Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Anderes Buch.
Stad-Verweser meiner Römischen Legion/ zur bezeugung meiner Dankbarkeit/ und sol-
len eure Bestallungs-Gelder von der Zeit angehen/ da von Käyserl. Hocheit sie mir ge-
schenket worden. Dieser hohen Gunst hätte sich Klodius zu ihm nicht versehen/ stund auf/
und bedankete sich der grossen Ehre gar demühtig/ deren er sich unwirdig erkennete/ auch
keines weges verdienet hätte; wolte doch Zeit seines Lebens sich gegen ihn nach äusserstem
vermögen dienstwillig und Gehorsam erzeigen. Nach solchem kehrete sich Ladisla zu Fr.
Agatha/ und brachte vor/ er währe noch wol eingedenk der grossen Woltaht und Freund-
schafft welche sie ihm Zeit seiner Gefängnis erzeiget/ und sich darüber in die höchste lebens
Gefahr/ ja beynahe in das Feur gestürzet/ nur daß sie ihn/ einen wild-fremden Unbekan-
ten erretten/ und loßmachen möchte; er hätte sich müssen als ein Hund Speisen lassen/
mit gefesselten Händen auff dem Rücken die ganze Zeit über/ ja des Durstes hätte er in
der ersten Nacht müssen verschmachten/ wann ihre Vorsorge Barmherzigkeit und La-
bung es nicht verhütet; also befunde er sich dermassen ihr verbunden/ daß er Zeit seines
Lebens gnug zuvergelten hätte; erböte sich demnach mit alle seinem Vermögen zu ihrer
Freundschafft und wilfährigkeit/ dessen zur Anzeige wolte er vor erst einen geringen Be-
weißtuhm ablegen; Ließ ihr hierauff ein Lädichen mit Kleinoten angefüllet/ auf 20000 Kro-
nen wert/ und zwölff Beutel mit 80000 Kronen baar auff einen Neben Tisch hinstellen/
welches anzunehmen sie sich hefftig wegerte/ vorgebend/ was sie etwa Zeit seiner Gefäng-
niß getahn/ hätte die Billigkeit selbst erfodert/ nach dem sie von Kleanders Leibdiener seiner
Unschuld bericht eingenommen; solten aber ihre geringe Dienste ja einiger Belohnung wert
seyn/ währe es schon tausendfach vergolten/ in dem bloß allein durch seine Hülffe und schuz
sie nicht allein Erbin aller Kleandrischen Güter bliebe/ sondern ihr über das von den Wit-
tiben und ädelleuten so trefliche Geschenke eingereichet währen/ daß sie sich unter die reiche-
sten Frauen Griech enlandes wol zählen dürffte; bähte demnach untertähnig/ ihre Gn.
möchten dieses gar zu grosse Geschenk wieder zu sich nehmen; es währe gar zu schwer Kost-
geld vor die kleinen Bißlein/ welche sie ihm durch das enge Loch zugeworffen. Ladisla sage-
te: Er wolte nicht hoffen/ daß sie die erste seyn wolte/ die seinen guten Willen ausschlüge/
und dürffte sie sich nicht besorgen/ daß seine Güter wegen dieses schlechten Geschenkes groß
gemindert würden. Er hätte aber in einem Stük sie hochbeleidiget und beraubet/ dessen er
sich wol erinnerte/ bähte demnach/ ihm zugönnen/ daß ers wi[e]der gut machen und ersetzen
möchte. Fr. Agatha wuste von keiner Beleidigung oder Beraubung/ meinete/ es währe
im Scherze geredet/ und gab zur antwort: Ja wann ihre Gn. sie beraubet hätte/ welches
sie doch nit hoffete geschehen seyn/ währe es zumahl billich/ daß ihr solches wieder zugestellet
würde/ damit sie nicht Ursach hätte/ sich dessen vor Käyserl. Hocheit höchst zubeklagen. Des-
sen sol es nicht bedürffen/ sagete er; bähte nur/ ihrer Erklärung eingedenk zu seyn/ und rede-
te sie weiter also an: Vielwerte/ in ehrer herzgeliebte Freundin als Schwester/ daß durch
Auffopfferung des boßhafften Kleanders ich ihr ihren Ehegatten geraubet/ und sie in den
leidigen Witwenstand gesetzet/ wird sie nicht leugnen können. Nun ist alhie gegenwärtig
der ädle und veste Römische Ritter und ädelmann Klodius/ bestalter Obrister Statver-
weser über eine Legion/ und anjetzo mein Schiffhauptmann und lieber Freund/ der seinen
Ritter- und Adelstand wol zubehäupten weiß; da ich nun bey meiner geliebeten Freundin

ein

Anderes Buch.
