Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859. Casperl. Das hielt ich nit aus, wenn ich den Schlüssel dazu hätt! So jetzt machen 'S was wollen. G'hor- samer Diener. (ab.) Bertha. Eigentlich hat Casperl so unrecht nicht. Es ist in der That eine Kränkung für mich und Mangel an Achtung, die mir mein Gemahl schuldig ist. (denkt nach.) Und was könnte denn wohl in diesem geheimen Zimmer sein, welches selbst die Hausfrau, die Ehefrau nicht betreten darf? Pure Männerlaune! Jch werde gewiß stets meine Pflichten als Gattin streng erfüllen; ob es aber auch zu ihnen gehört, Launen und Willkür zu ertragen, das ist wohl sehr die Frage. -- -- Ein geschlossenes Gemach! Vielleicht mit alten Tabakspfeifen gefüllt, abgeleg- ten Kleidern und dergleichen? "Kostbarkeiten," sagte er im Weggehen! Was für Kostbarkeiten? -- -- Nein, es ist eine Quä- lerei, eine Tyrannei meines Mannes, die ich am ersten Tage unsere Ehe nicht dulden kann, nicht dulden darf; denn wie ging's dann vielleicht weiter mit mir? Seine Tyrannei würde zunehmen von Tag zu Tag und ich wäre dann bald nicht mehr Casperl. Das hielt ich nit aus, wenn ich den Schlüſſel dazu hätt! So jetzt machen ’S was wollen. G’hor- ſamer Diener. (ab.) Bertha. Eigentlich hat Casperl ſo unrecht nicht. Es iſt in der That eine Kränkung für mich und Mangel an Achtung, die mir mein Gemahl ſchuldig iſt. (denkt nach.) Und was könnte denn wohl in dieſem geheimen Zimmer ſein, welches ſelbſt die Hausfrau, die Ehefrau nicht betreten darf? Pure Männerlaune! Jch werde gewiß ſtets meine Pflichten als Gattin ſtreng erfüllen; ob es aber auch zu ihnen gehört, Launen und Willkür zu ertragen, das iſt wohl ſehr die Frage. — — Ein geſchloſſenes Gemach! Vielleicht mit alten Tabakspfeifen gefüllt, abgeleg- ten Kleidern und dergleichen? „Koſtbarkeiten,‟ ſagte er im Weggehen! Was für Koſtbarkeiten? — — Nein, es iſt eine Quä- lerei, eine Tyrannei meines Mannes, die ich am erſten Tage unſere Ehe nicht dulden kann, nicht dulden darf; denn wie ging’s dann vielleicht weiter mit mir? Seine Tyrannei würde zunehmen von Tag zu Tag und ich wäre dann bald nicht mehr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0178" n="172"/> <sp who="#CASPERL"> <speaker> <hi rendition="#c">Casperl.</hi> </speaker><lb/> <p>Das hielt ich nit aus, wenn ich den Schlüſſel<lb/> dazu hätt! So jetzt machen ’S was wollen. G’hor-<lb/> ſamer Diener.</p> <stage>(ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#BER"> <speaker> <hi rendition="#c">Bertha.</hi> </speaker><lb/> <p>Eigentlich hat Casperl ſo unrecht nicht. Es iſt<lb/> in der That eine Kränkung für mich und Mangel<lb/> an Achtung, die mir mein Gemahl ſchuldig iſt.</p><lb/> <stage>(denkt nach.)</stage> <p>Und was könnte denn wohl in dieſem<lb/> geheimen Zimmer ſein, welches ſelbſt die Hausfrau,<lb/> die Ehefrau nicht betreten darf? Pure Männerlaune!<lb/> Jch werde gewiß ſtets meine Pflichten als Gattin<lb/> ſtreng erfüllen; ob es aber auch zu ihnen gehört,<lb/> Launen und Willkür zu ertragen, das iſt wohl<lb/> ſehr die Frage. — — Ein geſchloſſenes Gemach!<lb/> Vielleicht mit alten Tabakspfeifen gefüllt, abgeleg-<lb/> ten Kleidern und dergleichen?</p><lb/> <p>„Koſtbarkeiten,‟ ſagte er im Weggehen! Was<lb/> für Koſtbarkeiten? — — Nein, es iſt eine Quä-<lb/> lerei, eine Tyrannei meines Mannes, die ich am<lb/> erſten Tage unſere Ehe nicht dulden <hi rendition="#g">kann,</hi> nicht<lb/> dulden <hi rendition="#g">darf;</hi> denn wie ging’s dann vielleicht weiter<lb/> mit mir? Seine Tyrannei würde zunehmen von<lb/> Tag zu Tag und ich wäre dann bald nicht mehr<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [172/0178]
Casperl.
Das hielt ich nit aus, wenn ich den Schlüſſel
dazu hätt! So jetzt machen ’S was wollen. G’hor-
ſamer Diener. (ab.)
Bertha.
Eigentlich hat Casperl ſo unrecht nicht. Es iſt
in der That eine Kränkung für mich und Mangel
an Achtung, die mir mein Gemahl ſchuldig iſt.
(denkt nach.) Und was könnte denn wohl in dieſem
geheimen Zimmer ſein, welches ſelbſt die Hausfrau,
die Ehefrau nicht betreten darf? Pure Männerlaune!
Jch werde gewiß ſtets meine Pflichten als Gattin
ſtreng erfüllen; ob es aber auch zu ihnen gehört,
Launen und Willkür zu ertragen, das iſt wohl
ſehr die Frage. — — Ein geſchloſſenes Gemach!
Vielleicht mit alten Tabakspfeifen gefüllt, abgeleg-
ten Kleidern und dergleichen?
„Koſtbarkeiten,‟ ſagte er im Weggehen! Was
für Koſtbarkeiten? — — Nein, es iſt eine Quä-
lerei, eine Tyrannei meines Mannes, die ich am
erſten Tage unſere Ehe nicht dulden kann, nicht
dulden darf; denn wie ging’s dann vielleicht weiter
mit mir? Seine Tyrannei würde zunehmen von
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