Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
heit ein Ende machen/ wiewol ich keine Straffe sehe/ welche derselben gnug währe. Dieser
sperrete und sträubete sich sehr vor ihm auff dem Pferde/ fing an umb Gnade zubitten/ und
daß er sich mit viel tausend Kronen lösen wolte. Aber sein Verbrechen wahr zu groß/ und
Ladis[i]aen Zorn zu hefftig/ welcher ihn zu dem lohebrennenden Feur hinführete/ und ihn da
hinein warff/ da er mit erschreklichem brüllen und langwieriger Pein endlich seinen Geist
auffgab. Unterdessen hatten Markus und Gallus samt ihren Gehülffen die ädelleute in ein
Gedränge getrieben/ welche auff Ladislaen Ankunfft umb Gnade schrihen/ der ihnen stünd-
lich von ihren Pferden zusteigen befahl/ ließ sie mit ihren Zäumen binden/ und fragete nach/
wer unter ihnen der schelmischen Verrähterey beygewohnet hätte/ da er so mördlich über-
fallen währe? Deren funden sich nun noch neune in dieser Geselschaft/ und wurden ohn
weitere Urtel alsbald nidergehauen; die übrigen dreyzehn aber/ biß zu weiterer Verord-
nung gefangen behalten. So bald Valikules sahe/ daß die Gefahr vorbey war/ ritte er mit
Gallus hin zu der annoch gebundenen Frauen/ stieg vom Pferde und lösete ihr die Bande
auf; öfnete auch seinen Helm/ daß sie ihn unter dem Gesichte sehen kunte/ und sagete zu ihr:
Hochwerte Freundin/ ich bedanke mich gegen euch höchlich/ daß ihr euch/ wie ich merke/
des Gefangenen nach Vermögen angenommen. So gehet nun hin/ und saget ihm: Ein
unbekanter Freund/ den er sein lebelang nie gesehen/ aber wol von ihm mag gehöret haben/
lasse ihn erinnern/ sich von Vergiessung des unschuldigen Blutes zuenthalten/ und daß ich
umb Verzeihung bitte/ wegen meines schleunigen Abscheides; dann ich werde auf ein an-
dermahl mich ihm schon offenbahren. Die gute Frau fiel ihm zun Füssen/ und baht fleissig/
mit ihr auff das Schloß zu reiten; Er aber kehrete sich ferner nichts an sie/ stieg wieder zu
Pferde/ und rennete mit Gallus Spornstreichs davon/ höreten auch nicht auff zueilen/ biß
sie zu Korinth bey Fr. Euphrosynen anlangeten. Ladisla wuste noch nit/ was vor Leute ihn
gerettet hatten/ wiewol er nit anders meynete/ es wären Herkules und Fabius; so hatte Mar-
kus bißher seinen Helm noch nit auffgeschlagen/ sondern nach Vollendung dieses Streits/
stieg er ab vom Pferde/ taht seinen Helm hinweg/ und nachdem er ihm die Hand geküsset hatte/
sagte er: Gn. Herr/ heut habe ich den Tag meiner höchsten Glükseligkeit erlebet/ indem Eurer
Gn. angenehme dienste zuerzeigen ich gelegenheit gehabt. Ja mein lieber Markus/ antwor-
tete er; du hättest auch kein Augenblik länger außbleiben dürffen/ da mein Leben solte gerettet
seyn/ wirst dich auch zuversichern haben/ daß ich dir Zeit meines Lebens solches geniessen
lassen werde. Aber wo ist mein Herkules/ welcher durch seine Fäuste fast übermenschliche
Tahten gewirket hat? Von Herren Herkules/ sagte Markus/ ist mir nichts bewust; dieser
grefliche Held aber muß ja euer Gn. durch sonderliche schickung Gottes zugesand seyn/
wie gleichergestalt auch mir vor wenig Tagen/ wovon zur bessern Gelegenheit wird zu re-
den seyn. In dem sahe Ladisla die elende Frau dorther treten/ noch so voller Angst/ daß alle
ihre Gliedmassen zitterten/ hub sie vor sich auff sein Pferd/ und nam sie freundlich mit ei-
nem Kuß in die Arme/ zu ihr sagend: Herzgeliebete Freundin als Schwester/ die Götter
haben unsere Unschuld angesehen/ und nicht zugeben können/ daß wir als Ehebrecher und
Mörder verderben solten; gebet euch demnach zufrieden/ weil der alte Bluthund sein Le-
ben in eben demselben Feur schon geendet hat/ welches er euch hatte anzünden lassen; füh-
rete sie damit nach der Gutsche/ und setzete sie dahinein. Markus hatte seine Krieges- und

Schiff-

Anderes Buch.
