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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Anderes Buch.
ein glüklicher Werbesmann seyn könte/ daß sie denselben vor ihren Bräutigam und künf-
tigen Ehejunker auff und annehmen wolte/ würde mir dadurch Gelegenheit an die hand
gegeben/ es weiter zuverschulden; steckete ihr damit einen sehr köstlichen Ring an den Fin-
ger/ und sagete: Diesen überreiche ich meiner Freundin im Nahmen und von wegen Rit-
ter Klodius/ hoffe sie werde ihn zubehalten ihr gefallen lassen können. Die gute Frau wahr
dieses unvermuhtlichen Anmuhtens wegen sehr bestürzet/ daß ihr das Geblüt unter die
Augen schoß/ durfte sich doch nicht wegern den Ring zunehmen; stund eine zeitlang ohn
Antwort und sahe ihre Wase an/ nicht zweiffelnd/ sie würde dieses Anschlages nicht allein
gute Wissenschafft tragen/ sondern es wol selbst also gefidert haben/ und zürnet fast sehr/ daß
sie ihr den geringesten Wink nicht davon gegeben hätte; insonderheit schämete sie sich/ daß
ihre scherzhaffte Antwort ihr als eine Anfoderung hierzu/ kunte ausgedeutet werden; end-
lich erhohlete sie sich/ und gab diese Antwort: Durchleuchtigster Gn. Herr; wie hoch eu-
re Gn. sich meiner angenommen/ ist allen gegenwärtigen kündiger/ als daß es weitläufti-
ger Wiederhohlung bedürfte; bitte untertähnig/ dieselbe wollen in dieser hohen gewogen-
heit gegen mich/ allemahl verbleiben/ deren als gehorsame Dienerin ich in ehren allemahl
verbunden bin; was die erwähnete Heyraht betrifft/ wil euer Gn. ich untertähnig ant-
worten/ nachdem mit meiner geliebten Wasen mich dessen werde beredet haben; bitte die-
sen geringen Verzug nicht ungnädig auffzunehmen/ noch meine vorige/ aus unwissenheit
getahne Scherz-Foderung mir ungleich auszulegen. Frau Euphrosyne fiel ihr in die rede;
sie wüste hierin nichts mit ihr zubereden/ weil sie ihren freyen Willen hätte/ sie auch nicht
zweifelte/ ihres Gn. Herrn Vorschlag ihr nicht zuwieder seyn würde; überdas erkennete
sie Herrn Klodius vor einen redlichen auffrichtigen Ritter/ der ihrer wolwirdig/ ihr auch
als ein geträuer Ehegemahl allezeit gebührlich begegnen würde. Wann ich dann/ sagte sie/
aus allen ümständen vermerke/ daß ihr nicht aus Unwillen/ sondern schamhalber eure Ant-
wort hinterhaltet/ wil ichs an eure Stat herzlich gerne verrichten; bedanke mich demnach
gegen eure Gn. Herr Ladisla/ untertähnig/ daß dieselbe meine geliebete Wase so wol verse-
hen/ die Heyraht mit Ritter Klodius selbst vortragen/ und die beyden Befoderer der ge-
schehenen Rettung miteinander verehelichen wil; jedoch/ weil mich deucht/ meine Wase
möchte ihres Freyers worte gerne selber hören/ wil ich fernere Antwort biß dahin auffschie-
ben. Klodius und Agatha sassen beyde gleich bestürzet/ und fing diese an; Fr. Wase/ ich hät-
te mich solcher Beschimpffung zu euch nicht versehen/ da ihr mich durch eure Reden in die-
se Verwirrung stürzet/ daß ich weder zuschweigen noch zuantworten weiß; und was mag
dieser Ritter (auff Klodius zeigend) gedenken/ daß ich ihn zureden auffmahnen solte? Hof-
fe demnach/ diese Hoch-Fürstl. und Ritterliche Geselschafft/ werde es euren kurzweiligen
Auffzügen zuschreiben. Ladisla mengete sich mit ein/ und sagete zu Fr. Euphrosynen: Ge-
wißlich hat meine Freundin nicht unbillich Ritters Klodius eigene Worte ausgefodert/
welche ihm auch vorzutragen wol anstehen wird; jedoch/ daß Fr. Agatha ihr hernach ge-
fallen lasse/ selbst zuantworten/ damit sie (sagete er mit einem Lachen) nicht ursach habe/ ih-
re Fr. Wase zubeschuldigen/ als hätte sie zuviel oder zu wenig versprochen. Klodius ließ
sich hierauff bald finden/ und fing also an: Durchleuchtigster Gn. Herr/ daß eure Gn. ihr
meine Wolfahrt so hoch lässet angelegen seyn/ daß die Frucht ihrer Gefängniß zu meinem

Nutzen

Anderes Buch.
