Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

wird er so fest gehalten, daß er sich nicht rühren kann,
und ist bis auf den halben Leib ausgezogen. Hier-
auf giebt ihm der Henker die Knute, welches ein an
einem Stock befestigter Riemen von getrockneter und
ungegärbter Elendshaut ist, die er so geschickt zu füh-
ren weiß, daß das Blut auf jeden Hieb herausspringt,
oder eine Schwiele wie ein Finger dick entstehet.
Dieses wird die gelinde Knute genannt; wenn sie
aber nach dem Urtheile strenger seyn soll, so kommt
der Henker drey oder vier Schritte gegangen, bis er
den Verbrecher erreichen kann, und giebt ihn den er-
sten Hieb mitten auf den Rücken, tritt bey jeden Hie-
be zurück, und ist so geschickt, daß er niemals zwey-
mal auf einen Ort schlägt; jeder Hieb nimmt das
Fleisch mit weg. Wenn die allerschärfste Knute ver-
ordnet ist, so haut er in die Seiten, und durchschnei-
det öfters das Eingeweide, welches wenige überleben.
Es ist eine allgemeine Anmerkung, daß magere Leute
nach der Knute fett werden; und daß sie ein un-
trügliches Mittel für diejenigen ist, die steif (hide-
bound,
) sind.

Sie haben außer dieser noch eine andere Art der
Strafe, die Batoke genannt, deren man sich in Fa-
milien, die Kinder und Sclaven zu züchtigen, desglei-
chen auch bey der Armee bedient. Die Person, die
so bestraft werden soll, muß die Kleider bis auf die
Beinkleider ausziehen, und sich mit dem Leibe auf die
Erde legen; hierauf setzt sich einer auf seinen Kopf und
Hals, und ein anderer auf seine Füße; jeder hat ei-
ne gute Ruthe, womit sie ihn den Rücken tüchtig
kitzeln.

Während

wird er ſo feſt gehalten, daß er ſich nicht ruͤhren kann,
und iſt bis auf den halben Leib ausgezogen. Hier-
auf giebt ihm der Henker die Knute, welches ein an
einem Stock befeſtigter Riemen von getrockneter und
ungegaͤrbter Elendshaut iſt, die er ſo geſchickt zu fuͤh-
ren weiß, daß das Blut auf jeden Hieb herausſpringt,
oder eine Schwiele wie ein Finger dick entſtehet.
Dieſes wird die gelinde Knute genannt; wenn ſie
aber nach dem Urtheile ſtrenger ſeyn ſoll, ſo kommt
der Henker drey oder vier Schritte gegangen, bis er
den Verbrecher erreichen kann, und giebt ihn den er-
ſten Hieb mitten auf den Ruͤcken, tritt bey jeden Hie-
be zuruͤck, und iſt ſo geſchickt, daß er niemals zwey-
mal auf einen Ort ſchlaͤgt; jeder Hieb nimmt das
Fleiſch mit weg. Wenn die allerſchaͤrfſte Knute ver-
ordnet iſt, ſo haut er in die Seiten, und durchſchnei-
det oͤfters das Eingeweide, welches wenige uͤberleben.
Es iſt eine allgemeine Anmerkung, daß magere Leute
nach der Knute fett werden; und daß ſie ein un-
truͤgliches Mittel fuͤr diejenigen iſt, die ſteif (hide-
bound,
) ſind.

Sie haben außer dieſer noch eine andere Art der
Strafe, die Batoke genannt, deren man ſich in Fa-
milien, die Kinder und Sclaven zu zuͤchtigen, desglei-
chen auch bey der Armee bedient. Die Perſon, die
ſo beſtraft werden ſoll, muß die Kleider bis auf die
Beinkleider ausziehen, und ſich mit dem Leibe auf die
Erde legen; hierauf ſetzt ſich einer auf ſeinen Kopf und
Hals, und ein anderer auf ſeine Fuͤße; jeder hat ei-
ne gute Ruthe, womit ſie ihn den Ruͤcken tuͤchtig
kitzeln.

