Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] Augen-
trüßlein.
harte Trüßlein auff den Augliedern/ so die
Artzt Grandinem nennen/ und wie eine Lin-
sen in dem Auglied ohne Schmertzen stecket/
vertheilen und wegheben.

Brand
vom Büch-
sen-pulver.

Zum Brand des Pulvers pflegt man ei-
nen süssen Apffel im Breiten-wegerich-was-
ser/ biß er wol weich wird/ zu sieden/ darnach
ihn mit Milch zu einem Muß oder dicken
Brey gemacht/ warm über den Schaden zu
legen.

Alle süssen Aepffel/ sonderlich aber die so
genannten Carpannier und Borßdorffer/
Miltzsucht.sind in der Miltzsucht sehr dienstlich/ dan-
nenhero auch der auß dem außgepreßten und
gejohrenen Safft solcher Aepffeln gemachte
Wein sonderbarlich den Miltzsüchtigen nutz-
lich ist. Der Syrup aber/ so auß diesem ge-
läutertem Safft mit Zucker gekocht wird/
wird sehr gerühmet in Schwachheiten des
Ohnmacht
Hertzklopfen
Bangig-
keit.
Traurig-
keit.
Hertzens/ Ohnmachten/ Hertzklopffen/
Bangigkeiten/ welche von Traurigkeit und
Kummer herrühren; offt davon löffel-weiß
eingenommen. Wenn man aber die außerle-
senen Senna-blätter in diesem Syrup ein-
weichet und kochet/ so gibt es eine sehr liebli-
che und anmüthige Purgierung ab/ für die
Melancholischen und Miltzsüchtigen/ wie
auch für andere so wohl junge als alte Leut/
sonderlich wenn man zugleich unter dem ko-
chen ein wenig Zimmet/ oder Gewürtz-nä-
gelein dazu wirfft.

Destillirte
Wasser
auß faulen
süssen
Aepffeln.
Gifftige
Geschwär.
Heisser und
kaller
Brand.

Auß den faulen süssen Aepffeln kan man
ein geistreich Wasser durch die destillation
außziehen/ welches wegen seines verborge-
nen flüchtigen temperirten Saltzes in aller-
hand äusserlichen Zuständen/ sonderlich aber
in bösen gifftigen Geschwären/ allerhand
Brand/ ja auch in dem heissen und kalten
Brand/ ein herrliches Mittel ist/ wenn es in
zarten Tüchern warm offt übergeschlagen
wird. Ja wenn man das wohl versüßte
Quecksilber/ (Mercurium dulcem)) oder einen
guten Bley-zucker (Saccharum Saturni) in di-
sem Wasser zerlasse[t]/ ist es ein treffliches
Umb sich
fressende
Geschwär.
Krebs-
schaden.
Artzney-mittel in allen umb sich fressenden
garstigen Geschwären/ auch in dem Krebs
selbsten/ wenn man ein vierfaches zartes
Tuch offt darinnen naß machet/ und warm
überschlaget. Wird von unterschiedlichen
Wundartzten für ein Geheimnuß gehalten.

Faule Aepffel geschälet/ und die Kernen
samt ihren Hülßlein davon gethan/ den rest
in neuem Schmaltz mit ein wenig Schmeer
geröstet/ und zwischen einem doppelten Tuch
Geschwol-
lene Brüst.
Geschwär
der Brüsten.
über geschwollene Brüst geleget/ zertheilet
sie/ oder ziehet sie bald auff. Wenn sie offen
sind/ thue ein wenig Honig dazu/ so reinigen
sie/ und heilen bald zu.

Aepffel-
schnitze ein-
zumachen.

