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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] Bischof bestimmt war. Da dieser aber ausblieb, beschloss man, ihn für einen spätern geeigneten Fall aufzubewahren. Man legte ihm daher eine Schelle um und liess ihn wieder ins Wasser, in der Meinung, man werde denselben, sobald man ihn bedürfe, infolge der angelegten Klingel sofort wieder auffinden. Man sagt daher noch sprichwörtlich: Als je te kempen staat aan den Ijsselboord, wordt nog het klinken van de schelksord gehoord. (Harrebomee, I, 79b.)

Lat.: Abderi tanae pectora plebis. (Martial.) (Binder II, 28.)

*61 Es ist ein eulenspiegelscher Streich.

Holl.: Hij heeft streken van Lammert. (Harrebomee, II, 4b.)

*62 Es ist ein gansloser Streich.

Wie fast jedes Land einen Ort hat, wohin es den Sitz oder die Quelle seines Narrenthums verlegt, heisse es nun Abdera, Schilda, Lalenburg oder Wasungen, so ist das in einer Ecke des Filsthals liegende Dorf Ganslosen die eigentliche Heimat und der Mittelpunkt der Streiche, die man in Deutschland Schwabenstreiche nennt, wiewol der Volkswitz auch andere würtembergische Ortschaften als Seebrenn (s. Sensenschmecker), Hirschau (s. Wade), Kiebingen (s. Gehen 329), Ulm (s. Licht 206), Rottweil, Horenberg, Derendingen, Aalen u. a. ihren gebührenden Antheil gelassen hat. Die Gansloser scheinen indess auf diesem Gebiet das Vorzüglichste geleistet zu haben, da man in Würtemberg selbst noch jede Posse und jeden Schwank einen gansloser Streich nennt. Der neueste gansloser Streich soll, wie die Grenzboten (1860, Nr. 24) berichten, darin bestehen, dass sich der Ort habe in Audorf umtaufen lassen.

Holl.: Dat is een geldersche trek. ( Harrebomee, II, 344a.)

*63 Es ist ein karauner Streich.

"Auch die deutsche Sprachinsel Luserna in Welschtirol hat ihr Abdera. Hier heissen die närrischen Käuze, welche die Ochsen auf die Stadtmauer zogen, Karauner; und wer die Schwänke der Schildbürger kennt, der kennt auch die karauner Streiche." (Gartenlaube, 1873, Nr. 52.)

*64 Es ist ein lalenburger Streich.

Geschichten der Lalen zu Lalenburg (der sonst so genannten Schildbürger) in dem 1597 und mehrmals vorgeblich auch zu Lalenburg gedruckten Lalenbuch. Lali = ein Laffe, Maulaffe. (Schmeller, II, 463.)

*65 Es ist ein lichtenauer Streich.

Wie solche die freien kölmischen Bauern von Lichtenau im grossen marienburger Werder aufzuführen pflegten. Als sie im Jahre 1380 ihren Landesherrn, den Hochmeister des deutschen Ordens, Winrich von Kniprode, bei sich zu Gaste sahen, hatten sie statt der zwölf Stühle ebenso viel mit Gold gefüllte Tonnen um die reich besetzte Tafel gestellt. Dafür ärgerten sie aber auch den Landesherrn durch allerhand tolle Streiche, denn Ueberfluss macht Uebermuth. So hatten sie einmal einen Mönch in einem Sack gefangen, denselben zugebunden und in den Rauch gehangen, wobei man ihm, als Bedingung der Befreiung, die Aufgabe gestellt hatte, Eier zu legen und selbst aufzuessen. Ein andermal nähten sie einen Kesselflicker auf drei Tage in den Cadaver eines gefallenen Pferdes ein, sodass nur der Kopf heraussah. Nachdem sie ein mit Bier trunken gemachtes Schwein in das Bett gelegt hatten, liessen sie den Pfarrer zu einem vorgeblich Kranken rufen. Dafür wollte ihnen der Landesherr wenigstens einen Verweis geben lassen. Mit der Ertheilung desselben beauftragte er seinen Hauscomthur, Andreas von Weiteln, der mit vier Leuten nach Lichtenau ritt, wo er aber sehr übel ankam. Die Lichtenauer bohrten ein Loch durch die Stubenthür, zogen seinen langen Bart hindurch, den sie darin annagelten und liessen den greisen Comthur einige Stunden vor der Thür stehen. Die Haupträdelsführer wurden nach Marienburg abgeführt, wo sie den Buttermilchthurm bauen mussten, angeblich deshalb so genannt, weil er von Leuten aufgerichtet ist, die sich mit der Bereitung von Butter und Buttermilch befassten. (Vgl. Gartenlaube, 1871, Nr. 25, S. 415.)

