Nicht Neuerungssucht ist der Charakter des deutschen Volkes. Aber an der bestehenden Verfassung wird der Deutsche festhalten, fest wie die Eichen die in seinem Boden wurzeln. Das Attentat gegen die gesetzliche Freiheit wird der Deutsche sühnen unnachsichtig, schonnungslos.</p>
          <p>Wir schwören der National-Versammlung uns mit Gut und Blut unter ihr Banner zu stellen. Wir schwören der National-Versammlung daß wir gerüstet ihren Aufruf erwarten, um zu zeigen daß die Kraft noch nicht gewichen ist aus den Söhnen des Vaterlandes.&#x201C;</p>
          <p>Die Adresse wurde, nachdem die Unterschriften von der Oberbürgermeisterei beglaubigt worden waren, sofort abgesandt.</p>
        </div>
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          <head>Berlin.</head>
          <p>Es wird der k. Regierung schon bekannt geworden sein, daß von Seiten desjenigen Theils der zur Verfassungsvereinbarung einberufenen Versammlung, welcher, die Botschaft des Königs wegen der Verlegung nach Brandenburg unbeachtet lassend, ohne Theilnahme der Vertreter der Krone ihre Zusammenkünfte hier fortgesetzt hat, nächst Anderem auch der Beschluß gefaßt worden ist, daß bis zur Zurücknahme der von der Regierung getroffenen Maßregeln alle und jede Steuerzahlung zu verweigern sei.</p>
          <p>Wenn auch vorauszusetzen ist, daß dem gesunden Sinne des Landes die formelle und materielle Ungültigkeit eines Schrites wohl einleuchten wird, der in seinen weiteren Folgen das ganze Land in einen Zustand völliger Gesetzlosigkeit und in unabsehbare Verwirrung stürzen würde, so halten wir uns dennoch verpflichtet, die k. Regierung darauf aufmerksam zu machen, daß, wenn und wo sich wider Verhoffen irgend eine Verwirklichung des vorgedachten Aufrufs kundgeben sollte, hiergegen ohne Verzug und nöthigenfalls, wenn eine vorgängige Belehrung über die schweren strafrechtlichen Folgen einer solchen Widersetzlichkeit fruchtlos bleibt, mit Anwendung der strengsten Zwangsmittel einzuschreiten ist. Die sämmtlichen Truppenbefehlshaber sind angewiesen, den desfallsigen Requisitionen der k. Regierung und der von ihr für diesen Zweck zu bezeichnenden Kommissarien zu genügen.</p>
          <p>Dabei aber bleibt der k. Regierung ganz besonders empfohlen, dafür zu sorgen, daß die wegen eingetretener Widersetzlichkeit anzuordnenden Zwangsmaßregeln nicht auf die Beitreibung solcher Steuerbeiträge ausgedehnt werden, welche nur wegen des Unvermögens der Steuerpflichtigen in Rückstand geblieben sind, indem es, wenngleich die dermaligen bedeutenden Ausgaben der Staatskasse den pünktlichen und unverkürzten Eingang der Steuern sehr wünschenswerth erscheinen lassen, dennoch ganz außer der Absicht liegt, die Rücksichten der Schonung und Milde gegen bedrängte oder durch Unglücksfälle betroffene Steuerpflichtige außer Augen gesetzt zu sehen. Diesem entsprechend, werden daher auch die durch anzuordnende außergewöhnliche Zwangsmaßregeln verursachten Kosten nur auf diejenigen Steuerpflichtigen zu vertheilen sein, welche die schuldigen Steuerzahlungen aus Widersetzlichkeit nicht geleistet haben.</p>
          <p>Berlin, den 18. November 1848.</p>
          <p>Das Staats-Ministerium.</p>
          <p>Graf v. <hi rendition="#g">Brandenburg</hi>. <hi rendition="#g">Ladenberg</hi>. <hi rendition="#g">Manteuffel</hi>. v. <hi rendition="#g">Strotha</hi>. v. <hi rendition="#g">Ninteln</hi>.</p>
          <p>An sämmtliche königl. Regierungen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar149_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin, 19. Nov.</head>
          <p>Es wird von Seiten der Ministerial-Partei die möglichste Vorbereitung eines Plakats durch das ganze Land vorbereitet, welches in der Form eines Gesprächs zwischen dem Abgeordneten Kirchmann und dem Abgeordneten der Frankfurter Versammlung, Bassermann, die Bedingungen mittheilt, unter denen die Nationalversammlung geneigt sei, mit der Krone sich auszusöhnen.</p>
          <p>Das Volk wird vor diesem Plakate gewarnt, da einmal die Aeußerungen des Abgeordneten Kirchmann nur rein persönliche gewesen sein können, welche die Ansichten der Versammlung <hi rendition="#g">nicht</hi> aussprechen, andrerseits, wie aus glaubwürdiger Quelle versichert werden kann, die Worte des Abgeordneten Kirchmann in dem Plakate vielfach entstellt, in einen falschen Sinn verkehrt und mit durchaus falschen Zusätzen vermischt worden sind.</p>
          <p>Diese verfälschte Darstellung ist den Soldaten Berlin's bereits durch Plakate mitgetheilt worden. Gleichzeitig wird ihnen erzählt, daß die Nationalversammlung das Land an die Franzosen verrathen wolle, und es sei schon mehreremale meuchelmörderisch auf den König geschossen worden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar149_009" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Berlin.</head>
