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Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672.

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hen hat/ welches ihn auß dem Stand der Gnaden nicht sä-
tzet/ gerichtet ist: Der HErr JEsus saget/ Wir sollen
segnen/ die uns fluchen/
(Matth. V. 44.) Ein Flucher
thut offt gerad das Widerspiel/ und fluchet denen/ die ihn
segnen/ die ihn lieben/ und ihm alles Gutes von Hertzen
gönnen/ die es umb ihn nicht verdienet haben. Von dem
Ertz-Engel Michael berichtet der Apostel Judas (. 9.)
Er habe nicht gedurfft das Urtheil der Lästerung
über den Satan fällen/
ob wol der Satan es wol
verdienet hatte/ und die Flucher durffen sich unterstehen
ihren bittern Haß mit Fluchen und lästern wider ihren un-
schuldigen Nehsten außzuschütten? Solt es nicht billig
heissen: (4. Buch Mos. XXIII. 8.) Wie solt ich fluchen/
dem GOTT nicht fluchet/ und wie solt ich schelten/
den der HErr nicht schilt?

§. 55.

Auß diesem allen nun erhellet ja sattsam/ daß
das Fluchen/ wie gering und schlecht es auch die böse Ge-
wonheit bey den meisten gemachet hat/ eine schreckliche
Gotts-lästerliche/ Greuel- und Todtsünde sey/ welch ein
Christ/ bey Verlust der Gnaden GOttes und seiner Selig-
keit meiden muß; Ob nun zwar dieses denen/ die GOttes
Kinder seyn und heissen wollen/ solte gnug seyn/ ihre Hertzen
zu überzeugen/ und für solchen Greuel zu verwaren/ so wol-
len wir doch mit etlichen merckwürdigen Exempeln bewei-
sen/ wie sehr der heilige und gerechte GOtt über dieselbe
pflege zu eiffern/ und sie im Zorn zu straffen/ ob vieleicht
dadurch mancher wolte sich schrecken und warnen lassen?

§. 56.

Anton. Torquemada ein Spanischer Münch
(welcher von einem Mitglied der Fruchtbringenden Gesell-
schafft ins Teutsch übersätzet.) in seinen Sechs Tage Zei-
ten (zu Cassel 1652. gedruckt/) p. 258. s. erzählet folgendes:

Vor
M ij

hen hat/ welches ihn auß dem Stand der Gnaden nicht ſaͤ-
tzet/ gerichtet iſt: Der HErr JEſus ſaget/ Wir ſollen
ſegnen/ die uns fluchen/
(Matth. V. 44.) Ein Flucher
thut offt gerad das Widerſpiel/ und fluchet denen/ die ihn
ſegnen/ die ihn lieben/ und ihm alles Gutes von Hertzen
goͤnnen/ die es umb ihn nicht verdienet haben. Von dem
Ertz-Engel Michael berichtet der Apoſtel Judas (℣. 9.)
Er habe nicht gedurfft das Urtheil der Laͤſterung
uͤber den Satan faͤllen/
ob wol der Satan es wol
verdienet hatte/ und die Flucher durffen ſich unterſtehen
ihren bittern Haß mit Fluchen und laͤſtern wider ihren un-
ſchuldigen Nehſten außzuſchuͤtten? Solt es nicht billig
heiſſen: (4. Buch Moſ. XXIII. 8.) Wie ſolt ich fluchen/
dem GOTT nicht fluchet/ und wie ſolt ich ſchelten/
den der HErr nicht ſchilt?

§. 55.

Auß dieſem allen nun erhellet ja ſattſam/ daß
das Fluchen/ wie gering und ſchlecht es auch die boͤſe Ge-
wonheit bey den meiſten gemachet hat/ eine ſchreckliche
Gotts-laͤſterliche/ Greuel- und Todtſuͤnde ſey/ welch ein
Chriſt/ bey Verluſt der Gnaden GOttes und ſeiner Selig-
keit meiden muß; Ob nun zwar dieſes denen/ die GOttes
Kindeꝛ ſeyn und heiſſen wollen/ ſolte gnug ſeyn/ ihꝛe Heꝛtzen
zu uͤberzeugen/ und fuͤr ſolchen Greuel zu verwaren/ ſo wol-
len wir doch mit etlichen merckwuͤrdigen Exempeln bewei-
ſen/ wie ſehr der heilige und gerechte GOtt uͤber dieſelbe
pflege zu eiffern/ und ſie im Zorn zu ſtraffen/ ob vieleicht
dadurch mancher wolte ſich ſchrecken und warnen laſſen?

§. 56.

Anton. Torquemada ein Spaniſcher Muͤnch
(welcher von einem Mitglied der Fruchtbringenden Geſell-
ſchafft ins Teutſch uͤberſaͤtzet.) in ſeinen Sechs Tage Zei-
ten (zu Caſſel 1652. gedruckt/) p. 258. ſ. erzaͤhlet folgendes:

Vor
M ij
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[0113] hen hat/ welches ihn auß dem Stand der Gnaden nicht ſaͤ- tzet/ gerichtet iſt: Der HErr JEſus ſaget/ Wir ſollen ſegnen/ die uns fluchen/ (Matth. V. 44.) Ein Flucher thut offt gerad das Widerſpiel/ und fluchet denen/ die ihn ſegnen/ die ihn lieben/ und ihm alles Gutes von Hertzen goͤnnen/ die es umb ihn nicht verdienet haben. Von dem Ertz-Engel Michael berichtet der Apoſtel Judas (℣. 9.) Er habe nicht gedurfft das Urtheil der Laͤſterung uͤber den Satan faͤllen/ ob wol der Satan es wol verdienet hatte/ und die Flucher durffen ſich unterſtehen ihren bittern Haß mit Fluchen und laͤſtern wider ihren un- ſchuldigen Nehſten außzuſchuͤtten? Solt es nicht billig heiſſen: (4. Buch Moſ. XXIII. 8.) Wie ſolt ich fluchen/ dem GOTT nicht fluchet/ und wie ſolt ich ſchelten/ den der HErr nicht ſchilt? §. 55.Auß dieſem allen nun erhellet ja ſattſam/ daß das Fluchen/ wie gering und ſchlecht es auch die boͤſe Ge- wonheit bey den meiſten gemachet hat/ eine ſchreckliche Gotts-laͤſterliche/ Greuel- und Todtſuͤnde ſey/ welch ein Chriſt/ bey Verluſt der Gnaden GOttes und ſeiner Selig- keit meiden muß; Ob nun zwar dieſes denen/ die GOttes Kindeꝛ ſeyn und heiſſen wollen/ ſolte gnug ſeyn/ ihꝛe Heꝛtzen zu uͤberzeugen/ und fuͤr ſolchen Greuel zu verwaren/ ſo wol- len wir doch mit etlichen merckwuͤrdigen Exempeln bewei- ſen/ wie ſehr der heilige und gerechte GOtt uͤber dieſelbe pflege zu eiffern/ und ſie im Zorn zu ſtraffen/ ob vieleicht dadurch mancher wolte ſich ſchrecken und warnen laſſen? §. 56.Anton. Torquemada ein Spaniſcher Muͤnch (welcher von einem Mitglied der Fruchtbringenden Geſell- ſchafft ins Teutſch uͤberſaͤtzet.) in ſeinen Sechs Tage Zei- ten (zu Caſſel 1652. gedruckt/) p. 258. ſ. erzaͤhlet folgendes: Vor M ij

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Zitationshilfe: Scriver, Christian: Das Verlohrne und wiedergefundene Schäfflein. Magdeburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scriver_schaefflein_1672/113>, abgerufen am 26.04.2024.