Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] versehen/ den Roßzaum führt und regiert. Man schreibt zwar ins gemein/ Titus habe/ samt seinem Vatter/ zugleich triumphirt; alhie aber wird er vermuthlich aus dieser Ursach ohne einige Gesellschaft gesehen/ dieweil solcher Triumphbogen/ von dem Römischen Rath und Volck/ erst nach dessen Tod/ aufgerichtet worden. Im übrigen sind zu beschauen diejenige Rosse/ welche an ihrem Hals mit guldnen und Edelgestein-reichen Gehängen vortrefflich geschmücket waren; so deßwegen lunata monilia von Statio lib. IX. Thebaid. genennet wurden/ dieweil kleine Mondszeichen[Spaltenumbruch] daran hiengen; dergleichen Zierath auch an denen Renn-rossen/ so in Circensischen Schauspielen gebraucht wurden/ zu sehen: Zumal an denjenigen Steinen/ darein dergleichen Schauspiele zierlich angehauen sind; fürnemlich aber an denen mit vier Rossen wolbespannten Siegswägen der grün-gekleidten Renner; die mit Musiv-arbeit auf das schönste ausgemahlet/ und in der vortrefflichen Bibliothek des Hierosolymitanischen Patriarchen/ Herrn Camilli Maximi/ mit höchster Verwunderung gezeigt werden.

Friederichs Gonzagä/
Herzogen von Mantua/ Leibs-Schild. [Spaltenumbruch]

PLATTE H.H. DIeses kostbare Kleinod/ und kunstreicher Schild/ worauf folgende Historia von dem fürtrefflichen Julio Romano gemahlt/ ist in runder Form zu sehen/ und wegen der Leichte von vieler übereinander geleimter Leinwand gemacht/ und grau auf grau mit Oelfarben übermahlt/ daran alle Zierathen von Gold erscheinen; wurde ehedessen für eines der berühmtesten Raritäten des Hertzoglichen Cabinets zu Mantua in hohen Würden gehalten/ bis endlich Anno 1629. die Keyserl. Armee die Stadt Mantua mit stürmender Hand eingenommen/ da dann/ als alles den Soldaten preiß gelassen und ausgeplündert worden/ unter andern Vortrefflichkeiten auch dieser berühmte Schild dem Herrn Grafen Otto Heinrich Fuggern zu Theil/ und Lebens-lang in dessen Cabinet zu Augspurg aufbehalten/ nach selbiger Zeit aber/ vermittelst desselben Factorn/ Jonas Ombacht / mir überlassen worden. Als ich nun denselben bey meinen andern Kunst-Raritäten zu Amsterdam etliche Jahr lang/ zu meinem grossen Contento/ aufbehalten/ hat endlich der weltberühmte Kunst-Vatter/ Ihr Excell.Herr Graff von Arondel/ als welcher ein grosser Liebhaber und Kenner der Kunst gewesen/ und absonderlich viel von des Julii Romani Denckwürdigkeiten gehabt/ zu dieser Curiosität ein so grosses Belieben getragen/ daß Sie nicht von mir abgelassen/ bis Sie dasselbe eigenthümlich mit nacher Engeland bekommen. Was aber diese fürtreffliche und niemahl genug gepriesene Kunst-Arbeit für eine Historie repräsentiret/ dessen haben wir niemals können versichert seyn/ sondern unsere Meinung gehet dahin/ daß/ wie Julius Romanus bey Friderichen Gonzaga Hertzogen von Mantua in Dienste getretten/ allda er viel vortreffliche Wercke verfertiget/ wie wir im ersten Buch unserer Academi folio 113 und 114 mit mehrem gedacht/ habe er auch damahls diesen Schild [Spaltenumbruch] gemahlt/ und damit einen durch Apollo beförderten schweren Streit oder Krieg andeuten wollen/ welcher Apollo deßwegen seinen Sonnenwagen und Pferd-Lauff hemmet/ und dem Mars etwas ernstlich anbefiehlt/ der darauf mit aller Begierigkeit zum Streit eilet. Es ist alda zu sehen eine hefftig-erschrockene Weibsperson/ derer ihr Kind vom Leib entfällt/ und die auf ihren zu Erden ligenden geharnischten und kläglich-schreyenden Mann los gehet/ deme auch seiner Kriegs-Helden Einer durch schweren Steinwurff niderfällt/ wordurch auch der Seinen mehrere erbärmlich nidergelegt werden/ darunter das schöne verwundete nackende Weib in ihres Mannes Schoß verbleicht/ mit herzschmerzlicher Betraurung/ allem Ansehen nach/ ihres Vatters und Befreundten/ die auch hefftig weheklagend dabey erscheinen. Wir halten davor/ das obgedachte jammervolle Frauenbild/ samt deme von ihr fallenden sterbenden Kind/ bedeute eine