Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

abgehandelt; so sollen hernach die mir-biß anher bekante Raritäten-Gemächer/ (was dero Naturäl-Sachen betrifft) nach Eintheilung der Länder/ in gehöriger Ordnung folgen.

§. 5. Es hat zwar in Italien Anno 1672-Johann Baptista Ferretius ein Buch in Folio, mit diesem Titul: Musae Lapidariae Antiquorum, heraußgegeben/ und in desselbigen/ an den Leser gerichteten Vorrede/ unter andern erwehnt/ daß Er ein gewiß Specimen ad varia Musea conruditum Virum, gelehrter Welt vortragen wolte: Aber zugeschweigen/ daß ich nicht weiß/ ob solche versprochene Probe von Curiositäten nunmehr herauß; so wolte ich dem fürnehmen Autori wol glücklichere Influentzen dazu/ als Er zu jetzterwehnten Seinen Musis Lapidariis gehabt / gantz nicht mißgönnen. Und erwarte so viel mehr mit sehnlichem Verlangen/ was die kluge Feder des Edlen Herrn D. Georgii Hieronymi Velischii zu Regenspurg/ in diesem/ und dazugehörigen Bassibuz, der gelehrten Welt zu seiner Zeit vortragen wird/ in seiner Pinacotheca Universali, so vie Ich aus Seinem/ am Monat Augusti neulichst an Mich abgelassenen freundl. Antwort-Schreiben/ schliesse/ und sicher vermuthe/ daß Er darin nicht sowol/ oder allein von Naturalien/ als nachdencklichen alt- und neuen Schrifften/ Müntzen/ Statuen/ Kleidern / Rüstungen/ Mathematisch- und anderen Instrumenten/ und andern dergleichen/ Artificial-Sachen fürnehmlich handeln/ und diese von keinem biß dato befahrene weit- und tieffe See so mancher hierzu gehörigen Historien und Antiquitäten/ als ein kluger und glücklicher Jason oder Columbus zuerst besegeln werde.

Das IV. Capitel.

Von den vielerley Nahmen der so genannten Kunst- oder Naturalien-Kammern.

§. 1.

WAs aber gegenwärtigen meinen absonderlichen Zweck/ bloß nur die mir-bekanten Behältnüsse merckwürdiger Naturäl-Sachen/ in ein allgemein Inventarium zu bringen/ betrifft: so befinde Ich zuförderst nöthig/ von denjenigen vielerley Nahmen/ womit der gleichen Gemächer und Repositoria beleget werden/ umbständlich zu gedencken/ und darzustellen/ wie füglich oder unbequem/ so wol in Teutscher/ als Griechisch-Lateinisch- und andern Sprachen/ bald diese bald andere Titul gebrauchet werden; anfangende von der Latein- und Griechischen/ als älteren / und denen/ welchen wir heutiges Tages noch den besten Krafft und Safft weltlicher Erudition zu dancken haben.

§. 2. Absonderlich derhalben und fürs Erste/ finden sich bey den Griechen/ oder bey neueren Autoren zwar/ die sichaber hierzuder Griechischen Sprache bedient/ ohngefehr diese drey Nahmen: (I.) [fremdsprachliches Material]. (2) [fremdsprachliches Material], und (3) [fremdsprachliches Material].

§. 3. [fremdsprachliches Material]: ist ohngefehr so viel/ als eine Bewahrung Wundersahmer Dinge: denn [fremdsprachliches Material] heist Miraculum, oder Wunder/ wovon sonsten auch das Wort Thaumaturgus gezogen/ und GOtt dem HErrn/ der allein wunderbar ist in Seinen Wercken/ zugeeignet wird: und [fremdsprachliches Material] ist so viel/ als custodio, ich bewahre; daher auch kommt [fremdsprachliches Material] und [fremdsprachliches Material], ein Wächter [fremdsprachliches Material] oder Custodia ein Gefängnüß; und solcher gestalt jetztgedachtes [fremdsprachliches Material], gleichsam als eine Wunder-Gefängnüß/ oder Custodie von mancherley Abentheuren. Welcher Titul derohalben den Naturälten-Kammern gar wolkan gegeben werden.

