Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.Der gute Mann schien Lebensart zu haben, denn er ging in die Falle und theilte mir sofort mit, daß er ein Oesterreicher sei und der Frankfurter Nationalversammlung angehöre. "Ich bin ganz entzückt darüber -" bemerkte er - daß Sie unsern Erzherzog so freundlich empfangen haben. Das hat mir in der Seele wohlgethan. Ich werde die Artigkeiten der Kölner nicht genug zu loben wissen. Einen solchen Enthusiasmus und ein solches Hurrahrufen habe ich selten gehört - man empfing den Erzherzog-Reichsverweser fast günstiger wie Se. Majestät den König - Das Gespräch wurde mir zu ernsthaft: "Verzeihen Sie mein Herr - Sie irren sich; der Luftschiffer Corwell, der bei der Ankunft des Reichsverwesers über Köln emporstieg und der daher den ganzen Empfang aus der Vogelperspektive, oder so zu sagen von einem höhern Standpunkt aus betrachtete, hat mir versichert, daß die Feier viel zu wünschen übrig gelassen habe; die Sonne habe nicht einmal geschienen, es sei das häßlichste Regenwetter gewesen -" der Oesterreicher sah mich verwundert an - "Aber jedenfalls" - fuhr ich fort - "haben wir uns sehr über den Reichsverweser gefreut; wir glaubten eine Geißel Gottes zu bekommen und wir fanden einen alten freundlichen Mann, der im schäbigen Der gute Mann schien Lebensart zu haben, denn er ging in die Falle und theilte mir sofort mit, daß er ein Oesterreicher sei und der Frankfurter Nationalversammlung angehöre. „Ich bin ganz entzückt darüber -“ bemerkte er – daß Sie unsern Erzherzog so freundlich empfangen haben. Das hat mir in der Seele wohlgethan. Ich werde die Artigkeiten der Kölner nicht genug zu loben wissen. Einen solchen Enthusiasmus und ein solches Hurrahrufen habe ich selten gehört – man empfing den Erzherzog-Reichsverweser fast günstiger wie Se. Majestät den König – Das Gespräch wurde mir zu ernsthaft: „Verzeihen Sie mein Herr – Sie irren sich; der Luftschiffer Corwell, der bei der Ankunft des Reichsverwesers über Köln emporstieg und der daher den ganzen Empfang aus der Vogelperspektive, oder so zu sagen von einem höhern Standpunkt aus betrachtete, hat mir versichert, daß die Feier viel zu wünschen übrig gelassen habe; die Sonne habe nicht einmal geschienen, es sei das häßlichste Regenwetter gewesen –“ der Oesterreicher sah mich verwundert an – „Aber jedenfalls“ – fuhr ich fort – „haben wir uns sehr über den Reichsverweser gefreut; wir glaubten eine Geißel Gottes zu bekommen und wir fanden einen alten freundlichen Mann, der im schäbigen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0252" n="246"/> <p>Der gute Mann schien Lebensart zu haben, denn er ging in die Falle und theilte mir sofort mit, daß er ein Oesterreicher sei und der Frankfurter Nationalversammlung angehöre. „Ich bin ganz entzückt darüber -“ bemerkte er – daß Sie unsern Erzherzog so freundlich empfangen haben. Das hat mir in der Seele wohlgethan. Ich werde die Artigkeiten der Kölner nicht genug zu loben wissen. Einen solchen Enthusiasmus und ein solches Hurrahrufen habe ich selten gehört – man empfing den Erzherzog-Reichsverweser fast günstiger wie Se. Majestät den König –</p> <p>Das Gespräch wurde mir zu ernsthaft: „Verzeihen Sie mein Herr – Sie irren sich; der Luftschiffer Corwell, der bei der Ankunft des Reichsverwesers über Köln emporstieg und der daher den ganzen Empfang aus der Vogelperspektive, oder so zu sagen von einem höhern Standpunkt aus betrachtete, hat mir versichert, daß die Feier viel zu wünschen übrig gelassen habe; die Sonne habe nicht einmal geschienen, es sei das häßlichste Regenwetter gewesen –“ der Oesterreicher sah mich verwundert an – „Aber jedenfalls“ – fuhr ich fort – „haben wir uns sehr über den Reichsverweser gefreut; wir glaubten eine Geißel Gottes zu bekommen und wir fanden einen alten freundlichen Mann, der im schäbigen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [246/0252]
Der gute Mann schien Lebensart zu haben, denn er ging in die Falle und theilte mir sofort mit, daß er ein Oesterreicher sei und der Frankfurter Nationalversammlung angehöre. „Ich bin ganz entzückt darüber -“ bemerkte er – daß Sie unsern Erzherzog so freundlich empfangen haben. Das hat mir in der Seele wohlgethan. Ich werde die Artigkeiten der Kölner nicht genug zu loben wissen. Einen solchen Enthusiasmus und ein solches Hurrahrufen habe ich selten gehört – man empfing den Erzherzog-Reichsverweser fast günstiger wie Se. Majestät den König –
Das Gespräch wurde mir zu ernsthaft: „Verzeihen Sie mein Herr – Sie irren sich; der Luftschiffer Corwell, der bei der Ankunft des Reichsverwesers über Köln emporstieg und der daher den ganzen Empfang aus der Vogelperspektive, oder so zu sagen von einem höhern Standpunkt aus betrachtete, hat mir versichert, daß die Feier viel zu wünschen übrig gelassen habe; die Sonne habe nicht einmal geschienen, es sei das häßlichste Regenwetter gewesen –“ der Oesterreicher sah mich verwundert an – „Aber jedenfalls“ – fuhr ich fort – „haben wir uns sehr über den Reichsverweser gefreut; wir glaubten eine Geißel Gottes zu bekommen und wir fanden einen alten freundlichen Mann, der im schäbigen
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Zitationshilfe: | Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/252>, abgerufen am 17.06.2024. |