*66 Es ist ein loser Streich.

Holl.: Dat is een looze trek. (Harrebomee, II, 344a.)

*67 Es ist ein mühlhauser Streich.

Mühlhausen (Provinz Preussen) ist, wie die Danziger Zeitung (1862) berichtet, durch seine Streiche sprichwörtlich geworden, wol aber erst in neuerer Zeit. Zu diesen Streichen scheint auch die im April 1862 erfolgte Einladung der sämmtlichen Bewohner zu einer Vorversammlung behufs der Wahlen zu gehören, die auf Anordnung des Bürgermeisters Fritsch durch einen Polizeidiener unter Trommelschlag erfolgte. (Volkszeitung, Berlin, 1862, Nr. 92.)

*68 Es ist ein schöppenstädtscher Streich. - Körte, 5391a; Braun, I, 3966.

Schöppenstadt oder Schöppenstädt, ein Städtchen im Braunschweigischen, dessen Einwohnern vor zeiten eine grosse Einfalt zugeschrieben ward, von der die lächerlichsten Dinge erzählt werden.

*69 Es ist ein Streich in die Luft.

Holl.: Het is een houw in de lucht. (Harrebomee, I, 737.)

[Spaltenumbruch] *70 Es sind hirsauer Streiche.

Weber (Möncherei, Stuttgart, 1819, I, 317) leitet diese Redensart von den wahrhaft lächerlichen Vorschriften der hirsauer Klosterverfassung ab. Die 200 Mönche mussten sich in einer Zeichensprache unterhalten. Verlangte man z. B. ein heidnisches Buch, so kratzte man wie ein Hund hinter dem Ohre. Die Zusammenfügung der Daumen, Zeige- und Mittelfingerspitzen bedeutete Brot u. s. w.

*71 Gross straich sagen. - Hauer, 201.

Lat.: Farcire centones. (Hauer, M.)

*72 Hinter die Streiche kommen.

Frz.: Decouvrir les pot aux roses. (Lendroy, 569.)

*73 Ich kenne seine Streiche wohl.

Holl.: Ik ken zijne streken wel. (Harrebomee, II, 312b.)

*74 Je, das sen Streche. - Gomolcke, 459; Frommann, III, 243, 59.

*75 Na, solne Streiche, seggt de Hannemann. - Frischbier2, 3659.

Hannemann war Inspector in Jesau und gebrauchte die Redensart bei jeder ihm entgegentretenden Neuigkeit, sogar als man ihm den Tod seines Vaters meldete, drückte er damit seinen Schreck und seinen Schmerz aus.

*76 Ordentlich z' Stroi (Streich) kommen. (Oberschwaben.)

Zurechtkommen.

*77 Sich grosser Streiche rühmen.

Lat.: Larus parturit. - Solem manibus gestare. (Seybold, 272 u. 574.)

*78 Von grossen streychen sagen. (S. Gramanzen.) - Franck, II, 17a.

*79 Woas doas nich fer geiersche Streche sein! - Gomolcke, 1071; Frommann, III, 245, 142.


Streicheln.

1 Streicheln thut verweicheln. - Eiselein, 581; Simrock, 9964.

2 Streichle mich, ich streichle dich.

3 Was hilft das Streicheln! Wenn man einem den Kopf abgebissen hat, kann man ihn nicht wieder aufsetzen. - Simrock, 9964a.


Streichen.

1 Man streicht oft einem Honig ums Maul und Dreck hinein.

2 Streikt, Bröderkes, streikt, hälpt et nich tom Haue, to hölpt et doch tom Rauhe (Ruhen). - Frischbier2, 3660.

Spott auf die Mäher, die ihre Sensen mehr wetzen, um auszuruhen; als um sie zu schärfen.

3 Wer nicht will gestrichen sein, muss sich nicht zur Geige machen. - Altmann VI, 395.

4 Wer streichen kann das fale Pferd, der ist zu Hofe lieb vnd werth. - Petri, II, 768.

*5 Er lässt einen streichen wie der Biber, und geht davon. (Lit.)