§. 4. [fremdsprachliches Material]; Ein Natur- und Kunst-Gemach/ oder da so wol natürliche als künstliche Dinge in Vorrath gehalten werden. Den [fremdsprachliches Material], wie bekant heist die Natur; und [fremdsprachliches Material], die Kunst/ von welchen beyden sonst auch Technophyum komint / oder eine Werckstatt/ da allerhand Künste hervor kommen/ und gleichsam/ als von der Natur selbst/ gebohren werden [fremdsprachliches Material] aber ist so viel als Penu vel Promtuarium, ein Vorrath von vielen Dingen/ oder ein Zünmer selbst/ da ein Vorrath verhanden ist; wie dann eben dies Wort [fremdsprachliches Material] gefunden wird/ daß es absonderlich vor ein verborgen Gemach / und heimliche Kammer/ darinn man den Geld-Schatz verwahrt/ gebrauchet worden. Und erhellet also/ daß solches/ von dreyen zusammengesetztes Wort/ nicht eben bequem/ als wie das erste / sich bloß auff die Naturalien-Kammern schicket/ sondern was mehreres in sich begreifft.

§. 5. [fremdsprachliches Material]: ist ein Wort wol 10. Ellen lang/ wo nicht als der halbe Diameter der Erde; und das ehe 2. heisse Suppen kalt werden/ als man nur einmahl selbiges aussprechen solte. Aber ernstlich hiervon zu melden/ so hat solches der weiland Edle Herr D. Sachsius wolmeinendlich inventirt, und mit solchem Titul die welt-berussene Kunst- und Raritäten-Kammer / Ihr. Thur-Sächsischen Durchl. zu Dresden begabt/ gleichsam davor haltende/ gleich wie darinnen eine unsägliche Abundantz von vielen Dingen; also erfodere so ein Werck einer so-sumptuösen

abgehandelt; so sollen hernach die mir-biß anher bekante Raritäten-Gemächer/ (was dero Naturäl-Sachen betrifft) nach Eintheilung der Länder/ in gehöriger Ordnung folgen.

§. 5. Es hat zwar in Italien Anno 1672-Johann Baptista Ferretius ein Buch in Folio, mit diesem Titul: Musae Lapidariae Antiquorum, heraußgegeben/ und in desselbigen/ an den Leser gerichteten Vorrede/ unter andern erwehnt/ daß Er ein gewiß Specimen ad varia Musèa conruditum Virum, gelehrter Welt vortragen wolte: Aber zugeschweigen/ daß ich nicht weiß/ ob solche versprochene Probe von Curiositäten nunmehr herauß; so wolte ich dem fürnehmen Autori wol glücklichere Influentzen dazu/ als Er zu jetzterwehnten Seinen Musis Lapidariis gehabt / gantz nicht mißgönnen. Und erwarte so viel mehr mit sehnlichem Verlangen/ was die kluge Feder des Edlen Herrn D. Georgii Hieronymi Velischii zu Regenspurg/ in diesem/ und dazugehörigen Bassibuz, der gelehrten Welt zu seiner Zeit vortragen wird/ in seiner Pinacothecâ Universali, so vie Ich aus Seinem/ am Monat Augusti neulichst an Mich abgelassenen freundl. Antwort-Schreiben/ schliesse/ und sicher vermuthe/ daß Er darin nicht sowol/ oder allein von Naturalien/ als nachdencklichen alt- und neuen Schrifften/ Müntzen/ Statuen/ Kleidern / Rüstungen/ Mathematisch- und anderen Instrumenten/ und andern dergleichen/ Artificial-Sachen fürnehmlich handeln/ und diese von keinem biß dato befahrene weit- und tieffe See so mancher hierzu gehörigen Historien und Antiquitäten/ als ein kluger und glücklicher Jason oder Columbus zuerst besegeln werde.

