Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichler, Michael: Ein Christliche Leichpredigt. Ursel, 1587.

Bild:
<< vorherige Seite

den/ das er schmähelich gefangen/ felschlich verklagt/
peinlich gegeisselt/ schmertzlich gekronet/ elendiglichChristus der
Ertzhirt sorgt
auch mehr für
die seinen, denn
für sein Leben.

verspottet/ vnd gecreutziget werden solte/ Sorget er ni-
cht/ wie er des alles möchte abkomen/ Sondern wie
seine liebe Jünger für Ergernus bewaret/ im Glauben
gesterckt/ vnd die gantze Christenheit durch sein Leiden
vnd Todt zum ewigen Leben geheiligt/ vnd in rechtem
Glauben erhalten werden möchte. Vnd derhalben
thut er so ein herrliche/ schöne Predigt vber Tische/ so
S. Johannes gantz vleissig auffgezeichnet hat/ im 14.
15. vnd 16. Cap. Vnd darumb betet er so hertzlich für
sich/ seine Jünger/ vnd die gantze Christenheit/ Jo: 17.
Vnd zu dem Ende setzt er sein heiliges Abendmal eyn/
das seine Jünger vnd alle ware Christen/ in diesem trüb
seligem Jamerthal/ auff der trawrigen Walfahrt zum
ewigen Vaterland mit seinem Leib vnd Blut im Glau-
ben gestercket/ im Gewissen getröstet/ vnd zum ewige[n]
Leben genehret vnd erhalten würden/ Matt. 26. bis an
den jüngsten Tag/ 1. Cor: 11.

Also beweiset sich auch S. Paulus/ da er zu RomPauli Ex[-]
empel.

von wegen der reinen Euangelischen Warheit/ vnd Ch-
ristlichen Bekentnus willen vmbs Leben gefangen sas/
da denckt er nicht/ wie er sich los bitte/ ausrede/ vnd be-
arbeite/ das er daruonkome/ Sondern wie er in seiner
Gefengnus noch viel Leute bekehre/ vnd die schon bekert
sind/ im Glauben vnd heiligem Wandel stercke/ das sie
vmb seiner Gefengnus willen nicht von der Warheit wi
der abfallen/ Vnd zu dem Ende hat er so viel Episteln
aus der Gefengnus hin vnd her geschrieben/ als die/ an
die Philipper/ Colosser/ Epheser/ die erste vnd andere an
Timotheum/ Daraus wol erscheinet/ wie Er nicht für
sich oder seine Person/ Sondern für all Gemeinen sorge
getragen/ wie Er auch den falschen Brüderlin zu trotze

sich
J 2

den/ das er ſchmaͤhelich gefangen/ felſchlich verklagt/
peinlich gegeiſſelt/ ſchmertzlich gekronet/ elendiglichChristus der
Ertzhirt ſorgt
auch mehr für
die ſeinẽ, denn
für ſein Lebẽ.

verſpottet/ vnd gecreutziget werden ſolte/ Sorget er ni-
cht/ wie er des alles moͤchte abkomen/ Sondern wie
ſeine liebe Juͤnger fuͤr Ergernus bewaret/ im Glauben
geſterckt/ vnd die gantze Chriſtenheit durch ſein Leiden
vnd Todt zum ewigen Leben geheiligt/ vnd in rechtem
Glauben erhalten werden moͤchte. Vnd derhalben
thut er ſo ein herrliche/ ſchoͤne Predigt vber Tiſche/ ſo
S. Johannes gantz vleiſsig auffgezeichnet hat/ im 14.
15. vnd 16. Cap. Vnd darumb betet er ſo hertzlich fuͤr
ſich/ ſeine Juͤnger/ vnd die gantze Chriſtenheit/ Jo: 17.
Vnd zu dem Ende ſetzt er ſein heiliges Abendmal eyn/
das ſeine Juͤnger vnd alle ware Chriſten/ in dieſem truͤb
ſeligem Jamerthal/ auff der trawrigen Walfahrt zum
ewigen Vaterland mit ſeinem Leib vnd Blut im Glau-
ben geſtercket/ im Gewiſſen getroͤſtet/ vnd zum ewige[n]
Leben genehret vnd erhalten wuͤrden/ Matt. 26. bis an
den juͤngſten Tag/ 1. Cor: 11.

