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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
Das allerkostbahreste Gut der Götter vor mich/ ist die himlische Valiska/ welche ich billich
die Sonne der Unterwelt nenne; Was ists dann Wunder/ daß sie auch anjezt in ihrem
Lauffe nach der Götter Willen begriffen ist/ nach dem die Sonne nimmer stille stehet? wer
ihr nachläufft/ wird sie ohn Zweiffel erlangen; wer aber stille sitzet/ und wartet biß sie von
ihr selbst zu ihm lauffe/ wird einen blossen schlagen. Diesem nach/ gönne mir mein Gn.
Herr Vater/ daß ich ihr nachlauffe/ damit nicht der Sachsische Läuffer mir gar zu einen
grossen Vorsprung abgewinne. Du trägest gute Speisen auff/ mein Sohn/ antwortete
der Vater/ aber das Salz mangelt/ welches ich daran schütten muß; nehmlich die vorsich-
tige Klugheit. Du wilt lauffen/ aber wohin? Du wilt suchen/ aber an welchem Orte? Du
wilt einem andern vorkommen/ aber auff welcher Bahn? Sihestu was dir fehlet? Dein
Seiger ist verrukt/ der muß gestellet werden; aber durch Vernunfft/ nicht durch blindes
zuplatzen. Der Teutsche junge Groß Fürst Herkules läufft; wir wollen auch lauffen/ ja wir
wollen lauffen. Herkules läufft ohn zweifel auffs ungewiß; das wird ihn nicht zum Ziele
bringen; Markomir sol gewisser lauffen/ so wird er dem Herkules vorkommen. Und schätze
dich nicht geringer/ mein Sohn/ als jenen Herkules; dann was bey den Sachsen Herku-
les heisset/ das heisset bey den Sikambern Markomir. Mein Uhr Anherr der allererste Kö-
nig der Sikambrer führete diesen Nahmen/ und wahr des hochberühmten Trojaners des
Antenors Sohn/ welcher vor 673 Jahren den ersten Grund dieses Reichs geleget hat/ und
wir denselben unter der Zahl unser Götter verehren. 216 Jahr nach seinem Tode hersche-
te/ der Neunde in der Ordnung/ der Ander Markomir/ und zwar eben so viel Jahr lang
als der erste/ nehmlich XXIIX Jahr/ welchen wir als ein Wunder halten wegen seiner hoch-
gelehrten Klugheit und Wissenschafft in den freyen Künsten. Der dritte Markomir kam
335 Jahr nach ihm/ hat vor 97 Jahren das Reich angenommen/ und demselben XXI Jahr
lang überaus löblich vorgestanden; massen die Franken unter ihm an Reichtuhm und
Kräfften mehr zugenommen/ als unter keinem andern vor ihm; und da es den Göttern nit
zuwider ist/ gelebe ich der Hoffnung/ du werdest der Vierde Markomir von unsern Nach-
kommen gezählet werden; Helffe der Himmel/ daß du nicht geringer noch unbenahmter
werdest als der vorigen einer. Aber mein Sohn/ wollen wir in dieser Hoffnung unbetrogen
seyn/ müssen wir in alle unserm Vornehmen die Vernunfft vorne an setzen/ als eine voll-
kommene Beherscherin aller unser Begierden; und wo wir uns in diesem Stük überse-
hen/ wird die folgende Zeit uns entweder in das Buch der Vergessenheit/ oder (welches
noch schlimmer) der Verachtung einschreiben. Drumb ehe und bevor wir lauffen/ wollen
wir uns zuvor des Weges erkundigen/ daß wir nicht nach Westen zurennen/ wann wir ge-
gen Osten sollen. Muß demnach ein geträuer und verständiger Diener zu Padua verneh-
men/ ob er daselbst/ unser Wegweiser zu seyn/ könne geschikt gemacht werden; sonsten wo
ich dich zeitiger lauffen liesse/ würde ich dich meinen einigen Sohn und gewissen Reichs-
Erben ins Verderben jagen/ dessen ich vor der gantzen Welt müste verachtet/ und von al-
len meinen Untertahnen verfluchet seyn. Wie aber/ mein Herr Vater/ sagte Markomir/
wann mir der Herkules vorlieffe? So ruht ers durch der Götter Willen und ihrer sonder-
lichen Schickung/ antwortete er/ denen wir durchaus nicht können widerstreben; Drum
so du mich und dich/ ja wo du die köstliche Welt Perle Frl. Valisken recht und vernünff-

tig lie-
Z z

Anderes Buch.
Das allerkoſtbahreſte Gut der Goͤtter vor mich/ iſt die himliſche Valiſka/ welche ich billich
die Sonne der Unterwelt nenne; Was iſts dann Wunder/ daß ſie auch anjezt in ihrem
Lauffe nach der Goͤtter Willen begriffen iſt/ nach dem die Sonne nimmer ſtille ſtehet? wer
ihr nachlaͤufft/ wird ſie ohn Zweiffel erlangen; wer aber ſtille ſitzet/ und wartet biß ſie von
ihr ſelbſt zu ihm lauffe/ wird einen bloſſen ſchlagen. Dieſem nach/ goͤnne mir mein Gn.