Man pfleget dünne Aepffel-schnitzlein
auff folgende weiß einzumachen. Nemmet
die schönsten Aepffel/ schälet sie/ und schnei-
det sie auff/ und werffet sie in kalt Wasser.
Zu jedem Pfund Aepffel nehmet ein Pfund
Zucker/ und ein Nösel Wasser/ davon ma-
chet einen Syrup: Darnach schüttet die
kurtz-stielichte Aepffel ab vom Wasser/ und
schüttet sie in den Syrup. Wenn sie begin-
nen klar zu werden/ thut welche dünne Ci-
tronen-schnitte/ und etliche Pomerantzen-
stücklein darein. Zu jedem Pfund der Apffel
thut den Safft einer Limonien und zweyer
[Spaltenumbruch] Pomerantzen/ darnach laßts sieden/ und he-
bet sie in Gläsern mit fleiß auff/ und zwi-
schen jedem Satz leget eine Citronen- und
Pomerantzen-schnitten/ biß auffs höchste:
machet darnach den Syrup heiß/ und gies-
set ihn darüber. Jst eine köstliche Hertz-er-
labung für die Krancken/ und ein delicatesse
für das gesunde Frauenzimmer.



CAPUT II.
[Abbildung] Birnbaum. Pyrus.
Namen.

BIrnbaum heißt Griechisch [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]
Lateinisch/ Pyrus. Jtalianisch/ Pero,
Peraro.
Frantzösisch/ Poirier. Spa-
nisch/ Peral. Englisch/ Pearetree. Dänisch/
Peretroe. Niderländisch/ Peerboom.

Birn heist Griechisch [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/
Pyrum. Jtaliänisch/ Pera. Frantzösisch/ Poi-
re.
Spanisch/ Pera. Englisch/ Peare.
Dänisch/ Peere. Niderländisch/ Pere/
Peyre/ Peere.

Gestalt und Geschlecht.

Der Birnbaum mag under die grossen
Bäume gezehlt werden/ denn er viel höher
wachßt als der Apffelbaum. Auß dem stamme
sprossen herfür grosse/ dicke/ lange und brei-
te/ jedoch mehr in die höche sich streckende
äste/ mit breiten/ steiffen/ gespitzten/ unzer-
kerbten blätteren/ welche an langlichten stie-
lein hangen/ und oben auff glatt/ und glän-
tzicht/ unden aber rauch und weißlicht sind.
Die Rinde ist dick/ runtzelt und roht-
schwartz. Die Wurtzeln stecken tieff in der
Erden/ sind starck/ und röhtlicht. Die
Blüht ist fünff-blättig und weiß/ wie in den
Aepffeln/ zuweilen an den aussersten enden
etwas purpurfärbicht. Das Holtz ist derb/
ohne äderlin/ lässet sich derohalben nicht wol

spalten/

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] Augen-
truͤßlein.
harte Truͤßlein auff den Augliedern/ ſo die
Artzt Grandinem nennen/ und wie eine Lin-
ſen in dem Auglied ohne Schmertzen ſtecket/
vertheilen und wegheben.

Brand
vom Buͤch-
ſen-pulver.

Zum Brand des Pulvers pflegt man ei-
nen ſuͤſſen Apffel im Breiten-wegerich-waſ-
ſer/ biß er wol weich wird/ zu ſieden/ darnach
ihn mit Milch zu einem Muß oder dicken
Brey gemacht/ warm uͤber den Schaden zu
legen.

Alle ſuͤſſen Aepffel/ ſonderlich aber die ſo
genannten Carpannier und Borßdorffer/
Miltzſucht.ſind in der Miltzſucht ſehr dienſtlich/ dan-
nenhero auch der auß dem außgepreßten und
gejohrenen Safft ſolcher Aepffeln gemachte
Wein ſonderbarlich den Miltzſuͤchtigen nutz-
lich iſt. Der Syrup aber/ ſo auß dieſem ge-
laͤutertem Safft mit Zucker gekocht wird/
wird ſehr geruͤhmet in Schwachheiten des
Ohnmacht
Hertzklopfẽ
Bangig-
keit.
Traurig-
keit.
Hertzens/ Ohnmachten/ Hertzklopffen/
Bangigkeiten/ welche von Traurigkeit und
Kummer herꝛuͤhren; offt davon loͤffel-weiß
eingenommen. Wenn man aber die außerle-
ſenen Senna-blaͤtter in dieſem Syrup ein-
weichet und kochet/ ſo gibt es eine ſehr liebli-
che und anmuͤthige Purgierung ab/ fuͤr die
Melancholiſchen und Miltzſuͤchtigen/ wie
auch fuͤr andere ſo wohl junge als alte Leut/
ſonderlich wenn man zugleich unter dem ko-
chen ein wenig Zimmet/ oder Gewuͤrtz-naͤ-
gelein dazu wirfft.