fürnehme Provinz/ so gewaltthätig überfallen/ und dadurch ihres liebsten Theils/ als das sterbende Kindlein mit Fliegeln zu verstehen geben mag/ verlustigt worden/ vermittelst ihres Oberhaupts/ welcher durch Kriegsgewalt und einen harten Steinwurff/ woraus unterschiedliche Stücke Geldes fallen/ zu sehen/ und die einen heimlichen Betrug bedeuten mögen/ getödtet worden/ der den Verlust eines grossen Haupts/ oder auch einer ansehnlichen Provinz oder Stadt bemercken möchte. Die andere Figuren exprimiren die ins gemein sich ereignende Kriegs-Elenden und Trübseligkeiten; welches alles aber wir hiermit zu mehrer und besserer Auslegung dem vernünfftigen Leser selbst heimstellen wollen/ und dabey die Vortrefflichkeit dieser reifsinnigen Invention/ meisterhafften Zeichen-Kunst/ und Affecten-Ausbildung hiermit ans Liecht zu geben/ als ein besonders Modell/ für nützlichst und nöthigst gehalten haben.

[Spaltenumbruch] versehen/ den Roßzaum führt und regiert. Man schreibt zwar ins gemein/ Titus habe/ samt seinem Vatter/ zugleich triumphirt; alhie aber wird er vermuthlich aus dieser Ursach ohne einige Gesellschaft gesehen/ dieweil solcher Triumphbogen/ von dem Römischen Rath und Volck/ erst nach dessen Tod/ aufgerichtet worden. Im übrigen sind zu beschauen diejenige Rosse/ welche an ihrem Hals mit guldnen und Edelgestein-reichen Gehängen vortrefflich geschmücket waren; so deßwegen lunata monilia von Statio lib. IX. Thebaid. genennet wurden/ dieweil kleine Mondszeichen[Spaltenumbruch] daran hiengen; dergleichen Zierath auch an denen Renn-rossen/ so in Circensischen Schauspielen gebraucht wurden/ zu sehen: Zumal an denjenigen Steinen/ darein dergleichen Schauspiele zierlich angehauen sind; fürnemlich aber an denen mit vier Rossen wolbespannten Siegswägen der grün-gekleidten Renner; die mit Musiv-arbeit auf das schönste ausgemahlet/ und in der vortrefflichen Bibliothek des Hierosolymitanischen Patriarchen/ Herrn Camilli Maximi/ mit höchster Verwunderung gezeigt werden.

Friederichs Gonzagä/
Herzogen von Mantua/ Leibs-Schild. [Spaltenumbruch]

PLATTE H.H. DIeses kostbare Kleinod/ und kunstreicher Schild/ worauf folgende Historia von dem fürtrefflichen Julio Romano gemahlt/ ist in runder Form zu sehen/ und wegen der Leichte von vieler übereinander geleimter Leinwand gemacht/ und grau auf grau mit Oelfarben übermahlt/ daran alle Zierathen von Gold erscheinen; wurde ehedessen für eines der berühmtesten Raritäten des Hertzoglichen Cabinets zu Mantua in hohen Würden gehalten/ bis endlich Anno 1629. die Keyserl. Armee die Stadt Mantua mit stürmender Hand eingenommen/ da dann/ als alles den Soldaten preiß gelassen und ausgeplündert worden/ unter andern Vortrefflichkeiten auch dieser berühmte Schild dem Herrn Grafen Otto Heinrich Fuggern zu Theil/ und Lebens-lang in dessen Cabinet zu Augspurg aufbehalten/ nach selbiger Zeit aber/ vermittelst desselben Factorn/ Jonas Ombacht / mir überlassen worden. Als ich nun denselben bey meinen andern Kunst-Raritäten zu Amsterdam etliche Jahr lang/ zu meinem grossen Contento/ aufbehalten/ hat endlich der weltberühmte Kunst-Vatter/ Ihr Excell.Herr Graff von Arondel/ als welcher ein grosser Liebhaber und Kenner der Kunst gewesen/ und absonderlich viel von des Julii Romani Denckwürdigkeiten gehabt/ zu dieser Curiosität ein so grosses Belieben getragen/ daß Sie nicht von mir abgelassen/ bis Sie dasselbe eigenthümlich mit nacher Engeland bekommen. Was aber diese fürtreffliche und niemahl genug gepriesene Kunst-Arbeit für eine Historie repräsentiret/ dessen haben wir niemals können versichert seyn/ sondern unsere Meinung gehet dahin/ daß/ wie Julius Romanus bey Friderichen Gonzaga Hertzogen von Mantua in Dienste getretten/ allda er viel vortreffliche Wercke verfertiget/ wie wir im ersten Buch unserer Academi folio 113 und 114 mit mehrem gedacht/ habe er auch damahls diesen Schild [Spaltenumbruch] gemahlt/ und damit einen durch Apollo beförderten