*6 Er streicht wie die Katzen. - Waldis, IV, 57.

*7 Haben wir es vorher gestrichen, so hufen sie es danach.


Streifen.

* En Stripen im Rock hebben. - Eichwald, 1857.


Streit.

1 Alten Streit soll man nicht wieder aufrühren.

Frz.: Il ne faut pas troubler l'eau qui dort. (Kritzinger, 253b.)

2 Alter Streit ist bald erneut.

It.: Contesa vecchia tasto si fa nuova. (Bohn I, 89.)

3 Ass nömmen bas Streit am Hous, de wändt d' Sögen Gottes ob d'r Thür omm. - Schmitz, 181, 42.

4 Auf den Streit folgt wieder Einigkeit.

Poln.: Po swadzie lepsza zgoda, po wojnie smaczniejszy pokoj, po gorzkiem cukrowniejisza slodyvcz. (Celakovsky, 196.)

5 Aus Einem Streite hundert Sünden.

6 Bei heftigem Streite tritt die Wahrheit auf die Seite.

Frz.: Par trop debattre la verite se perd. (Bohn I, 44.)

7 Beim Streit ist Mass das beste Kleid.

Span.: En contienda ponte rienda. (Cahier, 238.)

8 Besser ist, Streit leiden, als den Hals verlieren.

Stryd lyden = sich dem Kampf aussetzen. Bei Tunnicius (254): Beter is stryde lyden dan den hals vorleisen. (Praestat bella pati gladio quam perdere collum.)

Holl.: Beter camp dan de hals gebroken (verloren). (Harrebomee, I, 274a.)

[Spaltenumbruch] Bischof bestimmt war. Da dieser aber ausblieb, beschloss man, ihn für einen spätern geeigneten Fall aufzubewahren. Man legte ihm daher eine Schelle um und liess ihn wieder ins Wasser, in der Meinung, man werde denselben, sobald man ihn bedürfe, infolge der angelegten Klingel sofort wieder auffinden. Man sagt daher noch sprichwörtlich: Als je te kempen staat aan den Ijsselboord, wordt nog het klinken van de schelksord gehoord. (Harrebomée, I, 79b.)

Lat.: Abderi tanae pectora plebis. (Martial.) (Binder II, 28.)

*61 Es ist ein eulenspiegelscher Streich.

Holl.: Hij heeft streken van Lammert. (Harrebomée, II, 4b.)

*62 Es ist ein gansloser Streich.

Wie fast jedes Land einen Ort hat, wohin es den Sitz oder die Quelle seines Narrenthums verlegt, heisse es nun Abdera, Schilda, Lalenburg oder Wasungen, so ist das in einer Ecke des Filsthals liegende Dorf Ganslosen die eigentliche Heimat und der Mittelpunkt der Streiche, die man in Deutschland Schwabenstreiche nennt, wiewol der Volkswitz auch andere würtembergische Ortschaften als Seebrenn (s. Sensenschmecker), Hirschau (s. Wade), Kiebingen (s. Gehen 329), Ulm (s. Licht 206), Rottweil, Horenberg, Derendingen, Aalen u. a. ihren gebührenden Antheil gelassen hat. Die Gansloser scheinen indess auf diesem Gebiet das Vorzüglichste geleistet zu haben, da man in Würtemberg selbst noch jede Posse und jeden Schwank einen gansloser Streich nennt. Der neueste gansloser Streich soll, wie die Grenzboten (1860, Nr. 24) berichten, darin bestehen, dass sich der Ort habe in Audorf umtaufen lassen.

Holl.: Dat is een geldersche trek. ( Harrebomée, II, 344a.)

*63 Es ist ein karauner Streich.

„Auch die deutsche Sprachinsel Luserna in Welschtirol hat ihr Abdera. Hier heissen die närrischen Käuze, welche die Ochsen auf die Stadtmauer zogen, Karauner; und wer die Schwänke der Schildbürger kennt, der kennt auch die karauner Streiche.“ (Gartenlaube, 1873, Nr. 52.)

*64 Es ist ein lalenburger Streich.

Geschichten der Lalen zu Lalenburg (der sonst so genannten Schildbürger) in dem 1597 und mehrmals vorgeblich auch zu Lalenburg gedruckten Lalenbuch. Lali = ein Laffe, Maulaffe. (Schmeller, II, 463.)

*65 Es ist ein lichtenauer Streich.