          <p>Rheinländer und Westphalen! Unermeßlich wichtige Begebenheiten drängen uns, Eure Landsleute, ernste Worte an Euch zu richten. Das Schicksal hat uns, fern von Euch, in die Hauptstadt des Landes geführt, um Zeugen von Ereignissen zu sein, wie sie bis jetzt in den Annalen eines Volkes kaum zu finden sind. Bedarf es mehr, um Eure Herzen unsern Worten zu erschließen! &#x2014; <hi rendition="#g">Wir</hi> können nicht Mittheilungen über die Thatsachen zu Euch tragen; mehr als <hi rendition="#g">eine</hi> Feder wird bemüht sein, dies zu thun. <hi rendition="#g">Wir</hi> bitten und beschwören Euch nun: festzuhalten an den Errungenschaften einer blutig erkauften Freiheit, an den heiligsten Rechten eines Volkes. Ihr werdet dann einstimmen in den Weheruf, den wir über ein treuloses Regiment ausstoßen, über ein Regiment, gegängelt von einer schändlichen Kamarilla, verblendet von einem hochmüthigen Adel, über ein Regiment, welches Verrath auf Verrath häuft, um über unsere Nationalvertretung und mit ihr über das ganze Land, Unheil und Knechtschaft zu bringen. &#x2014; Wir bitten und beschwören Euch, verschaffet, so viel auch an Euch ist, durch Wort und That, durch alle Euch zu Gebot stehenden Mittel unserer Nationalvertretung die ihr gebührende Geltung! Sie ist derer würdig!!! &#x2014; Nachdem Sie in Ihrer hohen Autorität auf's schnödeste gekränkt, durch die Uebermacht der Waffen ihres hohen Sitzes beraubt, das Heiligthum ihrer fernern Versammlungen durch schamlose Gewalt entweihet worden ist, fährt sie mit unerschütterlichem Muthe fort, die kostbaren Waffen des Geistes zu schwingen, um mit ihnen die elenden Feinde der freien Entwicklung des preußischen, des deutschen Volkes niederzuschmettern.</p>
          <p>Auf, Ihr Millionen in Westphalen und am Rheine, erhebet Euch wie Ein Mann, und bekundet es vor der ganzen Welt, daß auch Ihr bereit seiet zur nachdrücklichsten Bekämpfung des uns höhnenden Despotenspiels! &#x2014; Berlin, das lang verkannte, das viel verdächtigte Berlin, vermag allein nicht der ungeheuren Wucht bewaffneter Uebermacht <hi rendition="#g">dauernd</hi> zu trotzen, durch welche es erdrückt zu werden in Gefahr steht. Tausend und abermals Tausende Feuerschlünde sind gefüllt, in das Herz seiner braven Bewohner den Tod, über ihre Wohnungen das Verderben zu senden! Seit mehreren Tagen in immer neuen Gestalten zur Fehde herausgefordert, hat das Berliner Volk bis jetzt in stolzer Haltung sich zu beherrschen, den Aufreizungen zu widerstehen gewußt. &#x2014; Wer kann bestimmen, wie lange es noch Gleiches vermag?! &#x2014;</p>
          <p>Auf, auf, Ihr Millionen am Rheine und in Westphalen, erhebet Euch wie Ein Mann, ehe in wenigen Tagen mit den Leibern von zahllosen Erschlagenen unsere Freiheit zu Grabe getragen. Euer Beispiel wird, so weit die deutsche Zunge klingt, die Herzen entflammen, und dann die Morgenröthe der Freiheit herrlicher über alle deutsche Gauen strahlen.</p>
          <p>Auf, auf, mit Gott für das Vaterland!!! &#x2014;</p>
          <p><hi rendition="#g">Berlin,</hi> in der Sitzung vom 14. November 1848.</p>
          <p>Der demokratische Rheinländer- und Westphalen-Verein.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar149_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Erfurt.</head>
          <p>Etwa 50,000 Menschen, die größtentheils bewaffnet sind, haben sich hier und in der Umgegend für die National-Versammlung erklärt. Alle Offiziere des 27. Landwehrregiments sind diesem Beschlusse beigetreten.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar149_011" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Posen, 15. November.</head>
          <p>Durch die kritische Lage des Vaterlandes und durch die Berufung Sr. Majestät des Königs und der Preußischen National-Versammlung auf die Stimmen des Volks veranlaßt, erklären hierdurch die unterzeichneten Rechtskundigen:</p>
          <p rendition="#et">daß der Krone das Recht nicht zusteht, einseitig die Nationalversammlung in Berlin zu verlegen oder zu vertagen, und daß alle darauf zielenden Schritte des Ministerii Brandenburg inconstitutionell und ungesetzlich sind.</p>
          <p>Posen, den 15. November 1848</p>
          <p>B<gap reason="illegible"/>rndt, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. E. Brachvogel, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. von Crousaz, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Donniges, Justizrath. Fränzel, Ober-Landes-Gerichtsrath. Gäde, Ober-Landes-Gerichts-Rath. Grave, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Guderian, Justizrath. Hausleutner, Ober-Appellationsgerichts-Rath. Heising, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Henke, Oberlandes-Gerichts-Assessor. H<gap reason="illegible"/>itemeyer, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. von Hundt, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Lebenheim, Land- und Stadtgerichts-Assessor. Lehmann, Ober-Appellations-Gerichtsrath. Leviseur, Ober-Landesgerichts Auskultator. Messerschmidt, Assessor. Meyer, Land- und Stadtgerichts-Rath. Moritz, Justiz-Commissarius. Muller, Land- und Stadtgerichtsrath. Pokorny, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Schmidt, Ober-Landes-Gerichts-Auskultator. Scholtz, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Seger, Land- und Stadtgerichts-Direktor. v. Sieghardt, Geheimer Justiz-Rath. Suttinger, Assessor. Steltzer, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Tschuschke, Land- und Stadtgerichts-Rath. Welst, Ober-Landes-Gerichts-Assessor.</p>
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          <head>Aus Schlesien.</head>
          <p>Die Allg. O.-Ztg schreibt unter'm 18. Nov.: Gerüchte, welche uns noch so spät zukommen, daß wir deren Richtigkeit nicht prüfen können, melden einen ernsthaften Aufstand in Reichenbach. Aus Oels wird berichtet, daß heut die Bürger im Verein mit einem vom Lande eingetroffenen Zuzug von etwa 1000 Bauern sich des dortigen Zeughauses und der darin befindlichen Vorräthe an Waffen, Munition etc., womit morgen die Landwehr ausgerustet werden sollte, bemächtigt haben.</p>
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          <head>Wien, 15. Nov.</head>