Alſo beweiſet ſich auch S. Paulus/ da er zu RomPauli Ex[-]
empel.

von wegen der reinen Euangeliſchen Warheit/ vnd Ch-
riſtlichen Bekentnus willen vmbs Leben gefangen ſas/
da denckt er nicht/ wie er ſich los bitte/ ausrede/ vnd be-
arbeite/ das er daruonkome/ Sondern wie er in ſeiner
Gefengnus noch viel Leute bekehre/ vnd die ſchon bekert
ſind/ im Glauben vnd heiligem Wandel ſtercke/ das ſie
vmb ſeiner Gefengnus willen nicht von der Warheit wi
der abfallen/ Vnd zu dem Ende hat er ſo viel Epiſteln
aus der Gefengnus hin vnd her geſchrieben/ als die/ an
die Philipper/ Coloſſer/ Epheſer/ die erſte vnd andere an
Timotheum/ Daraus wol erſcheinet/ wie Er nicht fuͤr
ſich oder ſeine Perſon/ Sondern fuͤr all Gemeinen ſorge
getragen/ wie Er auch den falſchen Bruͤderlin zu trotze

ſich
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0067" n="[67]"/>
den/ das er &#x017F;chma&#x0364;helich gefangen/ fel&#x017F;chlich verklagt/<lb/>
peinlich gegei&#x017F;&#x017F;elt/ &#x017F;chmertzlich gekronet/ elendiglich<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Christus der<lb/>
Ertzhirt &#x017F;orgt<lb/>
auch mehr für<lb/>
die &#x017F;eine&#x0303;, denn<lb/>
für &#x017F;ein Lebe&#x0303;.</hi></hi></note><lb/>
ver&#x017F;pottet/ vnd gecreutziget werden &#x017F;olte/ Sorget er ni-<lb/>
cht/ wie er des alles mo&#x0364;chte abkomen/ Sondern wie<lb/>
&#x017F;eine liebe Ju&#x0364;nger fu&#x0364;r Ergernus bewaret/ im Glauben<lb/>
ge&#x017F;terckt/ vnd die gantze Chri&#x017F;tenheit durch &#x017F;ein Leiden<lb/>
vnd Todt zum ewigen Leben geheiligt/ vnd in rechtem<lb/>
Glauben erhalten werden mo&#x0364;chte. Vnd derhalben<lb/>
thut er &#x017F;o ein herrliche/ &#x017F;cho&#x0364;ne Predigt vber Ti&#x017F;che/ &#x017F;o<lb/>
S. Johannes gantz vlei&#x017F;sig auffgezeichnet hat/ im 14.<lb/>
15. vnd 16. Cap. Vnd darumb betet er &#x017F;o hertzlich fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ich/ &#x017F;eine Ju&#x0364;nger/ vnd die gantze Chri&#x017F;tenheit/ Jo: 17.<lb/>
Vnd zu dem Ende &#x017F;etzt er &#x017F;ein heiliges Abendmal eyn/<lb/>
das &#x017F;eine Ju&#x0364;nger vnd alle ware Chri&#x017F;ten/ in die&#x017F;em tru&#x0364;b<lb/>
&#x017F;eligem Jamerthal/ auff der trawrigen Walfahrt zum<lb/>
ewigen Vaterland mit &#x017F;einem Leib vnd Blut im Glau-<lb/>
ben ge&#x017F;tercket/ im Gewi&#x017F;&#x017F;en getro&#x0364;&#x017F;tet/ vnd zum ewige<supplied>n</supplied><lb/>
Leben genehret vnd erhalten wu&#x0364;rden/ Matt. 26. bis an<lb/>
den ju&#x0364;ng&#x017F;ten Tag/ 1. Cor: 11.</p><lb/>
            <p>Al&#x017F;o bewei&#x017F;et &#x017F;ich auch S. Paulus/ da er zu Rom<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pauli Ex<supplied>-</supplied><lb/>
empel.</hi></hi></note><lb/>
von wegen der reinen Euangeli&#x017F;chen Warheit/ vnd Ch-<lb/>
ri&#x017F;tlichen Bekentnus willen vmbs Leben gefangen &#x017F;as/<lb/>
da denckt er nicht/ wie er &#x017F;ich los bitte/ ausrede/ vnd be-<lb/>