ein gluͤklicher Werbesmann ſeyn koͤnte/ daß ſie denſelben vor ihren Braͤutigam und kuͤnf-
tigen Ehejunker auff und annehmen wolte/ wuͤrde mir dadurch Gelegenheit an die hand
gegeben/ es weiter zuverſchulden; ſteckete ihr damit einen ſehr koͤſtlichen Ring an den Fin-
ger/ und ſagete: Dieſen uͤbeꝛreiche ich meiner Freundin im Nahmen und von wegen Rit-
ter Klodius/ hoffe ſie werde ihn zubehalten ihr gefallen laſſen koͤnnen. Die gute Frau wahr
dieſes unvermuhtlichen Anmuhtens wegen ſehr beſtuͤrzet/ daß ihr das Gebluͤt unter die
Augen ſchoß/ durfte ſich doch nicht wegern den Ring zunehmen; ſtund eine zeitlang ohn
Antwort und ſahe ihre Waſe an/ nicht zweiffelnd/ ſie wuͤrde dieſes Anſchlages nicht allein
gute Wiſſenſchafft tragen/ ſondern es wol ſelbſt alſo gefidert haben/ uñ zuͤrnet faſt ſehr/ daß
ſie ihr den geringeſten Wink nicht davon gegeben haͤtte; inſonderheit ſchaͤmete ſie ſich/ daß
ihre ſcherzhaffte Antwort ihr als eine Anfoderung hierzu/ kunte ausgedeutet werden; end-
lich erhohlete ſie ſich/ und gab dieſe Antwort: Durchleuchtigſter Gn. Herꝛ; wie hoch eu-
re Gn. ſich meiner angenommen/ iſt allen gegenwaͤrtigen kuͤndiger/ als daß es weitlaͤufti-
ger Wiederhohlung beduͤrfte; bitte untertaͤhnig/ dieſelbe wollen in dieſer hohen gewogen-
heit gegen mich/ allemahl verbleiben/ deren als gehorſame Dienerin ich in ehren allemahl
verbunden bin; was die erwaͤhnete Heyraht betrifft/ wil euer Gn. ich untertaͤhnig ant-
worten/ nachdem mit meiner geliebten Waſen mich deſſen werde beredet haben; bitte die-
ſen geringen Verzug nicht ungnaͤdig auffzunehmen/ noch meine vorige/ aus unwiſſenheit
getahne Scherz-Foderung mir ungleich auszulegen. Frau Euphroſyne fiel ihꝛ in die rede;
ſie wuͤſte hierin nichts mit ihr zubereden/ weil ſie ihren freyen Willen haͤtte/ ſie auch nicht
zweifelte/ ihres Gn. Herꝛn Vorſchlag ihr nicht zuwieder ſeyn wuͤrde; uͤberdas erkennete
ſie Herꝛn Klodius vor einen redlichen auffrichtigen Ritter/ der ihrer wolwirdig/ ihr auch
als ein getraͤuer Ehegemahl allezeit gebuͤhrlich begegnen wuͤrde. Wann ich dann/ ſagte ſie/
aus allen uͤmſtaͤnden vermerke/ daß ihr nicht aus Unwillen/ ſondern ſchamhalber eure Ant-
wort hinterhaltet/ wil ichs an eure Stat herzlich gerne verrichten; bedanke mich demnach
gegen eure Gn. Herꝛ Ladiſla/ untertaͤhnig/ daß dieſelbe meine geliebete Waſe ſo wol verſe-
hen/ die Heyraht mit Ritter Klodius ſelbſt vortragen/ und die beyden Befoderer der ge-
ſchehenen Rettung miteinander verehelichen wil; jedoch/ weil mich deucht/ meine Waſe