Wie solche die freien kölmischen Bauern von Lichtenau im grossen marienburger Werder aufzuführen pflegten. Als sie im Jahre 1380 ihren Landesherrn, den Hochmeister des deutschen Ordens, Winrich von Kniprode, bei sich zu Gaste sahen, hatten sie statt der zwölf Stühle ebenso viel mit Gold gefüllte Tonnen um die reich besetzte Tafel gestellt. Dafür ärgerten sie aber auch den Landesherrn durch allerhand tolle Streiche, denn Ueberfluss macht Uebermuth. So hatten sie einmal einen Mönch in einem Sack gefangen, denselben zugebunden und in den Rauch gehangen, wobei man ihm, als Bedingung der Befreiung, die Aufgabe gestellt hatte, Eier zu legen und selbst aufzuessen. Ein andermal nähten sie einen Kesselflicker auf drei Tage in den Cadaver eines gefallenen Pferdes ein, sodass nur der Kopf heraussah. Nachdem sie ein mit Bier trunken gemachtes Schwein in das Bett gelegt hatten, liessen sie den Pfarrer zu einem vorgeblich Kranken rufen. Dafür wollte ihnen der Landesherr wenigstens einen Verweis geben lassen. Mit der Ertheilung desselben beauftragte er seinen Hauscomthur, Andreas von Weiteln, der mit vier Leuten nach Lichtenau ritt, wo er aber sehr übel ankam. Die Lichtenauer bohrten ein Loch durch die Stubenthür, zogen seinen langen Bart hindurch, den sie darin annagelten und liessen den greisen Comthur einige Stunden vor der Thür stehen. Die Haupträdelsführer wurden nach Marienburg abgeführt, wo sie den Buttermilchthurm bauen mussten, angeblich deshalb so genannt, weil er von Leuten aufgerichtet ist, die sich mit der Bereitung von Butter und Buttermilch befassten. (Vgl. Gartenlaube, 1871, Nr. 25, S. 415.)

*66 Es ist ein loser Streich.

Holl.: Dat is een looze trek. (Harrebomée, II, 344a.)

*67 Es ist ein mühlhauser Streich.

Mühlhausen (Provinz Preussen) ist, wie die Danziger Zeitung (1862) berichtet, durch seine Streiche sprichwörtlich geworden, wol aber erst in neuerer Zeit. Zu diesen Streichen scheint auch die im April 1862 erfolgte Einladung der sämmtlichen Bewohner zu einer Vorversammlung behufs der Wahlen zu gehören, die auf Anordnung des Bürgermeisters Fritsch durch einen Polizeidiener unter Trommelschlag erfolgte. (Volkszeitung, Berlin, 1862, Nr. 92.)

*68 Es ist ein schöppenstädtscher Streich.Körte, 5391a; Braun, I, 3966.

Schöppenstadt oder Schöppenstädt, ein Städtchen im Braunschweigischen, dessen Einwohnern vor zeiten eine grosse Einfalt zugeschrieben ward, von der die lächerlichsten Dinge erzählt werden.

*69 Es ist ein Streich in die Luft.

Holl.: Het is een houw in de lucht. (Harrebomée, I, 737.)

[Spaltenumbruch] *70 Es sind hirsauer Streiche.

Weber (Möncherei, Stuttgart, 1819, I, 317) leitet diese Redensart von den wahrhaft lächerlichen Vorschriften der hirsauer Klosterverfassung ab. Die 200 Mönche mussten sich in einer Zeichensprache unterhalten. Verlangte man z. B. ein heidnisches Buch, so kratzte man wie ein Hund hinter dem Ohre. Die Zusammenfügung der Daumen, Zeige- und Mittelfingerspitzen bedeutete Brot u. s. w.

*71 Gross straich sagen.Hauer, 201.

Lat.: Farcire centones. (Hauer, M.)

*72 Hinter die Streiche kommen.

Frz.: Découvrir les pot aux roses. (Lendroy, 569.)

*73 Ich kenne seine Streiche wohl.

Holl.: Ik ken zijne streken wel. (Harrebomée, II, 312b.)

*74 Je, das sên Strêche.Gomolcke, 459; Frommann, III, 243, 59.

*75 Na, solne Streiche, seggt de Hannemann.Frischbier2, 3659.

Hannemann war Inspector in Jesau und gebrauchte die Redensart bei jeder ihm entgegentretenden Neuigkeit, sogar als man ihm den Tod seines Vaters meldete, drückte er damit seinen Schreck und seinen Schmerz aus.

