Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Salix.
[Spaltenumbruch]
Zweyundzwanzigste Klasse. Dioecia.

Männliche und weibliche Blumen auf zwey verschiedenen Individuis.

[Spaltenumbruch]
Salix.

Linne hat bloß bey den männlichen, aber nicht bey den weibli-
chen Blüthen der Weiden eine Saftdrüse gefunden. Gleditsch
(Einleitung in die Forstwissenschaft. II. Band. S. 8.) weiß auch
von keiner Saftdrüse der weiblichen Blüthen. Pollich folgt
zwar in seiner Beschreibung der Gattung hierin dem Linne;
aus seiner Beschreibung der Arten aber sieht man, daß er die
Saftdrüsen der weiblichen Blüthen zwar gesehen, aber nicht für
solche erkannt hat. Aus demjenigen aber, was er von denselben
sagt, daß sie z. B. gelblich, glatt etc. sind, kann man schon
a priori schließen, daß es wirklich Saftdrüsen sind. Wer die
weiblichen Blüthen aller Weidenarten untersucht, wird auf diesen
Saftdrüsen wirklich ein Safttröpfchen finden.

Weil man nun bisher geglaubt hat, daß die weiblichen Blü-
then keinen Saft haben, so folgte aus diesem Irrthum ein ande-
rer; man glaubte nemlich, daß die Bienen bloß die männlichen
Blüthen besuchen, die weiblichen aber stehen lassen. So sagt
Gleditsch (Vermischte Abhandlungen. II. Theil. S. 137.) von
der Salix caprea, daß ihre männliche Blumenzapfen wegen des
Nutzens, den sie den Bienen verschaffen, den Vorzug vor den
weiblichen verdienen. Und Krünitz, S. 663., sagt von eben
dieser Art, daß die Bienen nur bloß aus den Blüthenzapfen der
männlichen Pflanze Honig holen. Ich bin aber nicht nur aus
der Erfahrung überzeugt, daß die Bienen und andere Insekten
auch die weiblichen Blüthen besuchen, sondern glaube auch, daß
sie, indem sie solches thun, dieselben mit dem Staube, den sie
von den männlichen Blüthen mitgebracht haben, befruchten,
und daß eben deswegen die Blüthenkätzchen der männlichen
Pflanze weit besser in die Augen fallen, als die Kätzchen der weib-
lichen Pflanze, welches besonders von den gelben Antheren her-
rührt, und so angenehm riechen, welches diese nicht thun, damit
nemlich die Insekten zuerst auf jene, und hernach auf diese sich
begeben. Auch bereiten die männlichen Kätzchen keinesweges so
viel Staub, als z. B. die männlichen Kätzchen des Haselstrauchs.
So wenig Staub würde durch den Wind schwerlich auf die weib-
lichen Kätzchen gebracht werden können.

[Spaltenumbruch]
Salix. Populus.
[Spaltenumbruch]

Das auf der Saftdrüse sitzende Safttröpfchen wird durch die
Schuppen, welche auf der äußeren Seite und am Rande mit
Haaren besetzt sind, vor dem Regen hinlänglich beschützt.

Salix caprea. Werft. Palmweide. Tab. XXV. 31.
34. 37. 38.

31. Das männliche Blüthenkätzchen in natürlicher Grösse.

37. Das weibliche Blüthenkätzchen in natürlicher Grösse.

34. Die vergrösserte männliche Blüthe.

38. Die eben so stark vergrösserte weibliche Blüthe. In
beiden Figuren sieht man das auf der (punktirten) Saftdrüse
sitzende Safttröpfchen, wie auch die haarichte Schuppe, deren
ich kurz vorher gedacht habe.

Außer Bienen und einer großen Art Hummeln habe ich noch
verschiedene andere Insekten auf beiderley Blüthenkätzchen, doch
am häufigsten auf den männlichen, gefunden, nemlich allerley
kleine und große Fliegen, Ameisen, den gemeinen ziegelfarbenen
Schmetterling, und eine Art von großen Mücken. Weil ich
die letzte noch niemals auf einer Saftblume angetroffen hatte, so
gab ich genau Achtung, ob sie wirklich vom Saft genösse, und
sahe, daß sie sehr geschickt ihren langen Saugerüssel zwischen die
Staubgefäße und die Schüppchen hindurch bis zu den Safttröpf-
chen steckte.