Herr Vater/ daß ich ihr nachlauffe/ damit nicht der Sachſiſche Laͤuffer mir gar zu einen
groſſen Vorſprung abgewinne. Du traͤgeſt gute Speiſen auff/ mein Sohn/ antwortete
der Vater/ aber das Salz mangelt/ welches ich daran ſchuͤtten muß; nehmlich die vorſich-
tige Klugheit. Du wilt lauffen/ aber wohin? Du wilt ſuchen/ aber an welchem Orte? Du
wilt einem andern vorkommen/ aber auff welcher Bahn? Siheſtu was dir fehlet? Dein
Seiger iſt verrukt/ der muß geſtellet werden; aber durch Vernunfft/ nicht durch blindes
zuplatzen. Der Teutſche junge Groß Fuͤrſt Herkules laͤufft; wir wollen auch lauffen/ ja wiꝛ
wollen lauffen. Herkules laͤufft ohn zweifel auffs ungewiß; das wird ihn nicht zum Ziele
bringen; Markomir ſol gewiſſer lauffen/ ſo wird er dem Herkules vorkommẽ. Und ſchaͤtze
dich nicht geringer/ mein Sohn/ als jenen Herkules; dann was bey den Sachſen Herku-
les heiſſet/ das heiſſet bey den Sikambern Markomir. Mein Uhr Anherr der allererſte Koͤ-
nig der Sikambrer fuͤhrete dieſen Nahmen/ und wahr des hochberuͤhmten Trojaners des
Antenors Sohn/ welcher vor 673 Jahren den erſten Grund dieſes Reichs geleget hat/ uñ
wir denſelben unter der Zahl unſer Goͤtter verehren. 216 Jahr nach ſeinem Tode herſche-
te/ der Neunde in der Ordnung/ der Ander Markomir/ und zwar eben ſo viel Jahr lang
als der erſte/ nehmlich XXIIX Jahr/ welchen wir als ein Wunder halten wegẽ ſeiner hoch-
gelehrten Klugheit und Wiſſenſchafft in den freyen Kuͤnſten. Der dritte Markomir kam
335 Jahr nach ihm/ hat vor 97 Jahren das Reich angenommen/ und demſelben XXI Jahr
lang uͤberaus loͤblich vorgeſtanden; maſſen die Franken unter ihm an Reichtuhm und
Kraͤfften mehr zugenommen/ als unter keinem andern vor ihm; und da es den Goͤttern nit
zuwider iſt/ gelebe ich der Hoffnung/ du werdeſt der Vierde Markomir von unſern Nach-
kommen gezaͤhlet werden; Helffe der Himmel/ daß du nicht geringer noch unbenahmter
werdeſt als der vorigen einer. Aber mein Sohn/ wollen wir in dieſer Hoffnung unbetrogẽ
ſeyn/ muͤſſen wir in alle unſerm Vornehmen die Vernunfft vorne an ſetzen/ als eine voll-
kommene Beherſcherin aller unſer Begierden; und wo wir uns in dieſem Stuͤk uͤberſe-
hen/ wird die folgende Zeit uns entweder in das Buch der Vergeſſenheit/ oder (welches
noch ſchlimmer) der Verachtung einſchreiben. Drumb ehe und bevor wir lauffen/ wollen
wir uns zuvor des Weges erkundigen/ daß wir nicht nach Weſten zurennen/ wann wir ge-
gen Oſten ſollen. Muß demnach ein getraͤuer und verſtaͤndiger Diener zu Padua verneh-
men/ ob er daſelbſt/ unſer Wegweiſer zu ſeyn/ koͤnne geſchikt gemacht werden; ſonſten wo
ich dich zeitiger lauffen lieſſe/ wuͤrde ich dich meinen einigen Sohn und gewiſſen Reichs-
Erben ins Verderben jagen/ deſſen ich vor der gantzen Welt muͤſte verachtet/ und von al-
len meinen Untertahnen verfluchet ſeyn. Wie aber/ mein Herr Vater/ ſagte Markomir/
wann mir der Herkules vorlieffe? So ruht ers durch der Goͤtter Willen und ihrer ſondeꝛ-
lichen Schickung/ antwortete er/ denen wir durchaus nicht koͤnnen widerſtreben; Drum
ſo du mich und dich/ ja wo du die koͤſtliche Welt Perle Frl. Valiſken recht und vernuͤnff-

tig lie-