*76 Ordentlich z' Stroi (Streich) kommen. (Oberschwaben.)

Zurechtkommen.

*77 Sich grosser Streiche rühmen.

Lat.: Larus parturit. – Solem manibus gestare. (Seybold, 272 u. 574.)

*78 Von grossen streychen sagen. (S. Gramanzen.) – Franck, II, 17a.

*79 Woas doas nich fer geiersche Strêche sein!Gomolcke, 1071; Frommann, III, 245, 142.


Streicheln.

1 Streicheln thut verweicheln.Eiselein, 581; Simrock, 9964.

2 Streichle mich, ich streichle dich.

3 Was hilft das Streicheln! Wenn man einem den Kopf abgebissen hat, kann man ihn nicht wieder aufsetzen.Simrock, 9964a.


Streichen.

1 Man streicht oft einem Honig ums Maul und Dreck hinein.

2 Strîkt, Bröderkes, strîkt, hälpt et nich tom Haue, to hölpt et doch tom Rauhe (Ruhen).Frischbier2, 3660.

Spott auf die Mäher, die ihre Sensen mehr wetzen, um auszuruhen; als um sie zu schärfen.

3 Wer nicht will gestrichen sein, muss sich nicht zur Geige machen.Altmann VI, 395.

4 Wer streichen kann das fale Pferd, der ist zu Hofe lieb vnd werth.Petri, II, 768.

*5 Er lässt einen streichen wie der Biber, und geht davon. (Lit.)

*6 Er streicht wie die Katzen.Waldis, IV, 57.

*7 Haben wir es vorher gestrichen, so hufen sie es danach.


Streifen.

* En Stripen im Rock hebben.Eichwald, 1857.


Streit.

1 Alten Streit soll man nicht wieder aufrühren.

Frz.: Il ne faut pas troubler l'eau qui dort. (Kritzinger, 253b.)

2 Alter Streit ist bald erneut.

It.: Contesa vecchia tasto si fa nuova. (Bohn I, 89.)

3 Ass nömmen bas Streit am Hous, de wändt d' Sögen Gottes ob d'r Thür omm.Schmitz, 181, 42.

4 Auf den Streit folgt wieder Einigkeit.

Poln.: Po swadzie lepsza zgoda, po wojnie smaczniejszy pokój, po gorzkiém cukrowniejísza słodyvcz. (Čelakovsky, 196.)

5 Aus Einem Streite hundert Sünden.

6 Bei heftigem Streite tritt die Wahrheit auf die Seite.

Frz.: Par trop débattre la vérité se perd. (Bohn I, 44.)

7 Beim Streit ist Mass das beste Kleid.

Span.: En contienda ponte rienda. (Cahier, 238.)