          <p>Ein hiesiger Kartenmaler hat östreich. Erinnerungskarten auf das Jahr 1848 verfertigt, welche sehr interessant aussehen. Die vier Könige stellen gut getroffen die Feldherrn <hi rendition="#g">Radetzky, Windischgrätz, Jelachich</hi> und <hi rendition="#g">Cordon</hi> vor. Die vier Aß<gap reason="illegible"/>enthalten die Namen der vier im Belagerungszustand befindlichen Städte Wien, Lemberg, Pesth und Mailand. Die vier Damen stellen solche vor, welche sich im Jahre 1848 auszeichneten u. s. w. Jede Karte ist mit einer kurzen Erklärung versehen.</p>
          <p>Die Noth der ärmeren Volksklassen ist sehr im Steigen &#x2014; das Proletariat im Wachsen &#x2014; die Preise aller Lebensmittel gehen sehr in die Höhe; nach den neuesten Satzungen wiegt pohl. Brot zu 1 Kr. neun Loth, während 1 Pfund Rindfleisch 12 Kr. C.-M. kostet. Mangel an Zufuhr wird als Ursache dieser seit Jahren nicht erlebten Theurung bezeichnet; dem Gemeinderathe fehlen alle Mittel, um den Bedarf im außerordentlichen Wege zu decken, und eine wachsende Theurung mit ihren Folgen wird daher schwer von Wien fern zu halten sein. Der Getreidevorrath ist im ganzen Lande sehr gering, und Zwangsmaßregeln, denselben zu Markt zu bringen, wären ganz ohne Erfolg. Dazu kommen die fortwährenden Requisitionen für die Militärverpflegungsmagazine, welche in dieser Beziehung das Schicksal der Städter in Kürze auch auf das Landvolk ausdehnen dürfen.</p>
          <p>Zum Kriegsminister wurde General Cordon, für Bach zum Justizminister Hr. v. Ghequier, Hofrath der obersten Justizstelle, ernannt. Beide sind bereits nach Olmütz abgereist. Die Bildung des Ministeriums dürfte nun endlich zu Stande gekommen sein.</p>
          <p>Die Operationen der Armee gegen Ungarn sollen nach der vorausgegangenen nochmaligen Aufforderung zur Unterwerfung sogleich beginnen. Offiziere versichern uns, daß 14 Tage vollkommen genügen, um mit der k. k. Armee in Pesth einrücken zu können. Die Vertheidigungsanstalten bei Raab und Comorn werden von Kossuth selbst geleitet. General Bem soll sich in Pesth befinden. Der Banus Jelachich wird in Kroatien nicht verbleiben, sondern nach einigen dort getroffenen nöthigen Vorkehrungen das Oberkommando der gegen Ungarn stehenden Armee übernehmen.</p>
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          <head>Wien, 16. Nov.</head>
          <p>Die finanzielle Lage unseres Staates bietet uns so auffallende Reminiscenzen aus Metternich'scher Regierung, daß wir uns nicht mehr entblöden, unsere finanzielle Lage mit der zur Zeit der beiden durch Metternich glorreich durchgeführten Staatsbankerotte zu vergleichen. &#x2014; Binnen 11 Monaten (darunter 8 Monate glorreicher konstitutioneller Regierung) ein Defizit von 111 Millionen Gulden, welche täglich durch den enormen Bedarf für das Militär steigen. Man erzählt, die Erhaltung der Armee koste jetzt wöchentlich an 3 Millionen Gulden und das Alles zur Erhaltung der Ordnung und Freiheit! In den letzten sechs Monaten Vernichtung des Nationalwohlstandes! wodurch? dadurch, daß dem Ackerbau so viele Kräfte entzogen wurden, um sie zu Werkzeugen der Mordpolitik zu machen. Lähmung des Handels! wodurch? durch die verderblichste Handelspolitik. Nicht unter der politischen Bewegung, nein, unter den Bestrebungen der Fürsten, die errungene Freiheit zu unterdrücken, haben Handel und Gewerbe in Oesterreich, wie an andern Orten so furchtbar gelitten.</p>
          <p>Oesterreichs finanzielle Lage ist so zerrüttet, wie man dies in einem Lande kaum für möglich halten sollte, welches nach zweimaligem Staatsbankerotte so immense Steuern erhebt, daß nach einer gewissenhaften Berechnung, dieselben das dreifache der englischen Steuern (natürlich im Verhältniß auf die Bevölkerung) übersteigen. &#x2014; Das in Oesterreich emittirte Papiergeld basirt sich auf den Kredit der Bank; diese aber ruht, vermöge der sie bildenden Bankaktien auf dem Bericht der Börsenmänner. Diese erachten es nun bis jetzt noch im Interesse ihres Geldbeutels, den Cours derselben auf 1085 zu halten; wie aber, wenn der papierne Kredit durch einen Windstoß ruinirt wird? &#x2014; Nun, dann macht der Staat bankerott; was hat der Kaiser, denn Ferdinand der Allgütige ist der österreichische Kaiserstaat, dabei für einen Verlust? Das Volk allein hat den Schaden. &#x2014; Daß aber dieser Sturm hereinbrechen wird, ist bei unserm unverantwortlichen Staatshaushalt kaum zu bezweifeln. Die Silbernoth ist in einem Maße da, wie man es im Auslande kaum für möglich halten wird. Bäcker, Fleischer, Kaufleute verkaufen lieber nicht, als daß sie ihren Kunden Silbergeld wiedergeben. Dem zu steuern hat das Finanzministerium den Kaufleuten die Ausgabe von Zwanzig-Kreuzer-Scheinen erlaubt, und es ist kaum abzusehen, was bei einem Bankerotte eines Kaufmanns geschieht, der mehrere Tausende solcher Papierchen den Kunden angeschmiert hat. Das Agio im Umtausch von Papier zu Silber ist bis auf 7 Prozent gestiegen und muß täglich steigen, da kein Silber eingeführt wird, und die Bank außer Stande ist, Opfer zu bringen, wie sie jetzt nothwendig sind, um gegen österreichische Papiere klingendes Geld zu erhalten. Der Wechselverkehr mit dem Auslande ist fast auf Null reduzirt, da durch kaiserlichen Erlaß die ausdrückliche Verpflichtung, in Zwanzigern zahlen zu wollen, nicht bindend ist. Der Kredit unserer Kaufleute im Auslande ist unsäglich geschwächt und keine Aussicht auf Hülfe. So sehen wir denn nur im Staatsbankerott unsere einzige Hülfe!</p>
          <p>Das hiesige Haus <hi rendition="#g">Rothschild</hi> hat, in Folge der zu Wien und Paris erlittenen Verluste, den Entschluß gefaßt, seine Geschäfte ganz aufzugeben. Eine Liquidation hat bereits begonnen, Bankgeschäfte sind sistirt.</p>
