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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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[Beginn Spaltensatz]

Mit Andacht von den Vätern angeblickt. p2b_193.002
Dort treffen wir uns in verschiednen p2b_193.003
Scharen! p2b_193.004
Du, Vater, wirst die Heiligtümer wahren! p2b_193.005
Wie dürfte sie, noch nicht genetzt von frischer p2b_193.006
Flut, p2b_193.007
Berühren diese Hand voll Blut!
p2b_193.008
121. p2b_193.009
Sogleich wird ein Gewand den Schultern p2b_193.010
umgehangen, p2b_193.011
Vom Rücken wallt noch eine Löwenhaut; p2b_193.012
Jch neige mich, die Last des Vaters zu p2b_193.013
empfangen, p2b_193.014
Der Rechten wird mein Julus anvertraut, p2b_193.015
Der neben mir mit kürzern Schritten eilet, p2b_193.016
Und hinter unserm Rücken weilet, p2b_193.017
Zu hintergehn den lauernden Verdacht, p2b_193.018
Kreusens Schritt - so fliehn wir durch p2b_193.019
die Nacht.
p2b_193.020
122. p2b_193.021
Wie oft auch sonst im wildesten Gemenge p2b_193.022
Der Schlacht mein Busen unerschüttert p2b_193.023
blieb, p2b_193.024
Wie wenig mir der Feinde furchtbarstes p2b_193.025
Gedränge p2b_193.026
Die Röte von den Wangen trieb, p2b_193.027
Jetzt machte jeder Laut mich beben, p2b_193.028
Mir schauerte vor jedes Lüftchens Zug, p2b_193.029
Besorgt für des Begleiters Leben, p2b_193.030
Bang für die Bürde, die ich trug. u. s. f.
[Spaltenumbruch] p2b_193.101
Mein Weib that Pelz und Handschuh' an, p2b_193.102
Und ich rief meine Leute, p2b_193.103
Und sprach: - schickt euch zur Reise an! p2b_193.104
Jm Bierhaus vor der Stadt beim Schwan, p2b_193.105
Da kommen wir zusammen.
p2b_193.106
Drauf nahm ich meine Wildschur um, p2b_193.107
Daß sie die Rüstung deckte, p2b_193.108
Jndessen brannt' es um und um, p2b_193.109
Und sieh, das Feuer reckte p2b_193.110
Zum Fenster schon die Zung' herein: p2b_193.111
Da fingen alle an zu schrei'n: p2b_193.112
Sankt Florian, errett' uns!
p2b_193.113
Nur Weiber zittern in Gefahr; p2b_193.114
Jch, ohne umzublicken, p2b_193.115
Nahm meinen Vater, wie er war, p2b_193.116
Und packt' ihn auf den Rücken. p2b_193.117
Nun, rief ich: Vater, reitet zu, p2b_193.118
Gieb her die Hand, Askan, und du, p2b_193.119
Kreusa, geh' zur Seite!
p2b_193.120
Jch, der ich sonst dem Teufel steh', p2b_193.121
Erbebte nun vor Lanzen p2b_193.122
Und Schildgeklirr', und zitterte p2b_193.123
Für meinen teuern Ranzen. p2b_193.124
Jndessen trug ich meinen Sack p2b_193.125
Ganz unverletzet huckepack p2b_193.126
Durch Nacht und Graus und Flammen.
p2b_193.127
u. s. f.[Ende Spaltensatz]

p2b_193.128
§ 87. Parodie.

p2b_193.129
1. Die Parodie (Nebengesang) ist die möglichst treue Nachahmung p2b_193.130
irgend eines bekannten Gedichts durch fremdartigen Stoff.

p2b_193.131
2. Man unterscheidet ernste und komische Parodien.

p2b_193.132
1. Jm Gegensatz zur Travestie (welche, wie in § 86 erwähnt, den p2b_193.133
gleichen Gegenstand in neuer Form meist karikierend erzählt) ist der Gegenstand p2b_193.134
der Parodie vom Gegenstande des Originalgedichts durchaus verschieden; p2b_193.135
er ist meist niedriger, gemeiner. Zum Wesen der Parodie gehört es nur, daß p2b_193.136
Form (Metrum), Gedankenfolge, Ausdrucksweise (Wortlaut) thunlichst mit dem p2b_193.137
Originalgedicht übereinstimmen und an dasselbe erinnern. Das älteste parodistische p2b_193.138
Gedicht ist die im ernsten Ton der Jlias die Kämpfe der Mäuse und p2b_193.139
Frösche erzählende Batrachomyomachie.

p2b_193.140
Unsere Litteratur ist nicht arm an Parodien. Überwiegend sind jene p2b_193.141
schlechten Parodien, welche das Erhabene in den Staub ziehen und das Heilige, p2b_193.142
Weihevolle, Würdige &c. sträflich verletzen. Jm 16. Jahrhundert schon p2b_193.143
dichtete man in ernster Absicht beliebte, weitgesungene weltliche Lieder in geistliche p2b_193.144
um, indem man die weltliche Form beibehielt und nur für den weltlichen

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Mit Andacht von den Vätern angeblickt. p2b_193.002
Dort treffen wir uns in verschiednen p2b_193.003
Scharen! p2b_193.004
Du, Vater, wirst die Heiligtümer wahren! p2b_193.005
Wie dürfte sie, noch nicht genetzt von frischer p2b_193.006
Flut, p2b_193.007
Berühren diese Hand voll Blut!
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121. p2b_193.009
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Vom Rücken wallt noch eine Löwenhaut; p2b_193.012
Jch neige mich, die Last des Vaters zu p2b_193.013
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Und hinter unserm Rücken weilet, p2b_193.017
Zu hintergehn den lauernden Verdacht, p2b_193.018
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p2b_193.020
122. p2b_193.021
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Der Schlacht mein Busen unerschüttert p2b_193.023
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Mein Weib that Pelz und Handschuh' an, p2b_193.102
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Da kommen wir zusammen.
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u. s. f.[Ende Spaltensatz]