heit ein Ende machen/ wiewol ich keine Straffe ſehe/ welche derſelben gnug waͤhre. Dieſer
ſperrete und ſtraͤubete ſich ſehr vor ihm auff dem Pferde/ fing an umb Gnade zubitten/ und
daß er ſich mit viel tauſend Kronen loͤſen wolte. Aber ſein Verbrechen wahr zu groß/ und
Ladiſ[i]aen Zorn zu hefftig/ welcher ihn zu dem lohebrennenden Feur hinfuͤhrete/ und ihn da
hinein warff/ da er mit erſchreklichem bruͤllen und langwieriger Pein endlich ſeinen Geiſt
auffgab. Unterdeſſen hatten Markus und Gallus ſamt ihren Gehuͤlffen die aͤdelleute in ein
Gedraͤnge getrieben/ welche auff Ladiſlaen Ankunfft umb Gnade ſchrihen/ deꝛ ihnen ſtuͤnd-
lich von ihren Pferden zuſteigen befahl/ ließ ſie mit ihren Zaͤumen binden/ uñ fragete nach/
wer unter ihnen der ſchelmiſchen Verraͤhterey beygewohnet haͤtte/ da er ſo moͤrdlich uͤber-
fallen waͤhre? Deren funden ſich nun noch neune in dieſer Geſelſchaft/ und wurden ohn
weitere Urtel alsbald nidergehauen; die uͤbrigen dreyzehn aber/ biß zu weiterer Verord-
nung gefangen behalten. So bald Valikules ſahe/ daß die Gefahr vorbey war/ ritte er mit
Gallus hin zu der annoch gebundenen Frauen/ ſtieg vom Pferde und loͤſete ihr die Bande
auf; oͤfnete auch ſeinen Helm/ daß ſie ihn unter dem Geſichte ſehen kunte/ und ſagete zu ihꝛ:
Hochwerte Freundin/ ich bedanke mich gegen euch hoͤchlich/ daß ihr euch/ wie ich merke/
des Gefangenen nach Vermoͤgen angenommen. So gehet nun hin/ und ſaget ihm: Ein
unbekanter Freund/ den er ſein lebelang nie geſehen/ aber wol von ihm mag gehoͤret haben/
laſſe ihn erinnern/ ſich von Vergieſſung des unſchuldigen Blutes zuenthalten/ und daß ich
umb Verzeihung bitte/ wegen meines ſchleunigen Abſcheides; dann ich werde auf ein an-
dermahl mich ihm ſchon offenbahren. Die gute Frau fiel ihm zun Fuͤſſen/ und baht fleiſſig/
mit ihr auff das Schloß zu reiten; Er aber kehrete ſich ferner nichts an ſie/ ſtieg wieder zu
Pferde/ und rennete mit Gallus Spornſtreichs davon/ hoͤreten auch nicht auff zueilen/ biß
ſie zu Korinth bey Fr. Euphroſynen anlangeten. Ladiſla wuſte noch nit/ was vor Leute ihn
gerettet hattẽ/ wiewol er nit anders meynete/ es waͤren Herkules uñ Fabius; ſo hatte Mar-
kus bißher ſeinen Helm noch nit auffgeſchlagen/ ſondern nach Vollendung dieſes Streits/
ſtieg er ab vom Pferde/ taht ſeinẽ Helm hinweg/ uñ nachdem eꝛ ihm die Hand gekuͤſſet hatte/
ſagte er: Gn. Herr/ heut habe ich den Tag meiner hoͤchſtẽ Gluͤkſeligkeit erlebet/ indem Eureꝛ
Gn. angenehme dienſte zuerzeigẽ ich gelegenheit gehabt. Ja mein lieber Markus/ antwor-
tete er; du haͤtteſt auch kein Augenblik laͤnger außbleibẽ duͤꝛffen/ da mein Leben ſolte gerettet