Populus.

Populus tremula. Espe. Tab. XXV. 13--18.

15. Ein männliches Kätzchen in natürlicher Grösse und
Stellung.

13. Ein Stück von dem Stiel (rachis) dieses Kätzchens
nebst Einer Blüthe. Die Antheren haben sich noch nicht ge-
öffnet.

14. Der Körper, welcher die Staubgefäße trägt, von vorne
gesehen. Die Antheren sind abgerissen worden.

18. Ein weibliches Kätzchen in natürlicher Grösse und Stel-
lung.

16. Ein Theil seines Stiels nebst Einer Blüthe, eben so
stark vergrössert, als Fig. 13.

E e 3
[Spaltenumbruch]
Salix.
[Spaltenumbruch]
Zweyundzwanzigſte Klaſſe. Dioecia.

Maͤnnliche und weibliche Blumen auf zwey verſchiedenen Individuis.

[Spaltenumbruch]
Salix.

Linné hat bloß bey den maͤnnlichen, aber nicht bey den weibli-
chen Bluͤthen der Weiden eine Saftdruͤſe gefunden. Gleditſch
(Einleitung in die Forſtwiſſenſchaft. II. Band. S. 8.) weiß auch
von keiner Saftdruͤſe der weiblichen Bluͤthen. Pollich folgt
zwar in ſeiner Beſchreibung der Gattung hierin dem Linné;
aus ſeiner Beſchreibung der Arten aber ſieht man, daß er die
Saftdruͤſen der weiblichen Bluͤthen zwar geſehen, aber nicht fuͤr
ſolche erkannt hat. Aus demjenigen aber, was er von denſelben
ſagt, daß ſie z. B. gelblich, glatt ꝛc. ſind, kann man ſchon
a priori ſchließen, daß es wirklich Saftdruͤſen ſind. Wer die
weiblichen Bluͤthen aller Weidenarten unterſucht, wird auf dieſen
Saftdruͤſen wirklich ein Safttroͤpfchen finden.

Weil man nun bisher geglaubt hat, daß die weiblichen Bluͤ-
then keinen Saft haben, ſo folgte aus dieſem Irrthum ein ande-
rer; man glaubte nemlich, daß die Bienen bloß die maͤnnlichen
Bluͤthen beſuchen, die weiblichen aber ſtehen laſſen. So ſagt
Gleditſch (Vermiſchte Abhandlungen. II. Theil. S. 137.) von
der Salix caprea, daß ihre maͤnnliche Blumenzapfen wegen des
Nutzens, den ſie den Bienen verſchaffen, den Vorzug vor den
weiblichen verdienen. Und Kruͤnitz, S. 663., ſagt von eben
dieſer Art, daß die Bienen nur bloß aus den Bluͤthenzapfen der
maͤnnlichen Pflanze Honig holen. Ich bin aber nicht nur aus
der Erfahrung uͤberzeugt, daß die Bienen und andere Inſekten
auch die weiblichen Bluͤthen beſuchen, ſondern glaube auch, daß
ſie, indem ſie ſolches thun, dieſelben mit dem Staube, den ſie
von den maͤnnlichen Bluͤthen mitgebracht haben, befruchten,
und daß eben deswegen die Bluͤthenkaͤtzchen der maͤnnlichen
Pflanze weit beſſer in die Augen fallen, als die Kaͤtzchen der weib-
lichen Pflanze, welches beſonders von den gelben Antheren her-
ruͤhrt, und ſo angenehm riechen, welches dieſe nicht thun, damit
nemlich die Inſekten zuerſt auf jene, und hernach auf dieſe ſich
begeben. Auch bereiten die maͤnnlichen Kaͤtzchen keinesweges ſo
viel Staub, als z. B. die maͤnnlichen Kaͤtzchen des Haſelſtrauchs.
So wenig Staub wuͤrde durch den Wind ſchwerlich auf die weib-
lichen Kaͤtzchen gebracht werden koͤnnen.

[Spaltenumbruch]
Salix. Populus.
[Spaltenumbruch]

Das auf der Saftdruͤſe ſitzende Safttroͤpfchen wird durch die
Schuppen, welche auf der aͤußeren Seite und am Rande mit
Haaren beſetzt ſind, vor dem Regen hinlaͤnglich beſchuͤtzt.