Das IV. Capitel.

Von den vielerley Nahmen der so genannten Kunst- oder Naturalien-Kammern.

§. 1.

WAs aber gegenwärtigen meinen absonderlichen Zweck/ bloß nur die mir-bekanten Behältnüsse merckwürdiger Naturäl-Sachen/ in ein allgemein Inventarium zu bringen/ betrifft: so befinde Ich zuförderst nöthig/ von denjenigen vielerley Nahmen/ womit der gleichen Gemächer und Repositoria beleget werden/ umbständlich zu gedencken/ und darzustellen/ wie füglich oder unbequem/ so wol in Teutscher/ als Griechisch-Lateinisch- und andern Sprachen/ bald diese bald andere Titul gebrauchet werden; anfangende von der Latein- und Griechischen/ als älteren / und denen/ welchen wir heutiges Tages noch den besten Krafft und Safft weltlicher Erudition zu dancken haben.

§. 2. Absonderlich derhalben und fürs Erste/ finden sich bey den Griechen/ oder bey neueren Autoren zwar/ die sichaber hierzuder Griechischen Sprache bedient/ ohngefehr diese drey Nahmen: (I.) [fremdsprachliches Material]. (2) [fremdsprachliches Material], und (3) [fremdsprachliches Material].

§. 3. [fremdsprachliches Material]: ist ohngefehr so viel/ als eine Bewahrung Wundersahmer Dinge: denn [fremdsprachliches Material] heist Miraculum, oder Wunder/ wovon sonsten auch das Wort Thaumaturgus gezogen/ und GOtt dem HErrn/ der allein wunderbar ist in Seinen Wercken/ zugeeignet wird: und [fremdsprachliches Material] ist so viel/ als custodio, ich bewahre; daher auch kommt [fremdsprachliches Material] und [fremdsprachliches Material], ein Wächter [fremdsprachliches Material] oder Custodia ein Gefängnüß; und solcher gestalt jetztgedachtes [fremdsprachliches Material], gleichsam als eine Wunder-Gefängnüß/ oder Custodie von mancherley Abentheuren. Welcher Titul derohalben den Naturälten-Kammern gar wolkan gegeben werden.

§. 4. [fremdsprachliches Material]; Ein Natur- und Kunst-Gemach/ oder da so wol natürliche als künstliche Dinge in Vorrath gehalten werden. Den [fremdsprachliches Material], wie bekant heist die Natur; und [fremdsprachliches Material], die Kunst/ von welchen beyden sonst auch Technophyum komint / oder eine Werckstatt/ da allerhand Künste hervor kommen/ und gleichsam/ als von der Natur selbst/ gebohren werden [fremdsprachliches Material] aber ist so viel als Penu vel Promtuarium, ein Vorrath von vielen Dingen/ oder ein Zünmer selbst/ da ein Vorrath verhanden ist; wie dann eben dies Wort [fremdsprachliches Material] gefunden wird/ daß es absonderlich vor ein verborgen Gemach / und heimliche Kammer/ darinn man den Geld-Schatz verwahrt/ gebrauchet worden. Und erhellet also/ daß solches/ von dreyen zusammengesetztes Wort/ nicht eben bequem/ als wie das erste / sich bloß auff die Naturalien-Kammern schicket/ sondern was mehreres in sich begreifft.