ſeyn/ wirſt dich auch zuverſichern haben/ daß ich dir Zeit meines Lebens ſolches genieſſen
laſſen werde. Aber wo iſt mein Herkules/ welcher durch ſeine Faͤuſte faſt uͤbermenſchliche
Tahten gewirket hat? Von Herren Herkules/ ſagte Markus/ iſt mir nichts bewuſt; dieſer
grefliche Held aber muß ja euer Gn. durch ſonderliche ſchickung Gottes zugeſand ſeyn/
wie gleichergeſtalt auch mir vor wenig Tagen/ wovon zur beſſern Gelegenheit wird zu re-
den ſeyn. In dem ſahe Ladiſla die elende Frau dorther treten/ noch ſo voller Angſt/ daß alle
ihre Gliedmaſſen zitterten/ hub ſie vor ſich auff ſein Pferd/ und nam ſie freundlich mit ei-
nem Kuß in die Arme/ zu ihr ſagend: Herzgeliebete Freundin als Schweſter/ die Goͤtter
haben unſere Unſchuld angeſehen/ und nicht zugeben koͤnnen/ daß wir als Ehebrecher und
Moͤrder verderben ſolten; gebet euch demnach zufrieden/ weil der alte Bluthund ſein Le-
ben in eben demſelben Feur ſchon geendet hat/ welches er euch hatte anzuͤnden laſſen; fuͤh-
rete ſie damit nach der Gutſche/ und ſetzete ſie dahinein. Markus hatte ſeine Krieges- und

Schiff-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0458" n="420"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
heit ein Ende machen/ wiewol ich keine Straffe &#x017F;ehe/ welche der&#x017F;elben gnug wa&#x0364;hre. Die&#x017F;er<lb/>
&#x017F;perrete und &#x017F;tra&#x0364;ubete &#x017F;ich &#x017F;ehr vor ihm auff dem Pferde/ fing an umb Gnade zubitten/ und<lb/>
daß er &#x017F;ich mit viel tau&#x017F;end Kronen lo&#x0364;&#x017F;en wolte. Aber &#x017F;ein Verbrechen wahr zu groß/ und<lb/>
Ladi&#x017F;<supplied>i</supplied>aen Zorn zu hefftig/ welcher ihn zu dem lohebrennenden Feur hinfu&#x0364;hrete/ und ihn da<lb/>
hinein warff/ da er mit er&#x017F;chreklichem bru&#x0364;llen und langwieriger Pein endlich &#x017F;einen Gei&#x017F;t<lb/>
auffgab. Unterde&#x017F;&#x017F;en hatten Markus und Gallus &#x017F;amt ihren Gehu&#x0364;lffen die a&#x0364;delleute in ein<lb/>
Gedra&#x0364;nge getrieben/ welche auff Ladi&#x017F;laen Ankunfft umb Gnade &#x017F;chrihen/ de&#xA75B; ihnen &#x017F;tu&#x0364;nd-<lb/>
lich von ihren Pferden zu&#x017F;teigen befahl/ ließ &#x017F;ie mit ihren Za&#x0364;umen binden/ un&#x0303; fragete nach/<lb/>
wer unter ihnen der &#x017F;chelmi&#x017F;chen Verra&#x0364;hterey beygewohnet ha&#x0364;tte/ da er &#x017F;o mo&#x0364;rdlich u&#x0364;ber-<lb/>
fallen wa&#x0364;hre? Deren funden &#x017F;ich nun noch neune in die&#x017F;er Ge&#x017F;el&#x017F;chaft/ und wurden ohn<lb/>
weitere Urtel alsbald nidergehauen; die u&#x0364;brigen dreyzehn aber/ biß zu weiterer Verord-<lb/>