Salix caprea. Werft. Palmweide. Tab. XXV. 31.
34. 37. 38.

31. Das maͤnnliche Bluͤthenkaͤtzchen in natuͤrlicher Groͤſſe.

37. Das weibliche Bluͤthenkaͤtzchen in natuͤrlicher Groͤſſe.

34. Die vergroͤſſerte maͤnnliche Bluͤthe.

38. Die eben ſo ſtark vergroͤſſerte weibliche Bluͤthe. In
beiden Figuren ſieht man das auf der (punktirten) Saftdruͤſe
ſitzende Safttroͤpfchen, wie auch die haarichte Schuppe, deren
ich kurz vorher gedacht habe.

Außer Bienen und einer großen Art Hummeln habe ich noch
verſchiedene andere Inſekten auf beiderley Bluͤthenkaͤtzchen, doch
am haͤufigſten auf den maͤnnlichen, gefunden, nemlich allerley
kleine und große Fliegen, Ameiſen, den gemeinen ziegelfarbenen
Schmetterling, und eine Art von großen Muͤcken. Weil ich
die letzte noch niemals auf einer Saftblume angetroffen hatte, ſo
gab ich genau Achtung, ob ſie wirklich vom Saft genoͤſſe, und
ſahe, daß ſie ſehr geſchickt ihren langen Saugeruͤſſel zwiſchen die
Staubgefaͤße und die Schuͤppchen hindurch bis zu den Safttroͤpf-
chen ſteckte.

Populus.

Populus tremula. Espe. Tab. XXV. 13—18.

15. Ein maͤnnliches Kaͤtzchen in natuͤrlicher Groͤſſe und
Stellung.

13. Ein Stuͤck von dem Stiel (rachis) dieſes Kaͤtzchens
nebſt Einer Bluͤthe. Die Antheren haben ſich noch nicht ge-
oͤffnet.