schweren Streit oder Krieg andeuten wollen/ welcher Apollo deßwegen seinen Sonnenwagen und Pferd-Lauff hemmet/ und dem Mars etwas ernstlich anbefiehlt/ der darauf mit aller Begierigkeit zum Streit eilet. Es ist alda zu sehen eine hefftig-erschrockene Weibsperson/ derer ihr Kind vom Leib entfällt/ und die auf ihren zu Erden ligenden geharnischten und kläglich-schreyenden Mann los gehet/ deme auch seiner Kriegs-Helden Einer durch schweren Steinwurff niderfällt/ wordurch auch der Seinen mehrere erbärmlich nidergelegt werden/ darunter das schöne verwundete nackende Weib in ihres Mannes Schoß verbleicht/ mit herzschmerzlicher Betraurung/ allem Ansehen nach/ ihres Vatters und Befreundten/ die auch hefftig weheklagend dabey erscheinen. Wir halten davor/ das obgedachte jammervolle Frauenbild/ samt deme von ihr fallenden sterbenden Kind/ bedeute eine fürnehme Provinz/ so gewaltthätig überfallen/ und dadurch ihres liebsten Theils/ als das sterbende Kindlein mit Fliegeln zu verstehen geben mag/ verlustigt worden/ vermittelst ihres Oberhaupts/ welcher durch Kriegsgewalt und einen harten Steinwurff/ woraus unterschiedliche Stücke Geldes fallen/ zu sehen/ und die einen heimlichen Betrug bedeuten mögen/ getödtet worden/ der den Verlust eines grossen Haupts/ oder auch einer ansehnlichen Provinz oder Stadt bemercken möchte. Die andere Figuren exprimiren die ins gemein sich ereignende Kriegs-Elenden und Trübseligkeiten; welches alles aber wir hiermit zu mehrer und besserer Auslegung dem vernünfftigen Leser selbst heimstellen wollen/ und dabey die Vortrefflichkeit dieser reifsinnigen Invention/ meisterhafften Zeichen-Kunst/ und Affecten-Ausbildung hiermit ans Liecht zu geben/ als ein besonders Modell/ für nützlichst und nöthigst gehalten haben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div xml:id="d1572.1">
          <p><pb facs="#f0321" xml:id="pb-1579" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 199"/><cb/>
versehen/ den Roßzaum führt und regiert. Man schreibt zwar ins gemein/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1024 http://d-nb.info/gnd/118622951 http://viaf.org/viaf/83217593">Titus</persName> habe/ samt seinem Vatter/ zugleich triumphirt; alhie aber wird er vermuthlich aus dieser Ursach ohne einige Gesellschaft gesehen/ dieweil solcher <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-1012 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=150958" type="artificialWork"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-254 http://arachne.uni-koeln.de/item/bauwerk/2100070 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=150958 http://www.geonames.org/6269250/">Triumphbogen</placeName></name>/ von dem Römischen Rath und Volck/ erst nach dessen Tod/ aufgerichtet worden. Im übrigen sind zu beschauen diejenige Rosse/ welche an ihrem Hals mit guldnen und Edelgestein-reichen Gehängen vortrefflich geschmücket waren; so deßwegen <hi rendition="#aq">lunata monilia</hi> von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3507 http://d-nb.info/gnd/118798502 http://viaf.org/viaf/100904338">Statio</persName> <hi rendition="#aq">lib. IX. Thebaid</hi>. genennet wurden/ dieweil kleine Mondszeichen<cb/>
daran hiengen; dergleichen Zierath auch an denen Renn-rossen/ so in Circensischen Schauspielen gebraucht wurden/ zu sehen: Zumal an denjenigen Steinen/ darein dergleichen Schauspiele zierlich angehauen sind; fürnemlich aber an denen mit vier Rossen wolbespannten Siegswägen der grün-gekleidten Renner; die mit Musiv-arbeit auf das schönste ausgemahlet/ und in der vortrefflichen Bibliothek des Hierosolymitanischen Patriarchen/ Herrn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3767 http://d-nb.info/gnd/119542315 http://viaf.org/viaf/69741461">Camilli Maximi</persName>/ mit höchster Verwunderung gezeigt werden.</p>
        </div>
        <div xml:id="d1579.1">
