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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Das Brennmaterial 1801 bis 1815.
Rost von 0,915 m im Durchmesser, welcher mit dem Aschenfall und
dem Luftkanal in Verbindung stand. Die Einsatzöffnung a war 1,525 m
hoch, 0,762 m breit und wurde nach dem Eintragen der Steinkohlen
vermauert. In der Peripherie der Ofenmauer befanden sich vier
horizontale Reihen von Zuglöchern oo. In der Nähe der Mündung des
Schachtes war ein eisernes Rohr r von 20 bis 25 cm Durchmesser zur
Abführung der Gase, welche einem Kondensator zugeführt wurden,
eingemauert. Der Ofen wurde bis zum unteren Rande dieses Rohres
gefüllt, während die Schachtmündung durch eine eiserne Platte ver-
schlossen wurde. Die Verkokung erfolgte dann von unten nach oben
und wurde durch die Zuglöcher reguliert. War der Ofen gar, so er-
folgte nach 12 Stunden das Ziehen, wozu die Thür aufgerissen und
die glühenden Koks mit langen Haken ausgezogen und gleich mit
Wasser gelöscht wurden. Die in diesen Öfen erzeugten Koks waren
dichter und fester als die in Meilern bereiteten; sie nahmen ein
kleineres Volum ein, das Ausbringen an Gewicht war aber grösser.
Die Ofenkoks waren 10 bis 15 Proz. schwerer als die Meilerkoks. Das
Hauptprodukt der Destillation war roher Steinkohlentheer. Das Aus-
bringen an Koks richtete sich nach der Natur der Steinkohlen und
betrug 60 bis 70 Proz. Man gewann aber damals die Koks durchaus
nicht in so schönen grossen Stücken wie jetzt. Karsten sagt,
die zum Eisenschmelzen anzuwendenden Koks müssen Stücke von
wenigstens 36 ccm Inhalt sein; in kleineren Stücken sind sie nur
dann zu gebrauchen, wenn sie mit grösseren, von 2 bis 20 Kubikzoll
Inhalt, zugleich verarbeitet werden. Die grössten Stücke hatten also
noch nicht 5 Zoll Seitenlänge. Zu Gleiwitz in Oberschlesien wurden
vergleichende Versuche über die Wirkung verschiedener Koksarten
im Kupolofen angestellt. Mit Einschluss des zum Füllen der Öfen
nötigen Bedarfs erforderten

1 Tonne Roheisen     0,938 cbm Theerofenkoks oder
" "     1,076 " Meilerkoks oder
" "     1,114 " Backkoks
und dem Gewicht nach     3040 kg Theerofenkoks oder
" " " "     3176 " Meilerkoks oder
" " " "     2989 " Backkoks,

woraus hervorzugehen scheint, dass die schwereren Koks dem Volumen
nach, die leichteren aber dem Gewicht nach wirksamer sind.

Vergleichende Versuche zwischen Holz- und Steinkohle, welche
bei der Heizung eines Weissblechglühofens mit Kiefernholz und eines

Das Brennmaterial 1801 bis 1815.
Rost von 0,915 m im Durchmesser, welcher mit dem Aschenfall und
dem Luftkanal in Verbindung stand. Die Einsatzöffnung a war 1,525 m
hoch, 0,762 m breit und wurde nach dem Eintragen der Steinkohlen
vermauert. In der Peripherie der Ofenmauer befanden sich vier
horizontale Reihen von Zuglöchern oo. In der Nähe der Mündung des
Schachtes war ein eisernes Rohr r von 20 bis 25 cm Durchmesser zur
Abführung der Gase, welche einem Kondensator zugeführt wurden,
eingemauert. Der Ofen wurde bis zum unteren Rande dieses Rohres
gefüllt, während die Schachtmündung durch eine eiserne Platte ver-
schlossen wurde. Die Verkokung erfolgte dann von unten nach oben
und wurde durch die Zuglöcher reguliert. War der Ofen gar, so er-
folgte nach 12 Stunden das Ziehen, wozu die Thür aufgerissen und
die glühenden Koks mit langen Haken ausgezogen und gleich mit
Wasser gelöscht wurden. Die in diesen Öfen erzeugten Koks waren
dichter und fester als die in Meilern bereiteten; sie nahmen ein
kleineres Volum ein, das Ausbringen an Gewicht war aber gröſser.
Die Ofenkoks waren 10 bis 15 Proz. schwerer als die Meilerkoks. Das
Hauptprodukt der Destillation war roher Steinkohlentheer. Das Aus-
bringen an Koks richtete sich nach der Natur der Steinkohlen und
betrug 60 bis 70 Proz. Man gewann aber damals die Koks durchaus
nicht in so schönen groſsen Stücken wie jetzt. Karsten sagt,
die zum Eisenschmelzen anzuwendenden Koks müssen Stücke von
wenigstens 36 ccm Inhalt sein; in kleineren Stücken sind sie nur
dann zu gebrauchen, wenn sie mit gröſseren, von 2 bis 20 Kubikzoll
Inhalt, zugleich verarbeitet werden. Die gröſsten Stücke hatten also
noch nicht 5 Zoll Seitenlänge. Zu Gleiwitz in Oberschlesien wurden
vergleichende Versuche über die Wirkung verschiedener Koksarten
im Kupolofen angestellt. Mit Einschluſs des zum Füllen der Öfen
nötigen Bedarfs erforderten