14. Der Koͤrper, welcher die Staubgefaͤße traͤgt, von vorne
geſehen. Die Antheren ſind abgeriſſen worden.

18. Ein weibliches Kaͤtzchen in natuͤrlicher Groͤſſe und Stel-
lung.

16. Ein Theil ſeines Stiels nebſt Einer Bluͤthe, eben ſo
ſtark vergroͤſſert, als Fig. 13.

E e 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0231" n="[231]"/>
          <cb n="437"/><lb/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Salix.</hi> </fw><lb/>
          <cb/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Zweyundzwanzig&#x017F;te Kla&#x017F;&#x017F;e.</hi> <hi rendition="#aq">Dioecia.</hi> </head><lb/>
        <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Ma&#x0364;nnliche und weibliche Blumen auf zwey ver&#x017F;chiedenen Individuis</hi>.</hi> </p><lb/>
        <cb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">Salix.</hi> </hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#in">L</hi>inn<hi rendition="#aq">é</hi></hi> hat bloß bey den ma&#x0364;nnlichen, aber nicht bey den weibli-<lb/>
chen Blu&#x0364;then der Weiden eine Saftdru&#x0364;&#x017F;e gefunden. <hi rendition="#g">Gledit&#x017F;ch</hi><lb/>
(Einleitung in die For&#x017F;twi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft. <hi rendition="#aq">II.</hi> Band. S. 8.) weiß auch<lb/>
von keiner Saftdru&#x0364;&#x017F;e der weiblichen Blu&#x0364;then. <hi rendition="#g">Pollich</hi> folgt<lb/>
zwar in &#x017F;einer Be&#x017F;chreibung der Gattung hierin dem <hi rendition="#g">Linn<hi rendition="#aq">é</hi></hi>;<lb/>
aus &#x017F;einer Be&#x017F;chreibung der Arten aber &#x017F;ieht man, daß er die<lb/>
Saftdru&#x0364;&#x017F;en der weiblichen Blu&#x0364;then zwar ge&#x017F;ehen, aber nicht fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;olche erkannt hat. Aus demjenigen aber, was er von den&#x017F;elben<lb/>
&#x017F;agt, daß &#x017F;ie z. B. gelblich, glatt &#xA75B;c. &#x017F;ind, kann man &#x017F;chon<lb/><hi rendition="#aq">a priori</hi> &#x017F;chließen, daß es wirklich Saftdru&#x0364;&#x017F;en &#x017F;ind. Wer die<lb/>
weiblichen Blu&#x0364;then aller Weidenarten unter&#x017F;ucht, wird auf die&#x017F;en<lb/>
Saftdru&#x0364;&#x017F;en wirklich ein Safttro&#x0364;pfchen finden.</p><lb/>
          <p>Weil man nun bisher geglaubt hat, daß die weiblichen Blu&#x0364;-<lb/>
then keinen Saft haben, &#x017F;o folgte aus die&#x017F;em Irrthum ein ande-<lb/>
rer; man glaubte nemlich, daß die Bienen bloß die ma&#x0364;nnlichen<lb/>
Blu&#x0364;then be&#x017F;uchen, die weiblichen aber &#x017F;tehen la&#x017F;&#x017F;en. So &#x017F;agt<lb/><hi rendition="#g">Gledit&#x017F;ch</hi> (Vermi&#x017F;chte Abhandlungen. <hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. S. 137.) von<lb/>
der <hi rendition="#aq">Salix caprea,</hi> daß ihre ma&#x0364;nnliche Blumenzapfen wegen des<lb/>
Nutzens, den &#x017F;ie den Bienen ver&#x017F;chaffen, den Vorzug vor den<lb/>
weiblichen verdienen. Und <hi rendition="#g">Kru&#x0364;nitz</hi>, S. 663., &#x017F;agt von eben<lb/>
die&#x017F;er Art, daß die Bienen nur bloß aus den Blu&#x0364;thenzapfen der<lb/>
ma&#x0364;nnlichen Pflanze Honig holen. Ich bin aber nicht nur aus<lb/>
der Erfahrung u&#x0364;berzeugt, daß die Bienen und andere In&#x017F;ekten<lb/>
auch die weiblichen Blu&#x0364;then be&#x017F;uchen, &#x017F;ondern glaube auch, daß<lb/>
&#x017F;ie, indem &#x017F;ie &#x017F;olches thun, die&#x017F;elben mit dem Staube, den &#x017F;ie<lb/>
von den ma&#x0364;nnlichen Blu&#x0364;then mitgebracht haben, befruchten,<lb/>
und daß eben deswegen die Blu&#x0364;thenka&#x0364;tzchen der ma&#x0364;nnlichen<lb/>
Pflanze weit be&#x017F;&#x017F;er in die Augen fallen, als die Ka&#x0364;tzchen der weib-<lb/>
lichen Pflanze, welches be&#x017F;onders von den gelben Antheren her-<lb/>
ru&#x0364;hrt, und &#x017F;o angenehm riechen, welches die&#x017F;e nicht thun, damit<lb/>
nemlich die In&#x017F;ekten zuer&#x017F;t auf jene, und hernach auf die&#x017F;e &#x017F;ich<lb/>