Stad-Verweſer meiner Roͤmiſchen Legion/ zur bezeugung meiner Dankbarkeit/ und ſol-
len eure Beſtallungs-Gelder von der Zeit angehen/ da von Kaͤyſerl. Hocheit ſie mir ge-
ſchenket worden. Dieſer hohen Gunſt haͤtte ſich Klodius zu ihm nicht verſehen/ ſtund auf/
und bedankete ſich der groſſen Ehre gar demuͤhtig/ deren er ſich unwirdig erkennete/ auch
keines weges verdienet haͤtte; wolte doch Zeit ſeines Lebens ſich gegen ihn nach aͤuſſerſtem
vermoͤgen dienſtwillig und Gehorſam erzeigen. Nach ſolchem kehrete ſich Ladiſla zu Fr.
Agatha/ und brachte vor/ er waͤhre noch wol eingedenk der groſſen Woltaht und Freund-
ſchafft welche ſie ihm Zeit ſeiner Gefaͤngnis erzeiget/ und ſich daruͤber in die hoͤchſte lebens
Gefahr/ ja beynahe in das Feur geſtuͤrzet/ nur daß ſie ihn/ einen wild-fremden Unbekan-
ten erretten/ und loßmachen moͤchte; er haͤtte ſich muͤſſen als ein Hund Speiſen laſſen/
mit gefeſſelten Haͤnden auff dem Ruͤcken die ganze Zeit uͤber/ ja des Durſtes haͤtte er in
der erſten Nacht muͤſſen verſchmachten/ wann ihre Vorſorge Barmherzigkeit und La-
bung es nicht verhuͤtet; alſo befunde er ſich dermaſſen ihr verbunden/ daß er Zeit ſeines
Lebens gnug zuvergelten haͤtte; erboͤte ſich demnach mit alle ſeinem Vermoͤgen zu ihrer
Freundſchafft und wilfaͤhrigkeit/ deſſen zur Anzeige wolte er vor erſt einen geringen Be-
weißtuhm ablegẽ; Ließ ihr hierauff ein Laͤdichen mit Kleinoten angefuͤllet/ auf 20000 Kro-
nen wert/ und zwoͤlff Beutel mit 80000 Kronen baar auff einen Neben Tiſch hinſtellen/
welches anzunehmen ſie ſich hefftig wegerte/ vorgebend/ was ſie etwa Zeit ſeiner Gefaͤng-
niß getahn/ haͤtte die Billigkeit ſelbſt erfodert/ nach dem ſie von Kleanders Leibdiener ſeiner
Unſchuld bericht eingenom̃en; ſolten aber ihre geringe Dienſte ja einiger Belohnung wert
ſeyn/ waͤhre es ſchon tauſendfach vergolten/ in dem bloß allein durch ſeine Huͤlffe und ſchuz
ſie nicht allein Erbin aller Kleandriſchen Guͤter bliebe/ ſondern ihr uͤber das von den Wit-
tiben uñ aͤdelleuten ſo trefliche Geſchenke eingereichet waͤhren/ daß ſie ſich unter die reiche-
ſten Frauen Griech enlandes wol zaͤhlen duͤrffte; baͤhte demnach untertaͤhnig/ ihre Gn.
