Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

entfernt, wurde der Boden so schlammig und zugleich dabei so heiss, dass ich von weiterem Vordringen abstehen musste. Mariano tanzte dabei mit seinen blossen Füssen hin und her, wie ein kleiner hier einheimischer Teufel, da er wegen des heissen Bodens nie länger als einige Secunden auf demselben Flecke stehen bleiben konnte. Nun wandte ich mich der Südseite des Kraters zu, wo die weisse aus festem trachytischen Gestein bestehende Kraterwand, von zahllosen Fumarolen durchbrochen, dem Südfusse des aus mehreren halb isolirten Hügeln bestehenden Eruptionskegels entgegen tritt. Ueberall brach heisser Wasserdampf hervor, bald in continuirlichen Strömen bald in regelmässig sich folgenden Stössen, wie der Dampf einer Hochdruckmaschine entweicht. Ueberall wo solcher Dampf hervorbrach, waren die Wände weiss und gelblich gefärbt. Weiter gegen Osten zu traten zwei Sandhügel in die Ebene des Kraters hinein, die sich durch das Abwaschen der Kraterwände gebildet hatten; hier war die Dampfentwicklung noch stärker und hier traten auch an einzelnen Stellen kleine Bäche kochenden Wassers aus. Nun bogen wir nach Nordosten um, dem Eruptionskegel zu. Zwischen ausgetrockneten Wasserpfützen, in deren Mitte sich immer eine kleine Erhöhung befand und deren Umkreis durch weisse Färbung ausgezeichnet war; durch Rinnsale hindurch kam ich nach Zurücklegung von einigen Hundert Schritten an eine kleine Erhöhung, die ein tiefes von rauchendem Schlamm angefülltes Loch enthielt, mit senkrecht abfallenden weiss und gelb gefärbten inneren Wänden. Hier trat mir schon der Schwefeldampf, den mir der Wind gerade in's Gesicht trieb, hindernd in den Weg, doch ging ich weiter dem Rande des eigentlichen Schlotes zu, der nur noch einige Hundert Schritte vor mir lag. Ein erster Versuch, ihn zu erreichen, schlug fehl; heftiger Schwefeldampf zwang mich zur schleunigen Umkehr. Meine tagalischen Begleiter schienen es besser vertragen zu können, sie schritten hustend weiter und langten schon oben am Rande an, als ich noch unten schnaufend stand, mich zu einem zweiten Versuch zu erholen. Nun ging es laufend den Abhang hinauf, und die Risse und Spalten überspringend dem Rande zu, den ich auch glücklich erreichte; aber nur einen flüchtigen Blick konnte ich in den von kochendem milchweiss gefärbtem Wasser erfüllten Schlot werfen. Die Oberfläche der kochenden dampfenden Masse mochte etwa 30-40' tief unter meinen

entfernt, wurde der Boden so schlammig und zugleich dabei so heiss, dass ich von weiterem Vordringen abstehen musste. Mariano tanzte dabei mit seinen blossen Füssen hin und her, wie ein kleiner hier einheimischer Teufel, da er wegen des heissen Bodens nie länger als einige Secunden auf demselben Flecke stehen bleiben konnte. Nun wandte ich mich der Südseite des Kraters zu, wo die weisse aus festem trachytischen Gestein bestehende Kraterwand, von zahllosen Fumarolen durchbrochen, dem Südfusse des aus mehreren halb isolirten Hügeln bestehenden Eruptionskegels entgegen tritt. Ueberall brach heisser Wasserdampf hervor, bald in continuirlichen Strömen bald in regelmässig sich folgenden Stössen, wie der Dampf einer Hochdruckmaschine entweicht. Ueberall wo solcher Dampf hervorbrach, waren die Wände weiss und gelblich gefärbt. Weiter gegen Osten zu traten zwei Sandhügel in die Ebene des Kraters hinein, die sich durch das Abwaschen der Kraterwände gebildet hatten; hier war die Dampfentwicklung noch stärker und hier traten auch an einzelnen Stellen kleine Bäche kochenden Wassers aus. Nun bogen wir nach Nordosten um, dem Eruptionskegel