          <p>Die Ausweisung der Fremden von hier dauert fort, auch werden noch immer einzelne Verhaftungen vorgenommen, welche die Gemüther fortwährend beunruhigen. Der Reichstagsdeputirte Füster, welcher in Mödling verhaftet wurde, befindet sich wieder auf freiem Fuß, mußte aber mit seinem Ehrenworte angeloben, Wien ohne Erlaubniß nicht zu verlassen.</p>
          <p>Die Bürger von Brünn haben den nothleidenden Bürgern von Wien eine große Quantität Lebensartikel übersendet.</p>
          <bibl>(Allg. O.-Z.)</bibl>
          <p>* Die Wiener Zeitung veröffentlicht in ihren Nummern v. 15. und 16. Nov. wieder die folgenden standrechtlichen Urtheile:</p>
          <p>Zu Folge Kriegsrechtsurtheils v. 11., kund gemacht am 14. d. M. ist <hi rendition="#g">Ignaz Porsch,</hi> aus Widin in Böhmen gebürtig, katholisch, ledig, 38 Jahre alt, Dr. der Rechte und Privatdocent durch Zusammentreffen der Umstände überwiesen, einen Versuch unternommen zu haben, mehrere k. k. Soldaten zum Treubruche zu verleiten, und für die Zwecke des Aufruhrs zu gewinnen, zufolge Proklamation Sr. Durchlaucht des Hrn. General-Feldmarschalls Fürsten zu Windischgrätz, vom 20., 23. Oktbr., dann 1. Novbr. 1848, in Verbindung mit dem 34. Art. des Militär-Strafgesetzbuches §. 2, zur sechsjährigen Schanzarbeit in schweren Eisen verurtheilt, diese Strafe jedoch in Berücksichtigung seiner persönlichen Eigenschaft auf Befehl Sr. Durchl. d. d. 13. d. M. in jene des sechsjährigen Festungsarrestes ohne Eisen gemildert worden.</p>
          <p>Wien am 14. November 1848.</p>
          <p>Durch standrechtliche Sentenz vom 14. d. M. ist:</p>
          <p>1) <hi rendition="#g">Johann Horvath</hi> aus Sagh in Ungarn gebürtig, 33 Jahre alt, katholisch, verheiratet, Schuhmacher und Unterlieutenant der zu Hernals bestandenen Nationalgarde, wegen Theilnahme an dem Verbrechen des Aufruhrs, thätiger Aufreizung zu einem bewaffneten Ausfalle gegen die k. k. Truppen und persönlicher Leitung dieser Unternehmung zu einer Zeit, als die Nationalgarde zu Hernals die Waffen bereits abgelegt hatte;</p>
          <p>2) <hi rendition="#g">Joseph Dangel,</hi> Gemeiner der 18. Füsilierkompagnie des Linieninfanterie-Reg. Ritter v. Heß, und</p>
          <p>3) <hi rendition="#g">Anton Riklinski,</hi> Gemeiner der 6. Compagnie des 1. Landwehr-Bataillons vom Inf.-Reg. Herzog von Nassau, wegen treulosen und meineidigen Abfalls von ihren Truppen, Uebergang zu den hiesigen Insurgenten und Theilnahme an dem bewaffneten Aufstande, in Folge der Proklamation Sr. Durchl. des Hrn. General-Feldmarschalls Fürsten zu Windischgrätz vom 20. und 23. Okt, dann 1. Nov. d. J., zum Tode durch den Strang verurtheilt; die Strafe jedoch durch Erschießen mit Pulver und Blei an demselben Tage um 4 1/2 Uhr Nachmittags in dem hiesigen Stadtgraben vollzogen worden.</p>
          <p>Wien am 15. Nov. 1848.</p>
          <p>So folgen sich die Schreckens-Bülletins aus dem k. k. Blutlager von Tage zu Tage.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar149_015" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Crefeld, 18. Novbr. (Verspätet.)</head>
          <p>'S wird besser gehn. Selbst in unsrem Heulernest, ist eine mit 2870 Unterschriften bedeckte Adresse für die Nationalversammlung zu Stande gekommen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar149_016" type="jArticle">
          <head>Bonn.</head>
          <p>In der heute den 13. November zu Bonn in der Militärreitbahn abgehaltenen allgemeinen Volksversammlung wurde nachstehende Adresse an die Nationalversammlung in Berlin vorgelesen, einstimmig angenommen und Abends an den stellvertretenden Abgeordneten, von Bonn, Herrn <hi rendition="#g">Mülhaus,</hi> durch Post abgesendet:</p>
          <p> <hi rendition="#g">Hohe Versammlung!</hi> </p>
          <p>Der unverantwortliche Eingriff in die Rechte des Volks, die würdige Haltung der hohen Versammlung der brutalen Gewalt gegenüber, haben dem ganzen Volk bewiesen, was es an den Räthen der Krone zu verachten, was es an der Vertretung des Landes zu halten habe!</p>
          <p>Nicht hätte es der Aufforderung der hohen Versammlung bedurft, um uns zur offenen Anerkennung Ihrer gerechten Schritte zu bewegen, denn wir verstehen diesen welthistorischen Augenblick, wo Nationalversammlung und Volk zeigen können, wie sehr sie ihre gegenseitigen Pflichten erkennen und ihnen gewachsen sind! Mit Gut und Blut sind wir Ihre Sicherheit zu verfechten, jeden Augenblick bereit, aber wir leben auch in der gewissen Hoffnung, daß die hohe Versammlung sich des Volkes würdig zeige, und das Volk nicht in seinem Stolze und seinen Hoffnungen täusche!!</p>
          <p>Wir sind der festen Ueberzeugung, daß ein starkmüthiges Wort der hohen Versammlung den mächtigsten Nachhall in allen Herzen finden werde, und sprechen den Wunsch aus, es möge die hohe Versammlung durch eine unzweideutige Proklamation an das Heer den durch lügenhafte Darstellungen umnebelten Geist der Soldaten aufklären, und zum unbedingten Abfall von der ungesetzlichen Gewalt auffordern!!