arbeite/ das er daruonkome/ Sondern wie er in &#x017F;einer<lb/>
Gefengnus noch viel Leute bekehre/ vnd die &#x017F;chon bekert<lb/>
&#x017F;ind/ im Glauben vnd heiligem Wandel &#x017F;tercke/ das &#x017F;ie<lb/>
vmb &#x017F;einer Gefengnus willen nicht von der Warheit wi<lb/>
der abfallen/ Vnd zu dem Ende hat er &#x017F;o viel Epi&#x017F;teln<lb/>
aus der Gefengnus hin vnd her ge&#x017F;chrieben/ als die/ an<lb/>
die Philipper/ Colo&#x017F;&#x017F;er/ Ephe&#x017F;er/ die er&#x017F;te vnd andere an<lb/>
Timotheum/ Daraus wol er&#x017F;cheinet/ wie Er nicht fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ich oder &#x017F;eine Per&#x017F;on/ Sondern fu&#x0364;r all Gemeinen &#x017F;orge<lb/>
getragen/ wie Er auch den fal&#x017F;chen Bru&#x0364;derlin zu trotze<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[67]/0067] den/ das er ſchmaͤhelich gefangen/ felſchlich verklagt/ peinlich gegeiſſelt/ ſchmertzlich gekronet/ elendiglich verſpottet/ vnd gecreutziget werden ſolte/ Sorget er ni- cht/ wie er des alles moͤchte abkomen/ Sondern wie ſeine liebe Juͤnger fuͤr Ergernus bewaret/ im Glauben geſterckt/ vnd die gantze Chriſtenheit durch ſein Leiden vnd Todt zum ewigen Leben geheiligt/ vnd in rechtem Glauben erhalten werden moͤchte. Vnd derhalben thut er ſo ein herrliche/ ſchoͤne Predigt vber Tiſche/ ſo S. Johannes gantz vleiſsig auffgezeichnet hat/ im 14. 15. vnd 16. Cap. Vnd darumb betet er ſo hertzlich fuͤr ſich/ ſeine Juͤnger/ vnd die gantze Chriſtenheit/ Jo: 17. Vnd zu dem Ende ſetzt er ſein heiliges Abendmal eyn/ das ſeine Juͤnger vnd alle ware Chriſten/ in dieſem truͤb ſeligem Jamerthal/ auff der trawrigen Walfahrt zum ewigen Vaterland mit ſeinem Leib vnd Blut im Glau- ben geſtercket/ im Gewiſſen getroͤſtet/ vnd zum ewigen Leben genehret vnd erhalten wuͤrden/ Matt. 26. bis an den juͤngſten Tag/ 1. Cor: 11. Christus der Ertzhirt ſorgt auch mehr für die ſeinẽ, denn für ſein Lebẽ. Alſo beweiſet ſich auch S. Paulus/ da er zu Rom von wegen der reinen Euangeliſchen Warheit/ vnd Ch- riſtlichen Bekentnus willen vmbs Leben gefangen ſas/ da denckt er nicht/ wie er ſich los bitte/ ausrede/ vnd be- arbeite/ das er daruonkome/ Sondern wie er in ſeiner Gefengnus noch viel Leute bekehre/ vnd die ſchon bekert ſind/ im Glauben vnd heiligem Wandel ſtercke/ das ſie vmb ſeiner Gefengnus willen nicht von der Warheit wi der abfallen/ Vnd zu dem Ende hat er ſo viel Epiſteln aus der Gefengnus hin vnd her geſchrieben/ als die/ an die Philipper/ Coloſſer/ Epheſer/ die erſte vnd andere an Timotheum/ Daraus wol erſcheinet/ wie Er nicht fuͤr ſich oder ſeine Perſon/ Sondern fuͤr all Gemeinen ſorge getragen/ wie Er auch den falſchen Bruͤderlin zu trotze ſich Pauli Ex- empel. J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/524279
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/524279/67
Zitationshilfe: Eichler, Michael: Ein Christliche Leichpredigt. Ursel, 1587, S. [67]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524279/67>, abgerufen am 15.05.2024.