zu. Zwischen ausgetrockneten Wasserpfützen, in deren Mitte sich immer eine kleine Erhöhung befand und deren Umkreis durch weisse Färbung ausgezeichnet war; durch Rinnsale hindurch kam ich nach Zurücklegung von einigen Hundert Schritten an eine kleine Erhöhung, die ein tiefes von rauchendem Schlamm angefülltes Loch enthielt, mit senkrecht abfallenden weiss und gelb gefärbten inneren Wänden. Hier trat mir schon der Schwefeldampf, den mir der Wind gerade in’s Gesicht trieb, hindernd in den Weg, doch ging ich weiter dem Rande des eigentlichen Schlotes zu, der nur noch einige Hundert Schritte vor mir lag. Ein erster Versuch, ihn zu erreichen, schlug fehl; heftiger Schwefeldampf zwang mich zur schleunigen Umkehr. Meine tagalischen Begleiter schienen es besser vertragen zu können, sie schritten hustend weiter und langten schon oben am Rande an, als ich noch unten schnaufend stand, mich zu einem zweiten Versuch zu erholen. Nun ging es laufend den Abhang hinauf, und die Risse und Spalten überspringend dem Rande zu, den ich auch glücklich erreichte; aber nur einen flüchtigen Blick konnte ich in den von kochendem milchweiss gefärbtem Wasser erfüllten Schlot werfen. Die Oberfläche der kochenden dampfenden Masse mochte etwa 30–40′ tief unter meinen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0015" n="15"/>
entfernt, wurde der Boden so
                     schlammig und zugleich dabei so heiss, dass ich von weiterem Vordringen abstehen
                     musste. Mariano tanzte dabei mit seinen blossen Füssen hin und her, wie ein
                     kleiner hier einheimischer Teufel, da er wegen des heissen Bodens nie
                     länger als einige Secunden auf demselben Flecke stehen bleiben konnte. Nun
                     wandte ich mich der Südseite des Kraters zu, wo die weisse aus festem
                     trachytischen Gestein bestehende Kraterwand, von zahllosen Fumarolen
                     durchbrochen, dem Südfusse des aus mehreren halb isolirten Hügeln
                     bestehenden Eruptionskegels entgegen tritt. Ueberall brach heisser Wasserdampf
                     hervor, bald in continuirlichen Strömen bald in regelmässig sich
                     folgenden Stössen, wie der Dampf einer Hochdruckmaschine entweicht.
                     Ueberall wo solcher Dampf hervorbrach, waren die Wände weiss und gelblich
                     gefärbt. Weiter gegen Osten zu traten zwei Sandhügel in die Ebene des
                     Kraters hinein, die sich durch das Abwaschen der Kraterwände gebildet
                     hatten; hier war die Dampfentwicklung noch stärker und hier traten auch an
                     einzelnen Stellen kleine Bäche kochenden Wassers aus. Nun bogen wir nach
                     Nordosten um, dem Eruptionskegel zu. Zwischen ausgetrockneten
                     Wasserpfützen, in deren Mitte sich immer eine kleine Erhöhung befand
                     und deren Umkreis durch weisse Färbung ausgezeichnet war; durch Rinnsale
                     hindurch kam ich nach Zurücklegung von einigen Hundert Schritten an eine
                     kleine Erhöhung, die ein tiefes von rauchendem Schlamm angefülltes
                     Loch enthielt, mit senkrecht abfallenden weiss und gelb gefärbten inneren
                     Wänden. Hier trat mir schon der Schwefeldampf, den mir der Wind gerade
                     in&#x2019;s Gesicht trieb, hindernd in den Weg, doch ging ich weiter dem Rande
                     des eigentlichen Schlotes zu, der nur noch einige Hundert Schritte vor mir lag.