moͤchten dieſes gar zu groſſe Geſchenk wiedeꝛ zu ſich nehmen; es waͤhre gar zu ſchweꝛ Koſt-
geld vor die kleinen Bißlein/ welche ſie ihm durch das enge Loch zugeworffen. Ladiſla ſage-
te: Er wolte nicht hoffen/ daß ſie die erſte ſeyn wolte/ die ſeinen guten Willen ausſchluͤge/
uñ duͤrffte ſie ſich nicht beſorgen/ daß ſeine Guͤter wegen dieſes ſchlechten Geſchenkes groß
gemindert wuͤrden. Er haͤtte aber in einem Stuͤk ſie hochbeleidiget und beraubet/ deſſen er
ſich wol erinnerte/ baͤhte demnach/ ihm zugoͤnnen/ daß ers wi[e]der gut machen und erſetzen
moͤchte. Fr. Agatha wuſte von keiner Beleidigung oder Beraubung/ meinete/ es waͤhre
im Scherze geredet/ und gab zur antwort: Ja wann ihre Gn. ſie beraubet haͤtte/ welches
ſie doch nit hoffete geſchehen ſeyn/ waͤhre es zumahl billich/ daß ihr ſolches wieder zugeſtellet
wuͤrde/ damit ſie nicht Urſach haͤtte/ ſich deſſen voꝛ Kaͤyſerl. Hocheit hoͤchſt zubeklagen. Deſ-
ſen ſol es nicht beduͤrffen/ ſagete er; baͤhte nur/ ihrer Erklaͤrung eingedenk zu ſeyn/ und rede-
te ſie weiter alſo an: Vielwerte/ in ehrer herzgeliebte Freundin als Schweſter/ daß durch
Auffopfferung des boßhafften Kleanders ich ihr ihren Ehegatten geraubet/ und ſie in den
leidigen Witwenſtand geſetzet/ wird ſie nicht leugnen koͤnnen. Nun iſt alhie gegenwaͤrtig
der aͤdle und veſte Roͤmiſche Ritter und aͤdelmann Klodius/ beſtalter Obriſter Statver-
weſer uͤber eine Legion/ und anjetzo mein Schiffhauptmann und lieber Freund/ der ſeinen
Ritter- und Adelſtand wol zubehaͤupten weiß; da ich nun bey meiner geliebeten Freundin

ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0476" n="438"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anderes Buch.</hi></fw><lb/>
Stad-Verwe&#x017F;er meiner Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Legion/ zur bezeugung meiner Dankbarkeit/ und &#x017F;ol-<lb/>
len eure Be&#x017F;tallungs-Gelder von der Zeit angehen/ da von Ka&#x0364;y&#x017F;erl. Hocheit &#x017F;ie mir ge-<lb/>
&#x017F;chenket worden. Die&#x017F;er hohen Gun&#x017F;t ha&#x0364;tte &#x017F;ich Klodius zu ihm nicht ver&#x017F;ehen/ &#x017F;tund auf/<lb/>
und bedankete &#x017F;ich der gro&#x017F;&#x017F;en Ehre gar demu&#x0364;htig/ deren er &#x017F;ich unwirdig erkennete/ auch<lb/>
keines weges verdienet ha&#x0364;tte; wolte doch Zeit &#x017F;eines Lebens &#x017F;ich gegen ihn nach a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;tem<lb/>
vermo&#x0364;gen dien&#x017F;twillig und Gehor&#x017F;am erzeigen. Nach &#x017F;olchem kehrete &#x017F;ich Ladi&#x017F;la zu Fr.<lb/>
Agatha/ und brachte vor/ er wa&#x0364;hre noch wol eingedenk der gro&#x017F;&#x017F;en Woltaht und Freund-<lb/>
&#x017F;chafft welche &#x017F;ie ihm Zeit &#x017F;einer Gefa&#x0364;ngnis erzeiget/ und &#x017F;ich daru&#x0364;ber in die ho&#x0364;ch&#x017F;te lebens<lb/>