§. 5. [fremdsprachliches Material]: ist ein Wort wol 10. Ellen lang/ wo nicht als der halbe Diameter der Erde; und das ehe 2. heisse Suppen kalt werden/ als man nur einmahl selbiges aussprechen solte. Aber ernstlich hiervon zu melden/ so hat solches der weiland Edle Herr D. Sachsius wolmeinendlich inventirt, und mit solchem Titul die welt-berussene Kunst- und Raritäten-Kammer / Ihr. Thur-Sächsischen Durchl. zu Dresden begabt/ gleichsam davor haltende/ gleich wie darinnen eine unsägliche Abundantz von vielen Dingen; also erfodere so ein Werck einer so-sumptuösen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0581" n="5"/>
abgehandelt; so sollen hernach die       mir-biß anher bekante Raritäten-Gemächer/ (was dero Naturäl-Sachen betrifft) nach Eintheilung       der Länder/ in gehöriger Ordnung folgen.</p>
        <p>§. 5. Es hat zwar in Italien Anno 1672-Johann Baptista Ferretius ein Buch in Folio, mit       diesem Titul: Musae Lapidariae Antiquorum, heraußgegeben/ und in desselbigen/ an den Leser       gerichteten Vorrede/ unter andern erwehnt/ daß Er ein gewiß Specimen ad varia Musèa       conruditum Virum, gelehrter Welt vortragen wolte: Aber zugeschweigen/ daß ich nicht weiß/ ob       solche versprochene Probe von Curiositäten nunmehr herauß; so wolte ich dem fürnehmen Autori       wol glücklichere Influentzen dazu/ als Er zu jetzterwehnten Seinen Musis Lapidariis gehabt /       gantz nicht mißgönnen. Und erwarte so viel mehr mit sehnlichem Verlangen/ was die kluge Feder       des Edlen Herrn D. Georgii Hieronymi Velischii zu Regenspurg/ in diesem/ und dazugehörigen       Bassibuz, der gelehrten Welt zu seiner Zeit vortragen wird/ in seiner Pinacothecâ Universali,       so vie Ich aus Seinem/ am Monat Augusti neulichst an Mich abgelassenen freundl.       Antwort-Schreiben/ schliesse/ und sicher vermuthe/ daß Er darin nicht sowol/ oder allein       von Naturalien/ als nachdencklichen alt- und neuen Schrifften/ Müntzen/ Statuen/ Kleidern /       Rüstungen/ Mathematisch- und anderen Instrumenten/ und andern dergleichen/ Artificial-Sachen       fürnehmlich handeln/ und diese von keinem biß dato befahrene weit- und tieffe See so mancher       hierzu gehörigen Historien und Antiquitäten/ als ein kluger und glücklicher Jason oder       Columbus zuerst besegeln werde.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Das IV. Capitel.</head>
        <p>Von den vielerley Nahmen der so genannten Kunst- oder Naturalien-Kammern.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 1.</head>
        <p>WAs aber gegenwärtigen meinen absonderlichen Zweck/ bloß nur die mir-bekanten Behältnüsse       merckwürdiger Naturäl-Sachen/ in ein allgemein Inventarium zu bringen/ betrifft: so befinde       Ich zuförderst nöthig/ von denjenigen vielerley Nahmen/ womit der gleichen Gemächer und       Repositoria beleget werden/ umbständlich zu gedencken/ und darzustellen/ wie füglich oder       unbequem/ so wol in Teutscher/ als Griechisch-Lateinisch- und andern Sprachen/ bald diese       bald andere Titul gebrauchet werden; anfangende von der Latein- und Griechischen/ als älteren      / und denen/ welchen wir heutiges Tages noch den besten Krafft und Safft weltlicher Erudition       zu dancken haben.</p>
        <p>§. 2. Absonderlich derhalben und fürs Erste/ finden sich bey den Griechen/ oder bey neueren       Autoren zwar/ die sichaber hierzuder Griechischen Sprache bedient/ ohngefehr diese drey       Nahmen: (I.) <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>. (2) <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, und (3) <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>.</p>
