Freylinghausen, Johann Anastasius: Christliches Denckmaal, Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken. hrsg. v. Wiegleb, Johann Hieronymus. Halle, 1720.Leichen-Carmina. IX. WEnn wünschen was vermocht/ so hätt' ich deinen Jahren/ Hoch-werthgeschätzter Freund, ein langes Ziel gesteckt: Du würdest eher nicht von dannen seyn ge- fahren/ Bis ein Schnee-weißes Haar dein holdes Haupt bedeckt; Jndem dein edler Geist/ dein sanfft und stilles Wesen/ Dein angewandter Fleiß und alles auserlesen. Jch hatte über DJR ein inniges Vergnügen/ Wenn dein gerechter Gang für meine Augen kahm. Die Hoffnung konte sich an DJR niemahls betrügen/ Du thatest mehr/ als man sich in die Sinne nahm: Weil DJCH der Geist des HErrn auf ebner Bahn geführet/ Und keine Laster-Wuth dein redlich Hertz be- rühret. Doch/ da der weise GOtt es nun also beschlossen/ Daß sich dein kurtzes Ampt so frühe enden soll/ Das DU mit grosser Treu und allzeit unver- drossen Jn Geistes Kraft geführt: so bin ich Trau- rens voll. Zwar DJR ist wohl geschehn/ weil du bald ü- berwunden: Doch E 2
Leichen-Carmina. IX. WEnn wuͤnſchen was vermocht/ ſo haͤtt’ ich deinen Jahren/ Hoch-werthgeſchaͤtzter Freund, ein langes Ziel geſteckt: Du wuͤrdeſt eher nicht von dannen ſeyn ge- fahren/ Bis ein Schnee-weißes Haar dein holdes Haupt bedeckt; Jndem dein edler Geiſt/ dein ſanfft und ſtilles Weſen/ Dein angewandter Fleiß und alles auserleſen. Jch hatte uͤber DJR ein inniges Vergnuͤgen/ Wenn dein gerechter Gang fuͤr meine Augen kahm. Die Hoffnung konte ſich an DJR niemahls betruͤgen/ Du thateſt mehr/ als man ſich in die Sinne nahm: Weil DJCH der Geiſt des HErrn auf ebner Bahn gefuͤhret/ Und keine Laſter-Wuth dein redlich Hertz be- ruͤhret. Doch/ da der weiſe GOtt es nun alſo beſchloſſen/ Daß ſich dein kurtzes Ampt ſo fruͤhe enden ſoll/ Das DU mit groſſer Treu und allzeit unver- droſſen Jn Geiſtes Kraft gefuͤhrt: ſo bin ich Trau- rens voll. Zwar DJR iſt wohl geſchehn/ weil du bald uͤ- berwunden: Doch E 2
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Leichen-Carmina.
IX.
WEnn wuͤnſchen was vermocht/ ſo haͤtt’
ich deinen Jahren/
Hoch-werthgeſchaͤtzter Freund,
ein langes Ziel geſteckt:
Du wuͤrdeſt eher nicht von dannen ſeyn ge-
fahren/
Bis ein Schnee-weißes Haar dein holdes Haupt
bedeckt;
Jndem dein edler Geiſt/ dein ſanfft und ſtilles
Weſen/
Dein angewandter Fleiß und alles auserleſen.
Jch hatte uͤber DJR ein inniges Vergnuͤgen/
Wenn dein gerechter Gang fuͤr meine Augen
kahm.
Die Hoffnung konte ſich an DJR niemahls
betruͤgen/
Du thateſt mehr/ als man ſich in die Sinne
nahm:
Weil DJCH der Geiſt des HErrn auf ebner
Bahn gefuͤhret/
Und keine Laſter-Wuth dein redlich Hertz be-
ruͤhret.
Doch/ da der weiſe GOtt es nun alſo beſchloſſen/
Daß ſich dein kurtzes Ampt ſo fruͤhe enden ſoll/
Das DU mit groſſer Treu und allzeit unver-
droſſen
Jn Geiſtes Kraft gefuͤhrt: ſo bin ich Trau-
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Zwar DJR iſt wohl geſchehn/ weil du bald uͤ-
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Zitationshilfe: | Freylinghausen, Johann Anastasius: Christliches Denckmaal, Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken. hrsg. v. Wiegleb, Johann Hieronymus. Halle, 1720, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/376914/67>, abgerufen am 27.07.2024. |