Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

ben Sie mir ja sogleich, mir treten oft kalte
Thränen des Entsetzens in die Augen. -- Ihr
Vater ist itzt wieder besser, aber er ist mit dem
Lord Burton in einen Prozeß verwickelt, der
ihm viel Zeit und Verdruß kostet. Es thut
mir sehr weh, daß ich Burton von einer sol-
chen Seite kennen lerne, mein kindisches Herz
ist bis itzt noch wenig argwöhnisch gewesen, ich
hielt alle Leute für so gut, wie ich selbst zu
seyn glaubte; ich war oft zu Burton so zutrau-
lich, wie zu einem Vater, und itzt muß ich ihn
hassen. Ich fürchte, es giebt mehr Bosheit in
der Welt, als ich je werde glauben können, --
es ist sehr betrübt, wenn man so gern alle Men-
schen lieben möchte. -- Leben Sie wohl und
antworten Sie mir, sobald als möglich.



ben Sie mir ja ſogleich, mir treten oft kalte
Thraͤnen des Entſetzens in die Augen. — Ihr
Vater iſt itzt wieder beſſer, aber er iſt mit dem
Lord Burton in einen Prozeß verwickelt, der
ihm viel Zeit und Verdruß koſtet. Es thut
mir ſehr weh, daß ich Burton von einer ſol-
chen Seite kennen lerne, mein kindiſches Herz
iſt bis itzt noch wenig argwoͤhniſch geweſen, ich
hielt alle Leute fuͤr ſo gut, wie ich ſelbſt zu
ſeyn glaubte; ich war oft zu Burton ſo zutrau-
lich, wie zu einem Vater, und itzt muß ich ihn
haſſen. Ich fuͤrchte, es giebt mehr Bosheit in
der Welt, als ich je werde glauben koͤnnen, —
es iſt ſehr betruͤbt, wenn man ſo gern alle Men-
ſchen lieben moͤchte. — Leben Sie wohl und
antworten Sie mir, ſobald als moͤglich.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0181" n="173[171]"/>
ben Sie mir ja &#x017F;ogleich, mir treten oft kalte<lb/>
Thra&#x0364;nen des Ent&#x017F;etzens in die Augen. &#x2014; Ihr<lb/>
Vater i&#x017F;t itzt wieder be&#x017F;&#x017F;er, aber er i&#x017F;t mit dem<lb/>
Lord Burton in einen Prozeß verwickelt, der<lb/>
ihm viel Zeit und Verdruß ko&#x017F;tet. Es thut<lb/>
mir &#x017F;ehr weh, daß ich Burton von einer &#x017F;ol-<lb/>
chen Seite kennen lerne, mein kindi&#x017F;ches Herz<lb/>
i&#x017F;t bis itzt noch wenig argwo&#x0364;hni&#x017F;ch gewe&#x017F;en, ich<lb/>
hielt alle Leute fu&#x0364;r &#x017F;o gut, wie ich &#x017F;elb&#x017F;t zu<lb/>
&#x017F;eyn glaubte; ich war oft zu Burton &#x017F;o zutrau-<lb/>
lich, wie zu einem Vater, und itzt muß ich ihn<lb/>
ha&#x017F;&#x017F;en. Ich fu&#x0364;rchte, es giebt mehr Bosheit in<lb/>
der Welt, als ich je werde glauben ko&#x0364;nnen, &#x2014;<lb/>
es i&#x017F;t &#x017F;ehr betru&#x0364;bt, wenn man &#x017F;o gern alle Men-<lb/>
&#x017F;chen lieben mo&#x0364;chte. &#x2014; Leben Sie wohl und<lb/>
antworten Sie mir, &#x017F;obald als mo&#x0364;glich.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173[171]/0181] ben Sie mir ja ſogleich, mir treten oft kalte Thraͤnen des Entſetzens in die Augen. — Ihr Vater iſt itzt wieder beſſer, aber er iſt mit dem Lord Burton in einen Prozeß verwickelt, der ihm viel Zeit und Verdruß koſtet. Es thut mir ſehr weh, daß ich Burton von einer ſol- chen Seite kennen lerne, mein kindiſches Herz iſt bis itzt noch wenig argwoͤhniſch geweſen, ich hielt alle Leute fuͤr ſo gut, wie ich ſelbſt zu ſeyn glaubte; ich war oft zu Burton ſo zutrau- lich, wie zu einem Vater, und itzt muß ich ihn haſſen. Ich fuͤrchte, es giebt mehr Bosheit in der Welt, als ich je werde glauben koͤnnen, — es iſt ſehr betruͤbt, wenn man ſo gern alle Men- ſchen lieben moͤchte. — Leben Sie wohl und antworten Sie mir, ſobald als moͤglich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/181
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 173[171]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/181>, abgerufen am 26.04.2024.