Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staden, Hans: Warhaftige Historia und beschreibung eyner Landtschafft der Wilden/ Nacketen/ Grimmigen Menschfresser Leuthen [...]. Marpurg [Marburg], 1557.

Bild:
<< vorherige Seite

Schnur darinn sie die gefangenen binden/ Mussurana/ ist
von baumwol gemacht/ vnd ist dicker dann eyn finger) Ja
meynte/ er wer wol gerüst mit allen dingen/ dann alleyn die
Mussurana were noch nicht lang gnug (dann es fehlten
noch ungeferlich sex klofftern daran) Ja sagte er / mit jnen
hette man sie besser. Vnd er führete solche rede als ob er solte
zur kirmess gehen.

So hatte ich nun eyn buch in Portugalesischer spraach
bei mir/ welches die Wilden in eynem schiff genommen hat-
ten/ das sie durch hülff der Frantzosen erobert hatten/ das
gaben sie mir.

Vnd ich gieng von dem gefangenen/ laß inn dem buch/
vnd mich jamerte seiner. Darnach gieng ich widder hin
zu jm/ vnnd redete mit jme (Dann die Portugaleser haben
dieselbige art Markaya auch zu freunden) vnd sagte jme:
Jch bin auch eyn gefangener so wol als du / vnnd bin nicht
her kommen/ das ich von dir essen wölle/ sondern meine her-
ren haben mich mit bracht. Da sagte er/ Er wuste wol das
wir leut keyn menschen fleysch essen.

Weitter sagte ich jme/ er solte getrost sein/ dann sie wür-
den jme das fleysch alleyn essen/ aber sein geyst würde auff
eynen andern ort fahren/ da vnser leuth geyste auch hin fah-
ren/ da were vil freude. Da meynte er/ Ob das auch wahr
were. Da sagte ich ja. Ja sagte er/ er hette Gott nie gesehen.
Jch sagte/ Er würde jnen im andern leben sehen. Wie ich
nun die rede mit jme geendet hatte/ gieng ich von jme.

Die selbige nacht/ wie ich des tages mit jme geredt hatte/
kompt eyn grosser windt / vnnd wehete so schrecklich/ das er
stücke von dem tache der hütten wehete. Da fiengen die Wil-
den mit mir an zuzörnen/ vnd sagten inn jrer spraach: Apo
Meiren geuppaw y wittu wasu Jmmou. Der böse mensch

Schnur darinn ſie die gefangenen binden/ Muſſurana/ iſt
von baumwol gemacht/ vnd iſt dicker dann eyn finger) Ja
meynte/ er wer wol geruͤſt mit allen dingen/ dann alleyn die
Muſſurana were noch nicht lang gnug (dann es fehlten
noch ungeferlich ſex klofftern daran) Ja ſagte er / mit jnen
hette man ſie beſſer. Vnd er fuͤhꝛete ſolche rede als ob er ſolte
zur kirmeſs gehen.

So hatte ich nun eyn bůch in Poꝛtugaleſiſcher ſpꝛaach
bei mir/ welches die Wilden in eynem ſchiff genommen hat-
ten/ das ſie durch hülff der Frantzoſen erobert hatten/ das
gaben ſie mir.

Vnd ich gieng von dem gefangenen/ laß inn dem bůch/
vnd mich jamerte ſeiner. Darnach gieng ich widder hin
zů jm/ vnnd redete mit jme (Dann die Poꝛtugaleſer haben
dieſelbige art Markaya auch zu freunden) vnd ſagte jme:
Jch bin auch eyn gefangener ſo wol als du / vnnd bin nicht
her kommen/ das ich von dir eſſen woͤlle/ ſondern meine her-
ren haben mich mit bꝛacht. Da ſagte er/ Er wuſte wol das
wir leut keyn menſchen fleyſch eſſen.