begeben. Auch bereiten die ma&#x0364;nnlichen Ka&#x0364;tzchen keinesweges &#x017F;o<lb/>
viel Staub, als z. B. die ma&#x0364;nnlichen Ka&#x0364;tzchen des Ha&#x017F;el&#x017F;trauchs.<lb/>
So wenig Staub wu&#x0364;rde durch den Wind &#x017F;chwerlich auf die weib-<lb/>
lichen Ka&#x0364;tzchen gebracht werden ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <cb n="438"/><lb/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Salix. Populus.</hi> </fw><lb/>
          <cb/>
          <p>Das auf der Saftdru&#x0364;&#x017F;e &#x017F;itzende Safttro&#x0364;pfchen wird durch die<lb/>
Schuppen, welche auf der a&#x0364;ußeren Seite und am Rande mit<lb/>
Haaren be&#x017F;etzt &#x017F;ind, vor dem Regen hinla&#x0364;nglich be&#x017F;chu&#x0364;tzt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Salix caprea.</hi></hi> Werft. Palmweide. <hi rendition="#aq">Tab. XXV.</hi> 31.<lb/>
34. 37. 38.</p><lb/>
          <p>31. Das ma&#x0364;nnliche Blu&#x0364;thenka&#x0364;tzchen in natu&#x0364;rlicher Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>37. Das weibliche Blu&#x0364;thenka&#x0364;tzchen in natu&#x0364;rlicher Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>34. Die vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erte ma&#x0364;nnliche Blu&#x0364;the.</p><lb/>
          <p>38. Die eben &#x017F;o &#x017F;tark vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erte weibliche Blu&#x0364;the. In<lb/>
beiden Figuren &#x017F;ieht man das auf der (punktirten) Saftdru&#x0364;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;itzende Safttro&#x0364;pfchen, wie auch die haarichte Schuppe, deren<lb/>
ich kurz vorher gedacht habe.</p><lb/>
          <p>Außer Bienen und einer großen Art Hummeln habe ich noch<lb/>
ver&#x017F;chiedene andere In&#x017F;ekten auf beiderley Blu&#x0364;thenka&#x0364;tzchen, doch<lb/>
am ha&#x0364;ufig&#x017F;ten auf den ma&#x0364;nnlichen, gefunden, nemlich allerley<lb/>
kleine und große Fliegen, Amei&#x017F;en, den gemeinen ziegelfarbenen<lb/>
Schmetterling, und eine Art von großen Mu&#x0364;cken. Weil ich<lb/>
die letzte noch niemals auf einer Saftblume angetroffen hatte, &#x017F;o<lb/>
gab ich genau Achtung, ob &#x017F;ie wirklich vom Saft geno&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und<lb/>
&#x017F;ahe, daß &#x017F;ie &#x017F;ehr ge&#x017F;chickt ihren langen Saugeru&#x0364;&#x017F;&#x017F;el zwi&#x017F;chen die<lb/>
Staubgefa&#x0364;ße und die Schu&#x0364;ppchen hindurch bis zu den Safttro&#x0364;pf-<lb/>
chen &#x017F;teckte.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">Populus.</hi> </hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Populus tremula.</hi></hi> Espe. <hi rendition="#aq">Tab. XXV.</hi> 13&#x2014;18.</p><lb/>
          <p>15. Ein ma&#x0364;nnliches Ka&#x0364;tzchen in natu&#x0364;rlicher Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und<lb/>
Stellung.</p><lb/>
          <p>13. Ein Stu&#x0364;ck von dem Stiel (<hi rendition="#aq">rachis</hi>) die&#x017F;es Ka&#x0364;tzchens<lb/>
neb&#x017F;t Einer Blu&#x0364;the. Die Antheren haben &#x017F;ich noch nicht ge-<lb/>
o&#x0364;ffnet.</p><lb/>
          <p>14. Der Ko&#x0364;rper, welcher die Staubgefa&#x0364;ße tra&#x0364;gt, von vorne<lb/>
ge&#x017F;ehen. Die Antheren &#x017F;ind abgeri&#x017F;&#x017F;en worden.</p><lb/>
          <p>18. Ein weibliches Ka&#x0364;tzchen in natu&#x0364;rlicher Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Stel-<lb/>
lung.</p><lb/>
          <p>16. Ein Theil &#x017F;eines Stiels neb&#x017F;t Einer Blu&#x0364;the, eben &#x017F;o<lb/>
