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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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Das IV. Capitul
Manns-Volck:
Die Männer bleiben wohl die allerbesten Leute,
Dieweil durch ihren Kopff das allermeiste geht;
Die Weiber halten sie vor eine schöne Beute,
Wer weiß nicht, daß der Mann der Frau zur Rechten steht;
Das arme Weibes-Volck kan nichts allein verrichten,
Die Männer müssen ja die schwersten Sachen schlichten.
Frauens-Person:
Die Weiber bleiben wohl die allerbesten Leute,
Dieweil durch ihren Kopff die gantze Wirthschafft geht;
Die Männer halten sie vor eine schöne Beute,
Man sieht, daß jetzt die Frau dem Mann zur Rechten
steht.

Das arme Männer-Volck kan nichts allein verrichten,
Die Weiber müssen ja die meisten Sachen schlichten.
III. Wenn man ein teutsches Gedichte zur Richtschnur
nimmt, und nach eben der Art, die Sylben in
jeder Zeile, die Zeilen selbst, ingleichen die Rei-
me und derselben Abwechselung beobachtet. z. e.
Nach dem bekandten Liede: Warum be-
trübstu dich, mein Hertz etc.
Cur tam tristaris anima?
Cur angeris o misera?
Mundanas ob opes,
Confide modo Numini,
Quod semper assistit tibi.

Man muß aber nicht dencken, als ob man eben den
Verstand, der in den teutschen Liedern ist, auch im la-
teinischen behalten müsse: Denn man kan eine gantz
andere Materie nehmen.

23. Diß
Das IV. Capitul
Manns-Volck:
Die Maͤnner bleiben wohl die allerbeſten Leute,
Dieweil durch ihren Kopff das allermeiſte geht;
Die Weiber halten ſie vor eine ſchoͤne Beute,
Wer weiß nicht, daß der Mann der Frau zur Rechten ſteht;
Das arme Weibes-Volck kan nichts allein verrichten,
Die Maͤnner muͤſſen ja die ſchwerſten Sachen ſchlichten.
Frauens-Perſon:
Die Weiber bleiben wohl die allerbeſten Leute,
Dieweil durch ihren Kopff die gantze Wirthſchafft geht;
Die Maͤnner halten ſie vor eine ſchoͤne Beute,
Man ſieht, daß jetzt die Frau dem Mann zur Rechten
ſteht.

Das arme Maͤnner-Volck kan nichts allein verrichten,
Die Weiber muͤſſen ja die meiſten Sachen ſchlichten.
III. Wenn man ein teutſches Gedichte zur Richtſchnur
nimmt, und nach eben der Art, die Sylben in
jeder Zeile, die Zeilen ſelbſt, ingleichen die Rei-
me und derſelben Abwechſelung beobachtet. z. e.
Nach dem bekandten Liede: Warum be-
truͤbſtu dich, mein Hertz ꝛc.
Cur tam triſtaris anima?
Cur angeris o miſera?
Mundanas ob opes,
Confide modo Numini,
Quod ſemper aſſiſtit tibi.

Man muß aber nicht dencken, als ob man eben den
Verſtand, der in den teutſchen Liedern iſt, auch im la-
teiniſchen behalten muͤſſe: Denn man kan eine gantz
andere Materie nehmen.

23. Diß
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[76/0080] Das IV. Capitul Manns-Volck: Die Maͤnner bleiben wohl die allerbeſten Leute, Dieweil durch ihren Kopff das allermeiſte geht; Die Weiber halten ſie vor eine ſchoͤne Beute, Wer weiß nicht, daß der Mann der Frau zur Rechten ſteht; Das arme Weibes-Volck kan nichts allein verrichten, Die Maͤnner muͤſſen ja die ſchwerſten Sachen ſchlichten. Frauens-Perſon: Die Weiber bleiben wohl die allerbeſten Leute, Dieweil durch ihren Kopff die gantze Wirthſchafft geht; Die Maͤnner halten ſie vor eine ſchoͤne Beute, Man ſieht, daß jetzt die Frau dem Mann zur Rechten ſteht. Das arme Maͤnner-Volck kan nichts allein verrichten, Die Weiber muͤſſen ja die meiſten Sachen ſchlichten. III. Wenn man ein teutſches Gedichte zur Richtſchnur nimmt, und nach eben der Art, die Sylben in jeder Zeile, die Zeilen ſelbſt, ingleichen die Rei- me und derſelben Abwechſelung beobachtet. z. e. Nach dem bekandten Liede: Warum be- truͤbſtu dich, mein Hertz ꝛc. Cur tam triſtaris anima? Cur angeris o miſera? Mundanas ob opes, Confide modo Numini, Quod ſemper aſſiſtit tibi. Man muß aber nicht dencken, als ob man eben den Verſtand, der in den teutſchen Liedern iſt, auch im la- teiniſchen behalten muͤſſe: Denn man kan eine gantz andere Materie nehmen. 23. Diß

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/80>, abgerufen am 30.04.2024.