</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0782/0002] so werden wir mit frischem Muth das Schwert ziehen. Nicht auf uns wird die Verantwortung des Blutes kommen, das vergossen wird. Nichts ist heiliger als der Anblick eines Volkes das für sein Recht kämpft. Freudig werden wir als freie Männer den letzten Tropfen unseres Blutes in diesen Kampf vergießen. Wehrmänner! Alle Tage kann der Aufruf des Nationalversammlung ergehen, alle Tage der Angriff auf uns erfolgen. Dann werde ich Sie aufrufen, meine Herren, und Schande über den, der da fehlt in unsern Reihen. Er ist ein Verräther an der Sache der Freiheit und des Gesetzes! Schwören Sie mir, mein Herren, wie ich es Ihnen hier schwöre, daß Sie lieber fallen wollen bis auf den letzten Mann als weichen in der Vertheidigung unsres guten Rechtes. In gleichem Sinne sprach darauf der Oberbürgermeister Dietze. Nach der Musterung wurde von den sämmtlichen Chefs der Bürgarden in der Oberbürgermeisterei Düsseldorf folgende Adresse an die Nationalversammlung beschloßen und dieselbe noch heute Abend durch eine aus zwei Hauptleute der hiesigen Bürgerwehr bestehende Deputation nach Berlin gesandt: Die Bürgerwehre der Oberbürgermeisterei Düsseldorf an die hohe National-Versammlung. Der Erklärungen sind genug gegeben. Die Mißhandlungen, die Verbrechen die gegen unsre hochherzige National-Versammlung verübt worden sind, empören das Land. Im Namen der Bürgerwehren der Oberbürgermeisterei Düsseldorf erklären wir Ihnen: Knirschend erwarten wir den Ruf der National-Versammlung zu den Waffen. Der passive Widerstand ist erschöpft. Wir beschwören die National-Versammlung: erlassen Sie den Ruf zu den Waffen, den Ruf zur Pflicht! Schauen Sie auf Wien, zögern Sie nicht länger oder die Freiheit ist verloren, Ihre Köpfe geächtet und die Nacht des Absolutismus wird wieder das Land umfangen. Auf Ihren Aufruf ist das ganze Land bereit sich zu erheben und zu kämpfen mit dem Muthe des Rechtes, mit der Kraft der Verzweiflung bis auf den letzten Mann. Erlassen Sie den Aufruf, wir beschwören Sie! Die Landwehrmänner und Reservisten des Kreises Düsseldorf 500 an der Zahl haben heute gleichfalls an eine Adresse an die National-Versammlung gerichtet, aus der ich Ihnen den Schluß mittheilte: „Wir Landwehrmänner und Reservisten des Kreises Düsseldorfs als die ächten Söhne unsrer Väter, welche in dem ruhmwürdigen Jahre 1813 das Joch der Sklaverei durch die Kraft ihrer Begeisterung gebrochen haben, fühlen uns verpflichtet der National-Versammlung folgende Erklärung abzulegen: Von dem Augenblick an, wo die Krone mit Hohn den Boden des Gesetzes, den Boden der Vereinbarung von sich gestoßen, auf den sie sich im März gestellt hat, von dem Augenblick an, wo unsre heldenmüthigen Vertreter durch die rohe Gewalt der Bajonette zersprengt worden und die Krone somit an die Stelle des Gesetzes das Faustrecht gesetzt hat, von diesem Augenblicke kennen wir keine andere gesetzliche Regierungsgewalt im Staat als die National-Versammlung. Wir haben dem König geschworen, aber der Meineid der Krone, der Bruch alles dessen, was sie im März uns zugeschworen, entbindet uns nicht nur unsres Eides gegen sie, er macht es uns zur Pflicht keinem hochverrätherischen und eidbrüchigen Banner zu folgen. Nicht Neuerungssucht ist der Charakter des deutschen Volkes. Aber an der bestehenden Verfassung wird der Deutsche festhalten, fest wie die Eichen die in seinem Boden wurzeln. Das Attentat gegen die gesetzliche Freiheit wird der Deutsche sühnen unnachsichtig, schonnungslos. Wir schwören der National-Versammlung uns mit Gut und Blut unter ihr Banner zu stellen. Wir schwören der National-Versammlung daß wir gerüstet ihren Aufruf erwarten, um zu zeigen daß die Kraft noch nicht gewichen ist aus den Söhnen des Vaterlandes.“ Die Adresse wurde, nachdem die Unterschriften von der Oberbürgermeisterei beglaubigt worden waren, sofort abgesandt. Berlin. Es wird der k. Regierung schon bekannt geworden sein, daß von Seiten desjenigen Theils der zur Verfassungsvereinbarung einberufenen Versammlung, welcher, die Botschaft des Königs wegen der Verlegung nach Brandenburg unbeachtet lassend, ohne Theilnahme der Vertreter der Krone ihre Zusammenkünfte hier fortgesetzt hat, nächst Anderem auch der Beschluß gefaßt worden ist, daß bis zur Zurücknahme der von der Regierung getroffenen Maßregeln alle und jede Steuerzahlung zu verweigern sei. Wenn auch vorauszusetzen ist, daß dem gesunden Sinne des Landes die formelle und materielle Ungültigkeit eines Schrites wohl einleuchten wird, der in seinen weiteren Folgen das ganze Land in einen Zustand völliger Gesetzlosigkeit und in unabsehbare Verwirrung stürzen würde, so halten wir uns dennoch verpflichtet, die k. Regierung darauf aufmerksam zu machen, daß, wenn und wo sich wider Verhoffen irgend eine Verwirklichung des vorgedachten Aufrufs kundgeben sollte, hiergegen ohne Verzug und nöthigenfalls, wenn eine vorgängige Belehrung über die schweren strafrechtlichen Folgen einer solchen Widersetzlichkeit fruchtlos bleibt, mit Anwendung der strengsten Zwangsmittel einzuschreiten ist. Die sämmtlichen Truppenbefehlshaber sind angewiesen, den desfallsigen Requisitionen der k. Regierung und der von ihr für diesen Zweck zu bezeichnenden Kommissarien zu genügen. Dabei aber bleibt der k. Regierung ganz besonders empfohlen, dafür zu sorgen, daß die wegen eingetretener Widersetzlichkeit anzuordnenden Zwangsmaßregeln nicht auf die Beitreibung solcher Steuerbeiträge ausgedehnt werden, welche nur wegen des Unvermögens der Steuerpflichtigen in Rückstand geblieben sind, indem es, wenngleich die dermaligen bedeutenden Ausgaben der Staatskasse den pünktlichen und unverkürzten Eingang der Steuern sehr wünschenswerth erscheinen lassen, dennoch ganz außer der Absicht liegt, die Rücksichten der Schonung und Milde gegen bedrängte oder durch Unglücksfälle betroffene Steuerpflichtige außer Augen gesetzt zu sehen. Diesem entsprechend, werden daher auch die durch anzuordnende außergewöhnliche Zwangsmaßregeln verursachten Kosten nur auf diejenigen Steuerpflichtigen