1 Tonne Roheisen     0,938 cbm Theerofenkoks oder
„ „     1,076 „ Meilerkoks oder
„ „     1,114 „ Backkoks
und dem Gewicht nach     3040 kg Theerofenkoks oder
„ „ „ „     3176 „ Meilerkoks oder
„ „ „ „     2989 „ Backkoks,

woraus hervorzugehen scheint, daſs die schwereren Koks dem Volumen
nach, die leichteren aber dem Gewicht nach wirksamer sind.

Vergleichende Versuche zwischen Holz- und Steinkohle, welche
bei der Heizung eines Weiſsblechglühofens mit Kiefernholz und eines

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[60/0076] Das Brennmaterial 1801 bis 1815. Rost von 0,915 m im Durchmesser, welcher mit dem Aschenfall und dem Luftkanal in Verbindung stand. Die Einsatzöffnung a war 1,525 m hoch, 0,762 m breit und wurde nach dem Eintragen der Steinkohlen vermauert. In der Peripherie der Ofenmauer befanden sich vier horizontale Reihen von Zuglöchern oo. In der Nähe der Mündung des Schachtes war ein eisernes Rohr r von 20 bis 25 cm Durchmesser zur Abführung der Gase, welche einem Kondensator zugeführt wurden, eingemauert. Der Ofen wurde bis zum unteren Rande dieses Rohres gefüllt, während die Schachtmündung durch eine eiserne Platte ver- schlossen wurde. Die Verkokung erfolgte dann von unten nach oben und wurde durch die Zuglöcher reguliert. War der Ofen gar, so er- folgte nach 12 Stunden das Ziehen, wozu die Thür aufgerissen und die glühenden Koks mit langen Haken ausgezogen und gleich mit Wasser gelöscht wurden. Die in diesen Öfen erzeugten Koks waren dichter und fester als die in Meilern bereiteten; sie nahmen ein kleineres Volum ein, das Ausbringen an Gewicht war aber gröſser. Die Ofenkoks waren 10 bis 15 Proz. schwerer als die Meilerkoks. Das Hauptprodukt der Destillation war roher Steinkohlentheer. Das Aus- bringen an Koks richtete sich nach der Natur der Steinkohlen und betrug 60 bis 70 Proz. Man gewann aber damals die Koks durchaus nicht in so schönen groſsen Stücken wie jetzt. Karsten sagt, die zum Eisenschmelzen anzuwendenden Koks müssen Stücke von wenigstens 36 ccm Inhalt sein; in kleineren Stücken sind sie nur dann zu gebrauchen, wenn sie mit gröſseren, von 2 bis 20 Kubikzoll Inhalt, zugleich verarbeitet werden. Die gröſsten Stücke hatten also noch nicht 5 Zoll Seitenlänge. Zu Gleiwitz in Oberschlesien wurden vergleichende Versuche über die Wirkung verschiedener Koksarten im Kupolofen angestellt. Mit Einschluſs des zum Füllen der Öfen nötigen Bedarfs erforderten 1 Tonne Roheisen 0,938 cbm Theerofenkoks oder „ „ 1,076 „ Meilerkoks oder „ „ 1,114 „ Backkoks und dem Gewicht nach 3040 kg Theerofenkoks oder „ „ „ „ 3176 „ Meilerkoks oder „ „ „ „ 2989 „ Backkoks, woraus hervorzugehen scheint, daſs die schwereren Koks dem Volumen nach, die leichteren aber dem Gewicht nach wirksamer sind. Vergleichende Versuche zwischen Holz- und Steinkohle, welche bei der Heizung eines Weiſsblechglühofens mit Kiefernholz und eines

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/76>, abgerufen am 03.05.2024.