Gefahr/ ja beynahe in das Feur ge&#x017F;tu&#x0364;rzet/ nur daß &#x017F;ie ihn/ einen wild-fremden Unbekan-<lb/>
ten erretten/ und loßmachen mo&#x0364;chte; er ha&#x0364;tte &#x017F;ich mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en als ein Hund Spei&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
mit gefe&#x017F;&#x017F;elten Ha&#x0364;nden auff dem Ru&#x0364;cken die ganze Zeit u&#x0364;ber/ ja des Dur&#x017F;tes ha&#x0364;tte er in<lb/>
der er&#x017F;ten Nacht mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;chmachten/ wann ihre Vor&#x017F;orge Barmherzigkeit und La-<lb/>
bung es nicht verhu&#x0364;tet; al&#x017F;o befunde er &#x017F;ich derma&#x017F;&#x017F;en ihr verbunden/ daß er Zeit &#x017F;eines<lb/>
Lebens gnug zuvergelten ha&#x0364;tte; erbo&#x0364;te &#x017F;ich demnach mit alle &#x017F;einem Vermo&#x0364;gen zu ihrer<lb/>
Freund&#x017F;chafft und wilfa&#x0364;hrigkeit/ de&#x017F;&#x017F;en zur Anzeige wolte er vor er&#x017F;t einen geringen Be-<lb/>
weißtuhm ablege&#x0303;; Ließ ihr hierauff ein La&#x0364;dichen mit Kleinoten angefu&#x0364;llet/ auf 20000 Kro-<lb/>
nen wert/ und zwo&#x0364;lff Beutel mit 80000 Kronen baar auff einen Neben Ti&#x017F;ch hin&#x017F;tellen/<lb/>
welches anzunehmen &#x017F;ie &#x017F;ich hefftig wegerte/ vorgebend/ was &#x017F;ie etwa Zeit &#x017F;einer Gefa&#x0364;ng-<lb/>
niß getahn/ ha&#x0364;tte die Billigkeit &#x017F;elb&#x017F;t erfodert/ nach dem &#x017F;ie von Kleanders Leibdiener &#x017F;einer<lb/>
Un&#x017F;chuld bericht eingenom&#x0303;en; &#x017F;olten aber ihre geringe Dien&#x017F;te ja einiger Belohnung wert<lb/>
&#x017F;eyn/ wa&#x0364;hre es &#x017F;chon tau&#x017F;endfach vergolten/ in dem bloß allein durch &#x017F;eine Hu&#x0364;lffe und &#x017F;chuz<lb/>
&#x017F;ie nicht allein Erbin aller Kleandri&#x017F;chen Gu&#x0364;ter bliebe/ &#x017F;ondern ihr u&#x0364;ber das von den Wit-<lb/>
tiben un&#x0303; a&#x0364;delleuten <choice><sic>&#x017F;d</sic><corr>&#x017F;o</corr></choice> trefliche Ge&#x017F;chenke eingereichet wa&#x0364;hren/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich unter die reiche-<lb/>
&#x017F;ten Frauen Griech enlandes wol za&#x0364;hlen du&#x0364;rffte; ba&#x0364;hte demnach unterta&#x0364;hnig/ ihre Gn.<lb/>
mo&#x0364;chten die&#x017F;es gar zu gro&#x017F;&#x017F;e Ge&#x017F;chenk wiede&#xA75B; zu &#x017F;ich nehmen; es wa&#x0364;hre gar zu &#x017F;chwe&#xA75B; Ko&#x017F;t-<lb/>
geld vor die kleinen Bißlein/ welche &#x017F;ie ihm durch das enge Loch zugeworffen. Ladi&#x017F;la &#x017F;age-<lb/>
te: Er wolte nicht hoffen/ daß &#x017F;ie die er&#x017F;te &#x017F;eyn wolte/ die &#x017F;einen guten Willen aus&#x017F;chlu&#x0364;ge/<lb/>
un&#x0303; du&#x0364;rffte &#x017F;ie &#x017F;ich nicht be&#x017F;orgen/ daß &#x017F;eine Gu&#x0364;ter wegen die&#x017F;es &#x017F;chlechten Ge&#x017F;chenkes groß<lb/>