moͤchte ihres Freyers worte gerne ſelbeꝛ hoͤren/ wil ich fernere Antwort biß dahin auffſchie-
ben. Klodius und Agatha ſaſſen beyde gleich beſtuͤrzet/ uñ fing dieſe an; Fr. Waſe/ ich haͤt-
te mich ſolcher Beſchimpffung zu euch nicht verſehen/ da ihꝛ mich durch eure Reden in die-
ſe Verwirrung ſtuͤrzet/ daß ich weder zuſchweigen noch zuantworten weiß; und was mag
dieſer Ritter (auff Klodius zeigend) gedenken/ daß ich ihn zureden auffmahnen ſolte? Hof-
fe demnach/ dieſe Hoch-Fuͤrſtl. und Ritterliche Geſelſchafft/ werde es euren kurzweiligen
Auffzuͤgen zuſchreiben. Ladiſla mengete ſich mit ein/ und ſagete zu Fr. Euphroſynen: Ge-
wißlich hat meine Freundin nicht unbillich Ritters Klodius eigene Worte ausgefodert/
welche ihm auch vorzutragen wol anſtehen wird; jedoch/ daß Fr. Agatha ihr hernach ge-
fallen laſſe/ ſelbſt zuantworten/ damit ſie (ſagete er mit einem Lachen) nicht urſach habe/ ih-
re Fr. Waſe zubeſchuldigen/ als haͤtte ſie zuviel oder zu wenig verſprochen. Klodius ließ
ſich hierauff bald finden/ und fing alſo an: Durchleuchtigſter Gn. Herꝛ/ daß eure Gn. ihr
meine Wolfahrt ſo hoch laͤſſet angelegen ſeyn/ daß die Frucht ihrer Gefaͤngniß zu meinem

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[439/0477] Anderes Buch. ein gluͤklicher Werbesmann ſeyn koͤnte/ daß ſie denſelben vor ihren Braͤutigam und kuͤnf- tigen Ehejunker auff und annehmen wolte/ wuͤrde mir dadurch Gelegenheit an die hand gegeben/ es weiter zuverſchulden; ſteckete ihr damit einen ſehr koͤſtlichen Ring an den Fin- ger/ und ſagete: Dieſen uͤbeꝛreiche ich meiner Freundin im Nahmen und von wegen Rit- ter Klodius/ hoffe ſie werde ihn zubehalten ihr gefallen laſſen koͤnnen. Die gute Frau wahr dieſes unvermuhtlichen Anmuhtens wegen ſehr beſtuͤrzet/ daß ihr das Gebluͤt unter die Augen ſchoß/ durfte ſich doch nicht wegern den Ring zunehmen; ſtund eine zeitlang ohn Antwort und ſahe ihre Waſe an/ nicht zweiffelnd/ ſie wuͤrde dieſes Anſchlages nicht allein gute Wiſſenſchafft tragen/ ſondern es wol ſelbſt alſo gefidert haben/ uñ zuͤrnet faſt ſehr/ daß ſie ihr den geringeſten Wink nicht davon gegeben haͤtte; inſonderheit ſchaͤmete ſie ſich/ daß ihre ſcherzhaffte Antwort ihr als eine Anfoderung hierzu/ kunte ausgedeutet werden; end- lich erhohlete ſie ſich/ und gab dieſe Antwort: Durchleuchtigſter Gn. Herꝛ; wie hoch eu- re Gn. ſich meiner angenommen/ iſt allen gegenwaͤrtigen kuͤndiger/ als daß es weitlaͤufti- ger Wiederhohlung beduͤrfte; bitte untertaͤhnig/ dieſelbe wollen in dieſer hohen gewogen- heit