Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Schertz-Sonnette.
41. Die Schöne Unfruchtbare.

Mit ihres gleichen hat der Welt noch nicht genüzt
Die Schöne sonder Frucht: was soll sie diß entgelten?
Mehr schön und angenehm ist/ was nicht dicke sizt.
42. Die Schöne Schwangere.

Was will die den Verlust der eignen Schönheit schelten/
Die solche mit Gewinn den Kindern übergiebt?
Was nicht verjünget wird/ fällt doch und tauret selten.
43. Die Schöne Magere.

Sey um dein mager-seyn/ du Schöne/ nicht betrübt.
Kan nicht ein dürres Holtz am ersten Brand erregen?
Pan bleibet in ein Rohr/ wie dünn es ist/ verliebt.
44. Die Schöne Fette.

Jedoch gefällt mir auch der Fetten Schönheit Segen.
Ich finde ja bey ihr/ dran ich mich halten kan/
Und weiß ihr volles Lob so kurtz nicht auszulegen.
45. Die Schöne Fleckigte oder Schuppigte.

Kömmt deren fleckigtes Gesicht auch auff die Bahn?
Das allerschonste Mehl bedecken erst die Kleyen:
Man wird bey Sonn und Mond auch Flecken treffen an.
46. Die schönen grauen Haare.

Ein früh-begrautes Haar kömmt numehr an den Reyhen/
Wenn nur im Grunde Witz und Krafft der Liebe blüht/
Laß immerhin den Berg der Scheitel überschneyen.
47. Die Schöne Blasse.

Ob sich der Wangen Feld mit todter Bläß umzieht/
Mein Feuer wird darum die Röthe nicht verlieren/
Weil man noch deine Glutt aus bleicher Asche sieht.

48. Die
Schertz-Sonnette.
41. Die Schoͤne Unfruchtbare.

Mit ihres gleichen hat der Welt noch nicht genuͤzt
Die Schoͤne ſonder Frucht: was ſoll ſie diß entgelten?
Mehr ſchoͤn und angenehm iſt/ was nicht dicke ſizt.
42. Die Schoͤne Schwangere.

Was will die den Verluſt der eignen Schoͤnheit ſchelten/
Die ſolche mit Gewinn den Kindern uͤbergiebt?
Was nicht verjuͤnget wird/ faͤllt doch und tauret ſelten.
43. Die Schoͤne Magere.

Sey um dein mager-ſeyn/ du Schoͤne/ nicht betruͤbt.
Kan nicht ein duͤrres Holtz am erſten Brand erregen?
Pan bleibet in ein Rohr/ wie duͤnn es iſt/ verliebt.
44. Die Schoͤne Fette.

Jedoch gefaͤllt mir auch der Fetten Schoͤnheit Segen.
Ich finde ja bey ihr/ dran ich mich halten kan/
Und weiß ihr volles Lob ſo kurtz nicht auszulegen.
45. Die Schoͤne Fleckigte oder Schuppigte.

Koͤmmt deren fleckigtes Geſicht auch auff die Bahn?
Das allerſchonſte Mehl bedecken erſt die Kleyen:
Man wird bey Sonn und Mond auch Flecken treffen an.
46. Die ſchoͤnen grauen Haare.

Ein fruͤh-begrautes Haar koͤmmt numehr an den Reyhen/
Wenn nur im Grunde Witz und Krafft der Liebe bluͤht/
Laß immerhin den Berg der Scheitel uͤberſchneyen.
47. Die Schoͤne Blaſſe.

Ob ſich der Wangen Feld mit todter Blaͤß umzieht/
Mein Feuer wird darum die Roͤthe nicht verlieren/
Weil man noch deine Glutt aus bleicher Aſche ſieht.

48. Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0289" n="189"/>
            <fw place="top" type="header">Schertz-Sonnette.</fw><lb/>
            <lg n="42">
              <head> <hi rendition="#b">41. Die Scho&#x0364;ne Unfruchtbare.</hi> </head><lb/>
              <l>Mit ihres gleichen hat der Welt noch nicht genu&#x0364;zt</l><lb/>
              <l>Die Scho&#x0364;ne &#x017F;onder Frucht: was &#x017F;oll &#x017F;ie diß entgelten?</l><lb/>
              <l>Mehr &#x017F;cho&#x0364;n und angenehm i&#x017F;t/ was nicht dicke &#x017F;izt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="43">
              <head> <hi rendition="#b">42. Die Scho&#x0364;ne Schwangere.</hi> </head><lb/>
              <l>Was will die den Verlu&#x017F;t der eignen Scho&#x0364;nheit &#x017F;chelten/</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;olche mit Gewinn den Kindern u&#x0364;bergiebt?</l><lb/>
              <l>Was nicht verju&#x0364;nget wird/ fa&#x0364;llt doch und tauret &#x017F;elten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="44">
              <head> <hi rendition="#b">43. Die Scho&#x0364;ne Magere.</hi> </head><lb/>
              <l>Sey um dein mager-&#x017F;eyn/ du Scho&#x0364;ne/ nicht betru&#x0364;bt.</l><lb/>
              <l>Kan nicht ein du&#x0364;rres Holtz am er&#x017F;ten Brand erregen?</l><lb/>
              <l>Pan bleibet in ein Rohr/ wie du&#x0364;nn es i&#x017F;t/ verliebt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="45">
              <head> <hi rendition="#b">44. Die Scho&#x0364;ne Fette.</hi> </head><lb/>
              <l>Jedoch gefa&#x0364;llt mir auch der Fetten Scho&#x0364;nheit Segen.</l><lb/>
              <l>Ich finde ja bey ihr/ dran ich mich halten kan/</l><lb/>
              <l>Und weiß ihr volles Lob &#x017F;o kurtz nicht auszulegen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="46">
              <head> <hi rendition="#b">45. Die Scho&#x0364;ne Fleckigte oder Schuppigte.</hi> </head><lb/>
              <l>Ko&#x0364;mmt deren fleckigtes Ge&#x017F;icht auch auff die Bahn?</l><lb/>
              <l>Das aller&#x017F;chon&#x017F;te Mehl bedecken er&#x017F;t die Kleyen:</l><lb/>
              <l>Man wird bey Sonn und Mond auch Flecken treffen an.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="47">
              <head> <hi rendition="#b">46. Die &#x017F;cho&#x0364;nen grauen Haare.</hi> </head><lb/>
              <l>Ein fru&#x0364;h-begrautes Haar ko&#x0364;mmt numehr an den Reyhen/</l><lb/>
              <l>Wenn nur im Grunde Witz und Krafft der Liebe blu&#x0364;ht/</l><lb/>
              <l>Laß immerhin den Berg der Scheitel u&#x0364;ber&#x017F;chneyen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="48">
              <head> <hi rendition="#b">47. Die Scho&#x0364;ne Bla&#x017F;&#x017F;e.</hi> </head><lb/>
              <l>Ob &#x017F;ich der Wangen Feld mit todter Bla&#x0364;ß umzieht/</l><lb/>
              <l>Mein Feuer wird darum die Ro&#x0364;the nicht verlieren/</l><lb/>
              <l>Weil man noch deine Glutt aus bleicher A&#x017F;che &#x017F;ieht.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">48. Die</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0289] Schertz-Sonnette. 41. Die Schoͤne Unfruchtbare. Mit ihres gleichen hat der Welt noch nicht genuͤzt Die Schoͤne ſonder Frucht: was ſoll ſie diß entgelten? Mehr ſchoͤn und angenehm iſt/ was nicht dicke ſizt. 42. Die Schoͤne Schwangere. Was will die den Verluſt der eignen Schoͤnheit ſchelten/ Die ſolche mit Gewinn den Kindern uͤbergiebt? Was nicht verjuͤnget wird/ faͤllt doch und tauret ſelten. 43. Die Schoͤne Magere. Sey um dein mager-ſeyn/ du Schoͤne/ nicht betruͤbt. Kan nicht ein duͤrres Holtz am erſten Brand erregen? Pan bleibet in ein Rohr/ wie duͤnn es iſt/ verliebt. 44. Die Schoͤne Fette. Jedoch gefaͤllt mir auch der Fetten Schoͤnheit Segen. Ich finde ja bey ihr/ dran ich mich halten kan/ Und weiß ihr volles Lob ſo kurtz nicht auszulegen. 45. Die Schoͤne Fleckigte oder Schuppigte. Koͤmmt deren fleckigtes Geſicht auch auff die Bahn? Das allerſchonſte Mehl bedecken erſt die Kleyen: Man wird bey Sonn und Mond auch Flecken treffen an. 46. Die ſchoͤnen grauen Haare. Ein fruͤh-begrautes Haar koͤmmt numehr an den Reyhen/ Wenn nur im Grunde Witz und Krafft der Liebe bluͤht/ Laß immerhin den Berg der Scheitel uͤberſchneyen. 47. Die Schoͤne Blaſſe. Ob ſich der Wangen Feld mit todter Blaͤß umzieht/ Mein Feuer wird darum die Roͤthe nicht verlieren/ Weil man noch deine Glutt aus bleicher Aſche ſieht. 48. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/289
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/289>, abgerufen am 29.04.2024.