zu vertheilen sein, welche die schuldigen Steuerzahlungen aus Widersetzlichkeit nicht geleistet haben. Berlin, den 18. November 1848. Das Staats-Ministerium. Graf v. Brandenburg. Ladenberg. Manteuffel. v. Strotha. v. Ninteln. An sämmtliche königl. Regierungen. * Berlin, 19. Nov. Es wird von Seiten der Ministerial-Partei die möglichste Vorbereitung eines Plakats durch das ganze Land vorbereitet, welches in der Form eines Gesprächs zwischen dem Abgeordneten Kirchmann und dem Abgeordneten der Frankfurter Versammlung, Bassermann, die Bedingungen mittheilt, unter denen die Nationalversammlung geneigt sei, mit der Krone sich auszusöhnen. Das Volk wird vor diesem Plakate gewarnt, da einmal die Aeußerungen des Abgeordneten Kirchmann nur rein persönliche gewesen sein können, welche die Ansichten der Versammlung nicht aussprechen, andrerseits, wie aus glaubwürdiger Quelle versichert werden kann, die Worte des Abgeordneten Kirchmann in dem Plakate vielfach entstellt, in einen falschen Sinn verkehrt und mit durchaus falschen Zusätzen vermischt worden sind. Diese verfälschte Darstellung ist den Soldaten Berlin's bereits durch Plakate mitgetheilt worden. Gleichzeitig wird ihnen erzählt, daß die Nationalversammlung das Land an die Franzosen verrathen wolle, und es sei schon mehreremale meuchelmörderisch auf den König geschossen worden. * Berlin. Rheinländer und Westphalen! Unermeßlich wichtige Begebenheiten drängen uns, Eure Landsleute, ernste Worte an Euch zu richten. Das Schicksal hat uns, fern von Euch, in die Hauptstadt des Landes geführt, um Zeugen von Ereignissen zu sein, wie sie bis jetzt in den Annalen eines Volkes kaum zu finden sind. Bedarf es mehr, um Eure Herzen unsern Worten zu erschließen! — Wir können nicht Mittheilungen über die Thatsachen zu Euch tragen; mehr als eine Feder wird bemüht sein, dies zu thun. Wir bitten und beschwören Euch nun: festzuhalten an den Errungenschaften einer blutig erkauften Freiheit, an den heiligsten Rechten eines Volkes. Ihr werdet dann einstimmen in den Weheruf, den wir über ein treuloses Regiment ausstoßen, über ein Regiment, gegängelt von einer schändlichen Kamarilla, verblendet von einem hochmüthigen Adel, über ein Regiment, welches Verrath auf Verrath häuft, um über unsere Nationalvertretung und mit ihr über das ganze Land, Unheil und Knechtschaft zu bringen. — Wir bitten und beschwören Euch, verschaffet, so viel auch an Euch ist, durch Wort und That, durch alle Euch zu Gebot stehenden Mittel unserer Nationalvertretung die ihr gebührende Geltung! Sie ist derer würdig!!! — Nachdem Sie in Ihrer hohen Autorität auf's schnödeste gekränkt, durch die Uebermacht der Waffen ihres hohen Sitzes beraubt, das Heiligthum ihrer fernern Versammlungen durch schamlose Gewalt entweihet worden ist, fährt sie mit unerschütterlichem Muthe fort, die kostbaren Waffen des Geistes zu schwingen, um mit ihnen die elenden Feinde der freien Entwicklung des preußischen, des deutschen Volkes niederzuschmettern. Auf, Ihr Millionen in Westphalen und am Rheine, erhebet Euch wie Ein Mann, und bekundet es vor der ganzen Welt, daß auch Ihr bereit seiet zur nachdrücklichsten Bekämpfung des uns höhnenden Despotenspiels! — Berlin, das lang verkannte, das viel verdächtigte Berlin, vermag allein nicht der ungeheuren Wucht bewaffneter Uebermacht dauernd zu trotzen, durch welche es erdrückt zu werden in Gefahr steht. Tausend und abermals Tausende Feuerschlünde sind gefüllt, in das Herz seiner braven Bewohner den Tod, über ihre Wohnungen das Verderben zu senden! Seit mehreren Tagen in immer neuen Gestalten zur Fehde herausgefordert, hat das Berliner Volk bis jetzt in stolzer Haltung sich zu beherrschen, den Aufreizungen zu widerstehen gewußt. — Wer kann bestimmen, wie lange es noch Gleiches vermag?! — Auf, auf, Ihr Millionen am Rheine und in Westphalen, erhebet Euch wie Ein Mann, ehe in wenigen Tagen mit den Leibern von zahllosen Erschlagenen unsere Freiheit zu Grabe getragen. Euer Beispiel wird, so weit die deutsche Zunge klingt, die Herzen entflammen, und dann die Morgenröthe der Freiheit herrlicher über alle deutsche Gauen strahlen. Auf, auf, mit Gott für das Vaterland!!! — Berlin, in der Sitzung vom 14. November 1848. Der demokratische Rheinländer- und Westphalen-Verein. * Erfurt. Etwa 50,000 Menschen, die größtentheils bewaffnet sind, haben sich hier und in der Umgegend für die National-Versammlung erklärt. Alle Offiziere des 27. Landwehrregiments sind diesem Beschlusse beigetreten. * Posen, 15. November. Durch die kritische Lage des Vaterlandes und durch die Berufung Sr. Majestät des Königs und der Preußischen National-Versammlung auf die Stimmen des Volks veranlaßt, erklären hierdurch die unterzeichneten Rechtskundigen: daß der Krone das Recht nicht zusteht, einseitig die Nationalversammlung in Berlin zu verlegen oder zu vertagen, und daß alle darauf zielenden Schritte des Ministerii Brandenburg inconstitutionell und ungesetzlich sind. Posen, den 15. November 1848 B_ rndt, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. E. Brachvogel, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. von Crousaz, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Donniges, Justizrath. Fränzel, Ober-Landes-Gerichtsrath. Gäde, Ober-Landes-Gerichts-Rath. Grave, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Guderian, Justizrath. Hausleutner, Ober-Appellationsgerichts-Rath. Heising, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Henke, Oberlandes-Gerichts-Assessor. H_ itemeyer, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. von Hundt, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Lebenheim, Land- und Stadtgerichts-Assessor. Lehmann, Ober-Appellations-Gerichtsrath. Leviseur, Ober-Landesgerichts Auskultator. Messerschmidt, Assessor. Meyer, Land- und Stadtgerichts-Rath. Moritz, Justiz-Commissarius. Muller, Land- und Stadtgerichtsrath. Pokorny, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Schmidt, Ober-Landes-Gerichts-Auskultator. Scholtz, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Seger, Land- und Stadtgerichts-Direktor. v. Sieghardt, Geheimer Justiz-Rath. Suttinger, Assessor. Steltzer, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Tschuschke, Land- und Stadtgerichts-Rath. Welst, Ober-Landes-Gerichts-Assessor. Aus Schlesien. Die Allg. O.