        <p>§. 3. <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>: ist ohngefehr so viel/ als eine Bewahrung Wundersahmer Dinge: denn        <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> heist Miraculum, oder Wunder/ wovon sonsten auch das Wort Thaumaturgus       gezogen/ und GOtt dem HErrn/ der allein wunderbar ist in Seinen Wercken/ zugeeignet wird:       und <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> ist so viel/ als custodio, ich bewahre; daher auch kommt <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> und <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, ein Wächter <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> oder Custodia ein       Gefängnüß; und solcher gestalt jetztgedachtes <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, gleichsam als eine       Wunder-Gefängnüß/ oder Custodie von mancherley Abentheuren. Welcher Titul derohalben den       Naturälten-Kammern gar wolkan gegeben werden.</p>
        <p>§. 4. <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>; Ein Natur- und Kunst-Gemach/ oder da so wol natürliche als       künstliche Dinge in Vorrath gehalten werden. Den <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, wie bekant heist die       Natur; und <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, die Kunst/ von welchen beyden sonst auch Technophyum komint /       oder eine Werckstatt/ da allerhand Künste hervor kommen/ und gleichsam/ als von der Natur       selbst/ gebohren werden <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> aber ist so viel als Penu vel Promtuarium, ein       Vorrath von vielen Dingen/ oder ein Zünmer selbst/ da ein Vorrath verhanden ist; wie dann       eben dies Wort <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> gefunden wird/ daß es absonderlich vor ein verborgen Gemach      / und heimliche Kammer/ darinn man den Geld-Schatz verwahrt/ gebrauchet worden. Und erhellet       also/ daß solches/ von dreyen zusammengesetztes Wort/ nicht eben bequem/ als wie das erste      / sich bloß auff die Naturalien-Kammern schicket/ sondern was mehreres in sich begreifft.</p>
        <p>§. 5. <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>: ist ein Wort wol 10. Ellen lang/ wo nicht als der halbe Diameter       der Erde; und das ehe 2. heisse Suppen kalt werden/ als man nur einmahl selbiges aussprechen       solte. Aber ernstlich hiervon zu melden/ so hat solches der weiland Edle Herr D. Sachsius       wolmeinendlich inventirt, und mit solchem Titul die welt-berussene Kunst- und Raritäten-Kammer      / Ihr. Thur-Sächsischen Durchl. zu Dresden begabt/ gleichsam davor haltende/ gleich wie       darinnen eine unsägliche Abundantz von vielen Dingen; also erfodere so ein Werck einer        so-sumptuösen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0581] abgehandelt; so sollen hernach die mir-biß anher bekante Raritäten-Gemächer/ (was dero Naturäl-Sachen betrifft) nach Eintheilung der Länder/ in gehöriger Ordnung folgen. §. 5. Es hat zwar in Italien Anno 1672-Johann Baptista Ferretius ein Buch in Folio, mit diesem Titul: Musae Lapidariae Antiquorum, heraußgegeben/ und in desselbigen/ an den Leser gerichteten Vorrede/ unter andern erwehnt/ daß Er ein gewiß Specimen ad varia Musèa conruditum Virum, gelehrter Welt vortragen wolte: Aber zugeschweigen/ daß ich nicht weiß/ ob solche versprochene Probe von Curiositäten nunmehr herauß; so wolte ich dem fürnehmen Autori wol glücklichere Influentzen dazu/ als Er zu jetzterwehnten Seinen Musis Lapidariis gehabt / gantz nicht mißgönnen. Und erwarte so viel mehr mit sehnlichem Verlangen/ was die kluge Feder des Edlen Herrn D. Georgii Hieronymi Velischii zu Regenspurg/ in diesem/ und dazugehörigen