gemindert wu&#x0364;rden. Er ha&#x0364;tte aber in einem Stu&#x0364;k &#x017F;ie hochbeleidiget und beraubet/ de&#x017F;&#x017F;en er<lb/>
&#x017F;ich wol erinnerte/ ba&#x0364;hte demnach/ ihm zugo&#x0364;nnen/ daß ers wi<supplied>e</supplied>der gut machen und er&#x017F;etzen<lb/>
mo&#x0364;chte. Fr. Agatha wu&#x017F;te von keiner Beleidigung oder Beraubung/ meinete/ es wa&#x0364;hre<lb/>
im Scherze geredet/ und gab zur antwort: Ja wann ihre Gn. &#x017F;ie beraubet ha&#x0364;tte/ welches<lb/>
&#x017F;ie doch nit hoffete ge&#x017F;chehen &#x017F;eyn/ wa&#x0364;hre es zumahl billich/ daß ihr &#x017F;olches wieder zuge&#x017F;tellet<lb/>
wu&#x0364;rde/ damit &#x017F;ie nicht Ur&#x017F;ach ha&#x0364;tte/ &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en vo&#xA75B; Ka&#x0364;y&#x017F;erl. Hocheit ho&#x0364;ch&#x017F;t zubeklagen. De&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ol es nicht bedu&#x0364;rffen/ &#x017F;agete er; ba&#x0364;hte nur/ ihrer Erkla&#x0364;rung eingedenk zu &#x017F;eyn/ und rede-<lb/>
te &#x017F;ie weiter al&#x017F;o an: Vielwerte/ in ehrer herzgeliebte Freundin als Schwe&#x017F;ter/ daß durch<lb/>
Auffopfferung des boßhafften Kleanders ich ihr ihren Ehegatten geraubet/ und &#x017F;ie in den<lb/>
leidigen Witwen&#x017F;tand ge&#x017F;etzet/ wird &#x017F;ie nicht leugnen ko&#x0364;nnen. Nun i&#x017F;t alhie gegenwa&#x0364;rtig<lb/>
der a&#x0364;dle und ve&#x017F;te Ro&#x0364;mi&#x017F;che Ritter und a&#x0364;delmann Klodius/ be&#x017F;talter Obri&#x017F;ter Statver-<lb/>
we&#x017F;er u&#x0364;ber eine Legion/ und anjetzo mein Schiffhauptmann und lieber Freund/ der &#x017F;einen<lb/>
Ritter- und Adel&#x017F;tand wol zubeha&#x0364;upten weiß; da ich nun bey meiner geliebeten Freundin<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[438/0476] Anderes Buch. Stad-Verweſer meiner Roͤmiſchen Legion/ zur bezeugung meiner Dankbarkeit/ und ſol- len eure Beſtallungs-Gelder von der Zeit angehen/ da von Kaͤyſerl. Hocheit ſie mir ge- ſchenket worden. Dieſer hohen Gunſt haͤtte ſich Klodius zu ihm nicht verſehen/ ſtund auf/ und bedankete ſich der groſſen Ehre gar demuͤhtig/ deren er ſich unwirdig erkennete/ auch keines weges verdienet haͤtte; wolte doch Zeit ſeines Lebens ſich gegen ihn nach aͤuſſerſtem vermoͤgen dienſtwillig und Gehorſam erzeigen. Nach ſolchem kehrete ſich Ladiſla zu Fr. Agatha/ und brachte vor/ er waͤhre noch wol eingedenk der groſſen Woltaht und Freund- ſchafft welche ſie ihm Zeit ſeiner Gefaͤngnis erzeiget/ und ſich daruͤber in die hoͤchſte lebens Gefahr/ ja beynahe in das Feur geſtuͤrzet/ nur daß ſie ihn/ einen wild-fremden Unbekan- ten erretten/ und loßmachen moͤchte; er haͤtte ſich muͤſſen als ein Hund Speiſen laſſen/ mit gefeſſelten Haͤnden auff dem Ruͤcken die ganze Zeit uͤber/ ja des Durſtes haͤtte er in der erſten Nacht muͤſſen