                     Ein erster Versuch, ihn zu erreichen, schlug fehl; heftiger Schwefeldampf zwang
                     mich zur schleunigen Umkehr. Meine tagalischen Begleiter schienen es besser
                     vertragen zu können, sie schritten hustend weiter und langten schon oben am
                     Rande an, als ich noch unten schnaufend stand, mich zu einem zweiten Versuch zu
                     erholen. Nun ging es laufend den Abhang hinauf, und die Risse und Spalten
                     überspringend dem Rande zu, den ich auch glücklich erreichte; aber nur
                     einen flüchtigen Blick konnte ich in den von kochendem milchweiss
                     gefärbtem Wasser erfüllten Schlot werfen. Die Oberfläche der
                     kochenden dampfenden Masse mochte etwa 30&#x2013;40&#x2032; tief unter meinen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0015] entfernt, wurde der Boden so schlammig und zugleich dabei so heiss, dass ich von weiterem Vordringen abstehen musste. Mariano tanzte dabei mit seinen blossen Füssen hin und her, wie ein kleiner hier einheimischer Teufel, da er wegen des heissen Bodens nie länger als einige Secunden auf demselben Flecke stehen bleiben konnte. Nun wandte ich mich der Südseite des Kraters zu, wo die weisse aus festem trachytischen Gestein bestehende Kraterwand, von zahllosen Fumarolen durchbrochen, dem Südfusse des aus mehreren halb isolirten Hügeln bestehenden Eruptionskegels entgegen tritt. Ueberall brach heisser Wasserdampf hervor, bald in continuirlichen Strömen bald in regelmässig sich folgenden Stössen, wie der Dampf einer Hochdruckmaschine entweicht. Ueberall wo solcher Dampf hervorbrach, waren die Wände weiss und gelblich gefärbt. Weiter gegen Osten zu traten zwei Sandhügel in die Ebene des Kraters hinein, die sich durch das Abwaschen der Kraterwände gebildet hatten; hier war die Dampfentwicklung noch stärker und hier traten auch an einzelnen Stellen kleine Bäche kochenden Wassers aus. Nun bogen wir nach Nordosten um, dem Eruptionskegel zu. Zwischen ausgetrockneten Wasserpfützen, in deren Mitte sich immer eine kleine Erhöhung befand und deren Umkreis durch weisse Färbung ausgezeichnet war; durch Rinnsale hindurch kam ich nach Zurücklegung von einigen Hundert Schritten an eine kleine Erhöhung, die ein tiefes von rauchendem Schlamm angefülltes Loch enthielt, mit senkrecht abfallenden weiss und gelb gefärbten inneren Wänden. Hier trat mir schon der Schwefeldampf, den mir der Wind gerade in’s Gesicht trieb, hindernd in den Weg, doch ging ich weiter dem Rande des eigentlichen Schlotes zu, der nur noch einige Hundert Schritte vor mir lag. Ein erster Versuch, ihn zu erreichen, schlug fehl; heftiger Schwefeldampf zwang mich zur schleunigen Umkehr. Meine tagalischen Begleiter schienen es besser vertragen zu können, sie schritten hustend weiter und langten schon oben am Rande an, als ich noch unten schnaufend stand, mich zu einem zweiten Versuch zu erholen. Nun ging es laufend den Abhang hinauf, und die Risse und Spalten überspringend dem Rande zu, den ich auch glücklich erreichte; aber nur einen flüchtigen Blick konnte ich in den von kochendem milchweiss gefärbtem Wasser erfüllten Schlot werfen. Die Oberfläche der kochenden dampfenden Masse mochte etwa 30–40′ tief unter meinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

gutenberg.org: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in HTML. (2012-11-06T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus gutenberg.org entsprechen muss.
gutenberg.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-06T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von HTML nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-06T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Die Transkription enspricht den DTA-Richtlinien.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/15
Zitationshilfe: Semper, Karl: Die Philippinen und ihre Bewohner. Sechs Skizzen. Würzburg, 1869, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semper_philippinen_1869/15>, abgerufen am 26.04.2024.