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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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man in der Welt thun muß, zu rechter Zeit thun
muß, oder daß es sonst wie nicht gethan ist.

§. 66.
Gottes Wort ist die Wahrheit.

So zielte jedes Wort, das er redte, dahin
seine Kinder durch feste Angewöhnung
an alles das, was sie einst seyn und können
müssen, zur wahren Weisheit des Lebens zu
führen, indem er mit jedem Wort in ihrem
Innern das Fundament zu derjenigen Gleich-
müthigkeit und Ruhe zu legen suchte, welche
der Mensch in allen Umständen des Lebens be-
sizen kann, wenn ihm die Beschwerlichkeiten
seiner Laufbahn früh zur andern Natur ge-
macht worden.

Und hier ist der Mittelpunkt des Unter-
schieds seiner Kinder Auferziehung und des
gewöhnlichen Unterrichts, den dieselbige unter
andern Schulmeistern geniessen.

Der Erfolg, mit welchem er arbeitete, über-
zeugte den Pfarrer von Bonnal schnell von der
Wichtigkeit dieses Unterschieds, und machte
auch ihn einsehen, daß aller wörtliche Unter-
richt, in so fern er wahre menschliche Weis-
heit, und das oberste Ziel dieser Weisheit wahre
menschliche Religion erzweken soll, den festen

man in der Welt thun muß, zu rechter Zeit thun
muß, oder daß es ſonſt wie nicht gethan iſt.

§. 66.
Gottes Wort iſt die Wahrheit.

So zielte jedes Wort, das er redte, dahin
ſeine Kinder durch feſte Angewoͤhnung
an alles das, was ſie einſt ſeyn und koͤnnen
muͤſſen, zur wahren Weisheit des Lebens zu
fuͤhren, indem er mit jedem Wort in ihrem
Innern das Fundament zu derjenigen Gleich-
muͤthigkeit und Ruhe zu legen ſuchte, welche
der Menſch in allen Umſtaͤnden des Lebens be-
ſizen kann, wenn ihm die Beſchwerlichkeiten
ſeiner Laufbahn fruͤh zur andern Natur ge-
macht worden.

Und hier iſt der Mittelpunkt des Unter-
ſchieds ſeiner Kinder Auferziehung und des
gewoͤhnlichen Unterrichts, den dieſelbige unter
andern Schulmeiſtern genieſſen.

Der Erfolg, mit welchem er arbeitete, uͤber-
zeugte den Pfarrer von Bonnal ſchnell von der
Wichtigkeit dieſes Unterſchieds, und machte
auch ihn einſehen, daß aller woͤrtliche Unter-
richt, in ſo fern er wahre menſchliche Weis-
heit, und das oberſte Ziel dieſer Weisheit wahre
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[296/0318] man in der Welt thun muß, zu rechter Zeit thun muß, oder daß es ſonſt wie nicht gethan iſt. §. 66. Gottes Wort iſt die Wahrheit. So zielte jedes Wort, das er redte, dahin ſeine Kinder durch feſte Angewoͤhnung an alles das, was ſie einſt ſeyn und koͤnnen muͤſſen, zur wahren Weisheit des Lebens zu fuͤhren, indem er mit jedem Wort in ihrem Innern das Fundament zu derjenigen Gleich- muͤthigkeit und Ruhe zu legen ſuchte, welche der Menſch in allen Umſtaͤnden des Lebens be- ſizen kann, wenn ihm die Beſchwerlichkeiten ſeiner Laufbahn fruͤh zur andern Natur ge- macht worden. Und hier iſt der Mittelpunkt des Unter- ſchieds ſeiner Kinder Auferziehung und des gewoͤhnlichen Unterrichts, den dieſelbige unter andern Schulmeiſtern genieſſen. Der Erfolg, mit welchem er arbeitete, uͤber- zeugte den Pfarrer von Bonnal ſchnell von der Wichtigkeit dieſes Unterſchieds, und machte auch ihn einſehen, daß aller woͤrtliche Unter- richt, in ſo fern er wahre menſchliche Weis- heit, und das oberſte Ziel dieſer Weisheit wahre menſchliche Religion erzweken ſoll, den feſten

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/318>, abgerufen am 26.04.2024.