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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
len nicht austräget/ werden nichts destoweniger sie-
ben bis acht unterschiedliche Sprachen darinnen ge-
redet/ deren drey oder 4. nicht die geringste Verwand-
schafft mit einander haben. Zu Jammoree 10. Mei-
len oberhalb Axim Wohnende/ können mit denjeni-
gen/ so in Egvira, Acroboe, Ancober und Akim
wonhafft/ gar wohl zurecht kommen/ wiewol die Spra-
che ein merckliches von einander unterschieden; die
von Axim sprechen sehr unangenehm/ nicht weniger
die von Ante, obgleich die Sprache gantz anders lau-
tet; am allerärgsten aber die von Acra, welche mit kei-
ner andern im geringsten nicht übereinkommt. Die
übrigen/ wenigstens der meiste Theil des Landes/ kön-
nen sich unter einander wohl verstehen/ ausgenommen
die Aqvamboer. Diejenigen aber/ welche tieffer
aus dem Lande von Dinkira, Acanny und von Adom
kommen/ haben vor allen andern eine sehr beliebliche/
angenehme Aussprach/ und kan man gar bald/ wenn
man etwas von der Sprache verstehet/ den sehr gros-
sen Unterscheid wenigstens als zwischen der Braban-
dischen und jenseit des Meers üblichen/ erkennen. Da-
fern auch diese Mohren so unter unsere Vestungen
gehören/ und mit denen wir täglich müssen umgehen/
etwas angenehmere Sprache hätten/ wäre es uns ein
leichtes/ in Zeit von zwey oder drey Jahren dieselbige
zu erlernen/ an statt daß wir anitzo wol gantzer 10. nö-
thig haben/ ehe wir zu unsern Zweck gelangen/ oder
selbige recht ausführlich begreiffen können. Zwar
giebet es unterschiedliche/ davon ich mir einbilde auch
einer zu seyn/ welche mercklich darinnen zugenommen/
daß sie alles verstehen können/ allein die Aussprache
fället sehr schwer/ angesehen die Wörter und Benen-

nun-

Beſchreibung
len nicht austraͤget/ werden nichts deſtoweniger ſie-
ben bis acht unterſchiedliche Sprachen darinnen ge-
redet/ deren drey oder 4. nicht die geringſte Verwand-
ſchafft mit einander haben. Zu Jammoree 10. Mei-
len oberhalb Axim Wohnende/ koͤnnen mit denjeni-
gen/ ſo in Egvira, Acroboe, Ancober und Akim
wonhafft/ gar wohl zurecht kommen/ wiewol die Spra-
che ein merckliches von einander unterſchieden; die
von Axim ſprechen ſehr unangenehm/ nicht weniger
die von Ante, obgleich die Sprache gantz anders lau-
tet; am alleraͤrgſten aber die von Acra, welche mit kei-
ner andern im geringſten nicht uͤbereinkommt. Die
uͤbrigen/ wenigſtens der meiſte Theil des Landes/ koͤn-
nen ſich unter einander wohl verſtehen/ ausgenommen
die Aqvamboer. Diejenigen aber/ welche tieffer
aus dem Lande von Dinkira, Acanny und von Adom
kommen/ haben vor allen andern eine ſehr beliebliche/
angenehme Ausſprach/ und kan man gar bald/ wenn
man etwas von der Sprache verſtehet/ den ſehr groſ-
ſen Unterſcheid wenigſtens als zwiſchen der Braban-
diſchen und jenſeit des Meers uͤblichen/ erkennen. Da-
fern auch dieſe Mohren ſo unter unſere Veſtungen
gehoͤren/ und mit denen wir taͤglich muͤſſen umgehen/
etwas angenehmere Sprache haͤtten/ waͤre es uns ein
leichtes/ in Zeit von zwey oder drey Jahren dieſelbige
zu erlernen/ an ſtatt daß wir anitzo wol gantzer 10. noͤ-
thig haben/ ehe wir zu unſern Zweck gelangen/ oder
ſelbige recht ausfuͤhrlich begreiffen koͤnnen. Zwar
giebet es unterſchiedliche/ davon ich mir einbilde auch
einer zu ſeyn/ welche mercklich darinnen zugenommen/
daß ſie alles verſtehen koͤnnen/ allein die Ausſprache
faͤllet ſehr ſchwer/ angeſehen die Woͤrter und Benen-

nun-
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[162/0206] Beſchreibung len nicht austraͤget/ werden nichts deſtoweniger ſie- ben bis acht unterſchiedliche Sprachen darinnen ge- redet/ deren drey oder 4. nicht die geringſte Verwand- ſchafft mit einander haben. Zu Jammoree 10. Mei- len oberhalb Axim Wohnende/ koͤnnen mit denjeni- gen/ ſo in Egvira, Acroboe, Ancober und Akim wonhafft/ gar wohl zurecht kommen/ wiewol die Spra- che ein merckliches von einander unterſchieden; die von Axim ſprechen ſehr unangenehm/ nicht weniger die von Ante, obgleich die Sprache gantz anders lau- tet; am alleraͤrgſten aber die von Acra, welche mit kei- ner andern im geringſten nicht uͤbereinkommt. Die uͤbrigen/ wenigſtens der meiſte Theil des Landes/ koͤn- nen ſich unter einander wohl verſtehen/ ausgenommen die Aqvamboer. Diejenigen aber/ welche tieffer aus dem Lande von Dinkira, Acanny und von Adom kommen/ haben vor allen andern eine ſehr beliebliche/ angenehme Ausſprach/ und kan man gar bald/ wenn man etwas von der Sprache verſtehet/ den ſehr groſ- ſen Unterſcheid wenigſtens als zwiſchen der Braban- diſchen und jenſeit des Meers uͤblichen/ erkennen. Da- fern auch dieſe Mohren ſo unter unſere Veſtungen gehoͤren/ und mit denen wir taͤglich muͤſſen umgehen/ etwas angenehmere Sprache haͤtten/ waͤre es uns ein leichtes/ in Zeit von zwey oder drey Jahren dieſelbige zu erlernen/ an ſtatt daß wir anitzo wol gantzer 10. noͤ- thig haben/ ehe wir zu unſern Zweck gelangen/ oder ſelbige recht ausfuͤhrlich begreiffen koͤnnen. Zwar giebet es unterſchiedliche/ davon ich mir einbilde auch einer zu ſeyn/ welche mercklich darinnen zugenommen/ daß ſie alles verſtehen koͤnnen/ allein die Ausſprache faͤllet ſehr ſchwer/ angeſehen die Woͤrter und Benen- nun-

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/206>, abgerufen am 27.04.2024.