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Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862.

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kopf häßlich und ernsthaft. Ein Augenfehler wurde angezeigt durch
einen einfachen oder zwiefachen Punkt über dem Gesichtszeichen.

Verheirathet wurde durch ein von oben bis unten um die
Einfassung gewundenes, unten frei herabhängendes Band bezeich-
net. Bei Ledigen fehlte das Band ganz. Reich wurde durch
zwölf um die Einfassung vertheilte Knöpfe, nicht arm durch
vier, arm aber durch Weglassung aller Knöpfe ausgedrückt.
Eine Perrüke wurde durch eine das Gesichtszeichen überragende
Muschel bezeichnet. Fehlte die Muschel, so trug der Jnhaber eige-
nes Haar.

Endlich wurde noch mit der Einfassung die Absicht der
Reise
ausgedrückt. Bei einer Heirath ward das Band um die
Einfassung nur bis zur Hälfte umgewunden. Bewerbung um
ein geistliches Amt
war ein kleiner Kreis oder eine Null an
der untern Einfassung in der Mitte zwischen den Linien. Civil-
dienste
waren zwei kleine Kreise zwischen den Einfassungslinien,
oben zu beiden Seiten des Gesichtszeichens. Kriegsdienste waren
vier kleine Kreise symmetrisch zwischen den Einfassungslinien an-
gebracht. Ebenso wurden Wechselgeschäfte durch sechs, Ver-
gnügungen
durch acht Kreise ausgedrückt. Kaufmännische
Speculation
war wie bei der Bewerbung um ein geistliches
Amt, nur stand hier ein Oval anstatt des Kreises. Gelehrsam-
keit, Wissenschaft
und Kunst ward mit zwei Ovalen zu bei-
den Seiten des Gesichtszeichens oben zwischen den Einfassungs-
linien ausgedrückt. Jn gleicher Weise wurden vier Ovale zur
Bezeichnung von Erbschaft, sechs Ovale für Besuch bei Ver-
wandten oder Freunden,
und acht Ovale für Staatsge-
schäfte
gebraucht. Die unbekannte Absicht wurde durch Weg-
lassung aller Zeichen bemerklich gemacht.

Die Religion wurde durch das Lesezeichen unmittelbar hin-
ter dem Namen des Jnhabers ausgedrückt. Danach war:

Kolon (:) Katholik (Grieche),
Semikolon (;) Lutheraner,
Komma (,) Reformirter,
Gedankenstrich (--) Jude,

kopf häßlich und ernſthaft. Ein Augenfehler wurde angezeigt durch
einen einfachen oder zwiefachen Punkt über dem Geſichtszeichen.

Verheirathet wurde durch ein von oben bis unten um die
Einfaſſung gewundenes, unten frei herabhängendes Band bezeich-
net. Bei Ledigen fehlte das Band ganz. Reich wurde durch
zwölf um die Einfaſſung vertheilte Knöpfe, nicht arm durch
vier, arm aber durch Weglaſſung aller Knöpfe ausgedrückt.
Eine Perrüke wurde durch eine das Geſichtszeichen überragende
Muſchel bezeichnet. Fehlte die Muſchel, ſo trug der Jnhaber eige-
nes Haar.

Endlich wurde noch mit der Einfaſſung die Abſicht der
Reiſe
ausgedrückt. Bei einer Heirath ward das Band um die
Einfaſſung nur bis zur Hälfte umgewunden. Bewerbung um
ein geiſtliches Amt
war ein kleiner Kreis oder eine Null an
der untern Einfaſſung in der Mitte zwiſchen den Linien. Civil-
dienſte
waren zwei kleine Kreiſe zwiſchen den Einfaſſungslinien,
oben zu beiden Seiten des Geſichtszeichens. Kriegsdienſte waren
vier kleine Kreiſe ſymmetriſch zwiſchen den Einfaſſungslinien an-
gebracht. Ebenſo wurden Wechſelgeſchäfte durch ſechs, Ver-
gnügungen
durch acht Kreiſe ausgedrückt. Kaufmänniſche
Speculation
war wie bei der Bewerbung um ein geiſtliches
Amt, nur ſtand hier ein Oval anſtatt des Kreiſes. Gelehrſam-
keit, Wiſſenſchaft
und Kunſt ward mit zwei Ovalen zu bei-
den Seiten des Geſichtszeichens oben zwiſchen den Einfaſſungs-
linien ausgedrückt. Jn gleicher Weiſe wurden vier Ovale zur
Bezeichnung von Erbſchaft, ſechs Ovale für Beſuch bei Ver-
wandten oder Freunden,
und acht Ovale für Staatsge-
ſchäfte
gebraucht. Die unbekannte Abſicht wurde durch Weg-
laſſung aller Zeichen bemerklich gemacht.

Die Religion wurde durch das Leſezeichen unmittelbar hin-
ter dem Namen des Jnhabers ausgedrückt. Danach war:

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[22/0034] kopf häßlich und ernſthaft. Ein Augenfehler wurde angezeigt durch einen einfachen oder zwiefachen Punkt über dem Geſichtszeichen. Verheirathet wurde durch ein von oben bis unten um die Einfaſſung gewundenes, unten frei herabhängendes Band bezeich- net. Bei Ledigen fehlte das Band ganz. Reich wurde durch zwölf um die Einfaſſung vertheilte Knöpfe, nicht arm durch vier, arm aber durch Weglaſſung aller Knöpfe ausgedrückt. Eine Perrüke wurde durch eine das Geſichtszeichen überragende Muſchel bezeichnet. Fehlte die Muſchel, ſo trug der Jnhaber eige- nes Haar. Endlich wurde noch mit der Einfaſſung die Abſicht der Reiſe ausgedrückt. Bei einer Heirath ward das Band um die Einfaſſung nur bis zur Hälfte umgewunden. Bewerbung um ein geiſtliches Amt war ein kleiner Kreis oder eine Null an der untern Einfaſſung in der Mitte zwiſchen den Linien. Civil- dienſte waren zwei kleine Kreiſe zwiſchen den Einfaſſungslinien, oben zu beiden Seiten des Geſichtszeichens. Kriegsdienſte waren vier kleine Kreiſe ſymmetriſch zwiſchen den Einfaſſungslinien an- gebracht. Ebenſo wurden Wechſelgeſchäfte durch ſechs, Ver- gnügungen durch acht Kreiſe ausgedrückt. Kaufmänniſche Speculation war wie bei der Bewerbung um ein geiſtliches Amt, nur ſtand hier ein Oval anſtatt des Kreiſes. Gelehrſam- keit, Wiſſenſchaft und Kunſt ward mit zwei Ovalen zu bei- den Seiten des Geſichtszeichens oben zwiſchen den Einfaſſungs- linien ausgedrückt. Jn gleicher Weiſe wurden vier Ovale zur Bezeichnung von Erbſchaft, ſechs Ovale für Beſuch bei Ver- wandten oder Freunden, und acht Ovale für Staatsge- ſchäfte gebraucht. Die unbekannte Abſicht wurde durch Weg- laſſung aller Zeichen bemerklich gemacht. Die Religion wurde durch das Leſezeichen unmittelbar hin- ter dem Namen des Jnhabers ausgedrückt. Danach war: Kolon (:) Katholik (Grieche), Semikolon (;) Lutheraner, Komma (,) Reformirter, Gedankenſtrich (—) Jude,

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Zitationshilfe: Avé-Lallemant, Friedrich Christian Benedikt: Das Deutsche Gaunerthum. Bd. 4. Leipzig, 1862, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/avelallemant_gaunerthum04_1862/34>, abgerufen am 26.04.2024.