          <head><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1381 http://d-nb.info/gnd/119228130 http://viaf.org/viaf/59186552">Friederichs Gonzagä</persName>/<lb/>
Herzogen von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-477 http://www.geonames.org/3174051/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005879">Mantua</placeName>/ Leibs-Schild.</head>
          <cb/>
          <p><note place="right"><ref target="#figure-1577.1578l"><hi rendition="#aq">PLATTE H.H</hi></ref>.</note><name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4836" type="artificialWork"><hi rendition="#in">D</hi>Ieses kostbare Kleinod/ und kunstreicher Schild/ worauf folgende Historia von dem fürtrefflichen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1366 http://d-nb.info/gnd/118639242 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115304 http://viaf.org/viaf/74007636">Julio Romano</persName> gemahlt</name>/ ist in runder Form zu sehen/ und wegen der Leichte von vieler übereinander geleimter Leinwand gemacht/ und grau auf grau mit Oelfarben übermahlt/ daran alle Zierathen von Gold erscheinen; wurde ehedessen für eines der berühmtesten Raritäten des <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2096">Hertzoglichen Cabinets</placeName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-477 http://www.geonames.org/3174051/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005879">Mantua</placeName> in hohen Würden gehalten/ bis endlich Anno 1629. die Keyserl. Armee die Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-477 http://www.geonames.org/3174051/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005879">Mantua</placeName> mit stürmender Hand eingenommen/ da dann/ als alles den Soldaten preiß gelassen und ausgeplündert worden/ unter andern Vortrefflichkeiten auch dieser berühmte Schild dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3785 http://d-nb.info/gnd/115732624 http://viaf.org/viaf/748750">Herrn Grafen Otto Heinrich Fuggern</persName> zu Theil/ und Lebens-lang in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2087">dessen Cabinet</placeName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-145 http://www.geonames.org/2954172/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004324">Augspurg</placeName> aufbehalten/ nach selbiger Zeit aber/ vermittelst desselben Factorn/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5315 http://d-nb.info/gnd/129042951 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500022818">Jonas Ombacht</persName> / <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> überlassen worden. Als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> nun denselben bey meinen andern Kunst-Raritäten zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006952">Amsterdam</placeName> etliche Jahr lang/ zu meinem grossen Contento/ aufbehalten/ hat endlich der weltberühmte Kunst-Vatter/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1054 http://d-nb.info/gnd/11864601X http://viaf.org/viaf/41868983">Ihr Excell.Herr Graff von Arondel</persName>/ als welcher ein grosser Liebhaber und Kenner der Kunst gewesen/ und absonderlich viel von des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1366 http://d-nb.info/gnd/118639242 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115304 http://viaf.org/viaf/74007636">Julii Romani</persName> Denckwürdigkeiten gehabt/ zu dieser Curiosität ein so grosses Belieben getragen/ daß Sie nicht von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">mir</persName> abgelassen/ bis Sie dasselbe eigenthümlich mit nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-355 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002445">Engeland</placeName> bekommen. Was aber diese fürtreffliche und niemahl genug gepriesene Kunst-Arbeit für eine Historie repräsentiret/ dessen haben <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> niemals können versichert seyn/ sondern unsere Meinung