Deſtillirte
Waſſer
auß faulen
ſuͤſſen
Aepffeln.
Gifftige
Geſchwaͤr.
Heiſſer uñ
kaller
Brand.

Auß den faulen ſuͤſſen Aepffeln kan man
ein geiſtreich Waſſer durch die deſtillation
außziehen/ welches wegen ſeines verborge-
nen fluͤchtigen temperirten Saltzes in aller-
hand aͤuſſerlichen Zuſtaͤnden/ ſonderlich aber
in boͤſen gifftigen Geſchwaͤren/ allerhand
Brand/ ja auch in dem heiſſen und kalten
Brand/ ein herꝛliches Mittel iſt/ wenn es in
zarten Tuͤchern warm offt uͤbergeſchlagen
wird. Ja wenn man das wohl verſuͤßte
Queckſilber/ (Mercurium dulcem)) oder einen
guten Bley-zucker (Saccharum Saturni) in di-
ſem Waſſer zerlaſſe[t]/ iſt es ein treffliches
Umb ſich
freſſende
Geſchwaͤr.
Krebs-
ſchaden.
Artzney-mittel in allen umb ſich freſſenden
garſtigen Geſchwaͤren/ auch in dem Krebs
ſelbſten/ wenn man ein vierfaches zartes
Tuch offt darinnen naß machet/ und warm
uͤberſchlaget. Wird von unterſchiedlichen
Wundartzten fuͤr ein Geheimnuß gehalten.

Faule Aepffel geſchaͤlet/ und die Kernen
ſamt ihren Huͤlßlein davon gethan/ den reſt
in neuem Schmaltz mit ein wenig Schmeer
geroͤſtet/ und zwiſchen einem doppelten Tuch
Geſchwol-
lene Bruͤſt.
Geſchwaͤr
der Bruͤſtẽ.
uͤber geſchwollene Bruͤſt geleget/ zertheilet
ſie/ oder ziehet ſie bald auff. Wenn ſie offen
ſind/ thue ein wenig Honig dazu/ ſo reinigen
ſie/ und heilen bald zu.

Aepffel-
ſchnitze ein-
zumachen.

Man pfleget duͤnne Aepffel-ſchnitzlein
auff folgende weiß einzumachen. Nemmet
die ſchoͤnſten Aepffel/ ſchaͤlet ſie/ und ſchnei-
det ſie auff/ und werffet ſie in kalt Waſſer.
Zu jedem Pfund Aepffel nehmet ein Pfund
Zucker/ und ein Noͤſel Waſſer/ davon ma-
chet einen Syrup: Darnach ſchuͤttet die
kurtz-ſtielichte Aepffel ab vom Waſſer/ und
ſchuͤttet ſie in den Syrup. Wenn ſie begin-
nen klar zu werden/ thut welche duͤnne Ci-
tronen-ſchnitte/ und etliche Pomerantzen-
ſtuͤcklein darein. Zu jedem Pfund der Apffel
thut den Safft einer Limonien und zweyer
[Spaltenumbruch] Pomerantzen/ darnach laßts ſieden/ und he-
bet ſie in Glaͤſern mit fleiß auff/ und zwi-
ſchen jedem Satz leget eine Citronen- und
Pomerantzen-ſchnitten/ biß auffs hoͤchſte:
machet darnach den Syrup heiß/ und gieſ-
ſet ihn daruͤber. Jſt eine koͤſtliche Hertz-er-
labung fuͤr die Krancken/ und ein delicateſſe
fuͤr das geſunde Frauenzimmer.



CAPUT II.
[Abbildung] Birnbaum. Pyrus.
Namen.

