ben; das beweiset weiter nichts, als daß noch kein Jrgeist so lange die Lehre von der Dreyeinigkeit geführet wird (sie ist aber so lange geführet worden, als die Welt stehet, nicht allererst im neuen Testament) so unver- schämt gewesen ist als Zinzendorf.
Jm Fall nun auch kein Ketzer dagegen auf- stehet, so ist es kein Wunder, weil das Reich des Beelzebub in gewissen Stükken einig ist, und daher mit sich selbst nicht allezeit streitet.
§. 74.
Die giftige Absicht des Zinzendorfs muß ich hierbey entdecken. 1) Er prahlet zum voraus, ohne Grund und Beweis, mit einer allgemeinen Uebereinstimmung; damit nie- mand seine Jrgeisterey prüfen, sondern jeder- mann gedencken solle: Der Mann bringet ja nichts vor, als was die gantze Welt, die nur die Schrift annimt, vor wahr erkennet. 2) Er will damit anzeigen, daß sein Fund allen Religionen gerecht und gemäß seye, mithin seine Lehre vom heiligen Geist, von allen Reli- gionsparthien, Theologen und Ketzern, ohn- beschadet ihrer Lehrbegriffe, könne angenommen werden. 3) Er will sich dadurch den Weg bahnen, zu den so gleich beygefügten Läste- rungen auf die christliche Theologen. Man soll dencken, was müssen das vor unsinnige gottlose Menschen seyn, die sich einer Lehre
wieder-
Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
ben; das beweiſet weiter nichts, als daß noch kein Jrgeiſt ſo lange die Lehre von der Dreyeinigkeit gefuͤhret wird (ſie iſt aber ſo lange gefuͤhret worden, als die Welt ſtehet, nicht allererſt im neuen Teſtament) ſo unver- ſchaͤmt geweſen iſt als Zinzendorf.
Jm Fall nun auch kein Ketzer dagegen auf- ſtehet, ſo iſt es kein Wunder, weil das Reich des Beelzebub in gewiſſen Stuͤkken einig iſt, und daher mit ſich ſelbſt nicht allezeit ſtreitet.
§. 74.
Die giftige Abſicht des Zinzendorfs muß ich hierbey entdecken. 1) Er prahlet zum voraus, ohne Grund und Beweis, mit einer allgemeinen Uebereinſtimmung; damit nie- mand ſeine Jrgeiſterey pruͤfen, ſondern jeder- mann gedencken ſolle: Der Mann bringet ja nichts vor, als was die gantze Welt, die nur die Schrift annimt, vor wahr erkennet. 2) Er will damit anzeigen, daß ſein Fund allen Religionen gerecht und gemaͤß ſeye, mithin ſeine Lehre vom heiligen Geiſt, von allen Reli- gionsparthien, Theologen und Ketzern, ohn- beſchadet ihrer Lehrbegriffe, koͤnne angenommen werden. 3) Er will ſich dadurch den Weg bahnen, zu den ſo gleich beygefuͤgten Laͤſte- rungen auf die chriſtliche Theologen. Man ſoll dencken, was muͤſſen das vor unſinnige gottloſe Menſchen ſeyn, die ſich einer Lehre
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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
ben; das beweiſet weiter nichts, als daß noch
kein Jrgeiſt ſo lange die Lehre von der
Dreyeinigkeit gefuͤhret wird (ſie iſt aber
ſo lange gefuͤhret worden, als die Welt ſtehet,
nicht allererſt im neuen Teſtament) ſo unver-
ſchaͤmt geweſen iſt als Zinzendorf.
Jm Fall nun auch kein Ketzer dagegen auf-
ſtehet, ſo iſt es kein Wunder, weil das Reich
des Beelzebub in gewiſſen Stuͤkken einig iſt,
und daher mit ſich ſelbſt nicht allezeit ſtreitet.
§. 74.
Die giftige Abſicht des Zinzendorfs muß
ich hierbey entdecken. 1) Er prahlet zum
voraus, ohne Grund und Beweis, mit einer
allgemeinen Uebereinſtimmung; damit nie-
mand ſeine Jrgeiſterey pruͤfen, ſondern jeder-
mann gedencken ſolle: Der Mann bringet ja
nichts vor, als was die gantze Welt, die nur
die Schrift annimt, vor wahr erkennet. 2)
Er will damit anzeigen, daß ſein Fund allen
Religionen gerecht und gemaͤß ſeye, mithin
ſeine Lehre vom heiligen Geiſt, von allen Reli-
gionsparthien, Theologen und Ketzern, ohn-
beſchadet ihrer Lehrbegriffe, koͤnne angenommen
werden. 3) Er will ſich dadurch den Weg
bahnen, zu den ſo gleich beygefuͤgten Laͤſte-
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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/134>, abgerufen am 08.12.2023.
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