gehet dahin/ daß/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1366 http://d-nb.info/gnd/118639242 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115304 http://viaf.org/viaf/74007636">Julius Romanus</persName> bey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1381 http://d-nb.info/gnd/119228130 http://viaf.org/viaf/59186552">Friderichen Gonzaga Hertzogen von Mantua</persName> in Dienste getretten/ allda er viel vortreffliche Wercke verfertiget/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> im ersten Buch unserer Academi <ref target="#pb-323"><hi rendition="#aq">folio</hi> 113</ref> und <ref target="#pb-324">114</ref> mit mehrem gedacht/ habe er auch damahls diesen <name ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-4836" type="artificialWork">Schild
<cb/>
gemahlt/ und damit einen durch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> beförderten schweren Streit oder Krieg andeuten wollen/ welcher <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName> deßwegen seinen Sonnenwagen und Pferd-Lauff hemmet/ und dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> etwas ernstlich anbefiehlt/ der darauf mit aller Begierigkeit zum Streit eilet. Es ist alda zu sehen eine hefftig-erschrockene Weibsperson/ derer ihr Kind vom Leib entfällt/ und die auf ihren zu Erden ligenden geharnischten und kläglich-schreyenden Mann los gehet/ deme auch seiner Kriegs-Helden Einer durch schweren Steinwurff niderfällt/ wordurch auch der Seinen mehrere erbärmlich nidergelegt werden/ darunter das schöne verwundete nackende Weib in ihres Mannes Schoß verbleicht/ mit herzschmerzlicher Betraurung/ allem Ansehen nach/ ihres Vatters und Befreundten/ die auch hefftig weheklagend dabey erscheinen</name>. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">Wir</persName> halten davor/ das obgedachte jammervolle Frauenbild/ samt deme von ihr fallenden sterbenden Kind/ bedeute eine fürnehme Provinz/ so gewaltthätig überfallen/ und dadurch ihres liebsten Theils/ als das sterbende Kindlein mit Fliegeln zu verstehen geben mag/ verlustigt worden/ vermittelst ihres Oberhaupts/ welcher durch Kriegsgewalt und einen harten Steinwurff/ woraus unterschiedliche Stücke Geldes fallen/ zu sehen/ und die einen heimlichen Betrug bedeuten mögen/ getödtet worden/ der den Verlust eines grossen Haupts/ oder auch einer ansehnlichen Provinz oder Stadt bemercken möchte. Die andere Figuren <hi rendition="#aq">exprimi</hi>ren die ins gemein sich ereignende Kriegs-Elenden und Trübseligkeiten; welches alles aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> hiermit zu mehrer und besserer Auslegung dem vernünfftigen Leser selbst heimstellen wollen/ und dabey die Vortrefflichkeit dieser reifsinnigen <hi rendition="#aq">Invention</hi>/ meisterhafften Zeichen-Kunst/ und Affecten-Ausbildung hiermit ans Liecht zu geben/ als ein besonders Modell/ für nützlichst und nöthigst gehalten haben.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 199/0321] versehen/ den Roßzaum führt und regiert. Man schreibt zwar ins gemein/ Titus habe/ samt seinem Vatter/ zugleich triumphirt; alhie aber wird er vermuthlich aus dieser Ursach ohne einige Gesellschaft gesehen/ dieweil solcher Triumphbogen/ von dem Römischen Rath und Volck/ erst nach dessen Tod/ aufgerichtet worden. Im übrigen sind zu beschauen diejenige Rosse/ welche an ihrem Hals mit guldnen und Edelgestein-reichen Gehängen vortrefflich geschmücket waren; so deßwegen lunata monilia von Statio lib. IX. Thebaid. genennet wurden/ dieweil kleine Mondszeichen daran hiengen; dergleichen Zierath auch an denen Renn-rossen/ so in Circensischen Schauspielen gebraucht wurden/ zu sehen: Zumal an denjenigen Steinen/ darein dergleichen Schauspiele zierlich angehauen sind; fürnemlich aber an denen mit vier Rossen wolbespannten Siegswägen der grün-gekleidten Renner; die mit Musiv-arbeit auf das schönste ausgemahlet/ und in der vortrefflichen