BIrnbaum heißt Griechiſch [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]
Lateiniſch/ Pyrus. Jtalianiſch/ Pero,
Peraro.
Frantzoͤſiſch/ Poirier. Spa-
niſch/ Peral. Engliſch/ Pearetree. Daͤniſch/
Peretroe. Niderlaͤndiſch/ Peerboom.

Birn heiſt Griechiſch [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/
Pyrum. Jtaliaͤniſch/ Pera. Frantzoͤſiſch/ Poi-
re.
Spaniſch/ Pera. Engliſch/ Peare.
Daͤniſch/ Peere. Niderlaͤndiſch/ Pere/
Peyre/ Peere.

Geſtalt und Geſchlecht.

Der Birnbaum mag under die groſſen
Baͤume gezehlt werden/ denn er viel hoͤher
wachßt als der Apffelbaum. Auß dem ſtam̃e
ſproſſen herfuͤr groſſe/ dicke/ lange und brei-
te/ jedoch mehr in die hoͤche ſich ſtreckende
aͤſte/ mit breiten/ ſteiffen/ geſpitzten/ unzer-
kerbten blaͤtteren/ welche an langlichten ſtie-
lein hangen/ und oben auff glatt/ und glaͤn-
tzicht/ unden aber rauch und weißlicht ſind.
Die Rinde iſt dick/ runtzelt und roht-
ſchwartz. Die Wurtzeln ſtecken tieff in der
Erden/ ſind ſtarck/ und roͤhtlicht. Die
Bluͤht iſt fuͤnff-blaͤttig und weiß/ wie in den
Aepffeln/ zuweilen an den auſſerſten enden
etwas purpurfaͤrbicht. Das Holtz iſt derb/
ohne aͤderlin/ laͤſſet ſich derohalben nicht wol

