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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
mit meinem Unglük ein Mitleiden getragen/ welches sie auch bewogen hat/ daß sie anfangs
mich in meiner Gefängniß gespeiset und getränket/ darinnen ich sonst hätte müssen Hun-
gers und Durstes sterben; nachgehends sich bemühet/ mich loßzumachen/ welches ihr
mißlungen. Damit ihr aber auch euer Verbrechen wisset/ so bedenket/ wie Römische Käy-
serl. Hocheit es empfinden werde/ daß ihr mich einen Römischen gevollmächtigten Ge-
santen dergestalt zum Tode begleitet/ und an meinem Verderben euch erlustiget habet.
Zwar ich hätte Recht und Macht genug euch alle mit einander durch schändlichen Tod
hinzurichten/ aber daß nicht eure Anverwanten sich zubeschweren haben/ ich verfahre nach
meinem eigenen Willen und angemasseter Rache/ so haltet euch fertig/ morgendes Tages
zu Schiffe zutreten/ daß ihr vor Käyserl. Hocheit erscheinet/ umb daselbst eures Tuhns
Rechenschafft zugeben; und dafern euch eine geringere Straffe auffgeleget wird/ als daß
ihr alle zum Tode verurteilet/ und eure liegende und fahrende Güter der Käyserl. Kammer
zugesprochen werden/ so wil ich meinen Kopff verlohren haben. Wolte nu einer oder ander
diese meine Rede vor ein Schreckwerk halten/ so sehet da meine Römische schrifftliche Voll-
macht/ und schicket euch/ dasselbe auszustehen/ wz ihr verdienet habet/ welches auch an der
schon abgeschlachteten ihren hinterbliebenen sol ausgeführet werden. Als die Gefangenen sol-
ches höreten/ und seinen schriftlichen Beweißtuhm sahen/ erschraken sie über alle masse/ hätten
auch gerne alsbald eine Abbitte getahn/ wann nit Ladisla mit der Frauen gleich währe davon
gangen; liessen doch durch einen Kriegsknecht/ der sie bewachete/ um gnädige Verhörung
untertähnig anhalten; worauff sie wieder zu ihnen gingen/ und fing der Vornehmste unter
den Gefangenen also an: Durchleuchtiger Gnädiger Herr; wir können nit umbhin/ zube-
kennen/ daß an eure Gn. wir uns sehr grob und hart versündiget haben/ indem wir nicht
allein in die/ ihrer Gn. angelegete Unbilligkeit gehehlet/ sondern überdas diesem unrecht-
mässigen gottlosen Gerichte beyzuwohnen/ uns gelüsten lassen. Nun sind aber dessen die
Götter unsere Zeugen/ daß vor erst uns allerdinge unwissend gewesen/ daß eure Gn. ein
Römischer Ritter; vielmehr/ daß sie ein gewaltiger Gesanter Ihrer Römischen Käyserl.
Hocheit ist/ sondern man hat uns dieselbe als einen fremden Umbschweiffenden vorgemah-
let/ von dessen Stand und Wesen niemand einige Kundschafft hätte. Doch sey diesem
wie ihm wolle/ wir hätten billich beffer nachfragen sollen/ und wird dahero unsere Unwis-
senheit uns nicht entschuldigen/ sondern unsere einige Zuflucht ist zu eurer Gn. Barm-
herzigkeit und Güte/ wie auch zu unser höchst geehrten Fr. Wasen und Schwägerin wol-
gelittener kräfftigen Vorbitte und Sanfftmuht/ untertähnig und wehmütig bittend und
flehend/ uns diesen groben Fehler zuverzeihen und es vor Römische Käyserl. Hocheit nicht
gelangen zulassen; dagegen erbieten wir uns/ so viel unsere Güter vermögen/ Abtrag zu-
machen/ und unsere Sünde zu büssen/ auch hernähft ihnen mit Gut und Blut stets ver-
bunden zu seyn. Ladisla wahr sehr ernsthafftig; es wolte in so beschaffenen Sachen sich nit
also lassen durch die Finger sehen/ das Verbrechen währe zu grob und übermacht/ müsten
demnach in Hafft verbleiben/ biß ers mit seinem Mit-Gesanten Herrn Fabius würde in
Bedacht gezogen haben. Diese wusten nun/ wie scharff derselbe mit Charidemus verfah-
ren/ daher sie sich eines gleichen befürchteten/ tahten deswegen einen wehmühtigen Fuß-
fal/ und daß nach seiner Gn. er selbst mit ihnen handeln möchte. Weil dann Ladisla ihre

