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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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den Vorwurf, unachtsam gewesen zu sein, ab¬
zulehnen. Man wandte alle Mittel an, den
Weg durch die Feinde zu nehmen, die wieder
alle Vorkehrungen trafen, es zu hindern; denn
sie entflammte der Ehrgeitz, eine wohlgelenkte
Bewegung ausgeführt zu haben.

Gefahren mangelten diesen, mitten im Sturm,
im engen, klippenvollen Meere, gehaltenen Uebun¬
gen keineswegs, auch fiel mancher Soldat in die
empörten Fluten, wo ihn weder das eigne fer¬
tige Schwimmen, noch die Hülfe der Kamera¬
den zu retten vermochte; doch die Röhre lud
man nicht.

Allein auf dem bedrängten Schiffe -- Guido
befand sich eben hier -- kam ein Artillerist auf
den Gedanken, die Widersacher dadurch abzuhal¬
ten, daß er ihre Segel und Ruderwerke zer¬
störte. Strafwürdig füllte er also sein Geschoß
ernsthaft, und erprobte auch seine Fertigkeit so
wohl, daß ein Fahrzeug drüben bald außer Stand
gesetzt wurde, seine Bewegungen willkührlich zu
lenken.

Dies Verfahren machte aber, daß die andern
wütheten, und Gleiches mit Gleichem bezahlten.
Ohne daß ihren Konstablern durch die Obern

den Vorwurf, unachtſam geweſen zu ſein, ab¬
zulehnen. Man wandte alle Mittel an, den
Weg durch die Feinde zu nehmen, die wieder
alle Vorkehrungen trafen, es zu hindern; denn
ſie entflammte der Ehrgeitz, eine wohlgelenkte
Bewegung ausgefuͤhrt zu haben.

Gefahren mangelten dieſen, mitten im Sturm,
im engen, klippenvollen Meere, gehaltenen Uebun¬
gen keineswegs, auch fiel mancher Soldat in die
empoͤrten Fluten, wo ihn weder das eigne fer¬
tige Schwimmen, noch die Huͤlfe der Kamera¬
den zu retten vermochte; doch die Roͤhre lud
man nicht.

Allein auf dem bedraͤngten Schiffe — Guido
befand ſich eben hier — kam ein Artilleriſt auf
den Gedanken, die Widerſacher dadurch abzuhal¬
ten, daß er ihre Segel und Ruderwerke zer¬
ſtoͤrte. Strafwuͤrdig fuͤllte er alſo ſein Geſchoß
ernſthaft, und erprobte auch ſeine Fertigkeit ſo
wohl, daß ein Fahrzeug druͤben bald außer Stand
geſetzt wurde, ſeine Bewegungen willkuͤhrlich zu
lenken.

Dies Verfahren machte aber, daß die andern
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Ohne daß ihren Konſtablern durch die Obern

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[284/0296] den Vorwurf, unachtſam geweſen zu ſein, ab¬ zulehnen. Man wandte alle Mittel an, den Weg durch die Feinde zu nehmen, die wieder alle Vorkehrungen trafen, es zu hindern; denn ſie entflammte der Ehrgeitz, eine wohlgelenkte Bewegung ausgefuͤhrt zu haben. Gefahren mangelten dieſen, mitten im Sturm, im engen, klippenvollen Meere, gehaltenen Uebun¬ gen keineswegs, auch fiel mancher Soldat in die empoͤrten Fluten, wo ihn weder das eigne fer¬ tige Schwimmen, noch die Huͤlfe der Kamera¬ den zu retten vermochte; doch die Roͤhre lud man nicht. Allein auf dem bedraͤngten Schiffe — Guido befand ſich eben hier — kam ein Artilleriſt auf den Gedanken, die Widerſacher dadurch abzuhal¬ ten, daß er ihre Segel und Ruderwerke zer¬ ſtoͤrte. Strafwuͤrdig fuͤllte er alſo ſein Geſchoß ernſthaft, und erprobte auch ſeine Fertigkeit ſo wohl, daß ein Fahrzeug druͤben bald außer Stand geſetzt wurde, ſeine Bewegungen willkuͤhrlich zu lenken. Dies Verfahren machte aber, daß die andern wuͤtheten, und Gleiches mit Gleichem bezahlten. Ohne daß ihren Konſtablern durch die Obern

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/296>, abgerufen am 30.04.2024.