-Ztg schreibt unter'm 18. Nov.: Gerüchte, welche uns noch so spät zukommen, daß wir deren Richtigkeit nicht prüfen können, melden einen ernsthaften Aufstand in Reichenbach. Aus Oels wird berichtet, daß heut die Bürger im Verein mit einem vom Lande eingetroffenen Zuzug von etwa 1000 Bauern sich des dortigen Zeughauses und der darin befindlichen Vorräthe an Waffen, Munition etc., womit morgen die Landwehr ausgerustet werden sollte, bemächtigt haben. Wien, 15. Nov. Ein hiesiger Kartenmaler hat östreich. Erinnerungskarten auf das Jahr 1848 verfertigt, welche sehr interessant aussehen. Die vier Könige stellen gut getroffen die Feldherrn Radetzky, Windischgrätz, Jelachich und Cordon vor. Die vier Aß_ enthalten die Namen der vier im Belagerungszustand befindlichen Städte Wien, Lemberg, Pesth und Mailand. Die vier Damen stellen solche vor, welche sich im Jahre 1848 auszeichneten u. s. w. Jede Karte ist mit einer kurzen Erklärung versehen. Die Noth der ärmeren Volksklassen ist sehr im Steigen — das Proletariat im Wachsen — die Preise aller Lebensmittel gehen sehr in die Höhe; nach den neuesten Satzungen wiegt pohl. Brot zu 1 Kr. neun Loth, während 1 Pfund Rindfleisch 12 Kr. C.-M. kostet. Mangel an Zufuhr wird als Ursache dieser seit Jahren nicht erlebten Theurung bezeichnet; dem Gemeinderathe fehlen alle Mittel, um den Bedarf im außerordentlichen Wege zu decken, und eine wachsende Theurung mit ihren Folgen wird daher schwer von Wien fern zu halten sein. Der Getreidevorrath ist im ganzen Lande sehr gering, und Zwangsmaßregeln, denselben zu Markt zu bringen, wären ganz ohne Erfolg. Dazu kommen die fortwährenden Requisitionen für die Militärverpflegungsmagazine, welche in dieser Beziehung das Schicksal der Städter in Kürze auch auf das Landvolk ausdehnen dürfen. Zum Kriegsminister wurde General Cordon, für Bach zum Justizminister Hr. v. Ghequier, Hofrath der obersten Justizstelle, ernannt. Beide sind bereits nach Olmütz abgereist. Die Bildung des Ministeriums dürfte nun endlich zu Stande gekommen sein. Die Operationen der Armee gegen Ungarn sollen nach der vorausgegangenen nochmaligen Aufforderung zur Unterwerfung sogleich beginnen. Offiziere versichern uns, daß 14 Tage vollkommen genügen, um mit der k. k. Armee in Pesth einrücken zu können. Die Vertheidigungsanstalten bei Raab und Comorn werden von Kossuth selbst geleitet. General Bem soll sich in Pesth befinden. Der Banus Jelachich wird in Kroatien nicht verbleiben, sondern nach einigen dort getroffenen nöthigen Vorkehrungen das Oberkommando der gegen Ungarn stehenden Armee übernehmen. (A. O. Z.) Wien, 16. Nov. Die finanzielle Lage unseres Staates bietet uns so auffallende Reminiscenzen aus Metternich'scher Regierung, daß wir uns nicht mehr entblöden, unsere finanzielle Lage mit der zur Zeit der beiden durch Metternich glorreich durchgeführten Staatsbankerotte zu vergleichen. — Binnen 11 Monaten (darunter 8 Monate glorreicher konstitutioneller Regierung) ein Defizit von 111 Millionen Gulden, welche täglich durch den enormen Bedarf für das Militär steigen. Man erzählt, die Erhaltung der Armee koste jetzt wöchentlich an 3 Millionen Gulden und das Alles zur Erhaltung der Ordnung und Freiheit! In den letzten sechs Monaten Vernichtung des Nationalwohlstandes! wodurch? dadurch, daß dem Ackerbau so viele Kräfte entzogen wurden, um sie zu Werkzeugen der Mordpolitik zu machen. Lähmung des Handels! wodurch? durch die verderblichste Handelspolitik. Nicht unter der politischen Bewegung, nein, unter den Bestrebungen der Fürsten, die errungene Freiheit zu unterdrücken, haben Handel und Gewerbe in Oesterreich, wie an andern Orten so furchtbar gelitten. Oesterreichs finanzielle Lage ist so zerrüttet, wie man dies in einem Lande kaum für möglich halten sollte, welches nach zweimaligem Staatsbankerotte so immense Steuern erhebt, daß nach einer gewissenhaften Berechnung, dieselben das dreifache der englischen Steuern (natürlich im Verhältniß auf die Bevölkerung) übersteigen. — Das in Oesterreich emittirte Papiergeld basirt sich auf den Kredit der Bank; diese aber ruht, vermöge der sie bildenden Bankaktien auf dem Bericht der Börsenmänner. Diese erachten es nun bis jetzt noch im Interesse ihres Geldbeutels, den Cours derselben auf 1085 zu halten; wie aber, wenn der papierne Kredit durch einen Windstoß ruinirt wird? — Nun, dann macht der Staat bankerott; was hat der Kaiser, denn Ferdinand der Allgütige ist der österreichische Kaiserstaat, dabei für einen Verlust? Das Volk allein hat den Schaden. — Daß aber dieser Sturm hereinbrechen wird, ist bei unserm unverantwortlichen Staatshaushalt kaum zu bezweifeln. Die Silbernoth ist in einem Maße da, wie man es im Auslande kaum für möglich halten wird. Bäcker, Fleischer, Kaufleute verkaufen lieber nicht, als daß sie ihren Kunden Silbergeld wiedergeben. Dem zu steuern hat das Finanzministerium den