nung gefangen behalten. So bald Valikules &#x017F;ahe/ daß die Gefahr vorbey war/ ritte er mit<lb/>
Gallus hin zu der annoch gebundenen Frauen/ &#x017F;tieg vom Pferde und lo&#x0364;&#x017F;ete ihr die Bande<lb/>
auf; o&#x0364;fnete auch &#x017F;einen Helm/ daß &#x017F;ie ihn unter dem Ge&#x017F;ichte &#x017F;ehen kunte/ und &#x017F;agete zu ih&#xA75B;:<lb/>
Hochwerte Freundin/ ich bedanke mich gegen euch ho&#x0364;chlich/ daß ihr euch/ wie ich merke/<lb/>
des Gefangenen nach Vermo&#x0364;gen angenommen. So gehet nun hin/ und &#x017F;aget ihm: Ein<lb/>
unbekanter Freund/ den er &#x017F;ein lebelang nie ge&#x017F;ehen/ aber wol von ihm mag geho&#x0364;ret haben/<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e ihn erinnern/ &#x017F;ich von Vergie&#x017F;&#x017F;ung des un&#x017F;chuldigen Blutes zuenthalten/ und daß ich<lb/>
umb Verzeihung bitte/ wegen meines &#x017F;chleunigen Ab&#x017F;cheides; dann ich werde auf ein an-<lb/>
dermahl mich ihm &#x017F;chon offenbahren. Die gute Frau fiel ihm zun Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und baht flei&#x017F;&#x017F;ig/<lb/>
mit ihr auff das Schloß zu reiten; Er aber kehrete &#x017F;ich ferner nichts an &#x017F;ie/ &#x017F;tieg wieder zu<lb/>
Pferde/ und rennete mit Gallus Sporn&#x017F;treichs davon/ ho&#x0364;reten auch nicht auff zueilen/ biß<lb/>
&#x017F;ie zu Korinth bey Fr. Euphro&#x017F;ynen anlangeten. Ladi&#x017F;la wu&#x017F;te noch nit/ was vor Leute ihn<lb/>
gerettet hatte&#x0303;/ wiewol er nit anders meynete/ es wa&#x0364;ren Herkules un&#x0303; Fabius; &#x017F;o hatte Mar-<lb/>
kus bißher &#x017F;einen Helm noch nit auffge&#x017F;chlagen/ &#x017F;ondern nach Vollendung die&#x017F;es Streits/<lb/>
&#x017F;tieg er ab vom Pferde/ taht &#x017F;eine&#x0303; Helm hinweg/ un&#x0303; nachdem e&#xA75B; ihm die Hand geku&#x0364;&#x017F;&#x017F;et hatte/<lb/>
&#x017F;agte er: Gn. Herr/ heut habe ich den Tag meiner ho&#x0364;ch&#x017F;te&#x0303; Glu&#x0364;k&#x017F;eligkeit erlebet/ indem Eure&#xA75B;<lb/>
Gn. angenehme dien&#x017F;te zuerzeige&#x0303; ich gelegenheit gehabt. Ja mein lieber Markus/ antwor-<lb/>
tete er; du ha&#x0364;tte&#x017F;t auch kein Augenblik la&#x0364;nger außbleibe&#x0303; du&#x0364;&#xA75B;ffen/ da mein Leben &#x017F;olte gerettet<lb/>
&#x017F;eyn/ wir&#x017F;t dich auch zuver&#x017F;ichern haben/ daß ich dir Zeit meines Lebens &#x017F;olches genie&#x017F;&#x017F;en<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en werde. Aber wo i&#x017F;t mein Herkules/ welcher durch &#x017F;eine Fa&#x0364;u&#x017F;te fa&#x017F;t u&#x0364;bermen&#x017F;chliche<lb/>