Waͤhrend
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0114" n="104"/>
wird er &#x017F;o fe&#x017F;t gehalten, daß er &#x017F;ich nicht ru&#x0364;hren kann,<lb/>
und i&#x017F;t bis auf den halben Leib ausgezogen. Hier-<lb/>
auf giebt ihm der Henker die Knute, welches ein an<lb/>
einem Stock befe&#x017F;tigter Riemen von getrockneter und<lb/>
ungega&#x0364;rbter Elendshaut i&#x017F;t, die er &#x017F;o ge&#x017F;chickt zu fu&#x0364;h-<lb/>
ren weiß, daß das Blut auf jeden Hieb heraus&#x017F;pringt,<lb/>
oder eine Schwiele wie ein Finger dick ent&#x017F;tehet.<lb/>
Die&#x017F;es wird die gelinde Knute genannt; wenn &#x017F;ie<lb/>
aber nach dem Urtheile &#x017F;trenger &#x017F;eyn &#x017F;oll, &#x017F;o kommt<lb/>
der Henker drey oder vier Schritte gegangen, bis er<lb/>
den Verbrecher erreichen kann, und giebt ihn den er-<lb/>
&#x017F;ten Hieb mitten auf den Ru&#x0364;cken, tritt bey jeden Hie-<lb/>
be zuru&#x0364;ck, und i&#x017F;t &#x017F;o ge&#x017F;chickt, daß er niemals zwey-<lb/>
mal auf einen Ort &#x017F;chla&#x0364;gt; jeder Hieb nimmt das<lb/>
Flei&#x017F;ch mit weg. Wenn die aller&#x017F;cha&#x0364;rf&#x017F;te Knute ver-<lb/>
ordnet i&#x017F;t, &#x017F;o haut er in die Seiten, und durch&#x017F;chnei-<lb/>
det o&#x0364;fters das Eingeweide, welches wenige u&#x0364;berleben.<lb/>
Es i&#x017F;t eine allgemeine Anmerkung, daß magere Leute<lb/>
nach der Knute fett werden; und daß &#x017F;ie ein un-<lb/>
tru&#x0364;gliches Mittel fu&#x0364;r diejenigen i&#x017F;t, die &#x017F;teif (<hi rendition="#aq">hide-<lb/>
bound,</hi>) &#x017F;ind.</p><lb/>
        <p>Sie haben außer die&#x017F;er noch eine andere Art der<lb/>
Strafe, die Batoke genannt, deren man &#x017F;ich in Fa-<lb/>
milien, die Kinder und Sclaven zu zu&#x0364;chtigen, desglei-<lb/>
chen auch bey der Armee bedient. Die Per&#x017F;on, die<lb/>
&#x017F;o be&#x017F;traft werden &#x017F;oll, muß die Kleider bis auf die<lb/>
Beinkleider ausziehen, und &#x017F;ich mit dem Leibe auf die<lb/>
Erde legen; hierauf &#x017F;etzt &#x017F;ich einer auf &#x017F;einen Kopf und<lb/>
Hals, und ein anderer auf &#x017F;eine Fu&#x0364;ße; jeder hat ei-<lb/>
ne gute Ruthe, womit &#x017F;ie ihn den Ru&#x0364;cken tu&#x0364;chtig<lb/>
kitzeln.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Wa&#x0364;hrend</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0114] wird er ſo feſt gehalten, daß er ſich nicht ruͤhren kann, und iſt bis auf den halben Leib ausgezogen. Hier- auf giebt ihm der Henker die Knute, welches ein an einem Stock befeſtigter Riemen von getrockneter und ungegaͤrbter Elendshaut iſt, die er ſo geſchickt zu fuͤh- ren weiß, daß das Blut auf jeden Hieb herausſpringt, oder eine Schwiele wie ein Finger dick entſtehet. Dieſes wird die gelinde Knute genannt; wenn ſie aber nach dem Urtheile ſtrenger ſeyn ſoll, ſo kommt der Henker drey oder vier Schritte gegangen, bis er den Verbrecher erreichen kann, und giebt ihn den er- ſten Hieb mitten auf den Ruͤcken, tritt bey jeden Hie- be zuruͤck, und iſt ſo geſchickt, daß er niemals zwey- mal auf einen Ort ſchlaͤgt; jeder Hieb nimmt das Fleiſch mit weg. Wenn die allerſchaͤrfſte Knute ver- ordnet iſt, ſo haut er in die Seiten, und durchſchnei- det oͤfters das Eingeweide, welches wenige uͤberleben. Es iſt eine allgemeine Anmerkung, daß magere Leute nach der Knute fett werden; und daß ſie ein un- truͤgliches Mittel fuͤr diejenigen iſt, die ſteif (hide- bound,) ſind. Sie haben außer dieſer noch eine andere Art der Strafe, die Batoke genannt, deren man ſich in Fa- milien, die Kinder und Sclaven zu zuͤchtigen, desglei- chen auch bey der Armee bedient. Die Perſon, die ſo beſtraft werden ſoll, muß die Kleider bis auf die Beinkleider ausziehen, und ſich mit dem Leibe auf die Erde legen; hierauf ſetzt ſich einer auf ſeinen Kopf und Hals, und ein anderer auf ſeine Fuͤße; jeder hat ei- ne gute Ruthe, womit ſie ihn den Ruͤcken tuͤchtig kitzeln. Waͤhrend

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/114
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/114>, abgerufen am 29.04.2024.