Die Menge von Armenanstalten, die Aus- theilung der Klostersuppen, eine ausgedehntere Privatwohlthätigkeit, und die Mildigkeit des Himmelsstriches machen die Erhaltung von Tausenden solcher Bettler nur allein möglich. Sie sind Tag und Nacht unter freyem Him- mel, oder liegen unter den Eingängen der Kirchen, der öffentlichen Häuser und in den verfallenen Festungswerken. Wenn sie das ihnen nöthige Brod erschwingen, so kostet ih- nen, was sie noch dazu brauchen, sehr wenig. Die Gärtnerey ist hier und in den umliegen- den Gegenden äußerst ergiebig, und auf allen Märkten und Straßen steht und liegt Obst von jeder Gattung, von der schönsten Art, für den wohlfeilsten Preis, in großen Hau- fen herum. Arbusen und Melonen, die wir im Norden mit Thalern bezahlen, essen hier die Bettler für Soldi zu ihrem Stücke Brod, und eben so Weinbeeren, Birnen und Pfir- schen. So stillen sie mit fünf bis sechs Soldi ihr tägliches Bedürfniß, und derjenige Bettler
Die Menge von Armenanſtalten, die Aus- theilung der Kloſterſuppen, eine ausgedehntere Privatwohlthaͤtigkeit, und die Mildigkeit des Himmelsſtriches machen die Erhaltung von Tauſenden ſolcher Bettler nur allein moͤglich. Sie ſind Tag und Nacht unter freyem Him- mel, oder liegen unter den Eingaͤngen der Kirchen, der oͤffentlichen Haͤuſer und in den verfallenen Feſtungswerken. Wenn ſie das ihnen noͤthige Brod erſchwingen, ſo koſtet ih- nen, was ſie noch dazu brauchen, ſehr wenig. Die Gaͤrtnerey iſt hier und in den umliegen- den Gegenden aͤußerſt ergiebig, und auf allen Maͤrkten und Straßen ſteht und liegt Obſt von jeder Gattung, von der ſchoͤnſten Art, fuͤr den wohlfeilſten Preis, in großen Hau- fen herum. Arbuſen und Melonen, die wir im Norden mit Thalern bezahlen, eſſen hier die Bettler fuͤr Soldi zu ihrem Stuͤcke Brod, und eben ſo Weinbeeren, Birnen und Pfir- ſchen. So ſtillen ſie mit fuͤnf bis ſechs Soldi ihr taͤgliches Beduͤrfniß, und derjenige Bettler
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0178"n="170"/><p>Die Menge von Armenanſtalten, die Aus-<lb/>
theilung der Kloſterſuppen, eine ausgedehntere<lb/>
Privatwohlthaͤtigkeit, und die Mildigkeit des<lb/>
Himmelsſtriches machen die Erhaltung von<lb/>
Tauſenden ſolcher Bettler nur allein moͤglich.<lb/>
Sie ſind Tag und Nacht unter freyem Him-<lb/>
mel, oder liegen unter den Eingaͤngen der<lb/>
Kirchen, der oͤffentlichen Haͤuſer und in den<lb/>
verfallenen Feſtungswerken. Wenn ſie das<lb/>
ihnen noͤthige Brod erſchwingen, ſo koſtet ih-<lb/>
nen, was ſie noch dazu brauchen, ſehr wenig.<lb/>
Die Gaͤrtnerey iſt hier und in den umliegen-<lb/>
den Gegenden aͤußerſt ergiebig, und auf allen<lb/>
Maͤrkten und Straßen ſteht und liegt Obſt<lb/>
von jeder Gattung, von der ſchoͤnſten Art,<lb/>
fuͤr den wohlfeilſten Preis, in großen Hau-<lb/>
fen herum. Arbuſen und Melonen, die wir<lb/>
im Norden mit Thalern bezahlen, eſſen hier<lb/>
die Bettler fuͤr Soldi zu ihrem Stuͤcke Brod,<lb/>
und eben ſo Weinbeeren, Birnen und Pfir-<lb/>ſchen. So ſtillen ſie mit fuͤnf bis ſechs Soldi<lb/>
ihr taͤgliches Beduͤrfniß, und derjenige Bettler<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[170/0178]
Die Menge von Armenanſtalten, die Aus-
theilung der Kloſterſuppen, eine ausgedehntere
Privatwohlthaͤtigkeit, und die Mildigkeit des
Himmelsſtriches machen die Erhaltung von
Tauſenden ſolcher Bettler nur allein moͤglich.
Sie ſind Tag und Nacht unter freyem Him-
mel, oder liegen unter den Eingaͤngen der
Kirchen, der oͤffentlichen Haͤuſer und in den
verfallenen Feſtungswerken. Wenn ſie das
ihnen noͤthige Brod erſchwingen, ſo koſtet ih-
nen, was ſie noch dazu brauchen, ſehr wenig.
Die Gaͤrtnerey iſt hier und in den umliegen-
den Gegenden aͤußerſt ergiebig, und auf allen
Maͤrkten und Straßen ſteht und liegt Obſt
von jeder Gattung, von der ſchoͤnſten Art,
fuͤr den wohlfeilſten Preis, in großen Hau-
fen herum. Arbuſen und Melonen, die wir
im Norden mit Thalern bezahlen, eſſen hier
die Bettler fuͤr Soldi zu ihrem Stuͤcke Brod,
und eben ſo Weinbeeren, Birnen und Pfir-
ſchen. So ſtillen ſie mit fuͤnf bis ſechs Soldi
ihr taͤgliches Beduͤrfniß, und derjenige Bettler
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/178>, abgerufen am 21.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.