Tahten gewirket hat? Von Herren Herkules/ &#x017F;agte Markus/ i&#x017F;t mir nichts bewu&#x017F;t; die&#x017F;er<lb/>
grefliche Held aber muß ja euer Gn. durch &#x017F;onderliche &#x017F;chickung Gottes zuge&#x017F;and &#x017F;eyn/<lb/>
wie gleicherge&#x017F;talt auch mir vor wenig Tagen/ wovon zur be&#x017F;&#x017F;ern Gelegenheit wird zu re-<lb/>
den &#x017F;eyn. In dem &#x017F;ahe Ladi&#x017F;la die elende Frau dorther treten/ noch &#x017F;o voller Ang&#x017F;t/ daß alle<lb/>
ihre Gliedma&#x017F;&#x017F;en zitterten/ hub &#x017F;ie vor &#x017F;ich auff &#x017F;ein Pferd/ und nam &#x017F;ie freundlich mit ei-<lb/>
nem Kuß in die Arme/ zu ihr &#x017F;agend: Herzgeliebete Freundin als Schwe&#x017F;ter/ die Go&#x0364;tter<lb/>
haben un&#x017F;ere Un&#x017F;chuld ange&#x017F;ehen/ und nicht zugeben ko&#x0364;nnen/ daß wir als Ehebrecher und<lb/>
Mo&#x0364;rder verderben &#x017F;olten; gebet euch demnach zufrieden/ weil der alte Bluthund &#x017F;ein Le-<lb/>
ben in eben dem&#x017F;elben Feur &#x017F;chon geendet hat/ welches er euch hatte anzu&#x0364;nden la&#x017F;&#x017F;en; fu&#x0364;h-<lb/>
rete &#x017F;ie damit nach der Gut&#x017F;che/ und &#x017F;etzete &#x017F;ie dahinein. Markus hatte &#x017F;eine Krieges- und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schiff-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[420/0458] Anderes Buch. heit ein Ende machen/ wiewol ich keine Straffe ſehe/ welche derſelben gnug waͤhre. Dieſer ſperrete und ſtraͤubete ſich ſehr vor ihm auff dem Pferde/ fing an umb Gnade zubitten/ und daß er ſich mit viel tauſend Kronen loͤſen wolte. Aber ſein Verbrechen wahr zu groß/ und Ladiſiaen Zorn zu hefftig/ welcher ihn zu dem lohebrennenden Feur hinfuͤhrete/ und ihn da hinein warff/ da er mit erſchreklichem bruͤllen und langwieriger Pein endlich ſeinen Geiſt auffgab. Unterdeſſen hatten Markus und Gallus ſamt ihren Gehuͤlffen die aͤdelleute in ein Gedraͤnge getrieben/ welche auff Ladiſlaen Ankunfft umb Gnade ſchrihen/ deꝛ ihnen ſtuͤnd- lich von ihren Pferden zuſteigen befahl/ ließ ſie mit ihren Zaͤumen binden/ uñ fragete nach/ wer unter ihnen der ſchelmiſchen Verraͤhterey beygewohnet haͤtte/ da er ſo moͤrdlich uͤber- fallen waͤhre? Deren funden ſich nun noch neune in dieſer Geſelſchaft/ und wurden ohn weitere Urtel alsbald nidergehauen; die uͤbrigen dreyzehn aber/ biß zu weiterer Verord- nung gefangen behalten. So bald Valikules ſahe/ daß die Gefahr vorbey war/ ritte er mit Gallus hin zu der annoch gebundenen Frauen/ ſtieg vom Pferde und loͤſete ihr die Bande auf; oͤfnete auch ſeinen Helm/ daß ſie ihn unter dem Geſichte