Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
im Hertzen/ dadurch wir Christum ergreiffen/ demsel-
bigen allein/ vnd sonst keinem andern Ding anhangen.
Welches Hertz nun einen solchen Glauben hat/ daß wir
für GOtt gerecht geschätzet werden/ vmb Christus wil-
len/ das hat seine rechte Gestalt nach Christo/ vnd ist jhm
ähnlich.

Wie dierechte
Gestalt deß
Zeugnuß zuge-
richtet wirdt.

Es wirdt aber solche Gestalt durch das Predigampt
zugerichtet/ wie er 1. Corinth. 4. saget: Jch habe euch gezeu-
get in Christo Jesu/ durchs Euangelium/ daß jhr Christum
erkannt/ vnd an jhn geglaubt habt. Jtem 1. Corinth. 3. Jhr
seydt ein Brieff Christi durchs Predigampt zubereitet/ vnd
durch vns geschrieben/ nicht mit Dinten/ sondern mit dem
Geist deß lebendigen Gottes. Denn da gehet das Wort auß
deß Apostels Munde/ vnd rühret die Hertzen der Zuhörer/
da ist denn der heylige Geist auch bey/ vnd machet/ daß das
Wort im Hertzen hafftet/ wie es gepredigt wirdt. Auff sol-
che Weise ist ein jeder Gottseliger Lehrer ein Vatter. Denn
er als durch das Predigampt zeuget vnd bereitet die rechte
Gestalt eines Christlichen Hertzens.

Formalis causa Regenerationis.
VII.

NVn kan man hierauß etlicher Massen erken-
nen/ vnd abnemmen causam Regenerationis forma-
lem, das ist/ die Widergeburt selbst/ wie nemlich
solch Werck zugehe/ vnd was es für ein Gestalt damit
habe.

Wie das gan-
tze Werck der
Widergeburt
eygentlich zuge-
he/ ist der Ver-
nunfft verborgen.
Johan. 3.

Wir kommen aber allhie recht zum Kern vnd Marck
dieses edlen hohen Geheimnuß/ da Nicodemus mit seiner
klugen Vernunfft vnd Gedancken sich nicht kan eynschi-
cken noch richten/ sondern hält es für ein vnmöglich
Ding/ daß ein Mensch soll widergeboren werden. Vnd

wenn

Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
im Hertzen/ dadurch wir Chriſtum ergreiffen/ demſel-
bigen allein/ vnd ſonſt keinem andern Ding anhangen.
Welches Hertz nun einen ſolchen Glauben hat/ daß wir
für GOtt gerecht geſchätzet werden/ vmb Chriſtus wil-
len/ das hat ſeine rechte Geſtalt nach Chriſto/ vnd iſt jhm
ähnlich.

Wie dierechte
Geſtalt deß
Zeugnuß zuge-
richtet wirdt.

Es wirdt aber ſolche Geſtalt durch das Predigampt
zugerichtet/ wie er 1. Corinth. 4. ſaget: Jch habe euch gezeu-
get in Chriſto Jeſu/ durchs Euangelium/ daß jhr Chriſtum
erkannt/ vnd an jhn geglaubt habt. Jtem 1. Corinth. 3. Jhr
ſeydt ein Brieff Chriſti durchs Predigampt zubereitet/ vnd
durch vns geſchrieben/ nicht mit Dinten/ ſondern mit dem
Geiſt deß lebendigen Gottes. Denn da gehet das Wort auß
deß Apoſtels Munde/ vnd rühret die Hertzen der Zuhörer/
da iſt denn der heylige Geiſt auch bey/ vnd machet/ daß das
Wort im Hertzen hafftet/ wie es gepredigt wirdt. Auff ſol-
che Weiſe iſt ein jeder Gottſeliger Lehrer ein Vatter. Denn
er als durch das Predigampt zeuget vnd bereitet die rechte
Geſtalt eines Chriſtlichen Hertzens.

Formalis cauſa Regenerationis.
VII.

NVn kan man hierauß etlicher Maſſen erken-
nen/ vnd abnemmen cauſam Regenerationis forma-
lem, das iſt/ die Widergeburt ſelbſt/ wie nemlich
ſolch Werck zugehe/ vnd was es für ein Geſtalt damit
habe.

Wie das gan-
tze Werck der
Widergeburt
eygentlich zuge-
he/ iſt der Ver-
nunfft verborgẽ.
Johan. 3.

Wir kommen aber allhie recht zum Kern vnd Marck
dieſes edlen hohen Geheimnuß/ da Nicodemus mit ſeiner
klugen Vernunfft vnd Gedancken ſich nicht kan eynſchi-
cken noch richten/ ſondern hält es für ein vnmöglich
Ding/ daß ein Menſch ſoll widergeboren werden. Vnd

wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0262" n="244"/><fw place="top" type="header">Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.</fw><lb/>
im Hertzen/ dadurch wir Chri&#x017F;tum ergreiffen/ dem&#x017F;el-<lb/>
bigen allein/ vnd &#x017F;on&#x017F;t keinem andern Ding anhangen.<lb/>
Welches Hertz nun einen &#x017F;olchen Glauben hat/ daß wir<lb/>
für GOtt gerecht ge&#x017F;chätzet werden/ vmb Chri&#x017F;tus wil-<lb/>
len/ das hat &#x017F;eine rechte Ge&#x017F;talt nach Chri&#x017F;to/ vnd i&#x017F;t jhm<lb/>
ähnlich.</p><lb/>
            <note place="left">Wie dierechte<lb/>
Ge&#x017F;talt deß<lb/>
Zeugnuß zuge-<lb/>
richtet wirdt.</note>
            <p>Es wirdt aber &#x017F;olche Ge&#x017F;talt durch das Predigampt<lb/>
zugerichtet/ wie er 1. Corinth. 4. &#x017F;aget: Jch habe euch gezeu-<lb/>
get in Chri&#x017F;to Je&#x017F;u/ durchs Euangelium/ daß jhr Chri&#x017F;tum<lb/>
erkannt/ vnd an jhn geglaubt habt. Jtem 1. Corinth. 3. Jhr<lb/>
&#x017F;eydt ein Brieff Chri&#x017F;ti durchs Predigampt zubereitet/ vnd<lb/>
durch vns ge&#x017F;chrieben/ nicht mit Dinten/ &#x017F;ondern mit dem<lb/>
Gei&#x017F;t deß lebendigen Gottes. Denn da gehet das Wort auß<lb/>
deß Apo&#x017F;tels Munde/ vnd rühret die Hertzen der Zuhörer/<lb/>
da i&#x017F;t denn der heylige Gei&#x017F;t auch bey/ vnd machet/ daß das<lb/>
Wort im Hertzen hafftet/ wie es gepredigt wirdt. Auff &#x017F;ol-<lb/>
che Wei&#x017F;e i&#x017F;t ein jeder Gott&#x017F;eliger Lehrer ein Vatter. Denn<lb/>
er als durch das Predigampt zeuget vnd bereitet die rechte<lb/>
Ge&#x017F;talt eines Chri&#x017F;tlichen Hertzens.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">Formalis cau&#x017F;a Regenerationis.</hi> </head><lb/>
            <note place="left"> <hi rendition="#aq">VII.</hi> </note>
            <p><hi rendition="#in">N</hi>Vn kan man hierauß etlicher Ma&#x017F;&#x017F;en erken-<lb/>
nen/ vnd abnemmen <hi rendition="#aq">cau&#x017F;am Regenerationis forma-<lb/>
lem,</hi> das i&#x017F;t/ die Widergeburt &#x017F;elb&#x017F;t/ wie nemlich<lb/>
&#x017F;olch Werck zugehe/ vnd was es für ein Ge&#x017F;talt damit<lb/>
habe.</p><lb/>
            <note place="left">Wie das gan-<lb/>
tze Werck der<lb/>
Widergeburt<lb/>
eygentlich zuge-<lb/>
he/ i&#x017F;t der Ver-<lb/>
nunfft verborg&#x1EBD;.<lb/>
Johan. 3.</note>
            <p>Wir kommen aber allhie recht zum Kern vnd Marck<lb/>
die&#x017F;es edlen hohen Geheimnuß/ da Nicodemus mit &#x017F;einer<lb/>
klugen Vernunfft vnd Gedancken &#x017F;ich nicht kan eyn&#x017F;chi-<lb/>
cken noch richten/ &#x017F;ondern hält es für ein vnmöglich<lb/>
Ding/ daß ein Men&#x017F;ch &#x017F;oll widergeboren werden. Vnd<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wenn</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0262] Der Ander Theil deß Frewden Spiegels. im Hertzen/ dadurch wir Chriſtum ergreiffen/ demſel- bigen allein/ vnd ſonſt keinem andern Ding anhangen. Welches Hertz nun einen ſolchen Glauben hat/ daß wir für GOtt gerecht geſchätzet werden/ vmb Chriſtus wil- len/ das hat ſeine rechte Geſtalt nach Chriſto/ vnd iſt jhm ähnlich. Es wirdt aber ſolche Geſtalt durch das Predigampt zugerichtet/ wie er 1. Corinth. 4. ſaget: Jch habe euch gezeu- get in Chriſto Jeſu/ durchs Euangelium/ daß jhr Chriſtum erkannt/ vnd an jhn geglaubt habt. Jtem 1. Corinth. 3. Jhr ſeydt ein Brieff Chriſti durchs Predigampt zubereitet/ vnd durch vns geſchrieben/ nicht mit Dinten/ ſondern mit dem Geiſt deß lebendigen Gottes. Denn da gehet das Wort auß deß Apoſtels Munde/ vnd rühret die Hertzen der Zuhörer/ da iſt denn der heylige Geiſt auch bey/ vnd machet/ daß das Wort im Hertzen hafftet/ wie es gepredigt wirdt. Auff ſol- che Weiſe iſt ein jeder Gottſeliger Lehrer ein Vatter. Denn er als durch das Predigampt zeuget vnd bereitet die rechte Geſtalt eines Chriſtlichen Hertzens. Formalis cauſa Regenerationis. NVn kan man hierauß etlicher Maſſen erken- nen/ vnd abnemmen cauſam Regenerationis forma- lem, das iſt/ die Widergeburt ſelbſt/ wie nemlich ſolch Werck zugehe/ vnd was es für ein Geſtalt damit habe. Wir kommen aber allhie recht zum Kern vnd Marck dieſes edlen hohen Geheimnuß/ da Nicodemus mit ſeiner klugen Vernunfft vnd Gedancken ſich nicht kan eynſchi- cken noch richten/ ſondern hält es für ein vnmöglich Ding/ daß ein Menſch ſoll widergeboren werden. Vnd wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/262
Zitationshilfe: Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/262>, abgerufen am 13.05.2024.