8 Besser ist, Streit leiden, als den Hals verlieren.

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[[452]/0458] Bischof bestimmt war. Da dieser aber ausblieb, beschloss man, ihn für einen spätern geeigneten Fall aufzubewahren. Man legte ihm daher eine Schelle um und liess ihn wieder ins Wasser, in der Meinung, man werde denselben, sobald man ihn bedürfe, infolge der angelegten Klingel sofort wieder auffinden. Man sagt daher noch sprichwörtlich: Als je te kempen staat aan den Ijsselboord, wordt nog het klinken van de schelksord gehoord. (Harrebomée, I, 79b.) Lat.: Abderi tanae pectora plebis. (Martial.) (Binder II, 28.) *61 Es ist ein eulenspiegelscher Streich. Holl.: Hij heeft streken van Lammert. (Harrebomée, II, 4b.) *62 Es ist ein gansloser Streich. Wie fast jedes Land einen Ort hat, wohin es den Sitz oder die Quelle seines Narrenthums verlegt, heisse es nun Abdera, Schilda, Lalenburg oder Wasungen, so ist das in einer Ecke des Filsthals liegende Dorf Ganslosen die eigentliche Heimat und der Mittelpunkt der Streiche, die man in Deutschland Schwabenstreiche nennt, wiewol der Volkswitz auch andere würtembergische Ortschaften als Seebrenn (s. Sensenschmecker), Hirschau (s. Wade), Kiebingen (s. Gehen 329), Ulm (s. Licht 206), Rottweil, Horenberg, Derendingen, Aalen u. a. ihren gebührenden Antheil gelassen hat. Die Gansloser scheinen indess auf diesem Gebiet das Vorzüglichste geleistet zu haben, da man in Würtemberg selbst noch jede Posse und jeden Schwank einen gansloser Streich nennt. Der neueste gansloser Streich soll, wie die Grenzboten (1860, Nr. 24) berichten, darin bestehen, dass sich der Ort habe in Audorf umtaufen lassen. Holl.: Dat is een geldersche trek. ( Harrebomée, II, 344a.) *63 Es ist ein karauner Streich. „Auch die deutsche Sprachinsel Luserna in Welschtirol hat ihr Abdera. Hier heissen die närrischen Käuze, welche die Ochsen auf die Stadtmauer zogen, Karauner; und wer die Schwänke der Schildbürger kennt, der kennt auch die karauner Streiche.“ (Gartenlaube, 1873, Nr. 52.) *64 Es ist ein lalenburger Streich. Geschichten der Lalen zu Lalenburg (der sonst so genannten Schildbürger) in dem 1597 und mehrmals vorgeblich auch zu Lalenburg gedruckten Lalenbuch. Lali = ein Laffe, Maulaffe. (Schmeller, II, 463.) *65 Es ist ein lichtenauer Streich. Wie solche die freien kölmischen Bauern von Lichtenau im grossen marienburger Werder aufzuführen pflegten. Als sie im Jahre 1380 ihren Landesherrn, den Hochmeister des deutschen Ordens, Winrich von Kniprode, bei sich zu Gaste sahen, hatten sie statt der zwölf Stühle ebenso viel mit Gold gefüllte Tonnen um die reich besetzte Tafel gestellt. Dafür ärgerten sie aber auch den Landesherrn durch allerhand tolle Streiche, denn Ueberfluss macht Uebermuth. So hatten sie einmal einen Mönch in einem Sack gefangen, denselben zugebunden und in den Rauch gehangen, wobei man ihm, als Bedingung der Befreiung, die Aufgabe gestellt hatte, Eier zu legen und selbst aufzuessen. Ein andermal nähten sie einen Kesselflicker auf drei Tage in den Cadaver eines gefallenen Pferdes ein, sodass nur der Kopf heraussah. Nachdem sie ein mit Bier trunken gemachtes Schwein in das Bett gelegt hatten, liessen sie den Pfarrer zu einem vorgeblich Kranken rufen. Dafür wollte ihnen der Landesherr wenigstens einen Verweis geben lassen. Mit der Ertheilung desselben beauftragte er seinen Hauscomthur, Andreas von Weiteln, der mit vier Leuten nach Lichtenau ritt, wo er aber sehr übel ankam. Die Lichtenauer bohrten ein Loch durch die Stubenthür, zogen seinen langen Bart hindurch, den sie darin annagelten und liessen den greisen Comthur einige Stunden vor der Thür stehen. Die Haupträdelsführer wurden nach Marienburg abgeführt, wo sie den Buttermilchthurm bauen mussten, angeblich deshalb so genannt, weil er von Leuten aufgerichtet ist, die sich mit der Bereitung von Butter und Buttermilch befassten. (Vgl. Gartenlaube, 1871, Nr. 25, S. 415.) *66 Es ist ein loser Streich. Holl.: Dat is een looze trek. (Harrebomée, II, 344a.) *67 Es ist ein mühlhauser Streich. Mühlhausen (Provinz Preussen) ist, wie die Danziger Zeitung (1862) berichtet, durch seine Streiche sprichwörtlich geworden, wol aber erst in neuerer Zeit. Zu diesen Streichen scheint auch die im April 1862 erfolgte Einladung der sämmtlichen Bewohner zu einer Vorversammlung behufs der Wahlen zu gehören, die auf Anordnung des Bürgermeisters Fritsch durch einen Polizeidiener unter Trommelschlag erfolgte. (Volkszeitung, Berlin, 1862, Nr. 92.) *68 Es ist ein schöppenstädtscher Streich. – Körte, 5391a; Braun, I, 3966. Schöppenstadt oder Schöppenstädt, ein Städtchen im Braunschweigischen, dessen Einwohnern vor zeiten eine grosse Einfalt zugeschrieben ward, von der die lächerlichsten Dinge erzählt werden. *69 Es ist ein Streich in die Luft. Holl.: Het is een houw in de lucht. (Harrebomée, I, 737.) *70 Es sind hirsauer Streiche. Weber (Möncherei, Stuttgart, 1819, I, 317) leitet diese Redensart von den wahrhaft lächerlichen Vorschriften der hirsauer Klosterverfassung ab. Die 200 Mönche mussten sich in einer Zeichensprache unterhalten. Verlangte man z. B. ein heidnisches Buch, so kratzte man wie ein Hund hinter dem Ohre. Die Zusammenfügung der Daumen, Zeige- und Mittelfingerspitzen bedeutete Brot u. s. w. *71 Gross straich sagen. – Hauer, 201. Lat.: Farcire centones. (Hauer, M.) *72 Hinter die Streiche kommen. Frz.: Découvrir les pot aux roses. (Lendroy, 569.) *73 Ich kenne seine Streiche wohl. Holl.: Ik ken zijne streken wel. (Harrebomée, II, 312b.) *74 Je, das sên Strêche. – Gomolcke, 459; Frommann, III, 243, 59. *75 Na, solne Streiche, seggt de Hannemann. – Frischbier2, 3659. Hannemann war Inspector in Jesau und gebrauchte die Redensart bei jeder ihm entgegentretenden Neuigkeit, sogar als man ihm den Tod seines Vaters meldete, drückte er damit seinen Schreck und seinen Schmerz aus. *76 Ordentlich z' Stroi (Streich) kommen. (Oberschwaben.) Zurechtkommen. *77 Sich grosser Streiche rühmen. Lat.: Larus parturit. – Solem manibus gestare. (Seybold, 272 u. 574.) *78 Von grossen streychen sagen. (S. Gramanzen.) – Franck, II, 17a. *79 Woas doas nich fer geiersche Strêche sein! – Gomolcke, 1071; Frommann, III, 245, 142. Streicheln. 1 Streicheln thut verweicheln. – Eiselein, 581; Simrock, 9964. 2 Streichle mich, ich streichle dich. 3 Was hilft das Streicheln! Wenn man einem den Kopf abgebissen hat, kann man ihn nicht wieder aufsetzen. – Simrock, 9964a. Streichen. 1 Man streicht oft einem Honig ums Maul und Dreck hinein. 2 Strîkt, Bröderkes, strîkt, hälpt et nich tom Haue, to hölpt et doch tom Rauhe (Ruhen). – Frischbier2, 3660. Spott auf die Mäher, die ihre Sensen mehr wetzen, um auszuruhen; als um sie zu schärfen. 3 Wer nicht will gestrichen sein, muss sich nicht zur Geige machen. – Altmann VI, 395. 4 Wer streichen kann das fale Pferd, der ist zu Hofe lieb vnd werth. – Petri, II, 768. *5 Er lässt einen streichen wie der Biber, und geht davon. (Lit.) *6 Er streicht wie die Katzen. – Waldis, IV, 57. *7 Haben wir es vorher gestrichen, so hufen sie es danach. Streifen. * En Stripen im Rock hebben. – Eichwald, 1857. Streit. 1 Alten Streit soll man nicht wieder aufrühren. Frz.: Il ne faut pas troubler l'eau qui dort. (Kritzinger, 253b.) 2 Alter Streit ist bald erneut. It.: Contesa vecchia tasto si fa nuova. (Bohn I, 89.) 3 Ass nömmen bas Streit am Hous, de wändt d' Sögen Gottes ob d'r Thür omm. – Schmitz, 181, 42. 4 Auf den Streit folgt wieder Einigkeit. Poln.: Po swadzie lepsza zgoda, po wojnie smaczniejszy pokój, po gorzkiém cukrowniejísza słodyvcz. (Čelakovsky, 196.) 5 Aus Einem Streite hundert Sünden. 6 Bei heftigem Streite tritt die Wahrheit auf die Seite. Frz.: Par trop débattre la vérité se perd. (Bohn I, 44.) 7 Beim Streit ist Mass das beste Kleid. Span.: En contienda ponte rienda. (Cahier, 238.) 8 Besser ist, Streit leiden, als den Hals verlieren. Stryd lyden = sich dem Kampf aussetzen. Bei Tunnicius (254): Beter is stryde lyden dan den hals vorleisen. (Praestat bella pati gladio quam perdere collum.) Holl.: Beter camp dan de hals gebroken (verloren). (Harrebomée, I, 274a.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [452]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/458>, abgerufen am 30.04.2024.