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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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Liebe und der Wille von Frau von Ellissen ihm das auferlegten?

Wäre es nicht besser dieses ferne Land zu verlassen, wo er doch keinen Trost finden konnte?

Wenn Mira wenigstens mit gewesen wäre, um ihn zu trösten. Er hatte sich so sehr daran gewöhnt, alles von ihr zu empfangen, Mut, Hoffnung, die Richtung jeder seiner Handlungen! Er hatte bei ihr so gern auf sein eigenes, so schwaches Wollen verzichtet! Ihm fehlte die Erfahrung um nachzudenken, zu urteilen und selbst zu entscheiden. Seine traurige Kindheit, seine dahin geopferte Jugend hatten ihn stets gehindert, seine Willenskraft selbstätig auszuüben. Er war unfähig - ohne seine Retterin - mit seinen entfalteten seelischen Kräften zu handeln.

Fred, fühlte sich, fern von ihr, sich selbst überlassen, und begann zu sinken, wie ein Mensch, der mit geschlossenen Augen und verschränkten Armen sich verzweifelt ertränkt.

Aber Mira konnte ihn nicht verlassen.

So gleichgiltig sie gegen sich selbst war, hatte sie sich nicht, was ihn betraf, zu heroischer Tapferkeit aufgeschwungen?

Liebe und der Wille von Frau von Ellissen ihm das auferlegten?

Wäre es nicht besser dieses ferne Land zu verlassen, wo er doch keinen Trost finden konnte?

Wenn Mira wenigstens mit gewesen wäre, um ihn zu trösten. Er hatte sich so sehr daran gewöhnt, alles von ihr zu empfangen, Mut, Hoffnung, die Richtung jeder seiner Handlungen! Er hatte bei ihr so gern auf sein eigenes, so schwaches Wollen verzichtet! Ihm fehlte die Erfahrung um nachzudenken, zu urteilen und selbst zu entscheiden. Seine traurige Kindheit, seine dahin geopferte Jugend hatten ihn stets gehindert, seine Willenskraft selbstätig auszuüben. Er war unfähig – ohne seine Retterin – mit seinen entfalteten seelischen Kräften zu handeln.

Fred, fühlte sich, fern von ihr, sich selbst überlassen, und begann zu sinken, wie ein Mensch, der mit geschlossenen Augen und verschränkten Armen sich verzweifelt ertränkt.

Aber Mira konnte ihn nicht verlassen.

So gleichgiltig sie gegen sich selbst war, hatte sie sich nicht, was ihn betraf, zu heroischer Tapferkeit aufgeschwungen?

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[181/0182] Liebe und der Wille von Frau von Ellissen ihm das auferlegten? Wäre es nicht besser dieses ferne Land zu verlassen, wo er doch keinen Trost finden konnte? Wenn Mira wenigstens mit gewesen wäre, um ihn zu trösten. Er hatte sich so sehr daran gewöhnt, alles von ihr zu empfangen, Mut, Hoffnung, die Richtung jeder seiner Handlungen! Er hatte bei ihr so gern auf sein eigenes, so schwaches Wollen verzichtet! Ihm fehlte die Erfahrung um nachzudenken, zu urteilen und selbst zu entscheiden. Seine traurige Kindheit, seine dahin geopferte Jugend hatten ihn stets gehindert, seine Willenskraft selbstätig auszuüben. Er war unfähig – ohne seine Retterin – mit seinen entfalteten seelischen Kräften zu handeln. Fred, fühlte sich, fern von ihr, sich selbst überlassen, und begann zu sinken, wie ein Mensch, der mit geschlossenen Augen und verschränkten Armen sich verzweifelt ertränkt. Aber Mira konnte ihn nicht verlassen. So gleichgiltig sie gegen sich selbst war, hatte sie sich nicht, was ihn betraf, zu heroischer Tapferkeit aufgeschwungen?

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/182>, abgerufen am 30.04.2024.