Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von dem Laster deß Fraaßes und der Trunckenheit. erbietet sich auch mit halb lachendem Mund/ die Seel zu kauffen. Der Han-del gehet an; sie werden deß Kauffs einig; der Kauffer zahlet mit bahrem Geld/ und die Seel wird ihm versprochen; man sauffet allerseits fein wacker drauff: bey später Nacht sagt der Kauffman: ich mercke wohl/ der Wein erlegt uns; und wir werden vom Schlaff überwältiget; es ist Zeit/ daß ein jeder nach Hauß gehe. Jhr aber/ sagt er/ meine Gesellen/ sprechet das Vrtheil/ ob dem jenigen/ so da ein Pferd kauffet/ auch der Zügel/ daran das Pferd gebunden gewesen/ zu- gleich gebühre? Die versoffene Richter fehlen die Sententz und sagen/ das dem Käuffer deß Pferds auch der Zügel zugleich verkaufft werde. Kaum ware das Vrtheil gesprochen; siehe/ da greifft der vermeinte Kauffman seine Waar mit grosser ungestümmigkeit an/ und führet den Gotts-lästerischen Bößwicht mit Leib und Seel in die Höhe zur Gast-Stuben hinauß/ und/ wie billig zu vermuthen ist/ in den Abgrund der Höllen hinab. 9. Ein schier gleiches Schaw-Spiel ist zu sehen gewesen im Jahr ChristiHistoria. grau-
Von dem Laſter deß Fraaßes und der Trunckenheit. erbietet ſich auch mit halb lachendem Mund/ die Seel zu kauffen. Der Han-del gehet an; ſie werden deß Kauffs einig; der Kauffer zahlet mit bahrem Geld/ und die Seel wird ihm verſprochen; man ſauffet allerſeits fein wacker drauff: bey ſpaͤter Nacht ſagt der Kauffman: ich mercke wohl/ der Wein erlegt uns; und wir werden vom Schlaff uͤberwaͤltiget; es iſt Zeit/ daß ein jeder nach Hauß gehe. Jhr aber/ ſagt er/ meine Geſellen/ ſprechet das Vrtheil/ ob dem jenigen/ ſo da ein Pferd kauffet/ auch der Zuͤgel/ daran das Pferd gebunden geweſen/ zu- gleich gebuͤhre? Die verſoffene Richter fehlen die Sententz und ſagen/ das dem Kaͤuffer deß Pferds auch der Zuͤgel zugleich verkaufft werde. Kaum ware das Vrtheil geſprochen; ſiehe/ da greifft der vermeinte Kauffman ſeine Waar mit groſſer ungeſtuͤmmigkeit an/ und fuͤhret den Gotts-laͤſteriſchen Boͤßwicht mit Leib und Seel in die Hoͤhe zur Gaſt-Stuben hinauß/ und/ wie billig zu vermuthen iſt/ in den Abgrund der Hoͤllen hinab. 9. Ein ſchier gleiches Schaw-Spiel iſt zu ſehen geweſen im Jahr ChriſtiHiſtoria. grau-
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Von dem Laſter deß Fraaßes und der Trunckenheit.
erbietet ſich auch mit halb lachendem Mund/ die Seel zu kauffen. Der Han-
del gehet an; ſie werden deß Kauffs einig; der Kauffer zahlet mit bahrem Geld/
und die Seel wird ihm verſprochen; man ſauffet allerſeits fein wacker drauff:
bey ſpaͤter Nacht ſagt der Kauffman: ich mercke wohl/ der Wein erlegt uns;
und wir werden vom Schlaff uͤberwaͤltiget; es iſt Zeit/ daß ein jeder nach Hauß
gehe. Jhr aber/ ſagt er/ meine Geſellen/ ſprechet das Vrtheil/ ob dem jenigen/ ſo
da ein Pferd kauffet/ auch der Zuͤgel/ daran das Pferd gebunden geweſen/ zu-
gleich gebuͤhre? Die verſoffene Richter fehlen die Sententz und ſagen/ das dem
Kaͤuffer deß Pferds auch der Zuͤgel zugleich verkaufft werde. Kaum ware
das Vrtheil geſprochen; ſiehe/ da greifft der vermeinte Kauffman ſeine Waar
mit groſſer ungeſtuͤmmigkeit an/ und fuͤhret den Gotts-laͤſteriſchen Boͤßwicht
mit Leib und Seel in die Hoͤhe zur Gaſt-Stuben hinauß/ und/ wie billig zu
vermuthen iſt/ in den Abgrund der Hoͤllen hinab.
9. Ein ſchier gleiches Schaw-Spiel iſt zu ſehen geweſen im Jahr Chriſti
1595. den 14. Martii. An dem ein erſchroͤckliche und ungeheure Mißgeburt
zur Welt gebracht worden; welche am vorderen und oberen Theil deß Leibs/
einem Menſchen; am hinderen und unter Theil aber iſt einer Schlangen
gleich geweſen; hat auch einen drey Elen-langen Schweiff gehabt; und hat
dieſe menſchliche Schlang nicht laͤnger gelebt/ biß ſie das jenige verrichtet
hat/ darumb ſie kommen ware. Es ware aber der Vatter derſelben ein ſolcher
Schlemmer und Boͤßwicht/ daß er weder Gott/ weder die Menſchen foͤrch-
tete. Dieſer gehet am Sontag in der Faſtnacht Qinquageſima genand/ zum
Wirtzhauß/ umb daſelbſt dem Sauffen und Wuͤrffel-Spiel nach Gewon-
heit abzuwarten/ und ſonſt allerhand Boͤßheit zu veruͤben: ihm folgt aber ſein
ſchwangeres Weib auff dem Fuß nach/ und bittet ihn er wolle doch das
Boͤſe meiden/ und widerumb nach Hauß kehren: er aber ſchlagt nicht allein
die Reden ſeines Weibs in den Wind/ ſonderen auch das arme Weib er-
baͤrmlich mit Faͤuſten/ und befilcht ihr/ ſie ſolle mit dem Teuffel/ ihrem
Mann/ den ſie im Leib trage/ nach Hauß gehe/ und laſſen ihr denſelben in
ihren Kinds-Noͤthen beyſtehen: wofern ſie aber nach alsbald gehorchen
wuͤrde/ ſo wolle er denſelben den Degen biß ans Gefaͤß ins Leib ſtoſſen Hier-
auff antwortet das Weib/ und ſagt: vermeinſtu dann/ daß ich
einen lebendigen Teuffel bey mir habe? Wolan ſo ſey es dann.
Weiters redet daß Weib kein Wort mehr/ ſonderen laſſet den Mann
bey ſeinen loſen Geſellen/ gehet nach Hauß/ und gebaͤhret zur Stund dieſe
grau-
Hiſtoria.
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/475>, abgerufen am 16.06.2024. |