Weitter ſagte ich jme/ er ſolte getroſt ſein/ dann ſie wür-
den jme das fleyſch alleyn eſſen/ aber ſein geyſt wuͤrde auff
eynen andern oꝛt fahꝛen/ da vnſer leuth geyſte auch hin fah-
ren/ da were vil freude. Da meynte er/ Ob das auch wahꝛ
were. Da ſagte ich ja. Ja ſagte er/ er hette Gott nie geſehen.
Jch ſagte/ Er wuͤrde jnen im andern leben ſehen. Wie ich
nun die rede mit jme geendet hatte/ gieng ich von jme.

Die ſelbige nacht/ wie ich des tages mit jme geredt hatte/
kompt eyn groſſer windt / vnnd wehete ſo ſchrecklich/ das er
ſtuͤcke von dem tache der huͤtten wehete. Da fiengen die Wil-
den mit mir an zuzoͤꝛnen/ vnd ſagten inn jrer ſpꝛaach: Apo
Meiren geuppaw y wittu waſu Jmmou. Der boͤſe menſch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0086"/>
Schnur darinn &#x017F;ie die gefangenen binden/ Mu&#x017F;&#x017F;urana/ i&#x017F;t<lb/>
von baumwol gemacht/ vnd i&#x017F;t dicker dann eyn finger) Ja<lb/>
meynte/ er wer wol geru&#x0364;&#x017F;t mit allen dingen/ dann alleyn die<lb/>
Mu&#x017F;&#x017F;urana were noch nicht lang gnug (dann es fehlten<lb/>
noch ungeferlich &#x017F;ex klofftern daran) Ja &#x017F;agte er / mit jnen<lb/>
hette man &#x017F;ie be&#x017F;&#x017F;er. Vnd er fu&#x0364;h&#xA75B;ete &#x017F;olche rede als ob er &#x017F;olte<lb/>
zur kirme&#x017F;s gehen.</p>
        <p>So hatte ich nun eyn b&#x016F;ch in Po&#xA75B;tugale&#x017F;i&#x017F;cher &#x017F;p&#xA75B;aach<lb/>
bei mir/ welches die Wilden in eynem &#x017F;chiff genommen hat-<lb/>
ten/ das &#x017F;ie durch hülff der Frantzo&#x017F;en erobert hatten/ das<lb/>
gaben &#x017F;ie mir.</p>
        <p>Vnd ich gieng von dem gefangenen/ laß inn dem b&#x016F;ch/<lb/>
vnd mich jamerte &#x017F;einer. Darnach gieng ich widder hin<lb/>
z&#x016F; jm/ vnnd redete mit jme (Dann die Po&#xA75B;tugale&#x017F;er haben<lb/>
die&#x017F;elbige art Markaya auch zu freunden) vnd &#x017F;agte jme:<lb/>
Jch bin auch eyn gefangener &#x017F;o wol als du / vnnd bin nicht<lb/>
her kommen/ das ich von dir e&#x017F;&#x017F;en wo&#x0364;lle/ &#x017F;ondern meine her-<lb/>
ren haben mich mit b&#xA75B;acht. Da &#x017F;agte er/ Er wu&#x017F;te wol das<lb/>
wir leut keyn men&#x017F;chen fley&#x017F;ch e&#x017F;&#x017F;en.</p>
        <p>Weitter &#x017F;agte ich jme/ er &#x017F;olte getro&#x017F;t &#x017F;ein/ dann &#x017F;ie wür-<lb/>
den jme das fley&#x017F;ch alleyn e&#x017F;&#x017F;en/ aber &#x017F;ein gey&#x017F;t wu&#x0364;rde auff<lb/>
eynen andern o&#xA75B;t fah&#xA75B;en/ da vn&#x017F;er leuth gey&#x017F;te auch hin fah-<lb/>
ren/ da were vil freude. Da meynte er/ Ob das auch wah&#xA75B;<lb/>
were. Da &#x017F;agte ich ja. Ja &#x017F;agte er/ er hette Gott nie ge&#x017F;ehen.<lb/>
Jch &#x017F;agte/ Er wu&#x0364;rde jnen im andern leben &#x017F;ehen. Wie ich<lb/>
nun die rede mit jme geendet hatte/ gieng ich von jme.</p>
        <p>Die &#x017F;elbige nacht/ wie ich des tages mit jme geredt hatte/<lb/>