ſpalten/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0023" n="7"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Baum- und Staud-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</hi></fw><lb/><cb/><note place="left">Augen-<lb/>
tru&#x0364;ßlein.</note>harte Tru&#x0364;ßlein auff den Augliedern/ &#x017F;o die<lb/>
Artzt <hi rendition="#aq">Grandinem</hi> nennen/ und wie eine Lin-<lb/>
&#x017F;en in dem Auglied ohne Schmertzen &#x017F;tecket/<lb/>
vertheilen und wegheben.</p><lb/>
            <note place="left">Brand<lb/>
vom Bu&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;en-pulver.</note>
            <p>Zum Brand des Pulvers pflegt man ei-<lb/>
nen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Apffel im Breiten-wegerich-wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er/ biß er wol weich wird/ zu &#x017F;ieden/ darnach<lb/>
ihn mit Milch zu einem Muß oder dicken<lb/>
Brey gemacht/ warm u&#x0364;ber den Schaden zu<lb/>
legen.</p><lb/>
            <p>Alle &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Aepffel/ &#x017F;onderlich aber die &#x017F;o<lb/>
genannten Carpannier und Borßdorffer/<lb/><note place="left">Miltz&#x017F;ucht.</note>&#x017F;ind in der Miltz&#x017F;ucht &#x017F;ehr dien&#x017F;tlich/ dan-<lb/>
nenhero auch der auß dem außgepreßten und<lb/>
gejohrenen Safft &#x017F;olcher Aepffeln gemachte<lb/>
Wein &#x017F;onderbarlich den Miltz&#x017F;u&#x0364;chtigen nutz-<lb/>
lich i&#x017F;t. Der Syrup aber/ &#x017F;o auß die&#x017F;em ge-<lb/>
la&#x0364;utertem Safft mit Zucker gekocht wird/<lb/>
wird &#x017F;ehr geru&#x0364;hmet in Schwachheiten des<lb/><note place="left">Ohnmacht<lb/>
Hertzklopf&#x1EBD;<lb/>
Bangig-<lb/>
keit.<lb/>
Traurig-<lb/>
keit.</note>Hertzens/ Ohnmachten/ Hertzklopffen/<lb/>
Bangigkeiten/ welche von Traurigkeit und<lb/>
Kummer her&#xA75B;u&#x0364;hren; offt davon lo&#x0364;ffel-weiß<lb/>
eingenommen. Wenn man aber die außerle-<lb/>
&#x017F;enen Senna-bla&#x0364;tter in die&#x017F;em Syrup ein-<lb/>
weichet und kochet/ &#x017F;o gibt es eine &#x017F;ehr liebli-<lb/>
che und anmu&#x0364;thige Purgierung ab/ fu&#x0364;r die<lb/>
Melancholi&#x017F;chen und Miltz&#x017F;u&#x0364;chtigen/ wie<lb/>
auch fu&#x0364;r andere &#x017F;o wohl junge als alte Leut/<lb/>
&#x017F;onderlich wenn man zugleich unter dem ko-<lb/>
chen ein wenig Zimmet/ oder Gewu&#x0364;rtz-na&#x0364;-<lb/>
gelein dazu wirfft.</p><lb/>
            <note place="left">De&#x017F;tillirte<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
auß faulen<lb/>
&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Aepffeln.<lb/>
Gifftige<lb/>
Ge&#x017F;chwa&#x0364;r.<lb/>
Hei&#x017F;&#x017F;er uñ<lb/>
kaller<lb/>
Brand.</note>
            <p>Auß den faulen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Aepffeln kan man<lb/>
ein gei&#x017F;treich Wa&#x017F;&#x017F;er durch die <hi rendition="#aq">de&#x017F;tillation</hi><lb/>
außziehen/ welches wegen &#x017F;eines verborge-<lb/>
nen flu&#x0364;chtigen temperirten Saltzes in aller-<lb/>
hand a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Zu&#x017F;ta&#x0364;nden/ &#x017F;onderlich aber<lb/>
in bo&#x0364;&#x017F;en gifftigen Ge&#x017F;chwa&#x0364;ren/ allerhand<lb/>
Brand/ ja auch in dem hei&#x017F;&#x017F;en und kalten<lb/>
Brand/ ein her&#xA75B;liches Mittel i&#x017F;t/ wenn es in<lb/>
zarten Tu&#x0364;chern warm offt u&#x0364;berge&#x017F;chlagen<lb/>
wird. Ja wenn man das wohl ver&#x017F;u&#x0364;ßte<lb/>
