Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.Die Liebe drückt sie fest zusammen Der Klang der Panzer treibt sie fort; Sie lodern auf in süßen Flammen, Im nächtlich stillen Zufluchtsort. Sie halten furchtsam sich verborgen, Weil sie der Zorn des Königs schreckt; Und werden nun von jedem Morgen Zu Schmerz und Lust zugleich erweckt. Der Sänger spricht mit sanften Klängen Der neuen Mutter Hoffnung ein; Da tritt. gelockt von den Gesängen Der König in die Kluft hinein. Die Tochter reicht in goldnen Locken Den Enkel von der Brust ihm hin; Sie sinken reuig und erschrocken, Und mild zergeht sein strenger Sinn. Der Liebe weicht und dem Gesange Auch auf dem Thron ein Vaterherz, Die Liebe drückt ſie feſt zuſammen Der Klang der Panzer treibt ſie fort; Sie lodern auf in ſüßen Flammen, Im nächtlich ſtillen Zufluchtsort. Sie halten furchtſam ſich verborgen, Weil ſie der Zorn des Königs ſchreckt; Und werden nun von jedem Morgen Zu Schmerz und Luſt zugleich erweckt. Der Sänger ſpricht mit ſanften Klängen Der neuen Mutter Hoffnung ein; Da tritt. gelockt von den Geſängen Der König in die Kluft hinein. Die Tochter reicht in goldnen Locken Den Enkel von der Bruſt ihm hin; Sie ſinken reuig und erſchrocken, Und mild zergeht ſein ſtrenger Sinn. Der Liebe weicht und dem Geſange Auch auf dem Thron ein Vaterherz, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0108" n="100"/> <lg n="2"> <l>Die Liebe drückt ſie feſt zuſammen</l><lb/> <l>Der Klang der Panzer treibt ſie fort;</l><lb/> <l>Sie lodern auf in ſüßen Flammen,</l><lb/> <l>Im nächtlich ſtillen Zufluchtsort.</l><lb/> <l>Sie halten furchtſam ſich verborgen,</l><lb/> <l>Weil ſie der Zorn des Königs ſchreckt;</l><lb/> <l>Und werden nun von jedem Morgen</l><lb/> <l>Zu Schmerz und Luſt zugleich erweckt.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Der Sänger ſpricht mit ſanften Klängen</l><lb/> <l>Der neuen Mutter Hoffnung ein;</l><lb/> <l>Da tritt. gelockt von den Geſängen</l><lb/> <l>Der König in die Kluft hinein.</l><lb/> <l>Die Tochter reicht in goldnen Locken</l><lb/> <l>Den Enkel von der Bruſt ihm hin;</l><lb/> <l>Sie ſinken reuig und erſchrocken,</l><lb/> <l>Und mild zergeht ſein ſtrenger Sinn.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Der Liebe weicht und dem Geſange</l><lb/> <l>Auch auf dem Thron ein Vaterherz,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0108]
Die Liebe drückt ſie feſt zuſammen
Der Klang der Panzer treibt ſie fort;
Sie lodern auf in ſüßen Flammen,
Im nächtlich ſtillen Zufluchtsort.
Sie halten furchtſam ſich verborgen,
Weil ſie der Zorn des Königs ſchreckt;
Und werden nun von jedem Morgen
Zu Schmerz und Luſt zugleich erweckt.
Der Sänger ſpricht mit ſanften Klängen
Der neuen Mutter Hoffnung ein;
Da tritt. gelockt von den Geſängen
Der König in die Kluft hinein.
Die Tochter reicht in goldnen Locken
Den Enkel von der Bruſt ihm hin;
Sie ſinken reuig und erſchrocken,
Und mild zergeht ſein ſtrenger Sinn.
Der Liebe weicht und dem Geſange
Auch auf dem Thron ein Vaterherz,
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Zitationshilfe: | Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/108>, abgerufen am 17.06.2024. |