gegen mich/ allemahl verbleiben/ deren als gehorſame Dienerin ich in ehren allemahl verbunden bin; was die erwaͤhnete Heyraht betrifft/ wil euer Gn. ich untertaͤhnig ant- worten/ nachdem mit meiner geliebten Waſen mich deſſen werde beredet haben; bitte die- ſen geringen Verzug nicht ungnaͤdig auffzunehmen/ noch meine vorige/ aus unwiſſenheit getahne Scherz-Foderung mir ungleich auszulegen. Frau Euphroſyne fiel ihꝛ in die rede; ſie wuͤſte hierin nichts mit ihr zubereden/ weil ſie ihren freyen Willen haͤtte/ ſie auch nicht zweifelte/ ihres Gn. Herꝛn Vorſchlag ihr nicht zuwieder ſeyn wuͤrde; uͤberdas erkennete ſie Herꝛn Klodius vor einen redlichen auffrichtigen Ritter/ der ihrer wolwirdig/ ihr auch als ein getraͤuer Ehegemahl allezeit gebuͤhrlich begegnen wuͤrde. Wann ich dann/ ſagte ſie/ aus allen uͤmſtaͤnden vermerke/ daß ihr nicht aus Unwillen/ ſondern ſchamhalber eure Ant- wort hinterhaltet/ wil ichs an eure Stat herzlich gerne verrichten; bedanke mich demnach gegen eure Gn. Herꝛ Ladiſla/ untertaͤhnig/ daß dieſelbe meine geliebete Waſe ſo wol verſe- hen/ die Heyraht mit Ritter Klodius ſelbſt vortragen/ und die beyden Befoderer der ge- ſchehenen Rettung miteinander verehelichen wil; jedoch/ weil mich deucht/ meine Waſe moͤchte ihres Freyers worte gerne ſelbeꝛ hoͤren/ wil ich fernere Antwort biß dahin auffſchie- ben. Klodius und Agatha ſaſſen beyde gleich beſtuͤrzet/ uñ fing dieſe an; Fr. Waſe/ ich haͤt- te mich ſolcher Beſchimpffung zu euch nicht verſehen/ da ihꝛ mich durch eure Reden in die- ſe Verwirrung ſtuͤrzet/ daß ich weder zuſchweigen noch zuantworten weiß; und was mag dieſer Ritter (auff Klodius zeigend) gedenken/ daß ich ihn zureden auffmahnen ſolte? Hof- fe demnach/ dieſe Hoch-Fuͤrſtl. und Ritterliche Geſelſchafft/ werde es euren kurzweiligen Auffzuͤgen zuſchreiben. Ladiſla mengete ſich mit ein/ und ſagete zu Fr. Euphroſynen: Ge- wißlich hat meine Freundin nicht unbillich Ritters Klodius eigene Worte ausgefodert/ welche ihm auch vorzutragen wol anſtehen wird; jedoch/ daß Fr. Agatha ihr hernach ge- fallen laſſe/ ſelbſt zuantworten/ damit ſie (ſagete er mit einem Lachen) nicht urſach habe/ ih- re Fr. Waſe zubeſchuldigen/ als haͤtte ſie zuviel oder zu wenig verſprochen. Klodius ließ ſich hierauff bald finden/ und fing alſo an: Durchleuchtigſter Gn. Herꝛ/ daß eure Gn. ihr meine Wolfahrt ſo hoch laͤſſet angelegen ſeyn/ daß die Frucht ihrer Gefaͤngniß zu meinem Nutzen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/477>, abgerufen am 17.06.2024.