Queck&#x017F;ilber/ <hi rendition="#aq">(Mercurium dulcem)</hi>) oder einen<lb/>
guten Bley-zucker <hi rendition="#aq">(Saccharum Saturni)</hi> in di-<lb/>
&#x017F;em Wa&#x017F;&#x017F;er zerla&#x017F;&#x017F;e<supplied>t</supplied>/ i&#x017F;t es ein treffliches<lb/><note place="left">Umb &#x017F;ich<lb/>
fre&#x017F;&#x017F;ende<lb/>
Ge&#x017F;chwa&#x0364;r.<lb/>
Krebs-<lb/>
&#x017F;chaden.</note>Artzney-mittel in allen umb &#x017F;ich fre&#x017F;&#x017F;enden<lb/>
gar&#x017F;tigen Ge&#x017F;chwa&#x0364;ren/ auch in dem Krebs<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten/ wenn man ein vierfaches zartes<lb/>
Tuch offt darinnen naß machet/ und warm<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;chlaget. Wird von unter&#x017F;chiedlichen<lb/>
Wundartzten fu&#x0364;r ein Geheimnuß gehalten.</p><lb/>
            <p>Faule Aepffel ge&#x017F;cha&#x0364;let/ und die Kernen<lb/>
&#x017F;amt ihren Hu&#x0364;lßlein davon gethan/ den re&#x017F;t<lb/>
in neuem Schmaltz mit ein wenig Schmeer<lb/>
gero&#x0364;&#x017F;tet/ und zwi&#x017F;chen einem doppelten Tuch<lb/><note place="left">Ge&#x017F;chwol-<lb/>
lene Bru&#x0364;&#x017F;t.<lb/>
Ge&#x017F;chwa&#x0364;r<lb/>
der Bru&#x0364;&#x017F;t&#x1EBD;.</note>u&#x0364;ber ge&#x017F;chwollene Bru&#x0364;&#x017F;t geleget/ zertheilet<lb/>
&#x017F;ie/ oder ziehet &#x017F;ie bald auff. Wenn &#x017F;ie offen<lb/>
&#x017F;ind/ thue ein wenig Honig dazu/ &#x017F;o reinigen<lb/>
&#x017F;ie/ und heilen bald zu.</p><lb/>
            <note place="left">Aepffel-<lb/>
&#x017F;chnitze ein-<lb/>
zumachen.</note>
            <p>Man pfleget du&#x0364;nne Aepffel-&#x017F;chnitzlein<lb/>
auff folgende weiß einzumachen. Nemmet<lb/>
die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Aepffel/ &#x017F;cha&#x0364;let &#x017F;ie/ und &#x017F;chnei-<lb/>
det &#x017F;ie auff/ und werffet &#x017F;ie in kalt Wa&#x017F;&#x017F;er.<lb/>
Zu jedem Pfund Aepffel nehmet ein Pfund<lb/>
Zucker/ und ein No&#x0364;&#x017F;el Wa&#x017F;&#x017F;er/ davon ma-<lb/>
chet einen Syrup: Darnach &#x017F;chu&#x0364;ttet die<lb/>
kurtz-&#x017F;tielichte Aepffel ab vom Wa&#x017F;&#x017F;er/ und<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;ttet &#x017F;ie in den Syrup. Wenn &#x017F;ie begin-<lb/>
nen klar zu werden/ thut welche du&#x0364;nne Ci-<lb/>
tronen-&#x017F;chnitte/ und etliche Pomerantzen-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;cklein darein. Zu jedem Pfund der Apffel<lb/>
thut den Safft einer Limonien und zweyer<lb/><cb/>
Pomerantzen/ darnach laßts &#x017F;ieden/ und he-<lb/>
bet &#x017F;ie in Gla&#x0364;&#x017F;ern mit fleiß auff/ und zwi-<lb/>
&#x017F;chen jedem Satz leget eine Citronen- und<lb/>
Pomerantzen-&#x017F;chnitten/ biß auffs ho&#x0364;ch&#x017F;te:<lb/>
machet darnach den Syrup heiß/ und gie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;et ihn daru&#x0364;ber. J&#x017F;t eine ko&#x0364;&#x017F;tliche Hertz-er-<lb/>
labung fu&#x0364;r die Krancken/ und ein <hi rendition="#aq">delicate&#x017F;&#x017F;e</hi><lb/>
fu&#x0364;r das ge&#x017F;unde Frauenzimmer.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT II</hi>.</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Birnbaum.</hi> <hi rendition="#aq">Pyrus.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">B</hi>Irnbaum heißt Griechi&#x017F;ch <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign><lb/>
Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Pyrus.</hi> Jtaliani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Pero,<lb/>
