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Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.

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rothen Schanze abzuwehren. Sag selber: hätte der
lächerliche Musjeh in französischen Diensten, der Herr
Graf von der Lausitz, der Herr Prinz Xaver von
Kursachsen, den Wall da drüben besser spicken können,
als der Bauer Quakatz?"

"Nu ja, Heinrich; es paßt eins zum andern:
Haus, Hof und Graben -- Vater, Tochter und
Wachtmannschaft."

"Das thut's. Gottlob! Und nun will ich Dir
noch etwas sagen, Eduard, wenn Du es mir nicht
übel nehmen willst. Nämlich jetzt wär's mir doch
lieber, wenn Du Dich auf dem Wege hierher mir
nicht aufgehängt hättest. Den Damon und Pythias,
den David und Jonathan, und wie die Musterfreunde
sonst noch heißen mögen, hätten wir bei anderer Ge-
legenheit, auf einem andern Spazierpfade in entgegen-
gesetzter Richtung von der Stadt und der rothen
Schanze vor unserer demnächstigen Trennung spielen
können. Aber da Du ein guter Kerl und wirklich
mein Freund bist, so bleib meinswegen, da ich es nicht
ändern kann. Aber die Liebe thust Du mir, und
lösest Dich möglichst in Luft und unverbrüchliches
Schweigen auf, und nachher, drunten in der Stadt,
machst Du mich in der übrigen Bekanntschaft nicht
lächerlicher, als es unbedingt nöthig ist. Die rothe
Schanze hat es mir nun einmal angethan, und das
arme Mädchen darüber unter seiner Hundebande kann
auch nichts dafür, wenn es mich gleichfalls zu einem
Narren gemacht hat. Es ist eben so geschrieben und

rothen Schanze abzuwehren. Sag ſelber: hätte der
lächerliche Musjeh in franzöſiſchen Dienſten, der Herr
Graf von der Lauſitz, der Herr Prinz Xaver von
Kurſachſen, den Wall da drüben beſſer ſpicken können,
als der Bauer Quakatz?“

„Nu ja, Heinrich; es paßt eins zum andern:
Haus, Hof und Graben — Vater, Tochter und
Wachtmannſchaft.“

„Das thut's. Gottlob! Und nun will ich Dir
noch etwas ſagen, Eduard, wenn Du es mir nicht
übel nehmen willſt. Nämlich jetzt wär's mir doch
lieber, wenn Du Dich auf dem Wege hierher mir
nicht aufgehängt hätteſt. Den Damon und Pythias,
den David und Jonathan, und wie die Muſterfreunde
ſonſt noch heißen mögen, hätten wir bei anderer Ge-
legenheit, auf einem andern Spazierpfade in entgegen-
geſetzter Richtung von der Stadt und der rothen
Schanze vor unſerer demnächſtigen Trennung ſpielen
können. Aber da Du ein guter Kerl und wirklich
mein Freund biſt, ſo bleib meinswegen, da ich es nicht
ändern kann. Aber die Liebe thuſt Du mir, und
löſeſt Dich möglichſt in Luft und unverbrüchliches
Schweigen auf, und nachher, drunten in der Stadt,
machſt Du mich in der übrigen Bekanntſchaft nicht
lächerlicher, als es unbedingt nöthig iſt. Die rothe
Schanze hat es mir nun einmal angethan, und das
arme Mädchen darüber unter ſeiner Hundebande kann
auch nichts dafür, wenn es mich gleichfalls zu einem
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[40/0050] rothen Schanze abzuwehren. Sag ſelber: hätte der lächerliche Musjeh in franzöſiſchen Dienſten, der Herr Graf von der Lauſitz, der Herr Prinz Xaver von Kurſachſen, den Wall da drüben beſſer ſpicken können, als der Bauer Quakatz?“ „Nu ja, Heinrich; es paßt eins zum andern: Haus, Hof und Graben — Vater, Tochter und Wachtmannſchaft.“ „Das thut's. Gottlob! Und nun will ich Dir noch etwas ſagen, Eduard, wenn Du es mir nicht übel nehmen willſt. Nämlich jetzt wär's mir doch lieber, wenn Du Dich auf dem Wege hierher mir nicht aufgehängt hätteſt. Den Damon und Pythias, den David und Jonathan, und wie die Muſterfreunde ſonſt noch heißen mögen, hätten wir bei anderer Ge- legenheit, auf einem andern Spazierpfade in entgegen- geſetzter Richtung von der Stadt und der rothen Schanze vor unſerer demnächſtigen Trennung ſpielen können. Aber da Du ein guter Kerl und wirklich mein Freund biſt, ſo bleib meinswegen, da ich es nicht ändern kann. Aber die Liebe thuſt Du mir, und löſeſt Dich möglichſt in Luft und unverbrüchliches Schweigen auf, und nachher, drunten in der Stadt, machſt Du mich in der übrigen Bekanntſchaft nicht lächerlicher, als es unbedingt nöthig iſt. Die rothe Schanze hat es mir nun einmal angethan, und das arme Mädchen darüber unter ſeiner Hundebande kann auch nichts dafür, wenn es mich gleichfalls zu einem Narren gemacht hat. Es iſt eben ſo geſchrieben und

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/50>, abgerufen am 30.04.2024.