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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
einander auß der Stuben in die angewiesene Kam-
mern/ allwo sich der Printz mit Klingenfeld noch über
ein und anders befragte/ hernach aber schlieffen sie
ein/ und genossen der angenehmen Ruhe/ biß ihnen
am folgenden Morgen die Sonne durch ihre Strah-
len muntere Augen machete. Am folgenden Tage/
als unsere Compagnie sich den Federn allbereits ent-
nommen/ da kamen allererst die Jenige/ welche den
vorigen Abend diese Herberge bestellet hatten/ nach-
dem also der Printz den Gastgeber befriediget/ ließ er
dem Cerebacchio ein Pferd langen/ und also setzten
sie sich mit einander auf/ und erreichten die Stadt
Padua in anderhalb Stunden ohne einigen Anstoß.

Das XX. Capitul/

Ein schlechter Candidatus. Ein Schweitzer discurriret/ daß
manchmahl schlechte Leute zu Magistern/ Licentiaten und Doctoren
promovirt werden/ wider die Lehre und Regel der Alten.

SO bald sie zum Thor hinein kamen/ erblicketen
sie einen starcken Zulauff von Menschen/ und
als sie forscheten/ was solcher zu bedeuten hät-
te/ ward ihnen angezeiget/ daß ein Teutscher auf den
Catheder steigen wolte/ um ein Doctor Medicinae zu
werden. Sie blieben demnach nicht lange in der Her-
berge/ sondern giengen mit einander nach dem grossen
Collegio, und höreten den Teutschen Medicum dispu-
ti
ren/ der aber so schlecht bestund/ daß man ihn an ei-
nem andern Ort unmöglich würde angenommen ha-
ben/ dann er wuste kein Latein herfür zu bringen/ son-
dern sprach lauter gebrochen Jtaliänisch/ war auch
in der Medicin weniger beschlagen/ als ein Roßkamm.
Dannenhero wolten sie sich nicht länger an seiner
Disputation ärgern/ sondern giengen wieder nach ih-
rer Herberge/ und bestelleten eine gute Mahlzeit. Es
kamen bald hernach etliche Studenten/ und als sie

den

Deß Academiſchen
einander auß der Stuben in die angewieſene Kam-
mern/ allwo ſich der Printz mit Klingenfeld noch uͤber
ein und anders befragte/ hernach aber ſchlieffen ſie
ein/ und genoſſen der angenehmen Ruhe/ biß ihnen
am folgenden Morgen die Sonne durch ihre Strah-
len muntere Augen machete. Am folgenden Tage/
als unſere Compagnie ſich den Federn allbereits ent-
nommen/ da kamen allererſt die Jenige/ welche den
vorigen Abend dieſe Herberge beſtellet hatten/ nach-
dem alſo der Printz den Gaſtgeber befriediget/ ließ er
dem Cerebacchio ein Pferd langen/ und alſo ſetzten
ſie ſich mit einander auf/ und erreichten die Stadt
Padua in anderhalb Stunden ohne einigen Anſtoß.

Das XX. Capitul/

Ein ſchlechter Candidatus. Ein Schweitzer diſcurriret/ daß
manchmahl ſchlechte Leute zu Magiſtern/ Licentiaten und Doctoren
promovirt werden/ wider die Lehre und Regel der Alten.

SO bald ſie zum Thor hinein kamen/ erblicketen
ſie einen ſtarcken Zulauff von Menſchen/ und
als ſie forſcheten/ was ſolcher zu bedeuten haͤt-
te/ ward ihnen angezeiget/ daß ein Teutſcher auf den
Catheder ſteigen wolte/ um ein Doctor Medicinæ zu
werden. Sie blieben demnach nicht lange in der Her-
berge/ ſondern giengen mit einander nach dem groſſen
Collegio, und hoͤreten den Teutſchen Medicum diſpu-
ti
ren/ der aber ſo ſchlecht beſtund/ daß man ihn an ei-
nem andern Ort unmoͤglich wuͤrde angenommen ha-
ben/ dann er wuſte kein Latein herfuͤr zu bringen/ ſon-
dern ſprach lauter gebrochen Jtaliaͤniſch/ war auch
in der Medicin weniger beſchlagen/ als ein Roßkam̃.
Dannenhero wolten ſie ſich nicht laͤnger an ſeiner
Diſputation aͤrgern/ ſondern giengen wieder nach ih-
rer Herberge/ und beſtelleten eine gute Mahlzeit. Es
kamen bald hernach etliche Studenten/ und als ſie

den
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[224/0236] Deß Academiſchen einander auß der Stuben in die angewieſene Kam- mern/ allwo ſich der Printz mit Klingenfeld noch uͤber ein und anders befragte/ hernach aber ſchlieffen ſie ein/ und genoſſen der angenehmen Ruhe/ biß ihnen am folgenden Morgen die Sonne durch ihre Strah- len muntere Augen machete. Am folgenden Tage/ als unſere Compagnie ſich den Federn allbereits ent- nommen/ da kamen allererſt die Jenige/ welche den vorigen Abend dieſe Herberge beſtellet hatten/ nach- dem alſo der Printz den Gaſtgeber befriediget/ ließ er dem Cerebacchio ein Pferd langen/ und alſo ſetzten ſie ſich mit einander auf/ und erreichten die Stadt Padua in anderhalb Stunden ohne einigen Anſtoß. Das XX. Capitul/ Ein ſchlechter Candidatus. Ein Schweitzer diſcurriret/ daß manchmahl ſchlechte Leute zu Magiſtern/ Licentiaten und Doctoren promovirt werden/ wider die Lehre und Regel der Alten. SO bald ſie zum Thor hinein kamen/ erblicketen ſie einen ſtarcken Zulauff von Menſchen/ und als ſie forſcheten/ was ſolcher zu bedeuten haͤt- te/ ward ihnen angezeiget/ daß ein Teutſcher auf den Catheder ſteigen wolte/ um ein Doctor Medicinæ zu werden. Sie blieben demnach nicht lange in der Her- berge/ ſondern giengen mit einander nach dem groſſen Collegio, und hoͤreten den Teutſchen Medicum diſpu- tiren/ der aber ſo ſchlecht beſtund/ daß man ihn an ei- nem andern Ort unmoͤglich wuͤrde angenommen ha- ben/ dann er wuſte kein Latein herfuͤr zu bringen/ ſon- dern ſprach lauter gebrochen Jtaliaͤniſch/ war auch in der Medicin weniger beſchlagen/ als ein Roßkam̃. Dannenhero wolten ſie ſich nicht laͤnger an ſeiner Diſputation aͤrgern/ ſondern giengen wieder nach ih- rer Herberge/ und beſtelleten eine gute Mahlzeit. Es kamen bald hernach etliche Studenten/ und als ſie den

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/236>, abgerufen am 26.04.2024.