Peraro.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Poirier.</hi> Spa-<lb/>
ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Peral.</hi> Engli&#x017F;ch/ Pearetree. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/<lb/>
Peretroe. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Peerboom.</p><lb/>
            <p>Birn hei&#x017F;t Griechi&#x017F;ch <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Pyrum.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Pera.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Poi-<lb/>
re.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Pera.</hi> Engli&#x017F;ch/ Peare.<lb/>
Da&#x0364;ni&#x017F;ch/ Peere. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Pere/<lb/>
Peyre/ Peere.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;talt und Ge&#x017F;chlecht.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Birnbaum mag under die gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ba&#x0364;ume gezehlt werden/ denn er viel ho&#x0364;her<lb/>
wachßt als der Apffelbaum. Auß dem &#x017F;tam&#x0303;e<lb/>
&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en herfu&#x0364;r gro&#x017F;&#x017F;e/ dicke/ lange und brei-<lb/>
te/ jedoch mehr in die ho&#x0364;che &#x017F;ich &#x017F;treckende<lb/>
a&#x0364;&#x017F;te/ mit breiten/ &#x017F;teiffen/ ge&#x017F;pitzten/ unzer-<lb/>
kerbten bla&#x0364;tteren/ welche an langlichten &#x017F;tie-<lb/>
lein hangen/ und oben auff glatt/ und gla&#x0364;n-<lb/>
tzicht/ unden aber rauch und weißlicht &#x017F;ind.<lb/>
Die Rinde i&#x017F;t dick/ runtzelt und roht-<lb/>
&#x017F;chwartz. Die Wurtzeln &#x017F;tecken tieff in der<lb/>
Erden/ &#x017F;ind &#x017F;tarck/ und ro&#x0364;htlicht. Die<lb/>
Blu&#x0364;ht i&#x017F;t fu&#x0364;nff-bla&#x0364;ttig und weiß/ wie in den<lb/>
Aepffeln/ zuweilen an den au&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten enden<lb/>
etwas purpurfa&#x0364;rbicht. Das Holtz i&#x017F;t derb/<lb/>
ohne a&#x0364;derlin/ la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich derohalben nicht wol<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;palten/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0023] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. harte Truͤßlein auff den Augliedern/ ſo die Artzt Grandinem nennen/ und wie eine Lin- ſen in dem Auglied ohne Schmertzen ſtecket/ vertheilen und wegheben. Augen- truͤßlein. Zum Brand des Pulvers pflegt man ei- nen ſuͤſſen Apffel im Breiten-wegerich-waſ- ſer/ biß er wol weich wird/ zu ſieden/ darnach ihn mit Milch zu einem Muß oder dicken Brey gemacht/ warm uͤber den Schaden zu legen. Alle ſuͤſſen Aepffel/ ſonderlich aber die ſo genannten Carpannier und Borßdorffer/ ſind in der Miltzſucht ſehr dienſtlich/ dan- nenhero auch der auß dem außgepreßten und gejohrenen Safft ſolcher Aepffeln gemachte Wein ſonderbarlich den Miltzſuͤchtigen nutz- lich iſt. Der Syrup aber/ ſo auß dieſem ge- laͤutertem Safft mit Zucker gekocht wird/ wird ſehr geruͤhmet in Schwachheiten des Hertzens/ Ohnmachten/ Hertzklopffen/ Bangigkeiten/ welche von Traurigkeit und Kummer herꝛuͤhren; offt davon loͤffel-weiß eingenommen. Wenn man aber die außerle- ſenen Senna-blaͤtter in dieſem Syrup ein- weichet und kochet/ ſo gibt es eine ſehr liebli- che und anmuͤthige Purgierung ab/ fuͤr die Melancholiſchen und Miltzſuͤchtigen/ wie auch fuͤr andere ſo wohl junge als alte Leut/ ſonderlich wenn man zugleich unter dem ko- chen ein wenig Zimmet/ oder Gewuͤrtz-naͤ- gelein