ſehen kunte/ und ſagete zu ihꝛ: Hochwerte Freundin/ ich bedanke mich gegen euch hoͤchlich/ daß ihr euch/ wie ich merke/ des Gefangenen nach Vermoͤgen angenommen. So gehet nun hin/ und ſaget ihm: Ein unbekanter Freund/ den er ſein lebelang nie geſehen/ aber wol von ihm mag gehoͤret haben/ laſſe ihn erinnern/ ſich von Vergieſſung des unſchuldigen Blutes zuenthalten/ und daß ich umb Verzeihung bitte/ wegen meines ſchleunigen Abſcheides; dann ich werde auf ein an- dermahl mich ihm ſchon offenbahren. Die gute Frau fiel ihm zun Fuͤſſen/ und baht fleiſſig/ mit ihr auff das Schloß zu reiten; Er aber kehrete ſich ferner nichts an ſie/ ſtieg wieder zu Pferde/ und rennete mit Gallus Spornſtreichs davon/ hoͤreten auch nicht auff zueilen/ biß ſie zu Korinth bey Fr. Euphroſynen anlangeten. Ladiſla wuſte noch nit/ was vor Leute ihn gerettet hattẽ/ wiewol er nit anders meynete/ es waͤren Herkules uñ Fabius; ſo hatte Mar- kus bißher ſeinen Helm noch nit auffgeſchlagen/ ſondern nach Vollendung dieſes Streits/ ſtieg er ab vom Pferde/ taht ſeinẽ Helm hinweg/ uñ nachdem eꝛ ihm die Hand gekuͤſſet hatte/ ſagte er: Gn. Herr/ heut habe ich den Tag meiner hoͤchſtẽ Gluͤkſeligkeit erlebet/ indem Eureꝛ Gn. angenehme dienſte zuerzeigẽ ich gelegenheit gehabt. Ja mein lieber Markus/ antwor- tete er; du haͤtteſt auch kein Augenblik laͤnger außbleibẽ duͤꝛffen/ da mein Leben ſolte gerettet ſeyn/ wirſt dich auch zuverſichern haben/ daß ich dir Zeit meines Lebens ſolches genieſſen laſſen werde. Aber wo iſt mein Herkules/ welcher durch ſeine Faͤuſte faſt uͤbermenſchliche Tahten gewirket hat? Von Herren Herkules/ ſagte Markus/ iſt mir nichts bewuſt; dieſer grefliche Held aber muß ja euer Gn. durch ſonderliche ſchickung Gottes zugeſand ſeyn/ wie gleichergeſtalt auch mir vor wenig Tagen/ wovon zur beſſern Gelegenheit wird zu re- den ſeyn. In dem ſahe Ladiſla die elende Frau dorther treten/ noch ſo voller Angſt/ daß alle ihre Gliedmaſſen zitterten/ hub ſie vor ſich auff ſein Pferd/ und nam ſie freundlich mit ei- nem Kuß in die Arme/ zu ihr ſagend: Herzgeliebete Freundin als Schweſter/ die Goͤtter haben unſere Unſchuld angeſehen/ und nicht zugeben koͤnnen/ daß wir als Ehebrecher und Moͤrder verderben ſolten; gebet euch demnach zufrieden/ weil der alte Bluthund ſein Le- ben in eben demſelben Feur ſchon geendet hat/ welches er euch hatte anzuͤnden laſſen; fuͤh- rete ſie damit nach der Gutſche/ und ſetzete ſie dahinein. Markus hatte ſeine Krieges- und Schiff-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/458
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/458>, abgerufen am 17.06.2024.