Kaufleuten die Ausgabe von Zwanzig-Kreuzer-Scheinen erlaubt, und es ist kaum abzusehen, was bei einem Bankerotte eines Kaufmanns geschieht, der mehrere Tausende solcher Papierchen den Kunden angeschmiert hat. Das Agio im Umtausch von Papier zu Silber ist bis auf 7 Prozent gestiegen und muß täglich steigen, da kein Silber eingeführt wird, und die Bank außer Stande ist, Opfer zu bringen, wie sie jetzt nothwendig sind, um gegen österreichische Papiere klingendes Geld zu erhalten. Der Wechselverkehr mit dem Auslande ist fast auf Null reduzirt, da durch kaiserlichen Erlaß die ausdrückliche Verpflichtung, in Zwanzigern zahlen zu wollen, nicht bindend ist. Der Kredit unserer Kaufleute im Auslande ist unsäglich geschwächt und keine Aussicht auf Hülfe. So sehen wir denn nur im Staatsbankerott unsere einzige Hülfe! Das hiesige Haus Rothschild hat, in Folge der zu Wien und Paris erlittenen Verluste, den Entschluß gefaßt, seine Geschäfte ganz aufzugeben. Eine Liquidation hat bereits begonnen, Bankgeschäfte sind sistirt. Die Ausweisung der Fremden von hier dauert fort, auch werden noch immer einzelne Verhaftungen vorgenommen, welche die Gemüther fortwährend beunruhigen. Der Reichstagsdeputirte Füster, welcher in Mödling verhaftet wurde, befindet sich wieder auf freiem Fuß, mußte aber mit seinem Ehrenworte angeloben, Wien ohne Erlaubniß nicht zu verlassen. Die Bürger von Brünn haben den nothleidenden Bürgern von Wien eine große Quantität Lebensartikel übersendet. (Allg. O.-Z.) * Die Wiener Zeitung veröffentlicht in ihren Nummern v. 15. und 16. Nov. wieder die folgenden standrechtlichen Urtheile: Zu Folge Kriegsrechtsurtheils v. 11., kund gemacht am 14. d. M. ist Ignaz Porsch, aus Widin in Böhmen gebürtig, katholisch, ledig, 38 Jahre alt, Dr. der Rechte und Privatdocent durch Zusammentreffen der Umstände überwiesen, einen Versuch unternommen zu haben, mehrere k. k. Soldaten zum Treubruche zu verleiten, und für die Zwecke des Aufruhrs zu gewinnen, zufolge Proklamation Sr. Durchlaucht des Hrn. General-Feldmarschalls Fürsten zu Windischgrätz, vom 20., 23. Oktbr., dann 1. Novbr. 1848, in Verbindung mit dem 34. Art. des Militär-Strafgesetzbuches §. 2, zur sechsjährigen Schanzarbeit in schweren Eisen verurtheilt, diese Strafe jedoch in Berücksichtigung seiner persönlichen Eigenschaft auf Befehl Sr. Durchl. d. d. 13. d. M. in jene des sechsjährigen Festungsarrestes ohne Eisen gemildert worden. Wien am 14. November 1848. Durch standrechtliche Sentenz vom 14. d. M. ist: 1) Johann Horvath aus Sagh in Ungarn gebürtig, 33 Jahre alt, katholisch, verheiratet, Schuhmacher und Unterlieutenant der zu Hernals bestandenen Nationalgarde, wegen Theilnahme an dem Verbrechen des Aufruhrs, thätiger Aufreizung zu einem bewaffneten Ausfalle gegen die k. k. Truppen und persönlicher Leitung dieser Unternehmung zu einer Zeit, als die Nationalgarde zu Hernals die Waffen bereits abgelegt hatte; 2) Joseph Dangel, Gemeiner der 18. Füsilierkompagnie des Linieninfanterie-Reg. Ritter v. Heß, und 3) Anton Riklinski, Gemeiner der 6. Compagnie des 1. Landwehr-Bataillons vom Inf.-Reg. Herzog von Nassau, wegen treulosen und meineidigen Abfalls von ihren Truppen, Uebergang zu den hiesigen Insurgenten und Theilnahme an dem bewaffneten Aufstande, in Folge der Proklamation Sr. Durchl. des Hrn. General-Feldmarschalls Fürsten zu Windischgrätz vom 20. und 23. Okt, dann 1. Nov. d. J., zum Tode durch den Strang verurtheilt; die Strafe jedoch durch Erschießen mit Pulver und Blei an demselben Tage um 4 1/2 Uhr Nachmittags in dem hiesigen Stadtgraben vollzogen worden. Wien am 15. Nov. 1848. So folgen sich die Schreckens-Bülletins aus dem k. k. Blutlager von Tage zu Tage. * Crefeld, 18. Novbr. (Verspätet.) 'S wird besser gehn. Selbst in unsrem Heulernest, ist eine mit 2870 Unterschriften bedeckte Adresse für die Nationalversammlung zu Stande gekommen. Bonn. In der heute den 13. November zu Bonn in der Militärreitbahn abgehaltenen allgemeinen Volksversammlung wurde nachstehende Adresse an die Nationalversammlung in Berlin vorgelesen, einstimmig angenommen und Abends an den stellvertretenden Abgeordneten, von Bonn, Herrn Mülhaus, durch Post abgesendet: Hohe Versammlung! Der unverantwortliche Eingriff in die Rechte des Volks, die würdige Haltung der hohen Versammlung der brutalen Gewalt gegenüber, haben dem ganzen Volk bewiesen, was es an den Räthen der Krone zu verachten, was es an der Vertretung des Landes zu halten habe! Nicht hätte es der Aufforderung der hohen Versammlung bedurft, um uns zur offenen Anerkennung Ihrer gerechten Schritte zu bewegen, denn wir verstehen diesen welthistorischen Augenblick, wo Nationalversammlung und Volk zeigen können, wie sehr sie ihre gegenseitigen Pflichten erkennen und ihnen gewachsen sind! Mit Gut und Blut sind wir Ihre Sicherheit zu verfechten, jeden Augenblick bereit, aber wir leben auch in der gewissen Hoffnung, daß die hohe Versammlung sich des Volkes würdig zeige, und das Volk nicht in seinem Stolze und seinen Hoffnungen täusche!! Wir sind der festen Ueberzeugung, daß ein starkmüthiges Wort der hohen Versammlung den mächtigsten Nachhall in allen Herzen finden werde, und sprechen den Wunsch aus, es möge die hohe Versammlung durch eine unzweideutige Proklamation an das Heer den durch lügenhafte Darstellungen umnebelten Geist der Soldaten aufklären, und zum unbedingten Abfall von der ungesetzlichen Gewalt auffordern!!

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 149. Köln, 22. November 1848, S. 0782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz149_1848/2>, abgerufen am 28.04.2024.