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[361/0399] Anderes Buch. Das allerkoſtbahreſte Gut der Goͤtter vor mich/ iſt die himliſche Valiſka/ welche ich billich die Sonne der Unterwelt nenne; Was iſts dann Wunder/ daß ſie auch anjezt in ihrem Lauffe nach der Goͤtter Willen begriffen iſt/ nach dem die Sonne nimmer ſtille ſtehet? wer ihr nachlaͤufft/ wird ſie ohn Zweiffel erlangen; wer aber ſtille ſitzet/ und wartet biß ſie von ihr ſelbſt zu ihm lauffe/ wird einen bloſſen ſchlagen. Dieſem nach/ goͤnne mir mein Gn. Herr Vater/ daß ich ihr nachlauffe/ damit nicht der Sachſiſche Laͤuffer mir gar zu einen groſſen Vorſprung abgewinne. Du traͤgeſt gute Speiſen auff/ mein Sohn/ antwortete der Vater/ aber das Salz mangelt/ welches ich daran ſchuͤtten muß; nehmlich die vorſich- tige Klugheit. Du wilt lauffen/ aber wohin? Du wilt ſuchen/ aber an welchem Orte? Du wilt einem andern vorkommen/ aber auff welcher Bahn? Siheſtu was dir fehlet? Dein Seiger iſt verrukt/ der muß geſtellet werden; aber durch Vernunfft/ nicht durch blindes zuplatzen. Der Teutſche junge Groß Fuͤrſt Herkules laͤufft; wir wollen auch lauffen/ ja wiꝛ wollen lauffen. Herkules laͤufft ohn zweifel auffs ungewiß; das wird ihn nicht zum Ziele bringen; Markomir ſol gewiſſer lauffen/ ſo wird er dem Herkules vorkommẽ. Und ſchaͤtze dich nicht geringer/ mein Sohn/ als jenen Herkules; dann was bey den Sachſen Herku- les heiſſet/ das heiſſet bey den Sikambern Markomir. Mein Uhr Anherr der allererſte Koͤ- nig der Sikambrer fuͤhrete dieſen Nahmen/ und wahr des hochberuͤhmten Trojaners des Antenors Sohn/ welcher vor 673 Jahren den erſten Grund dieſes Reichs geleget hat/ uñ wir denſelben unter der Zahl unſer Goͤtter verehren. 216 Jahr nach ſeinem Tode herſche- te/ der Neunde in der Ordnung/ der Ander Markomir/ und zwar eben ſo viel Jahr lang als der erſte/ nehmlich XXIIX Jahr/ welchen wir als ein Wunder halten wegẽ ſeiner hoch- gelehrten Klugheit und Wiſſenſchafft in den freyen Kuͤnſten. Der dritte Markomir kam 335 Jahr nach ihm/ hat vor 97 Jahren das Reich angenommen/ und demſelben XXI Jahr lang uͤberaus loͤblich vorgeſtanden; maſſen die Franken unter ihm an Reichtuhm und Kraͤfften mehr zugenommen/ als unter keinem andern vor ihm; und da es den Goͤttern nit zuwider iſt/ gelebe ich der Hoffnung/ du werdeſt der Vierde Markomir von unſern Nach- kommen gezaͤhlet werden; Helffe der Himmel/ daß du nicht geringer noch unbenahmter werdeſt als der vorigen einer. Aber mein Sohn/ wollen wir in dieſer Hoffnung unbetrogẽ ſeyn/ muͤſſen wir in alle unſerm Vornehmen die Vernunfft vorne an ſetzen/ als eine voll- kommene Beherſcherin aller unſer Begierden; und wo wir uns in dieſem Stuͤk uͤberſe- hen/ wird die folgende Zeit uns entweder in das Buch der Vergeſſenheit/ oder (welches noch ſchlimmer) der Verachtung einſchreiben. Drumb ehe und bevor wir lauffen/ wollen wir uns zuvor des Weges erkundigen/ daß wir nicht nach Weſten zurennen/ wann wir ge- gen Oſten ſollen. Muß demnach ein getraͤuer und verſtaͤndiger Diener zu Padua verneh- men/ ob er daſelbſt/ unſer Wegweiſer zu ſeyn/ koͤnne geſchikt gemacht werden; ſonſten wo ich dich zeitiger lauffen lieſſe/ wuͤrde ich dich meinen einigen Sohn und gewiſſen Reichs- Erben ins Verderben jagen/ deſſen ich vor der gantzen Welt muͤſte verachtet/ und von al- len meinen Untertahnen verfluchet ſeyn. Wie aber/ mein Herr Vater/ ſagte Markomir/ wann mir der Herkules vorlieffe? So ruht ers durch der Goͤtter Willen und ihrer ſondeꝛ- lichen Schickung/ antwortete er/ denen wir durchaus nicht koͤnnen widerſtreben; Drum ſo du mich und dich/ ja wo du die koͤſtliche Welt Perle Frl. Valiſken recht und vernuͤnff- tig lie- Z z

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/399>, abgerufen am 25.05.2024.