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§ 87. Parodie.

p2b_193.129
1. Die Parodie (Nebengesang) ist die möglichst treue Nachahmung p2b_193.130
irgend eines bekannten Gedichts durch fremdartigen Stoff.

p2b_193.131
2. Man unterscheidet ernste und komische Parodien.

p2b_193.132
1. Jm Gegensatz zur Travestie (welche, wie in § 86 erwähnt, den p2b_193.133
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[193/0215] p2b_193.001 Mit Andacht von den Vätern angeblickt. p2b_193.002 Dort treffen wir uns in verschiednen p2b_193.003 Scharen! p2b_193.004 Du, Vater, wirst die Heiligtümer wahren! p2b_193.005 Wie dürfte sie, noch nicht genetzt von frischer p2b_193.006 Flut, p2b_193.007 Berühren diese Hand voll Blut! p2b_193.008 121. p2b_193.009 Sogleich wird ein Gewand den Schultern p2b_193.010 umgehangen, p2b_193.011 Vom Rücken wallt noch eine Löwenhaut; p2b_193.012 Jch neige mich, die Last des Vaters zu p2b_193.013 empfangen, p2b_193.014 Der Rechten wird mein Julus anvertraut, p2b_193.015 Der neben mir mit kürzern Schritten eilet, p2b_193.016 Und hinter unserm Rücken weilet, p2b_193.017 Zu hintergehn den lauernden Verdacht, p2b_193.018 Kreusens Schritt ─ so fliehn wir durch p2b_193.019 die Nacht. p2b_193.020 122. p2b_193.021 Wie oft auch sonst im wildesten Gemenge p2b_193.022 Der Schlacht mein Busen unerschüttert p2b_193.023 blieb, p2b_193.024 Wie wenig mir der Feinde furchtbarstes p2b_193.025 Gedränge p2b_193.026 Die Röte von den Wangen trieb, p2b_193.027 Jetzt machte jeder Laut mich beben, p2b_193.028 Mir schauerte vor jedes Lüftchens Zug, p2b_193.029 Besorgt für des Begleiters Leben, p2b_193.030 Bang für die Bürde, die ich trug. u. s. f. p2b_193.101 Mein Weib that Pelz und Handschuh' an, p2b_193.102 Und ich rief meine Leute, p2b_193.103 Und sprach: ─ schickt euch zur Reise an! p2b_193.104 Jm Bierhaus vor der Stadt beim Schwan, p2b_193.105 Da kommen wir zusammen. p2b_193.106 Drauf nahm ich meine Wildschur um, p2b_193.107 Daß sie die Rüstung deckte, p2b_193.108 Jndessen brannt' es um und um, p2b_193.109 Und sieh, das Feuer reckte p2b_193.110 Zum Fenster schon die Zung' herein: p2b_193.111 Da fingen alle an zu schrei'n: p2b_193.112 Sankt Florian, errett' uns! p2b_193.113 Nur Weiber zittern in Gefahr; p2b_193.114 Jch, ohne umzublicken, p2b_193.115 Nahm meinen Vater, wie er war, p2b_193.116 Und packt' ihn auf den Rücken. p2b_193.117 Nun, rief ich: Vater, reitet zu, p2b_193.118 Gieb her die Hand, Askan, und du, p2b_193.119 Kreusa, geh' zur Seite! p2b_193.120 Jch, der ich sonst dem Teufel steh', p2b_193.121 Erbebte nun vor Lanzen p2b_193.122 Und Schildgeklirr', und zitterte p2b_193.123 Für meinen teuern Ranzen. p2b_193.124 Jndessen trug ich meinen Sack p2b_193.125 Ganz unverletzet huckepack p2b_193.126 Durch Nacht und Graus und Flammen. p2b_193.127 u. s. f. p2b_193.128 § 87. Parodie. p2b_193.129 1. Die Parodie (Nebengesang) ist die möglichst treue Nachahmung p2b_193.130 irgend eines bekannten Gedichts durch fremdartigen Stoff. p2b_193.131 2. Man unterscheidet ernste und komische Parodien. p2b_193.132 1. Jm Gegensatz zur Travestie (welche, wie in § 86 erwähnt, den p2b_193.133 gleichen Gegenstand in neuer Form meist karikierend erzählt) ist der Gegenstand p2b_193.134 der Parodie vom Gegenstande des Originalgedichts durchaus verschieden; p2b_193.135 er ist meist niedriger, gemeiner. Zum Wesen der Parodie gehört es nur, daß p2b_193.136 Form (Metrum), Gedankenfolge, Ausdrucksweise (Wortlaut) thunlichst mit dem p2b_193.137 Originalgedicht übereinstimmen und an dasselbe erinnern. Das älteste parodistische p2b_193.138 Gedicht ist die im ernsten Ton der Jlias die Kämpfe der Mäuse und p2b_193.139 Frösche erzählende Batrachomyomachie. p2b_193.140 Unsere Litteratur ist nicht arm an Parodien. Überwiegend sind jene p2b_193.141 schlechten Parodien, welche das Erhabene in den Staub ziehen und das Heilige, p2b_193.142 Weihevolle, Würdige &c. sträflich verletzen. Jm 16. Jahrhundert schon p2b_193.143 dichtete man in ernster Absicht beliebte, weitgesungene weltliche Lieder in geistliche p2b_193.144 um, indem man die weltliche Form beibehielt und nur für den weltlichen

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/215>, abgerufen am 30.04.2024.