verſchmachten/ wann ihre Vorſorge Barmherzigkeit und La- bung es nicht verhuͤtet; alſo befunde er ſich dermaſſen ihr verbunden/ daß er Zeit ſeines Lebens gnug zuvergelten haͤtte; erboͤte ſich demnach mit alle ſeinem Vermoͤgen zu ihrer Freundſchafft und wilfaͤhrigkeit/ deſſen zur Anzeige wolte er vor erſt einen geringen Be- weißtuhm ablegẽ; Ließ ihr hierauff ein Laͤdichen mit Kleinoten angefuͤllet/ auf 20000 Kro- nen wert/ und zwoͤlff Beutel mit 80000 Kronen baar auff einen Neben Tiſch hinſtellen/ welches anzunehmen ſie ſich hefftig wegerte/ vorgebend/ was ſie etwa Zeit ſeiner Gefaͤng- niß getahn/ haͤtte die Billigkeit ſelbſt erfodert/ nach dem ſie von Kleanders Leibdiener ſeiner Unſchuld bericht eingenom̃en; ſolten aber ihre geringe Dienſte ja einiger Belohnung wert ſeyn/ waͤhre es ſchon tauſendfach vergolten/ in dem bloß allein durch ſeine Huͤlffe und ſchuz ſie nicht allein Erbin aller Kleandriſchen Guͤter bliebe/ ſondern ihr uͤber das von den Wit- tiben uñ aͤdelleuten ſo trefliche Geſchenke eingereichet waͤhren/ daß ſie ſich unter die reiche- ſten Frauen Griech enlandes wol zaͤhlen duͤrffte; baͤhte demnach untertaͤhnig/ ihre Gn. moͤchten dieſes gar zu groſſe Geſchenk wiedeꝛ zu ſich nehmen; es waͤhre gar zu ſchweꝛ Koſt- geld vor die kleinen Bißlein/ welche ſie ihm durch das enge Loch zugeworffen. Ladiſla ſage- te: Er wolte nicht hoffen/ daß ſie die erſte ſeyn wolte/ die ſeinen guten Willen ausſchluͤge/ uñ duͤrffte ſie ſich nicht beſorgen/ daß ſeine Guͤter wegen dieſes ſchlechten Geſchenkes groß gemindert wuͤrden. Er haͤtte aber in einem Stuͤk ſie hochbeleidiget und beraubet/ deſſen er ſich wol erinnerte/ baͤhte demnach/ ihm zugoͤnnen/ daß ers wieder gut machen und erſetzen moͤchte. Fr. Agatha wuſte von keiner Beleidigung oder Beraubung/ meinete/ es waͤhre im Scherze geredet/ und gab zur antwort: Ja wann ihre Gn. ſie beraubet haͤtte/ welches ſie doch nit hoffete geſchehen ſeyn/ waͤhre es zumahl billich/ daß ihr ſolches wieder zugeſtellet wuͤrde/ damit ſie nicht Urſach haͤtte/ ſich deſſen voꝛ Kaͤyſerl. Hocheit hoͤchſt zubeklagen. Deſ- ſen ſol es nicht beduͤrffen/ ſagete er; baͤhte nur/ ihrer Erklaͤrung eingedenk zu ſeyn/ und rede- te ſie weiter alſo an: Vielwerte/ in ehrer herzgeliebte Freundin als Schweſter/ daß durch Auffopfferung des boßhafften Kleanders ich ihr ihren Ehegatten geraubet/ und ſie in den leidigen Witwenſtand geſetzet/ wird ſie nicht leugnen koͤnnen. Nun iſt alhie gegenwaͤrtig der aͤdle und veſte Roͤmiſche Ritter und aͤdelmann Klodius/ beſtalter Obriſter Statver- weſer uͤber eine Legion/ und anjetzo mein Schiffhauptmann und lieber Freund/ der ſeinen Ritter- und Adelſtand wol zubehaͤupten weiß; da ich nun bey meiner geliebeten Freundin ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/476
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/476>, abgerufen am 17.06.2024.