Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
Liebe/ vnd bestehet in eytelreiner Liebe/ vnd wirdt bleiben in
alle Ewigkeit ein Leben der Liebe. Vnd mag die vnmeßliche
Philanthropia oder Menschen Liebe vnd Leutseligkeit vn-
sers Gottes an keinem Ding so prächtig vnd mächtig er-
kannt noch gespürt werden/ als am ewigen Leben/ dazu er
vns hat auß grosser Liebe geschaffen/ auß grosser Liebe er-
löst/ vnd auß grosser Liebe widergeborn/ vnd läßt es seyn ein
Leben der ewigen Liebe.

Von sechs großmächtigen Woltha-
ten Gottes/ damit er das ewige Le-
ben befördert.

SOlchs alles ist bald gesagt/ aber nicht alles
bald eyngenommen/ noch zu Hertzen gefasset. Dann
wir sind von Natur träg vnnd kalt zu glauben/ vnd
träg zu verstehen/ was von diesem hohen Geheimnuß/ auß
heyliger Göttlicher Schrifft/ kürtzlich angezogen vnd fürge-
tragen wirdt. Darvmb so wirs nit eylendt wöllen vberhüpf-Richtige Ord-
nung deß an-
dern Theils die-
ses Frewden-
Spiegels.

fen oder vberlauffen/ sondern mit Lust vnd Liebe fleissig be-
dencken/ so müssen wir sechs Wolthaten Gottes ordentlich
betrachten/ die hieher gehören/ vnd sie nach einander wol er-
wegen. Die erste Wolthat heißt die Schöpffung zum ewi-1.
gen Leben. Die ander wirdt genannt die Erlösung zum ewi-2.
gen Leben. Die dritte ist vnsere Widergeburt zum ewigen3.
Leben. Die vierdte ereygnet sich in der Gottseligen Christen4.
tödtlichem Abschiedvond Heymfahrt auß diesem Jammer-5.
thal/ in das himmlisch Vatterlandt. Die fünffte Wolthat
leuchtet vnd thut sich herfür in dem seligen vnnd frölichen
Zustandt der Außerwehlten Seelen bey Gott in seinem
Paradeiß/ Dar auff wirdt folgen die sechste vnd letzte Wol-6.
that/ nemlich die Aufferstehung vnser Leiber am jüngsten
Tag zum ewigen Leben.

Die
Y ij

Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
Liebe/ vnd beſtehet in eytelreiner Liebe/ vnd wirdt bleiben in
alle Ewigkeit ein Leben der Liebe. Vnd mag die vnmeßliche
Philanthropia oder Menſchen Liebe vnd Leutſeligkeit vn-
ſers Gottes an keinem Ding ſo prächtig vnd mächtig er-
kannt noch geſpürt werden/ als am ewigen Leben/ dazu er
vns hat auß groſſer Liebe geſchaffen/ auß groſſer Liebe er-
löſt/ vnd auß groſſer Liebe widergeborn/ vnd läßt es ſeyn ein
Leben der ewigen Liebe.

Von ſechs großmächtigen Woltha-
ten Gottes/ damit er das ewige Le-
ben befördert.

SOlchs alles iſt bald geſagt/ aber nicht alles
bald eyngenommen/ noch zu Hertzen gefaſſet. Dann
wir ſind von Natur träg vnnd kalt zu glauben/ vnd
träg zu verſtehen/ was von dieſem hohen Geheimnuß/ auß
heyliger Göttlicher Schrifft/ kürtzlich angezogen vnd fürge-
tragen wirdt. Darvmb ſo wirs nit eylendt wöllen vberhüpf-Richtige Ord-
nung deß an-
dern Theils die-
ſes Frewden-
Spiegels.

fen oder vberlauffen/ ſondern mit Luſt vnd Liebe fleiſſig be-
dencken/ ſo müſſen wir ſechs Wolthaten Gottes ordentlich
betrachten/ die hieher gehören/ vnd ſie nach einander wol er-
wegen. Die erſte Wolthat heißt die Schöpffung zum ewi-1.
gen Leben. Die ander wirdt genannt die Erlöſung zum ewi-2.
gen Leben. Die dritte iſt vnſere Widergeburt zum ewigen3.
Leben. Die vierdte ereygnet ſich in der Gottſeligen Chriſten4.
tödtlichem Abſchiedvond Heymfahrt auß dieſem Jammer-5.
thal/ in das him̃liſch Vatterlandt. Die fünffte Wolthat
leuchtet vnd thut ſich herfür in dem ſeligen vnnd frölichen
Zuſtandt der Außerwehlten Seelen bey Gott in ſeinem
Paradeiß/ Dar auff wirdt folgen die ſechſte vnd letzte Wol-6.
that/ nemlich die Aufferſtehung vnſer Leiber am jüngſten
Tag zum ewigen Leben.