Bassibuz, der gelehrten Welt zu seiner Zeit vortragen wird/ in seiner Pinacothecâ Universali, so vie Ich aus Seinem/ am Monat Augusti neulichst an Mich abgelassenen freundl. Antwort-Schreiben/ schliesse/ und sicher vermuthe/ daß Er darin nicht sowol/ oder allein von Naturalien/ als nachdencklichen alt- und neuen Schrifften/ Müntzen/ Statuen/ Kleidern / Rüstungen/ Mathematisch- und anderen Instrumenten/ und andern dergleichen/ Artificial-Sachen fürnehmlich handeln/ und diese von keinem biß dato befahrene weit- und tieffe See so mancher hierzu gehörigen Historien und Antiquitäten/ als ein kluger und glücklicher Jason oder Columbus zuerst besegeln werde. Das IV. Capitel. Von den vielerley Nahmen der so genannten Kunst- oder Naturalien-Kammern. §. 1. WAs aber gegenwärtigen meinen absonderlichen Zweck/ bloß nur die mir-bekanten Behältnüsse merckwürdiger Naturäl-Sachen/ in ein allgemein Inventarium zu bringen/ betrifft: so befinde Ich zuförderst nöthig/ von denjenigen vielerley Nahmen/ womit der gleichen Gemächer und Repositoria beleget werden/ umbständlich zu gedencken/ und darzustellen/ wie füglich oder unbequem/ so wol in Teutscher/ als Griechisch-Lateinisch- und andern Sprachen/ bald diese bald andere Titul gebrauchet werden; anfangende von der Latein- und Griechischen/ als älteren / und denen/ welchen wir heutiges Tages noch den besten Krafft und Safft weltlicher Erudition zu dancken haben. §. 2. Absonderlich derhalben und fürs Erste/ finden sich bey den Griechen/ oder bey neueren Autoren zwar/ die sichaber hierzuder Griechischen Sprache bedient/ ohngefehr diese drey Nahmen: (I.) _ . (2) _ , und (3) _ . §. 3. _ : ist ohngefehr so viel/ als eine Bewahrung Wundersahmer Dinge: denn _ heist Miraculum, oder Wunder/ wovon sonsten auch das Wort Thaumaturgus gezogen/ und GOtt dem HErrn/ der allein wunderbar ist in Seinen Wercken/ zugeeignet wird: und _ ist so viel/ als custodio, ich bewahre; daher auch kommt _ und _ , ein Wächter _ oder Custodia ein Gefängnüß; und solcher gestalt jetztgedachtes _ , gleichsam als eine Wunder-Gefängnüß/ oder Custodie von mancherley Abentheuren. Welcher Titul derohalben den Naturälten-Kammern gar wolkan gegeben werden. §. 4. _ ; Ein Natur- und Kunst-Gemach/ oder da so wol natürliche als künstliche Dinge in Vorrath gehalten werden. Den _ , wie bekant heist die Natur; und _ , die Kunst/ von welchen beyden sonst auch Technophyum komint / oder eine Werckstatt/ da allerhand Künste hervor kommen/ und gleichsam/ als von der Natur selbst/ gebohren werden _ aber ist so viel als Penu vel Promtuarium, ein Vorrath von vielen Dingen/ oder ein Zünmer selbst/ da ein Vorrath verhanden ist; wie dann eben dies Wort _ gefunden wird/ daß es absonderlich vor ein verborgen Gemach / und heimliche Kammer/ darinn man den Geld-Schatz verwahrt/ gebrauchet worden. Und erhellet also/ daß solches/ von dreyen zusammengesetztes Wort/ nicht eben bequem/ als wie das erste / sich bloß auff die Naturalien-Kammern schicket/ sondern was mehreres in sich begreifft. §. 5. _ : ist ein Wort wol 10. Ellen lang/ wo nicht als der halbe Diameter der Erde; und das ehe 2. heisse Suppen kalt werden/ als man nur einmahl selbiges aussprechen solte. Aber ernstlich hiervon zu melden/ so hat solches der weiland Edle Herr D. Sachsius wolmeinendlich inventirt, und mit solchem Titul die welt-berussene Kunst- und Raritäten-Kammer / Ihr. Thur-Sächsischen Durchl. zu Dresden begabt/ gleichsam davor haltende/ gleich wie darinnen eine unsägliche Abundantz von vielen Dingen; also erfodere so ein Werck einer so-sumptuösen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/581
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/581>, abgerufen am 30.04.2024.