Bibliothek des Hierosolymitanischen Patriarchen/ Herrn Camilli Maximi/ mit höchster Verwunderung gezeigt werden. Friederichs Gonzagä/ Herzogen von Mantua/ Leibs-Schild. DIeses kostbare Kleinod/ und kunstreicher Schild/ worauf folgende Historia von dem fürtrefflichen Julio Romano gemahlt/ ist in runder Form zu sehen/ und wegen der Leichte von vieler übereinander geleimter Leinwand gemacht/ und grau auf grau mit Oelfarben übermahlt/ daran alle Zierathen von Gold erscheinen; wurde ehedessen für eines der berühmtesten Raritäten des Hertzoglichen Cabinets zu Mantua in hohen Würden gehalten/ bis endlich Anno 1629. die Keyserl. Armee die Stadt Mantua mit stürmender Hand eingenommen/ da dann/ als alles den Soldaten preiß gelassen und ausgeplündert worden/ unter andern Vortrefflichkeiten auch dieser berühmte Schild dem Herrn Grafen Otto Heinrich Fuggern zu Theil/ und Lebens-lang in dessen Cabinet zu Augspurg aufbehalten/ nach selbiger Zeit aber/ vermittelst desselben Factorn/ Jonas Ombacht / mir überlassen worden. Als ich nun denselben bey meinen andern Kunst-Raritäten zu Amsterdam etliche Jahr lang/ zu meinem grossen Contento/ aufbehalten/ hat endlich der weltberühmte Kunst-Vatter/ Ihr Excell.Herr Graff von Arondel/ als welcher ein grosser Liebhaber und Kenner der Kunst gewesen/ und absonderlich viel von des Julii Romani Denckwürdigkeiten gehabt/ zu dieser Curiosität ein so grosses Belieben getragen/ daß Sie nicht von mir abgelassen/ bis Sie dasselbe eigenthümlich mit nacher Engeland bekommen. Was aber diese fürtreffliche und niemahl genug gepriesene Kunst-Arbeit für eine Historie repräsentiret/ dessen haben wir niemals können versichert seyn/ sondern unsere Meinung gehet dahin/ daß/ wie Julius Romanus bey Friderichen Gonzaga Hertzogen von Mantua in Dienste getretten/ allda er viel vortreffliche Wercke verfertiget/ wie wir im ersten Buch unserer Academi folio 113 und 114 mit mehrem gedacht/ habe er auch damahls diesen Schild gemahlt/ und damit einen durch Apollo beförderten schweren Streit oder Krieg andeuten wollen/ welcher Apollo deßwegen seinen Sonnenwagen und Pferd-Lauff hemmet/ und dem Mars etwas ernstlich anbefiehlt/ der darauf mit aller Begierigkeit zum Streit eilet. Es ist alda zu sehen eine hefftig-erschrockene Weibsperson/ derer ihr Kind vom Leib entfällt/ und die auf ihren zu Erden ligenden geharnischten und kläglich-schreyenden Mann los gehet/ deme auch seiner Kriegs-Helden Einer durch schweren Steinwurff niderfällt/ wordurch auch der Seinen mehrere erbärmlich nidergelegt werden/ darunter das schöne verwundete nackende Weib in ihres Mannes Schoß verbleicht/ mit herzschmerzlicher Betraurung/ allem Ansehen nach/ ihres Vatters und Befreundten/ die auch hefftig weheklagend dabey erscheinen. Wir halten davor/ das obgedachte jammervolle Frauenbild/ samt deme von ihr fallenden sterbenden Kind/ bedeute eine fürnehme Provinz/ so gewaltthätig überfallen/ und dadurch ihres liebsten Theils/ als das sterbende Kindlein mit Fliegeln zu verstehen geben mag/ verlustigt worden/ vermittelst ihres Oberhaupts/ welcher durch Kriegsgewalt und einen harten Steinwurff/ woraus unterschiedliche Stücke Geldes fallen/ zu sehen/ und die einen heimlichen Betrug bedeuten mögen/ getödtet worden/ der den Verlust eines grossen Haupts/ oder auch einer ansehnlichen Provinz oder Stadt bemercken möchte. Die andere Figuren exprimiren die ins gemein sich ereignende Kriegs-Elenden und Trübseligkeiten; welches alles aber wir hiermit zu mehrer und besserer Auslegung dem vernünfftigen Leser selbst heimstellen wollen/ und dabey die Vortrefflichkeit dieser reifsinnigen Invention/ meisterhafften Zeichen-Kunst/ und Affecten-Ausbildung hiermit ans Liecht zu geben/ als ein besonders Modell/ für nützlichst und nöthigst gehalten haben. PLATTE H.H.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/321
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/321>, abgerufen am 26.04.2024.