&#x017F;tark vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert, als Fig. 13.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">E e 3</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[231]/0231] Salix. Salix. Populus. Zweyundzwanzigſte Klaſſe. Dioecia. Maͤnnliche und weibliche Blumen auf zwey verſchiedenen Individuis. Salix. Linné hat bloß bey den maͤnnlichen, aber nicht bey den weibli- chen Bluͤthen der Weiden eine Saftdruͤſe gefunden. Gleditſch (Einleitung in die Forſtwiſſenſchaft. II. Band. S. 8.) weiß auch von keiner Saftdruͤſe der weiblichen Bluͤthen. Pollich folgt zwar in ſeiner Beſchreibung der Gattung hierin dem Linné; aus ſeiner Beſchreibung der Arten aber ſieht man, daß er die Saftdruͤſen der weiblichen Bluͤthen zwar geſehen, aber nicht fuͤr ſolche erkannt hat. Aus demjenigen aber, was er von denſelben ſagt, daß ſie z. B. gelblich, glatt ꝛc. ſind, kann man ſchon a priori ſchließen, daß es wirklich Saftdruͤſen ſind. Wer die weiblichen Bluͤthen aller Weidenarten unterſucht, wird auf dieſen Saftdruͤſen wirklich ein Safttroͤpfchen finden. Weil man nun bisher geglaubt hat, daß die weiblichen Bluͤ- then keinen Saft haben, ſo folgte aus dieſem Irrthum ein ande- rer; man glaubte nemlich, daß die Bienen bloß die maͤnnlichen Bluͤthen beſuchen, die weiblichen aber ſtehen laſſen. So ſagt Gleditſch (Vermiſchte Abhandlungen. II. Theil. S. 137.) von der Salix caprea, daß ihre maͤnnliche Blumenzapfen wegen des Nutzens, den ſie den Bienen verſchaffen, den Vorzug vor den weiblichen verdienen. Und Kruͤnitz, S. 663., ſagt von eben dieſer Art, daß die Bienen nur bloß aus den Bluͤthenzapfen der maͤnnlichen Pflanze Honig holen. Ich bin aber nicht nur aus der Erfahrung uͤberzeugt, daß die Bienen und andere Inſekten auch die weiblichen Bluͤthen beſuchen, ſondern glaube auch, daß ſie, indem ſie ſolches thun, dieſelben mit dem Staube, den ſie von den maͤnnlichen Bluͤthen mitgebracht haben, befruchten, und daß eben deswegen die Bluͤthenkaͤtzchen der maͤnnlichen Pflanze weit beſſer in die Augen fallen, als die Kaͤtzchen der weib- lichen Pflanze, welches beſonders von den gelben Antheren her- ruͤhrt, und ſo angenehm riechen, welches dieſe nicht thun, damit nemlich die Inſekten zuerſt auf jene, und hernach auf dieſe ſich begeben. Auch bereiten die maͤnnlichen Kaͤtzchen keinesweges ſo viel Staub, als z. B. die maͤnnlichen Kaͤtzchen des Haſelſtrauchs. So wenig Staub wuͤrde durch den Wind ſchwerlich auf die weib- lichen Kaͤtzchen gebracht werden koͤnnen. Das auf der Saftdruͤſe ſitzende Safttroͤpfchen wird durch die Schuppen, welche auf der aͤußeren Seite und am Rande mit Haaren beſetzt ſind, vor dem Regen hinlaͤnglich beſchuͤtzt. Salix caprea. Werft. Palmweide. Tab. XXV. 31. 34. 37. 38. 31. Das maͤnnliche Bluͤthenkaͤtzchen in natuͤrlicher Groͤſſe. 37. Das weibliche Bluͤthenkaͤtzchen in natuͤrlicher Groͤſſe. 34. Die vergroͤſſerte maͤnnliche Bluͤthe. 38. Die eben ſo ſtark vergroͤſſerte weibliche Bluͤthe. In beiden Figuren ſieht man das auf der (punktirten) Saftdruͤſe ſitzende Safttroͤpfchen, wie auch die haarichte Schuppe, deren ich kurz vorher gedacht habe. Außer Bienen und einer großen Art Hummeln habe ich noch verſchiedene andere Inſekten auf beiderley Bluͤthenkaͤtzchen, doch am haͤufigſten auf den maͤnnlichen, gefunden, nemlich allerley kleine und große Fliegen, Ameiſen, den gemeinen ziegelfarbenen Schmetterling, und eine Art von großen Muͤcken. Weil ich die letzte noch niemals auf einer Saftblume angetroffen hatte, ſo gab ich genau Achtung, ob ſie wirklich vom Saft genoͤſſe, und ſahe, daß ſie ſehr geſchickt ihren langen Saugeruͤſſel zwiſchen die Staubgefaͤße und die Schuͤppchen hindurch bis zu den Safttroͤpf- chen ſteckte. Populus. Populus tremula. Espe. Tab. XXV. 13—18. 15. Ein maͤnnliches Kaͤtzchen in natuͤrlicher Groͤſſe und Stellung. 13. Ein Stuͤck von dem Stiel (rachis) dieſes Kaͤtzchens nebſt Einer Bluͤthe. Die Antheren haben ſich noch nicht ge- oͤffnet. 14. Der Koͤrper, welcher die Staubgefaͤße traͤgt, von vorne geſehen. Die Antheren ſind abgeriſſen worden. 18. Ein weibliches Kaͤtzchen in natuͤrlicher Groͤſſe und Stel- lung. 16. Ein Theil ſeines Stiels nebſt Einer Bluͤthe, eben ſo ſtark vergroͤſſert, als Fig. 13. E e 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/231
Zitationshilfe: Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793, S. [231]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/231>, abgerufen am 26.04.2024.