Die
Y ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0189" n="171"/><fw place="top" type="header">Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.</fw><lb/>
Liebe/ vnd be&#x017F;tehet in eytelreiner Liebe/ vnd wirdt bleiben in<lb/>
alle Ewigkeit ein Leben der Liebe. Vnd mag die vnmeßliche<lb/><hi rendition="#aq">Philanthropia</hi> oder Men&#x017F;chen Liebe vnd Leut&#x017F;eligkeit vn-<lb/>
&#x017F;ers Gottes an keinem Ding &#x017F;o prächtig vnd mächtig er-<lb/>
kannt noch ge&#x017F;pürt werden/ als am ewigen Leben/ dazu er<lb/>
vns hat auß gro&#x017F;&#x017F;er Liebe ge&#x017F;chaffen/ auß gro&#x017F;&#x017F;er Liebe er-<lb/>&#x017F;t/ vnd auß gro&#x017F;&#x017F;er Liebe widergeborn/ vnd läßt es &#x017F;eyn ein<lb/>
Leben der ewigen Liebe.</p><lb/>
          <div n="3">
            <head>Von &#x017F;echs großmächtigen Woltha-<lb/>
ten Gottes/ damit er das ewige Le-<lb/>
ben befördert.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>Olchs alles i&#x017F;t bald ge&#x017F;agt/ aber nicht alles<lb/>
bald eyngenommen/ noch zu Hertzen gefa&#x017F;&#x017F;et. Dann<lb/>
wir &#x017F;ind von Natur träg vnnd kalt zu glauben/ vnd<lb/>
träg zu ver&#x017F;tehen/ was von die&#x017F;em hohen Geheimnuß/ auß<lb/>
heyliger Göttlicher Schrifft/ kürtzlich angezogen vnd fürge-<lb/>
tragen wirdt. Darvmb &#x017F;o wirs nit eylendt wöllen vberhüpf-<note place="right">Richtige Ord-<lb/>
nung deß an-<lb/>
dern Theils die-<lb/>
&#x017F;es Frewden-<lb/>
Spiegels.</note><lb/>
fen oder vberlauffen/ &#x017F;ondern mit Lu&#x017F;t vnd Liebe flei&#x017F;&#x017F;ig be-<lb/>
dencken/ &#x017F;o mü&#x017F;&#x017F;en wir &#x017F;echs Wolthaten Gottes ordentlich<lb/>
betrachten/ die hieher gehören/ vnd &#x017F;ie nach einander wol er-<lb/>
wegen. Die er&#x017F;te Wolthat heißt die Schöpffung zum ewi-<note place="right">1.</note><lb/>
gen Leben. Die ander wirdt genannt die Erlö&#x017F;ung zum ewi-<note place="right">2.</note><lb/>
gen Leben. Die dritte i&#x017F;t vn&#x017F;ere Widergeburt zum ewigen<note place="right">3.</note><lb/>
Leben. Die vierdte ereygnet &#x017F;ich in der Gott&#x017F;eligen Chri&#x017F;ten<note place="right">4.</note><lb/>
tödtlichem Ab&#x017F;chiedvond Heymfahrt auß die&#x017F;em Jammer-<note place="right">5.</note><lb/>
thal/ in das him&#x0303;li&#x017F;ch Vatterlandt. Die fünffte Wolthat<lb/>
leuchtet vnd thut &#x017F;ich herfür in dem &#x017F;eligen vnnd frölichen<lb/>
Zu&#x017F;tandt der Außerwehlten Seelen bey Gott in &#x017F;einem<lb/>
Paradeiß/ Dar auff wirdt folgen die &#x017F;ech&#x017F;te vnd letzte Wol-<note place="right">6.</note><lb/>
that/ nemlich die Auffer&#x017F;tehung vn&#x017F;er Leiber am jüng&#x017F;ten<lb/>
Tag zum ewigen Leben.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">Y ij</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0189] Der Ander Theil deß Frewden Spiegels. Liebe/ vnd beſtehet in eytelreiner Liebe/ vnd wirdt bleiben in alle Ewigkeit ein Leben der Liebe. Vnd mag die vnmeßliche Philanthropia oder Menſchen Liebe vnd Leutſeligkeit vn- ſers Gottes an keinem Ding ſo prächtig vnd mächtig er- kannt noch geſpürt werden/ als am ewigen Leben/ dazu er vns hat auß groſſer Liebe geſchaffen/ auß groſſer Liebe er- löſt/ vnd auß groſſer Liebe widergeborn/ vnd läßt es ſeyn ein Leben der ewigen Liebe. Von ſechs großmächtigen Woltha- ten Gottes/ damit er das ewige Le- ben befördert. SOlchs alles iſt bald geſagt/ aber nicht alles bald eyngenommen/ noch zu Hertzen gefaſſet. Dann wir ſind von Natur träg vnnd kalt zu glauben/ vnd träg zu verſtehen/ was von dieſem hohen Geheimnuß/ auß heyliger Göttlicher Schrifft/ kürtzlich angezogen vnd fürge- tragen wirdt. Darvmb ſo wirs nit eylendt wöllen vberhüpf- fen oder vberlauffen/ ſondern mit Luſt vnd Liebe fleiſſig be- dencken/ ſo müſſen wir ſechs Wolthaten Gottes ordentlich betrachten/ die hieher gehören/ vnd ſie nach einander wol er- wegen. Die erſte Wolthat heißt die Schöpffung zum ewi- gen Leben. Die ander wirdt genannt die Erlöſung zum ewi- gen Leben. Die dritte iſt vnſere Widergeburt zum ewigen Leben. Die vierdte ereygnet ſich in der Gottſeligen Chriſten tödtlichem Abſchiedvond Heymfahrt auß dieſem Jammer- thal/ in das him̃liſch Vatterlandt. Die fünffte Wolthat leuchtet vnd thut ſich herfür in dem ſeligen vnnd frölichen Zuſtandt der Außerwehlten Seelen bey Gott in ſeinem Paradeiß/ Dar auff wirdt folgen die ſechſte vnd letzte Wol- that/ nemlich die Aufferſtehung vnſer Leiber am jüngſten Tag zum ewigen Leben. Richtige Ord- nung deß an- dern Theils die- ſes Frewden- Spiegels. 1. 2. 3. 4. 5. 6. Die Y ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/189
Zitationshilfe: Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/189>, abgerufen am 13.05.2024.