dazu wirfft. Miltzſucht. Ohnmacht Hertzklopfẽ Bangig- keit. Traurig- keit. Auß den faulen ſuͤſſen Aepffeln kan man ein geiſtreich Waſſer durch die deſtillation außziehen/ welches wegen ſeines verborge- nen fluͤchtigen temperirten Saltzes in aller- hand aͤuſſerlichen Zuſtaͤnden/ ſonderlich aber in boͤſen gifftigen Geſchwaͤren/ allerhand Brand/ ja auch in dem heiſſen und kalten Brand/ ein herꝛliches Mittel iſt/ wenn es in zarten Tuͤchern warm offt uͤbergeſchlagen wird. Ja wenn man das wohl verſuͤßte Queckſilber/ (Mercurium dulcem)) oder einen guten Bley-zucker (Saccharum Saturni) in di- ſem Waſſer zerlaſſet/ iſt es ein treffliches Artzney-mittel in allen umb ſich freſſenden garſtigen Geſchwaͤren/ auch in dem Krebs ſelbſten/ wenn man ein vierfaches zartes Tuch offt darinnen naß machet/ und warm uͤberſchlaget. Wird von unterſchiedlichen Wundartzten fuͤr ein Geheimnuß gehalten. Umb ſich freſſende Geſchwaͤr. Krebs- ſchaden. Faule Aepffel geſchaͤlet/ und die Kernen ſamt ihren Huͤlßlein davon gethan/ den reſt in neuem Schmaltz mit ein wenig Schmeer geroͤſtet/ und zwiſchen einem doppelten Tuch uͤber geſchwollene Bruͤſt geleget/ zertheilet ſie/ oder ziehet ſie bald auff. Wenn ſie offen ſind/ thue ein wenig Honig dazu/ ſo reinigen ſie/ und heilen bald zu. Geſchwol- lene Bruͤſt. Geſchwaͤr der Bruͤſtẽ. Man pfleget duͤnne Aepffel-ſchnitzlein auff folgende weiß einzumachen. Nemmet die ſchoͤnſten Aepffel/ ſchaͤlet ſie/ und ſchnei- det ſie auff/ und werffet ſie in kalt Waſſer. Zu jedem Pfund Aepffel nehmet ein Pfund Zucker/ und ein Noͤſel Waſſer/ davon ma- chet einen Syrup: Darnach ſchuͤttet die kurtz-ſtielichte Aepffel ab vom Waſſer/ und ſchuͤttet ſie in den Syrup. Wenn ſie begin- nen klar zu werden/ thut welche duͤnne Ci- tronen-ſchnitte/ und etliche Pomerantzen- ſtuͤcklein darein. Zu jedem Pfund der Apffel thut den Safft einer Limonien und zweyer Pomerantzen/ darnach laßts ſieden/ und he- bet ſie in Glaͤſern mit fleiß auff/ und zwi- ſchen jedem Satz leget eine Citronen- und Pomerantzen-ſchnitten/ biß auffs hoͤchſte: machet darnach den Syrup heiß/ und gieſ- ſet ihn daruͤber. Jſt eine koͤſtliche Hertz-er- labung fuͤr die Krancken/ und ein delicateſſe fuͤr das geſunde Frauenzimmer. CAPUT II. [Abbildung Birnbaum. Pyrus. ] Namen. BIrnbaum heißt Griechiſch _ Lateiniſch/ Pyrus. Jtalianiſch/ Pero, Peraro. Frantzoͤſiſch/ Poirier. Spa- niſch/ Peral. Engliſch/ Pearetree. Daͤniſch/ Peretroe. Niderlaͤndiſch/ Peerboom. Birn heiſt Griechiſch _. Lateiniſch/ Pyrum. Jtaliaͤniſch/ Pera. Frantzoͤſiſch/ Poi- re. Spaniſch/ Pera. Engliſch/ Peare. Daͤniſch/ Peere. Niderlaͤndiſch/ Pere/ Peyre/ Peere. Geſtalt und Geſchlecht. Der Birnbaum mag under die groſſen Baͤume gezehlt werden/ denn er viel hoͤher wachßt als der Apffelbaum. Auß dem ſtam̃e ſproſſen herfuͤr groſſe/ dicke/ lange und brei- te/ jedoch mehr in die hoͤche ſich ſtreckende aͤſte/ mit breiten/ ſteiffen/ geſpitzten/ unzer- kerbten blaͤtteren/ welche an langlichten ſtie- lein hangen/ und oben auff glatt/ und glaͤn- tzicht/ unden aber rauch und weißlicht ſind. Die Rinde iſt dick/ runtzelt und roht- ſchwartz. Die Wurtzeln ſtecken tieff in der Erden/ ſind ſtarck/ und roͤhtlicht. Die Bluͤht iſt fuͤnff-blaͤttig und weiß/ wie in den Aepffeln/ zuweilen an den auſſerſten enden etwas purpurfaͤrbicht. Das Holtz iſt derb/ ohne aͤderlin/ laͤſſet ſich derohalben nicht wol ſpalten/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/23
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/23>, abgerufen am 30.04.2024.