ernst-

Anderes Buch.
mit meinem Ungluͤk ein Mitleiden getragen/ welches ſie auch bewogen hat/ daß ſie anfangs
mich in meiner Gefaͤngniß geſpeiſet und getraͤnket/ darinnen ich ſonſt haͤtte muͤſſen Hun-
gers und Durſtes ſterben; nachgehends ſich bemuͤhet/ mich loßzumachen/ welches ihr
mißlungen. Damit ihr aber auch euer Verbrechen wiſſet/ ſo bedenket/ wie Roͤmiſche Kaͤy-
ſerl. Hocheit es empfinden werde/ daß ihr mich einen Roͤmiſchen gevollmaͤchtigten Ge-
ſanten dergeſtalt zum Tode begleitet/ und an meinem Verderben euch erluſtiget habet.
Zwar ich haͤtte Recht und Macht genug euch alle mit einander durch ſchaͤndlichen Tod
hinzurichten/ aber daß nicht eure Anverwanten ſich zubeſchweren haben/ ich verfahre nach
meinem eigenen Willen und angemaſſeter Rache/ ſo haltet euch fertig/ morgendes Tages
zu Schiffe zutreten/ daß ihr vor Kaͤyſerl. Hocheit erſcheinet/ umb daſelbſt eures Tuhns
Rechenſchafft zugeben; und dafern euch eine geringere Straffe auffgeleget wird/ als daß
ihr alle zum Tode verurteilet/ und eure liegende und fahrende Guͤter der Kaͤyſerl. Kam̃er
zugeſprochen werden/ ſo wil ich meinen Kopff verlohren haben. Wolte nu einer oder ander
dieſe meine Rede vor ein Schreckwerk haltẽ/ ſo ſehet da meine Roͤmiſche ſchrifftliche Voll-
macht/ und ſchicket euch/ daſſelbe auszuſtehen/ wz ihr verdienet habet/ welches auch an der
ſchon abgeſchlachteten ihren hinterbliebenẽ ſol ausgefuͤhret werdẽ. Als die Gefangenẽ ſol-
ches hoͤreten/ uñ ſeinen ſchriftlichen Beweißtuhm ſahen/ eꝛſchraken ſie uͤbeꝛ alle maſſe/ haͤttẽ
auch gerne alsbald eine Abbitte getahn/ wañ nit Ladiſla mit der Frauẽ gleich waͤhre davon
gangen; lieſſen doch durch einen Kriegsknecht/ der ſie bewachete/ um gnaͤdige Verhoͤrung
untertaͤhnig anhalten; worauff ſie wieder zu ihnen gingen/ und fing der Vornehmſte unter
den Gefangenen alſo an: Durchleuchtiger Gnaͤdiger Herr; wir koͤnnen nit umbhin/ zube-
kennen/ daß an eure Gn. wir uns ſehr grob und hart verſuͤndiget haben/ indem wir nicht
allein in die/ ihrer Gn. angelegete Unbilligkeit gehehlet/ ſondern uͤberdas dieſem unrecht-
maͤſſigen gottloſen Gerichte beyzuwohnen/ uns geluͤſten laſſen. Nun ſind aber deſſen die
Goͤtter unſere Zeugen/ daß vor erſt uns allerdinge unwiſſend geweſen/ daß eure Gn. ein
Roͤmiſcher Ritter; vielmehr/ daß ſie ein gewaltiger Geſanter Ihrer Roͤmiſchen Kaͤyſerl.
Hocheit iſt/ ſondern man hat uns dieſelbe als einen fremden Umbſchweiffendẽ vorgemah-
let/ von deſſen Stand und Weſen niemand einige Kundſchafft haͤtte. Doch ſey dieſem
wie ihm wolle/ wir haͤtten billich beffer nachfragen ſollen/ und wird dahero unſere Unwiſ-
ſenheit uns nicht entſchuldigen/ ſondern unſere einige Zuflucht iſt zu eurer Gn. Barm-
herzigkeit und Guͤte/ wie auch zu unſer hoͤchſt geehrten Fr. Waſen und Schwaͤgerin wol-
gelittener kraͤfftigen Vorbitte und Sanfftmuht/ untertaͤhnig und wehmuͤtig bittend und
flehend/ uns dieſen groben Fehler zuverzeihen und es vor Roͤmiſche Kaͤyſerl. Hocheit nicht
gelangen zulaſſen; dagegen erbieten wir uns/ ſo viel unſere Guͤter vermoͤgen/ Abtrag zu-
machen/ und unſere Suͤnde zu buͤſſen/ auch hernaͤhft ihnen mit Gut und Blut ſtets ver-
bunden zu ſeyn. Ladiſla wahr ſehr ernſthafftig; es wolte in ſo beſchaffenen Sachen ſich nit
alſo laſſen durch die Finger ſehen/ das Verbrechen waͤhre zu grob und uͤbermacht/ muͤſten
demnach in Hafft verbleiben/ biß ers mit ſeinem Mit-Geſanten Herrn Fabius wuͤrde in
Bedacht gezogen haben. Dieſe wuſten nun/ wie ſcharff derſelbe mit Charidemus verfah-
ren/ daher ſie ſich eines gleichen befuͤrchteten/ tahten deswegen einen wehmuͤhtigen Fuß-
fal/ und daß nach ſeiner Gn. er ſelbſt mit ihnen handeln moͤchte. Weil dann Ladiſla ihre

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/461>, abgerufen am 17.06.2024.