Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Über den Bildungstrieb und das Zeugungsgeschäfte. Göttingen, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

wie auch durch die, so ihm von Himmel mitge-
theilet ist, in die weibliche Gebärmutter gebracht
wird, kocht die Materien die von der Mut-
ter dahin gegossen worden, und indem er sie
nach ihrer Art verschiedentlich behandelt,
macht er Werkzeuge. So lange er diese ver-
fertigt, heist er die ausbildende oder aus-
würkende Kraft. Aber wenn nun die Werk-
zeuge fertig sind, daß er sich ihrer bedienen
kan, so artet das was vorher bildende
Kraft war, indem es sich ihrer bedient, in
die Seele aus."
Bey andern Schriftstellern
sind die Vorstellungen von dieser plastischen Kraft
noch ungleich schwankender, und fast nur in dem
miteinander übereinstimmend (was schon an sich
alle vis plastica vom Bildungstrieb gänzlich un-
terscheidet) daß sie dieselbe so wie in der angeführ-
ten Stelle als eine vis temporaria blos auf die
Empfängnis und erste Bildung der Hauptorgane
der neuen Frucht einschränken.

wie auch durch die, so ihm von Himmel mitge-
theilet ist, in die weibliche Gebärmutter gebracht
wird, kocht die Materien die von der Mut-
ter dahin gegossen worden, und indem er sie
nach ihrer Art verschiedentlich behandelt,
macht er Werkzeuge. So lange er diese ver-
fertigt, heist er die ausbildende oder aus-
würkende Kraft. Aber wenn nun die Werk-
zeuge fertig sind, daß er sich ihrer bedienen
kan, so artet das was vorher bildende
Kraft war, indem es sich ihrer bedient, in
die Seele aus.“
Bey andern Schriftstellern
sind die Vorstellungen von dieser plastischen Kraft
noch ungleich schwankender, und fast nur in dem
miteinander übereinstimmend (was schon an sich
alle vis plastica vom Bildungstrieb gänzlich un-
terscheidet) daß sie dieselbe so wie in der angeführ-
ten Stelle als eine vis temporaria blos auf die
Empfängnis und erste Bildung der Hauptorgane
der neuen Frucht einschränken.

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000053">
    <body>
      <div n="1">
        <p><q type="preline"><pb facs="#f0022" xml:id="pb016_0001" n="16"/>
wie auch durch die, so ihm von Himmel mitge-<lb/>
theilet ist, in die weibliche Gebärmutter gebracht<lb/>
wird, kocht die Materien die von der Mut-<lb/>
ter dahin gegossen worden, und indem er sie<lb/>
nach ihrer Art verschiedentlich behandelt,<lb/>
macht er Werkzeuge. So lange er diese ver-<lb/>
fertigt, heist er die ausbildende oder aus-<lb/>
würkende Kraft. Aber wenn nun die Werk-<lb/>
zeuge fertig sind, daß er sich ihrer bedienen<lb/>
kan, so artet das was vorher bildende<lb/>
Kraft war, indem es sich ihrer bedient, in<lb/>
die Seele aus.&#x201C;</q> Bey andern Schriftstellern<lb/>
sind die Vorstellungen von dieser plastischen Kraft<lb/>
noch ungleich schwankender, und fast nur in dem<lb/>
miteinander übereinstimmend (was schon an sich<lb/>
alle <hi rendition="#aq">vis plastica</hi> vom Bildungstrieb gänzlich un-<lb/>
terscheidet) daß sie dieselbe so wie in der angeführ-<lb/>
ten Stelle als eine <hi rendition="#aq">vis temporaria</hi> blos auf die<lb/>
Empfängnis und erste Bildung der Hauptorgane<lb/>
der neuen Frucht einschränken.</p>
      </div>
      <div n="1">
</div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0022] wie auch durch die, so ihm von Himmel mitge- theilet ist, in die weibliche Gebärmutter gebracht wird, kocht die Materien die von der Mut- ter dahin gegossen worden, und indem er sie nach ihrer Art verschiedentlich behandelt, macht er Werkzeuge. So lange er diese ver- fertigt, heist er die ausbildende oder aus- würkende Kraft. Aber wenn nun die Werk- zeuge fertig sind, daß er sich ihrer bedienen kan, so artet das was vorher bildende Kraft war, indem es sich ihrer bedient, in die Seele aus.“ Bey andern Schriftstellern sind die Vorstellungen von dieser plastischen Kraft noch ungleich schwankender, und fast nur in dem miteinander übereinstimmend (was schon an sich alle vis plastica vom Bildungstrieb gänzlich un- terscheidet) daß sie dieselbe so wie in der angeführ- ten Stelle als eine vis temporaria blos auf die Empfängnis und erste Bildung der Hauptorgane der neuen Frucht einschränken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_bildungstrieb_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_bildungstrieb_1781/22
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über den Bildungstrieb und das Zeugungsgeschäfte. Göttingen, 1781, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_bildungstrieb_1781/22>, abgerufen am 16.04.2024.