kompt eyn gro&#x017F;&#x017F;er windt / vnnd wehete &#x017F;o &#x017F;chrecklich/ das er<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;cke von dem tache der hu&#x0364;tten wehete. Da fiengen die Wil-<lb/>
den mit mir an zuzo&#x0364;&#xA75B;nen/ vnd &#x017F;agten inn jrer &#x017F;p&#xA75B;aach: Apo<lb/>
Meiren geuppaw y wittu wa&#x017F;u Jmmou. Der bo&#x0364;&#x017F;e men&#x017F;ch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0086] Schnur darinn ſie die gefangenen binden/ Muſſurana/ iſt von baumwol gemacht/ vnd iſt dicker dann eyn finger) Ja meynte/ er wer wol geruͤſt mit allen dingen/ dann alleyn die Muſſurana were noch nicht lang gnug (dann es fehlten noch ungeferlich ſex klofftern daran) Ja ſagte er / mit jnen hette man ſie beſſer. Vnd er fuͤhꝛete ſolche rede als ob er ſolte zur kirmeſs gehen. So hatte ich nun eyn bůch in Poꝛtugaleſiſcher ſpꝛaach bei mir/ welches die Wilden in eynem ſchiff genommen hat- ten/ das ſie durch hülff der Frantzoſen erobert hatten/ das gaben ſie mir. Vnd ich gieng von dem gefangenen/ laß inn dem bůch/ vnd mich jamerte ſeiner. Darnach gieng ich widder hin zů jm/ vnnd redete mit jme (Dann die Poꝛtugaleſer haben dieſelbige art Markaya auch zu freunden) vnd ſagte jme: Jch bin auch eyn gefangener ſo wol als du / vnnd bin nicht her kommen/ das ich von dir eſſen woͤlle/ ſondern meine her- ren haben mich mit bꝛacht. Da ſagte er/ Er wuſte wol das wir leut keyn menſchen fleyſch eſſen. Weitter ſagte ich jme/ er ſolte getroſt ſein/ dann ſie wür- den jme das fleyſch alleyn eſſen/ aber ſein geyſt wuͤrde auff eynen andern oꝛt fahꝛen/ da vnſer leuth geyſte auch hin fah- ren/ da were vil freude. Da meynte er/ Ob das auch wahꝛ were. Da ſagte ich ja. Ja ſagte er/ er hette Gott nie geſehen. Jch ſagte/ Er wuͤrde jnen im andern leben ſehen. Wie ich nun die rede mit jme geendet hatte/ gieng ich von jme. Die ſelbige nacht/ wie ich des tages mit jme geredt hatte/ kompt eyn groſſer windt / vnnd wehete ſo ſchrecklich/ das er ſtuͤcke von dem tache der huͤtten wehete. Da fiengen die Wil- den mit mir an zuzoͤꝛnen/ vnd ſagten inn jrer ſpꝛaach: Apo Meiren geuppaw y wittu waſu Jmmou. Der boͤſe menſch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Projekt Gutenberg-DE: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frank Wiegand: Bearbeitung der digitalen Edition (2012-09-04T07:11:29Z)
Frederike Neuber: Überarbeitung der digitalen Edition (2014-01-10T14:11:29Z)
Biblioteca Digital de Obras Raras e Especiais da Universidade de São Paulo: Biblioteca Digital de Obras Raras e Especiais da Universidade de São Paulo (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/staden_landschafft_1557
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/staden_landschafft_1557/86
Zitationshilfe: Staden, Hans: Warhaftige Historia und beschreibung eyner Landtschafft der Wilden/ Nacketen/ Grimmigen Menschfresser Leuthen [...]. Marpurg [Marburg], 1557, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/staden_landschafft_1557/86>, abgerufen am 30.04.2024.